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In unserem Beitrag skizzieren wir im Rahmen des Verhältnisses von Sprache, Interaktion und Raum die Umrisse eines raumbasierten Konzeptes sozialer Positionierung. Zunächst stellen wir aktuelle Entwicklungen der linguistischen Interaktionsraumforschung vor, wobei wir eine grundlegende Differenzierung hinsichtlich der Relevantsetzung des Raums konstatieren: Raum wird zum einen als im Interaktionsprozess von den Beteiligten aktiv hervorgebrachte Größe konzeptualisiert, zum anderen wird Raum als interaktive Ressource entworfen, auf die in der Interaktion zurückgegriffen werden kann.
Mit den Begriffen „Interaktionsarchitektur“, „Sozialtopographie“ und „Interaktionsraum“ skizzieren wir im Anschluss die basale konzeptionelle Trias, die unserem interaktionslinguistischen Verständnis zugrunde liegt. Dabei kommt es uns besonders auf die Verdeutlichung der unterschiedlichen analytischen Implikationen der Konzepte für die Analyse multimodal konstituierter Interaktion an.
Im empirischen Teil werden unsere Konzepte an einem kurzen Ausschnitt aus einem Alpha-Gottesdienst verdeutlicht, bei dem vor den Augen der Gemeinde ein Wechsel im Kirchenvorstand vollzogen und inszeniert wird. Diese Analyse erfolgt im Hinblick auf die Entwicklung der Grundzüge eines nichtmetaphorisch, sondern wörtlich, d. h. raumbasiert, verstandenen Konzeptes sozialer Positionierung.
Der Aufsatz ist ein empirischer und theoretischer Beitrag zur Weiterentwicklung einer multimodalen, interaktionsanalytischen Methodologie. Auf der Grundlage eines minimalen Kontrasts wird im Detail analysiert, wie zwei Konfirmandinnen und zwei Konfirmanden ihren jeweils gleichzeitigen "Kerzengang" in der Vor-phase eines Gottesdienstes realisieren. Während die Konfirmandinnen ihren Gang in den Altarraum, das Anzünden ihrer Kerzen und den Rückweg zur Bank als "gemeinsam gehen" koordinieren, realisieren die beiden Konfirmanden ihren Gang als "hinter jemandem herlaufen". Die Analyse wird theoretisch gerahmt durch das Konzept "Gehen als situierte Praktik", das im Anschluss weiter geschärft wird.
Ein «Alpha-Gottesdienst» ist ein Gottesdienst «mit dem etwas anderen Programm», bei dem «Neugierige und Suchende nicht nur Predigt und Gebet, sondern auch Anspiele und Interviews sowie jede Menge Livemusik» erleben können. Die Autoren wollen im vorliegenden Beitrag in Form einer Fallstudie den Beginn eines solchen «Alphagottesdienstes» analysieren, weil er für den Zusammenhang von Interaktionsarchitektur, Sozialtopografie und Interaktionsraum hoch aufschlussreich erscheint. Naturgemäß muss bei einer solchen Analyse auch die Struktur des ausgewählten Falles gebührend zur Sprache kommen, d. h. im vorliegenden Fall die Struktur eines gottesdienstlichen Geschehens, dessen Bedeutung weitgehend vom Kontrast zu einem unterstellten Normalfall von Gottesdienst lebt («nicht nur Predigt und Gebet») und der sich ausdrücklich an ein nicht bereits im Glauben eingerichtetes Publikum routinierter Gottesdienstbesucher, sondern an «Neugierige und Suchende» wendet.