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Wie ein Event zum Event wird
(2000)
Anhand einer konversationsanalytischen Untersuchung wird eine unter männlichen Jugendlichen weit verbreitete Praktik aggressiven Sprechens, das sog. gissen“, dargestellt. Die Untersuchung der sequenziellen Organisation, der Teilnehmerkonstellation und der spezifischen semantischen und gestalterischen Eigenschaften von ,Diss-Scquenzen‘ zeigt, dass,Dissen1 zur spielerischen Herabsetzung des Opponenten vor einem w-groi/p-Publikum abzielt. Dabei zeigt sich eine charakteristische Doppelstruktur von Spaß und Ernst: Entgegen der offiziellen Modali- sierung der Aktivität als unernst, stellt ,Dissen* ein prominentes Verfahren zur Verhandlung von Charakter, Status und moralischen Ansprüchen in jugendlichen peer-groups dar.
Disrespecting
(2001)
Die Charakterisierung und Bewertung von sowie die Abgrenzung gegenüber anderen sozialen Gruppen, wie z.B. erwachsenen Kontrollpersonen oder lebensstilistisch divergent orientierten Jugendlichen, bildet einen zentralen Gegenstand der Interaktion in peer-groups männlicher Jugendlicher: An der stilisierenden Repräsentation der Anderen gewinnt die eigene Gruppe ihr Profil ex negativo. In diesem Beitrag werden anhand von Aufnahmen natürlicher Gespräche Verfahren, mit denen Mitglieder einer peer-group männlicher Jugendlicher implizite Selbstdefmitionen durch Alteritätskonstruktionen vornehmen, rekonstruiert. Aufgrund der für die peer-group-Interaktion generell leitenden Orientierung an der Erzeugung von unterhaltsamem Wettbewerb tendiert die Repräsentation des Anderen zur stereotypisierenden Darstellung. Diese ist durch die selektive Darstellung von unangemessenem bis groteskem Verhalten der out-group, durch humoristische bis karikierende Überzeichnung und durch das kollektive expressive Auskosten der negativen Bewertung der Anderen gekennzeichnet. In dieser Form der Abgrenzung von Anderen erzeugt die Gruppe emotional involvierende Interaktionsereignisse, mit denen Gruppen-Konsens und -Kohäsion hergestellt und latent normativ-moralische Kollektiv-Orientierungen reproduziert werden, ohne dass jedoch damit eine explizite, verpflichtende Selbstdefinition der Gruppe verbunden wäre, die sich als potenziell konflikterzeugende Beschränkung der Handlungsspielräume der einzelnen Gruppenmitglieder auswirken könnte. Das Stereotypisieren fremder Identitäten bietet also eine Lösung für die prekäre Balance zwischen Zwängen und Verbindlichkeiten einer gemeinsamen Gruppen-Identität einerseits und dem Verlangen nach individuellen Freiräumen andererseits.
Musikfernsehsender
(2009)
Der Musikclip gehört seit den 1980er Jahren zum Forschungsbereich diverser Disziplinen und gilt Vielen als intermediales Phänomen schlechthin. Als problematisch erweist sich allerdings nach wie vor, dass das klangliche Material des Clips, populäre Musik, eine Herausforderung nicht nur für die Musikwissenschaften darstellt – greifbar wird dies mit Blick auf die anhaltenden Diskussionen um einen adäquaten Begriff der populären Musik. Darüber hinaus gilt Musik allgemein als ‚Sonderfall‘ für den Bereich der Medien-, Sprach- und Kulturwissenschaften, da an ihr weder rein medienästhetische noch kommunikations- und informationstheoretische Begriffe in ausreichender Weise greifen. Die Entwicklung eines transdisziplinär nachvollziehbaren Objektverständnisses des Musikclips bleibt daher desiderabel.
