430 Deutsch
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (10)
- Article (2)
- Other (2)
- Book (1)
Keywords
- Kasus (15) (remove)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (3)
- Zweitveröffentlichung (3)
- Postprint (1)
Reviewstate
Publisher
- Institut für Deutsche Sprache (6)
- de Gruyter (2)
- Benjamins (1)
- Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (1)
- Schwann (1)
- Slezská Univerzita v Opavě (1)
- Stauffenburg (1)
- Synchron (1)
Sprachentwicklungstest zum Kasus bei bilingualen Vorschulkindern: Sprachstand Deutsch (KT-DEU)
(2020)
Eine am Gebrauch orientierte Sprachbeschreibung ist auch in der Grammatik mit sprachlicher Variation und mit Veränderungen des Gebrauchs konfrontiert. Anhand dreier Beispiele aus dem zentralen Bereich der deutschen Grammatik soll gezeigt werden, dass sich in der Variation, die man dort beobachtet, eine funktionale Nutzung des vorhandenen Inventars darstellt. Diese funktionale Nutzung ist dadurch gekennzeichnet, dass seltenere und daher synchron auffälligere Konstruktionen für spezifische Funktionen genutzt werden. Der Genitiv ist tatsächlich aus formalen Gründen seiner Morphologie auffällig. Er ist nicht vom Dativ unterschieden beim Femininum, doppelt markiert bei den starken Maskulina und Neutra und nur beschränkt bildbar im Plural. Diese Eigenheiten beschränken seine Nutzung als normaler Kasus. Gerade aber die auffällige Markierung mit dem Element {-(e)s} hat dazu geführt, dass der Genitiv nun zur Anzeige genereller Abhängigkeit genutzt wird, und zwar als Genitivattribut wie als unmarkierte Form bei einer Gruppe von Präpositionen (wie ‚dank‘, ‚trotz‘, ‚wegen‘, ‚entlang‘ usw.). Beim zweiten Fall, dem Verhältnis von starken und schwachen Verben, zeigt sich, dass der Übergang von der starken zur schwachen Flexion, die erkennbar den Normalfall im morphologischen System darstellt, gerade häufige und in ihrer Bedeutung grundlegende Verben (wie ‚geben‘, ‚nehmen‘ usw.) nicht betrifft, so dass die starke Flexion als Markierung für solch einen zentralen Status gelten kann. Der dritte Punkt hängt damit zusammen: das Ausgreifen der ‚würde‘-Form als Konjunktiv II (auch bei gut markierten starken Verben) ist so im größeren Zusammenhang der Nutzung von Klammerformen zu sehen.
Gegenstand der Untersuchung sind semantisch irrelevante Rektionsschwankungen bei entlehnten, sekundären und primären Präpositionen, wobei auch Bildungen berücksichtigt werden, die nur gelegentlich eine präpositionale Funktion ausüben. Ein Überblick über die Normvorgaben zeigt, dass Rektionsschwankungen bei entlehnten Präpositionen weitgehend und bei sekundären Präpositionen selten erlaubt sind, bei primären Präpositionen gänzlich unbeachtet bleiben.
Die Normvorgaben, soweit vorhanden, werden dem realen Sprachgebrauch gegenübergestellt. Als Korpus dienen Belege aus Cosmas II (pressesprachliche Texte) und aus dem Internet. Besonderes Augenmerk wird auf Normverletzungen gerichtet: sekundäre Genitiv-Präpositionen mit regelwidriger Dativrektion (z. B. hinsichtlich), sekundäre Dativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z. B. gegenüber), sekundäre Akkusativ-Präpositionen mit regelwidriger Genitiv- und Dativrektion (z. B. betreffend), primäre Präpositionen mit regelwidriger Genitivrektion (z. B. seit). Es zeigt sich insgesamt, dass fast alle etablierten Präpositionen mit regelwidrigem Kasus auftreten. Auch nicht-etablierte Präpositionen kommen sehr häufig mit einem Kasus vor, der nicht den etymologischen Strukturverhältnissen entspricht. Derartige Rektionsschwankungen, die sich vor allem aus dem Zusammenwirken von Grammatikalisierungs- und Analogieprozessen erklären lassen, erscheinen somit als Regel- und nicht als Ausnahmefall.
Eine statistische Untersuchung pressesprachlicher Texte zeigt exemplarisch anhand von 19 Präpositionen, dass die Prozentsätze normwidriger Kasusbelege jedoch zumeist gering sind. Insgesamt wird ersichtlich, dass im präpositionalen System des Deutschen - überraschenderweise - der Genitiv auf Kosten des Dativs an Boden gewinnt.
The paper gives an analysis of productively occurring dative constructions in German, attempting to unify what are known traditionally as Double Object and Experiencer Datives. The datives in question - cipients as we call them - are argued to be licensed under two conditions: One, predicates licensing cipients project a theme and a location argument internally; two, interpretation of the predication as a whole involves reference to two dissociated temporal intervals, or more generally, indexical truth intervals. It is argued that the location argument is needed because it provides the variable that is bound by the cipient argument - the variable in question ranges over superlocations of the location argument referent. Reference to two truth intervals is forced because interpreting the cipient structure involves evaluation of two propositional meanings that would contradict each other in a single context. The first propositional meaning is embedded in the predicate; it encodes that something is at a certain location (in quality space). The second propositional meaning is projected as a presupposition that corresponds just to the negation of the first one. The cipient, functioning as the logical subject of the construction, accommodates this second presuppositional meaning; this makes the construction as a whole interpretable. The analysis applies uniformly to what appear to be the two major contexts licensing cipients: ‘eventive’ and ‘foo-comparative’ predications, thereby accounting for some striking parallels between them.