Pragmalinguistik / Kommunikationsforschung
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In social interaction, different kinds of word-meaning can become problematic for participants. This study analyzes two meta-semantic practices, definitions and specifications, which are used in response to clarification requests in German implemented by the format Was heißt X (‘What does X mean?’). In the data studied, definitions are used to convey generalizable lexical meanings of mostly technical terms. These terms are either unknown to requesters, or, in pedagogical contexts, requesters ask in order to check the addressee’s knowledge. Specifications, in contrast, clarify aspects of local speaker meanings of ordinary expressions (e.g., reference, participants in an event, standards applied to scalar expressions). Both definitions and specifications are recipient-designed with respect to the (presumed) knowledge of the addressee and tailored to the topical and practical relevancies of the current interaction. Both practices attest to the flexibility and situatedness of speakers’ semantic understandings and to the systematicity of using meta-semantic practices differentially for different kinds of semantic problems. Data are come from mundane and institutional interaction in German from the public corpus FOLK.
Das nationalsozialistische Mobilisierungsregime war darauf angelegt, Zeitgenoss:innen zu Positionierungshandlungen zu bewegen: vom allfälligen ‚Hitlergruß‘ über die Mitwirkung bei Parteiorganisationen oder Spendensammlungen bis hin zur Anleitung zur Selbstreflexion in Tagebüchern nationalsozialistischer Schulungslager. Allerdings sollte eine solche Aufforderung zur affirmativen Positionierung nicht allein als Zwang verstanden werden, denn dies würde ausblenden, dass viele Zeitgenoss:innen tatsächlich Anhänger:innen des Nationalsozialismus waren oder dem nationalsozialistischen Gesellschaftsprojekt zumindest nicht grundsätzlich oder in allen Punkten ablehnend gegenüberstanden. Demzufolge scheint es treffend, eine je nach Kommunikationssituation und Akteursposition variierende Mischung aus Positionierungsdruck und -bedürfnis für den hier untersuchten historischen Kontext anzunehmen.
Politisches Positionieren ist eine elementare sprachliche und soziale Praxis. Wo und wie wir uns und andere in der Gesellschaft verorten, ist eine alltäglich verhandelte Frage. Positionierungen werden dabei sowohl explizit thematisiert und kontrovers diskutiert als auch beiläufig durch sprachliche Praktiken hervorgebracht. Im Zentrum von Positionierungen stehen Aushandlungen sozialer Identität. Doch nicht nur persönliche Identitäten werden durch Positionierungen konstituiert, stabilisiert oder umgedeutet, auch die Gesellschaft ist durch die sprachlichen Positionierungspraktiken ihrer Mitglieder unmittelbar oder mittelbar betroffen.
Die Beiträge des Bandes betrachten diese Schnittstelle zwischen Interaktion und Diskurs aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und erörtern, wie Positionierungen vollzogen werden, ob bzw. inwiefern sie politisch sind und in welchen wechselseitigen Zusammenhängen sie zu gesellschaftlichen, sozialen und politischen Arrangements und Ordnungen stehen.
Sich und andere politisch zu positionieren, ist eine elementare sprachliche und soziale Praxis. Dies zeigen etwa Diskussionen um europäische Identität in Zeiten des britischen EU-Austritts und einer umstrittenen EU-Grenzpolitik oder die Haltung zu Waffenlieferungen in Krisengebiete im Zuge des Kriegs in der Ukraine, der 2022 ausbrach, ebenso wie wiederkehrende Auseinandersetzungen um Themen wie Alltagsrassismus, Sexismus und Diskriminierung. Diese Beispiele, die aktuelle politische Ereignisse ebenso umfassen, wie fortlaufende, immer wieder neu aufflammende gesellschaftliche Debatten um grundlegende Fragen des Zusammenlebens, verdeutlichen: Wo und wie wir uns in der Gesellschaft verorten, ist eine alltägliche Frage. Politische Positionierungen werden nicht nur ständig vorgenommen, sie werden, wie auch Nicht-Positionierungen, ebenso kontinuierlich thematisiert und kontrovers diskutiert. Diese Einführung in das Band soll in die Thematik des politischen Positionierens durch Klärung des Termins und einem Beispiel aus der Praxis einführen.
Das Werk versteht sich als eine Darstellung der wichtigsten syntaktischen, prosodischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften kausaler und konditionaler Konnektoren des gesprochenen Deutsch.