Der Beitrag zum Thema „Bild-Text-Ton-Analysen“ resultiert aus einer intensivierten Begegnung von Medienwissenschaft und Musikwissenschaft. Im Artikel wird die Konstitution von Bedeutung im intermedialen Zusammenspiel von Sprache/Text, Stimme und Musik fokussiert. Dies geschieht auf Grundlage einer näheren Bestimmung der Analysekriterien, die im Hinblick auf den speziellen Fall des popmusikalischen Umgangs mit Sprache erforderlich sind. Ziel ist es, die Bedeutungssedimente von vokaler Performanz im Kontext von populärer Musik offenzulegen. Für die Betrachtung des Musikclips ist dies ein wesentlicher Zwischenschritt. Anhand der Darstellung der klanglich-materiellen Vorprägungen gilt es, die Möglichkeitsbedingungen der (nachträglichen) intermedialen Transformation von Sprache auf die Bildebene auszuloten. In finaler Wendung ist es dann möglich, das inter- bzw. plurimediale Amalgam von Text-Stimme-Musik als Generator von Bedeutungsüberschüssen einzufassen.
This paper alms to conceptualize the notion of music performance drawing on concepts from the sociology of knowledge and culture respectively the social phenomenology tradition as well as concepts from performance and theatre studies. Thereby music is grasped as a social event Insofar as music needs an intermediating instance to get perceptible as music. In other words: There is no (auditive perceptible) music without making music. Thus music performance can be understood as a sort of node bringing together the different realms of the musical process. This in mind the present paper discusses first music (performance) as action and interaction arguing that music (making) has an immanent tendency to be perceived as performance. Consequently the notion of performance and the Interrelated notion of staging are considered in the second part of the paper showing what is meant with the terms performance and performance frame. These insights lead to the third and last part which discusses the notion of theatricality to identify features specific for music performances and to show that and how music (performance) is best understood as an »artistic« process.
Scripted reality shows oscillate between fiction and nonfiction because based on a script they use amateur actors but also adopt the aesthetics of documentary-style reality television. Perception studies have proven that many viewers mistake the contents of such programs as everyday reality. An adequate framework to reveal these ambiguous relations needs to combine the product analysis with the additional analysis of the production aspects. That includes developing a categorization for (scripted) reality television, a combined analysis of the product and its production, and an analysis of the perception of scripted reality on television and through corresponding social media sites.
Körper(-Darstellungen) im Reality-TV. Herstellung von Wirklichkeit im und über das Fernsehen hinaus
(2014)
Wie verändern sich Interaktionen, wenn sie Teil eines Medienprodukts werden? Wie lässt sich dieser Wechsel interaktionsanalytisch fassen? Mittels welcher Praktiken bewerkstelligen Interagierende einen solchen Wechsel? Die vorliegende Studie widmet sich dieser Schnittstelle zwischen Interaktion und medialen Produkten, indem sie auf der Grundlage von Videoaufnahmen in Theaterproben der interaktiven Herstellung von Medienprodukten, in diesem Fall Theateraufführungen, nachgeht. Dabei konzentrieren sich die Analysen auf ein spezifisches, interaktionsorganisatorisches Phänomen innerhalb der Produktion von Theateraufführungen, nämlich auf die Übergänge oder Transitionen zwischen Besprechungs- und Spielanteilen innerhalb der gemeinsamen Probenarbeit. An solchen Übergängen wird nicht nur deutlich, in welchen Hinsichten natürliche (Besprechungen) und mediale (Szenenspiel) Interaktionen differieren, sondern auch wie mediale (Spiel-)Welten interaktional ein- und ausgeleitet werden. Anhand dreier Ausschnitte, die drei systematische Phasen innerhalb von Transitionen repräsentieren (vor dem Szenenspiel; Beendigung des Szenespiels; nach dem Szenenspiel), wird mikroanalytisch gezeigt, mittels welcher Praktiken Übergänge zwischen Real- und Spielwelt vollzogen werden und wie das Zusammenspiel dieser Phasen als probenspezifischer 'Funktionszyklus' organisiert ist. Dies stellt die Grundlage zur Bestimmung eines fallbasierten Grundmodells theatraler Probenproduktion dar, was dazu beitragen soll, die Konstitution medialer Welten als interaktive Herstellung besser zu begreifen.
Ziel des vorliegenden Beitrags ist es, auszuloten, wie Sprechen und Handeln, das wir aus dem Alltag kennen, einzuschätzen ist, wenn es im Fernsehen und vor allem im so genannten Reality-TV erscheint. Einen guten Einstieg, diese Problemstellung zu illustrieren, bieten Pannen, wie man sie etwa aus Nachrichtensendungen wie der Tagesschau kennt.