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Dieser Beitrag beschäftigt sich mit einem Vergleich der englischen wh-Clefts und deren Entsprechungen im Deutschen, den ,Sperrsätzen‘ oder ‚w-Clefts‘. Auf Grundlage einer umfangreichen Korpusstudie werden zunächst Unterschiede in der Verteilung bestimmter w/h-Cleftsatztypen ermittelt. Ein generelles quantitatives Übergewicht der englischen wh-Clefts gegenüber den deutschen w-Clefts wird mit der flexibleren Wortstellung des Deutschen in Verbindung gebracht. Spezifisch werden die beobachteten Asymmetrien durch Unterschiede in der Möglichkeit der Erfüllung bestimmter struktureller Bedingungen erklärt. Vier Motivationen für die Bildung von Cleftsätzen werden identifiziert: (i) lineare Synchronisierung von Informationsstruktur und Syntax, (ii) strukturelle Trennung von Quaestio (= im Diskurs gegebener Frage) und Responsio (= Antwort auf die Quaestio), (iii) Trennung von propositionalem Gehalt und Äußerungskommentar (,Ebenentrennung‘) und (iv) Rechtslastigkeit (Behaghels ‚Gesetz der wachsenden Glieder‘). Während all diese Faktoren die Bildung von wh-Cleftsätzen im Englischen zu begünstigen scheinen, sind deutsche w-Clefts meist durch den in (ii) genannten Faktor motiviert. Die anderen Motivationen führen seltener zur Bildung von w-Cleftsätzen als im Englischen, da die entsprechenden strukturellen Effekte auch ohne Cleftsatzbildung — z.B. in einem kanonischen Verbzweitsatz — erzielt werden können.
Im vorliegenden Beitrag werden einige zentrale Aspekte der kontrastiven Wortbildungsforschung anhand von Beispielen aus dem niederländisch-deutschen Sprachvergleich besprochen. Als nah verwandte Sprachen zeigen das Niederländische und das Deutsche zwar vergleichbare Strukturen der Komposition und der Derivation, bei näherem Hinsehen sind es aber vor allem die vielfältigen Divergenzen, die ins Auge fallen. Im ersten Teil des Artikels werden verschiedenartige Beispiele für solche Divergenzen besprochen. Anschließend geht es um gegenläufige Entwicklungen, die zu Konvergenz zwischen beiden Sprachen führen. Anhand einer Analyse von Zusammensetzungen vom Typ „wassergekühlt“ (ndl. „watergekoeld“) wird für eine stärkere Berücksichtigung von Konvergenzfaktoren in der kontrastiven Linguistik plädiert. Der zweite Teil des Artikels enthält eine detaillierte Fallstudie zur Adjektivbildung mit dem niederländischen Suffix „-achtig“ und dem deutschen „-haft“, die den Zusammenhang von diachronen Entwicklungen und synchronen Kontrasten aufzeigt. Zudem zeigt sie Konsequenzen und Implikationen der vergleichenden Analyse für die Theorie des Lexikons und der Wortbildung auf. Im Mittelpunkt stehen dabei Rainers (2003) Idee der ,semantischen Fragmentierung‘ von Wortbildungsmustern und die Konzeption eines ,hierarchischen Lexikons‘, wie sie unter anderem von Jackendoff (2008) oder Booij (2010) vertreten wird.
Zur Standortbestimmung der Kontrastiven Linguistik innerhalb der vergleichenden Sprachwissenschaft
(2012)
Das Programm der Kontrastiven Linguistik wurde in den sechziger und siebziger Jahren mit der Zielsetzung formuliert, durch systematische Einbeziehung von Gemeinsamkeiten und Kontrasten zwischen Muttersprache und zu erlernender Fremdsprache den Fremdsprachenunterricht effektiver zu gestalten. Nach einigen Jahren enthusiastischer Aufnahme und Bearbeitung setzte jedoch eine allgemeine Ernüchterung und Enttäuschung ein, so dass dieses Programm eher eine bescheidene Randexistenz im Rahmen der vergleichenden Sprachwissenschaft führte und erst in den letzten Jahren unter etwas veränderten Vorzeichen wieder aufgenommen wurde. Drei Gründe waren meiner Meinung nach für diese Desillusionierung verantwortlich: (a) Die Kontrastive Linguistik wurde als Theorie des Zweitspracherwerbs gesehen und somit mit völlig unrealistischen Erwartungen verknüpft, (b) In der Erstellung der deskriptiven Grundlagen dieses Programms, d.h. in der Erstellung umfassender vergleichender Grammatiken für relevante Sprachenpaare, wurden nur wenig überzeugende Fortschritte gemacht, (c) Es fehlte eine Standortbestimmung der Kontrastiven Linguistik im Rahmen der vergleichenden Sprachwissenschaft, aus der deutlich hervorgeht, was die Möglichkeiten und Grenzen dieses Typs von Sprachvergleich sind. Nachdem sich heute die Situation bezüglich der beiden ersten Punkte erheblich verbessert hat (u.a. auch durch einschlägige Arbeiten des IDS), widme ich mich in meinem Beitrag dem dritten Punkt: Durch eine systematische Gegenüberstellung der Kontrastiven Sprachwissenschaft mit den anderen Spielarten der vergleichenden Sprachwissenschaft sollen die Erkenntnismöglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Ansätze zum Vergleich von Sprachen bestimmt werden, so dass die Kontrastive Linguistik durch diese Gegenüberstellung klare Konturen erhält. Im Rahmen dieser Gegenüberstellung wird eine Vielzahl von Beobachtungen zum Deutschen aus der Sicht des Englischen und anderer Sprachen gemacht. Für die Kontrastive Linguistik (KL) ergibt sich abschließend das folgende Profil:
— Synchronie: Die KL ist primär synchron orientiert.
