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Der Band ist ein empirischer und theoretischer Beitrag zur Analyse der Bedeutung, die Aspekte des körperlichen und räumlichen Verhaltens der Beteiligten für die Interaktion haben. Er steht im Feld einer sich dynamisch entwickelnden theoretischen Konzeption »multimodaler Interaktion«. Anhand von Videoaufzeichnungen zweier maximal kontrastierender Situationen – Unterricht und Filmset – wird im Detail analysiert, in welcher Weise Interaktionsbeteiligte zur Lösung situativer Anforderungen von ihrem Körper und den räumlichen Ressourcen Gebrauch machen, die ihnen in der aktuellen Situation zur Verfügung stehen. Auf der Grundlage einer konstitutionsanalytischen Methodologie werden multimodale Verfahren rekonstruiert, mit denen die Beteiligten für ihre situationsspezifischen Zwecke vorhandene Aspekte des Raumes nutzen und durch ihr eigenes körperlich-raumbezogenes Verhalten Raum relevant und verstehbar machen.
Der Band liefert Einblicke in die fallspezifischen Verfahren, die auf räumliche Bedingungen der beiden Situationen reagieren und diese Situationen selbst konstituieren. Er verdeutlicht die falltranszendierende, allgemeine Relevanz körperlich-raumbezogener Orientierungen und Verfahren für die Interaktion. Und er erarbeitet und diskutiert mit »Fokusperson«, »Interaktionsraum« und »Interaktionsensemble« wichtige Konzepte für die weitere Entwicklung der multimodalen Interaktionsanalyse.
This paper provides a unified semantic and discourse pragmatic analysis of the German particle nämlich, traditionally described as having a specificational and an explanative reading. Our claim is that nämlich is a discourse marker which signals that the expression it is attached to is a short (elliptic) answer to a salient implicit question about the previous utterance. We show how both the explanative and the specificational reading can be derived from this more general semantic contribution. In addition we discuss some cross linguistic consequences of our analysis.
Der kommunikative soziale Stil der "türkischen Powergirls", einer Migrantinnengruppe aus Mannheim
(2006)
Der folgende Beitrag basiert auf der ethnografisch-soziolinguistischen Untersuchung einer Gruppe türkischstämmiger Migrantinnen der zweiten Generation in Mannheim, den „türkischen Powergirls“. Im Zentrum der Untersuchung steht der kommunikative Stil der Gruppe, wie er sich in Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der Mitglieder und mit relevanten Anderen herausgebildet hat. Stil wird als Index für das kulturelle Selbstverständnis der Gruppe konzeptualisiert und stilistische Veränderungen, die im Laufe des Gruppenentwicklungsprozesses beobachtbar sind, werden als Ergebnis der Auseinandersetzung mit veränderten Lebensbedingungen und als Indiz für ein verändertes kulturelles Selbstbild gefasst. In dem Beitrag werden nach einer kurzen Charakteristik des kommunikativen Stils der Gruppe die deutschtürkischen Mischungen als salientes Stilmerkmal fokussiert und unter strukturellen und funktionalen Aspekten beschrieben.
Der Band führt aus einer multimodalen Perspektive in die Relevanz räumlicher Aspekte für die Interaktion ein. Auf der Grundlage von Videoaufzeichnungen analysiert er multimodale Verfahren, mit denen Interaktionsbeteiligte für jeweils situationsspezifische Zwecke vorhandene räumliche Aspekte nutzen und selbst aktiv räumliche Strukturen herstellen. Präsentiert werden neun empirische Untersuchungen sehr verschiedener Situationstypen: Außendreh am Filmset, Bürgerversammlung, Universität, Museum, Ausstellung, Chemieunterricht, Arbeitsmeeting, Kochsendung und Hörfilm. Die Analysen werden durch eine theoretische Einleitung im etablierten Kontext der raumbezogenen Analyse verortet. Und es wird expliziert, was die Perspektive auf Raum als interaktive Ressource methodisch impliziert. Neben der detaillierten Rekonstruktion konkreter Raumnutzung unter spezifischen situativen Bedingungen werden vor allem zwei Punkte deutlich: Zum einen ist Interaktion immer ein raumbezogenes und raumbasiertes soziales Unterfangen. Sie muss folglich auch systematisch hinsichtlich dieser Qualität analysiert werden. Zum anderen steht die Analyse des Raumes als interaktive Ressource in methodischer und methodologischer Hinsicht noch ganz am Anfang.
