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Der deutschen Muttersprachen
(2023)
Sprache im Gepäck. Von den vielfältigen Dialekten der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion
(2021)
Im Gepäck der etwa 2,5 Millionen der in den letzten rund dreißig Jahren in die Bundesrepublik eingewanderten (Spät-)Aussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion befand sich ein großes immaterielles Erbe. Dieses war nicht auf alle gleichermaßen verteilt, bei dem einen mehr, bei der anderen weniger spürbar und ist immer weniger geworden. Es handelt sich dabei um die mitgebrachten »russlanddeutschen« Dialekte. Was sind das für Dialekte und wer spricht sie noch?
In der vorliegenden Studie steht die itzgründische Dialektlandschaft innerhalb der ehemaligen Grenzgebiete in Thüringen und Bayern im Fokus. Auf Basis des „integrierenden Ansatzes“ werden Real-Time-Daten und Apparent-Time-Daten miteinander kombiniert und die Frage geklärt, ob an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze eine neue Dialektgrenze entstanden ist. In diesem Zusammenhang wird sowohl die Wahrnehmung als auch die Kompetenz der Grenzbewohner untersucht. So ist es möglich, die objektive, dialektgeografische Struktur (mittels Variablenanalyse) und die subjektive, wahrnehmungsdialektologische Struktur (mittels Hörerurteilstests) darzustellen.
Das „Lautdenkmal reichsdeutscher Mundarten zur Zeit Adolf Hitlers“ ist eine Sammlung von 300 Dialektaufnahmen aus Deutschland sowie weiteren 100 Aufnahmen aus Österreich, die, initiiert vom Reichsbund deutscher Beamter, in den Jahren 1936 bis 1938 erhoben wurden. In der aktuellen Forschung ist noch nicht geklärt, ob die Sprecher in den Aufnahmen frei sprechen durften oder eher auf Basis eines vorbereiteten bzw. von den Initiatoren vorgegebenen Skripts agierten. Ziel des vorliegenden Beitrages ist es dementsprechend, die sprachlichen und inhaltlichen Besonderheiten in zwei Aufnahmen aus Bayern und Schleswig-Holstein herauszuarbeiten und damit die Frage nach einer thematischen Steuerung zu beantworten.
Seit 30 Jahren besteht die Mauer als physische Grenze zwischen den ehemaligen beiden deutschen Staaten nicht mehr. Aus linguistischer Perspektive kann von einer „sprachlichen Vereinigung“ ausgegangen werden, jedoch scheint sich die Mauer mental und sprachlich als diskursive MauerindenKöpfen festgesetzt zu haben. Mittels der draw-a-map-Methode und der Priming-Methode der kognitiven Psychologie wird im vorliegenden Beitrag untersucht, ob sich eine solche Mauer auch in den Köpfen jünge-rer Personen finden lässt, die sozialisiert wurden, als die beiden deutschen Staaten nicht mehr existierten. Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass sich Unterschiede unter den Priming-Bedingungen bzgl. der Sprechproben, der Herkunft der Proband/-innen und den Variablen Verortung, Benennung und Assoziation finden lassen
Bisherige Studien zur gegenwärtigen Sprachsituation im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet haben vor allem den Basisdialekt im bayrisch-thüringischen Grenzgebiet fokussiert. Die Regionalsprache, die laienlinguistische Wahrnehmung sowie die nördlich gelegenen Grenzgebiete wurden eher stiefmütterlich behandelt. In diesem Beitrag steht eine Untersuchung im Mittelpunkt der Betrachtung, die im Rahmen meines laufenden Promotionsprojekts durchgeführt wurde und sich dem genannten Desiderat annimmt. Der Fokus des Beitrags richtet sich auf ausgewählte Ergebnisse der Draw-a-Map-Task, die aufzeigen, wie die dort lebenden Personen den ehemaligen deutsch-deutschen Grenzraum strukturieren und wahrnehmen (bspw. welche Dialekträume werden im Grenzgebiet unterschieden und welchen Konzepten unterliegen sie). Hierbei steht insbesondere die Veränderlichkeit des Konzepts der „Mauer in den Köpfen“ im Vordergrund.
Die sprachliche Situation im Kanton Graubünden, wo eine Vielzahl von italienischen, romanischen und deutschen Varietäten in lang andauerndem Kontakt stehen, ist bisher nur wenig beschrieben, eine wahrnehmungslinguistische Untersuchung steht noch ganz aus. Ausgehend von der Annahme, dass Salienz abhängig vom eigenen sprachlichen System und vom Sprecherwissen ist, wurde ein Experiment konzipiert, bei dem Hörer aus Graubünden und Zürich Aufnahmen aus drei Bündner Orten, in denen Rätoromanisch und Deutsch in unterschiedlichen Kontaktverhältnissen stehen, hören und kommentieren sollten. Dabei konnte gezeigt werden, dass Bündner aufgrund ihres Sprecherwissens über die Variation in Graubünden andere Merkmale wahrgenommen und die Aufnahmen anders charakterisiert haben als Zürcher.