430 Deutsch
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In diesem Artikel wird der Tempus-Modus-Gebrauch in indirekter Redewiedergabe im Niederdeutschen im Vergleich mit dem Hochdeutschen, Englischen und Norwegischen untersucht. Die hochdeutsche Standardsprache verfügt über eine voll ausgebaute Indikativ-Konjunktiv-Unterscheidung, wobei eine der Funktionen des Konjunktivs in der Markierung indirekter Rede besteht. Viele andere germanische Sprachen, hier vertreten durch das Englische und Norwegische, kennen keine vergleichbare Konjunktivkategorie (mehr). Indirekte Rede steht dort im Indikativ, wobei häufig das Phänomen der Tempusverschiebung zu beobachten ist. Das nördliche Niederdeutsche kennt ebenfalls keine distinkten Konjunktivformen, womit sich die Frage stellt, ob auch die Redewiedergabe wie in den anderen konjunktivlosen Sprachen funktioniert. Der vorliegende Beitrag geht dieser Frage im Rahmen einer empirischen Untersuchung nach. Als Datengrundlage dienen nordniederdeutsche Radionachrichten. Es zeigt sich, dass die Verteilung von Präsens und Präteritum in den niederdeutschen Radiodaten weiter ausfällt als in den konjunktivlosen Vergleichssprachen: Das Präsens tritt, wie im Hochdeutschen, auch dort auf, wo im Englischen und Norwegischen mit einer Verschiebung zum Präteritum zu rechnen wäre. Und für das Präteritum ergibt sich eine reportiv-konjunktivische Verwendung, die keine Entsprechung im Englischen oder Norwegischen hat.