Die linguistisch-gesprächsanalytischen bzw. soziologisch-ethnographischen Beiträge dieses Sammelbandes beschreiben den Zusammenhang zwischen dem kommunikativen Stil von sozialen Welten und sozialen Prozessen der Integration bzw. der Ab- und Ausgrenzung. Stil wird dabei verstanden als Ausdruck sozialer und kultureller Identität; Stilformen sind Mittel zum Ausdruck von sozialer Präsenz auf wichtigen Schauplätzen der politischen bzw. kulturell-politischen Auseinandersetzung.
Die Beiträge des Bandes präsentieren – neben einigen einführenden und theoretischen Beiträgen – Stilanalysen aus sehr unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft. Dabei fokussieren sie einzelne stilkonstitutive Aspekte, wie die für bestimmte soziale Gruppen spezifischen Regeln des Sprechens oder charakteristischen Formen und Verfahren der Selbst- und Fremdtypisierung bzw. Kategorisierung. Die Beiträger(innen) sind Werner Kallmeyer in langjähriger Zusammenarbeit verbunden.
Interagierenden steht zur Anzeige und Aushandlung geteilten Wissens (‚common ground‘) eine Vielzahl sprachlich-kommunikativer Formen zur Verfügung. Am Beispiel der Modalpartikel ‚ja‘ und des mentalen Verbs ‚wissen‘ befasst sich die Studie mit Momenten in der Interaktion, in denen Interagierende einander erkennbar Wissen zuschreiben. Vorkommen dieser beiden Formen in drei Gesprächstypen werden konversationsanalytisch und interaktional-linguistisch untersucht. Dabei werden einerseits funktionale, argumentative, rhetorische, sequenzielle und beteiligtenbezogene Aspekte der einzelsprachlichen Praktiken herausgearbeitet und andererseits allgemeine Schlüsse zur interaktiv-sozialen Relevanz von Wissenszuschreibungen in der Interaktion gezogen, insbesondere in Hinblick auf die Anzeige und Aushandlung wissensmäßiger Rechte und Pflichten von Interagierenden. Die Studie zeigt, inwiefern es methodisch möglich und erkenntnisträchtig ist, einen mentalen Gegenstand wie Wissen konversationsanalytisch zu untersuchen.
Analepsen mit Topik-Drop sind hochfrequente sprachliche Strukturen in Interaktionen. In dieser Arbeit stehen neben der interaktionslinguistischen Untersuchung der Diskursfunktionen, Bedingungen und Restriktionen von Analepsen diskurssemantische Perspektiven und Fragestellungen im Mittelpunkt, insbesondere die detaillierte Beschreibung der semantischen Relationen zwischen Analepsen und ihrem Präkontext. Die Analepsenresolution muss dabei situiert erklärt werden, da das Verstehen von Analepsen von der kontextuellen Einbettung sowie von grammatischen, semantischen und pragmatischen Merkmalen der Äußerung abhängt.
Es wird gezeigt, dass kognitive Zuschreibungen hinsichtlich der Interaktionsbeteiligten auch mit interaktionslinguistischen Methoden möglich sind. Die Studie demonstriert außerdem, dass die Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden erkenntnisträchtig ist, um spezifische Verwendungspräferenzen von analeptischen im Vergleich zu anaphorischen Äußerungen herauszuarbeiten.