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Arbeitet man als muttersprachlicher Sprecher des Deutschen mit Corpora gesprochener oder geschriebener deutscher Sprache, dann reflektiert man in aller Regel nur selten über die Vielzahl von kulturspezifischen Informationen, die in solchen Texten kodifiziert sind - vor allem, wenn es sich bei diesen Daten um Texte aus der Gegenwart handelt. In den meisten Fällen hat man nämlich keinerlei Probleme mit dem in den Daten präsupponierten und als allgemein bekannt erachteten Hintergrundswissen. Betrachtet man dagegen Daten in Corpora, die andere - vor allem nicht-indoeuropäische - Sprachen dokumentieren, dann wird einem schnell bewusst, wieviel an kulturspezifischem Wissen nötig ist, um diese Daten adäquat zu verstehen. In meinem Beitrag illustriere ich diese Beobachtung an einem Beispiel aus meinem Corpus des Kilivila, der austronesischen Sprache der Trobriand-Insulaner von Papua-Neuguinea. Anhand eines kurzen Ausschnitts einer insgesamt etwa 26 Minuten dauernden Dokumentation, worüber und wie sechs Trobriander miteinander tratschen und klatschen, zeige ich, was ein Hörer oder Leser eines solchen kurzen Daten-Ausschnitts wissen muss, um nicht nur dem Gespräch überhaupt folgen zu können, sondern auch um zu verstehen, was dabei abläuft und wieso ein auf den ersten Blick absolut alltägliches Gespräch plötzlich für einen Trobriander ungeheuer an Brisanz und Bedeutung gewinnt. Vor dem Hintergrund dieses Beispiels weise ich dann zum Schluss meines Beitrags darauf hin, wie unbedingt nötig und erforderlich es ist, in allen Corpora bei der Erschließung und Kommentierung von Datenmaterialien durch sogenannte Metadaten solche kulturspezifischen Informationen explizit zu machen.
Der Band enthält ein Spektrum von Untersuchungen zur deutschen Sprache aus inlands- und auslandsgermanistischer Perspektive. Die Beiträge vermitteln ein aspektreiches Bild gegenwärtiger germanistischer Forschung zur Struktur und Verwendung des Deutschen. Sie konzentrieren sich auf drei Schwerpunkte: (1) Lexikalische und grammatische Strukturen, (2) Sprachvergleich, Sprachkontakt, Sprachpolitik, (3) Stile, Räume, Strategien. Die Beiträger(innen) sind Wissenschaftler(innen), die entweder dem IDS angehören oder dem IDS und dem Jubilar in langjähriger Zusammenarbeit verbunden sind.
Auf der Suche nach Identität
(2002)
Nach Bemerkungen zur Abgrenzung des Gegenstandes und einem kurzen Forschungsbericht zur Entwicklung der gesprächsanalytischen Forschung zu Beratung und verwandten Flandlungssituationen wird die gesprächsanalytische Vorgehensweise an einem einfachen Fallbeispiel demonstriert (Kap. 2) mit dem Ziel, das Erkenntnispotential bei der Aufdeckung von Handlungsstrukturen im Gespräch und damit verknüpfter inhärenter Probleme der Gesprächsführung zu verdeutlichen. Vor dem Hintergrund der ersten Verlaufsanalyse werden dann Kernstrukturen des Beratens systematisch dargestellt, insbesondere das Handlungsschema Beraten und die strukturellen Vorgaben für die sequenzielle Durchführung (Kap. 3). Schließlich werden ausgewählte Strategien des Gesprächshandelns von Ratsuchenden und Ratgebern dargestellt, mit denen diese versuchen, ihre Perspektive zur Geltung zu bringen, und die mit den Zielsetzungen und dem Rollenverständnis der Akteure, ihrem Selbstverständnis als Handelnde und ihrem Umgang mit spezifischen inhärenten Problemen des Beratungshandeln Zusammenhängen (Kap. 4). Als Materialgrundlage wird ein gemischtes Korpus von Beratungsgesprächen aus privaten und unterschiedlichen institutioneilen Kontexten benutzt (u.a. Studienberatung, ärztliche Beratung, kommunale Mieterberatung).