Die Untersuchung formuliert notwendige theoretische Grundlagen und zeigt die komplexe Interaktion mehrerer Faktoren, die sich auf die Interpretation einer Äußerung auswirken. Empirische Daten belegen, dass die kontextuelle und pragmatische Interpretation der untersuchten Relationen stark mit ihren syntaktischen und prosodischen Mustern korreliert. Jedoch handelt es sich nicht um eine Eins-zu-eins-Beziehung, denn gleiche Lesarten können von kausalen und konditionalen Relationen unterschiedlich markiert sein. Anhand der Ergebnisse wird das Verhältnis zwischen Konditionalität und Kausalität diskutiert.
This manual introduces a conversation analytically informed coding scheme for episodes involving the direct social sanctioning of problem behavior in informal social interaction which was developed in the project Norms, Rules, and Morality across Languages (NoRM-aL) at the Leibniz-Institute for the German Language. It outlines the background for its development, delimits the phenomena to which the coding scheme can be applied and provides instructions for its use.
The scheme asks for basic information about the recording and the participants involved in the episode, before taking stock of different features of the sanctioning episode as a whole. This is followed by sets of specific coding questions about the sanctioning move itself (such as its timing and composition) and the reaction it engenders. The coding enables researchers to get a bird’s eye view on recurrent features of such episodes in larger quantities of data and allows for comparisons across different languages and informal settings.
Mangelhafter Adressatenzuschnitt in ukrainischen und deutschen politischen Youtube-Interviews
(2019)
The article investigates Ukrainian and German YouTube interviews from the point of view of contrastive linguistics. The purpose of this paper is to separate out the interview as a communicative genre and to determine the main aspects of research on discrepancies in expectations among interview participants, in particular to clarify the role of poor recipient design as the cause of communication failures. Results indicate that poor recipient design is the most common source of communication failures in both languages.
Die Untersuchung präsentiert die multimodale Struktur und Komplexität eines besonderen Kooperationstyps, dem »Pitching«. Das Pitching ist eine Mischform aus Arbeits- und Lehr-Lern-Diskurs, bei der vier Studierende gemeinsam mit zwei Dozenten Filmideen entwickeln. Als empirische Grundlage dient ein Datenkorpus von 72 Stunden Videoaufnahmen, das methodisch mit einer Kombination aus ethnographischer Gesprächsanalyse, ethnomethodologischer Konversationsanalyse und deren Erweiterung um eine multimodale Analyseperspektive untersucht wird. Dabei wird detailliert der komplexe Gesamtzusammenhang von Verbalität, Mimik, Gestik, Körperpositur und anderen körperlichen Ausdruckformen in seiner Bedeutung für die gemeinsame Arbeit ersichtlich. Basierend auf den beiden zentralen Konzepten »Kooperation« und »Handlungsschema« werden die spezifischen Situationsmerkmale des Pitchings und die typischen Aufgaben und Probleme rekonstruiert, die von den Interaktionsbeteiligten durch unterschiedliche Verfahren bearbeitet werden. Aufgrund einer longitudinalen Perspektive gibt die Untersuchung zudem Einblicke in die Professionalisierung der Studierenden im Studienverlauf.
In dem Beitrag werden Kommunikationsstörungen in Sportvideointerviews im Ukrainischen und Deutschen im Zeitraum von 2000-2018 untersucht. Für die Typologie der Kommunikationsstörungen werden der Faktor ihres Auftretens und die strukturelle Ebene ihrer Entwicklung betrachtet. Dabei zeigt sich, dass je nach Typ und Besonderheiten der Kommunikationsstörungen Sportvideointerviews mehr Gemeinsames als Unterschiedliches in beiden Sprachen aufweisen. Sowohl kommunikative als auch rein sprachliche Störungen treten bei den Interviewern und Interviewten im Ukrainischen und bei den Interviewten als Nichtmuttersprachler im Deutschen auf.
Der Beitrag widmet sich den Besonderheiten der deutschen Phraseologismen mit Farbkomponenten (schwarz, weiß, rot, gelb, grün und blau), die ein lakunares Phänomen für die Ukrainer bilden, die Deutsch als Fremdsprache studieren. Diese Lücken führen zu kommunikativen Missverständnissen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf die Null-Äquivalenz der Phraseologismen und die falschen Freunde des Übersetzers gelenkt. Die Farbkomponenten kommen beim Übersetzen als identisch, verschieden oder nur in der deutschen Sprache vorhanden vor.