— Granularität: Ihr Gegenstand sind feinkörnige Beobachtungen zu Kontrasten zwischen Sprachen.
— Skopus: Die KL beschäftigt sich vor allem mit umfassenden Vergleichen von Sprachpaaren.
— Perspektivierung: Ihr Mehrwert besteht u.a. darin, dass eine Sprache aus der Perspektive einer anderen beschrieben wird. Aus dieser Perspektivenwahl ergeben sich neue Beobachtungen.
— Zielsetzung: Ihre Zielsetzung sind weitreichende, falsifizierbare Verallgemeinerungen über Kontraste. Die Wahl eines theoretischen Rahmens ist sekundär.
Cet article propose un bref aperçu de l’état de l’art en syntaxe de l’allemand. Pour illustrer les évolutions théoriques et méthodologiques majeures, en rupture avec les approches traditionnelles, l’étude a sélectionné cinq points particuliers : la structure du groupe nominal, la syntaxe du verbe en lien avec la valence et les fonctions syntaxiques, les diathèses, les constructions infinitives et la structure de la phrase sous l’angle de la position du verbe et de ses implications syntaxiques.
Das Deutsche gehört zu den besonders gut erforschten Sprachen der Welt. Neue Erkenntnisse über seine Grammatik sind am ehesten durch eine Ausweitung der Perspektive über den traditionellen Ansatz hinaus zu erwarten. Im vorliegenden Handbuch zur Nominalgrammatik geschieht dies auf dem Weg des Sprachvergleichs mit anderen europäischen Sprachen, in erster Linie den Kontrastsprachen Englisch, Französisch, Polnisch und Ungarisch. Die Grammatik schließt an die typologische Forschung an und orientiert den Vergleich an allgemeinen semantisch-pragmatischen Funktionsbereichen, so genannten ,funktionalen Domänen‘ wie Referenz, Identifikation, Modifikation. Behandelt werden nominale Wortklassen (wie Substantiv, Adjektiv, Pronomen), das nominale Klassifikationssystem (mit Genus, Numerus und Kasus), die nominale Flexionsmorphologie sowie nominale Syntagmen mit dem Schwerpunkt der NP-Syntax. Der Vergleich stellt die Optionen im Vergleichsspektrum heraus, von denen das Deutsche Gebrauch macht, zeigt aber auch, welche Möglichkeiten nicht realisiert sind, und lässt somit das typologische Profil dieser Sprache im Detail erkennen.
Die grammatische Kategorie eingebetteter Sätze zählt seit über 50 Jahren zu den zentralen Themen der theoretischen Syntax. Dabei dreht sich die Diskussion speziell um die Frage, ob manche oder vielleicht alle eingebetteten Sätze als Nominalphrasen zu behandeln sind, sei es, weil sie einen (stummen) nominalen Kopf haben (D oder N), oder sei es, weil der Satzeinleiter selbst als nominal zu betrachten ist. Die Beiträge des Sonderhefts nehmen diese Fragestellung erneut auf und explorieren sie unter verschiedenen, syntaktischen wie semantischen Aspekten im Lichte neuerer theoretischer Ansätze. Das Spektrum an Sprachen, die genauer untersucht oder argumentativ für die Zwecke der Analyse herangezogen werden, umfasst neben Deutsch – einschließlich dialektaler Varietäten wie Bairisch und Alemannisch – Englisch, Niederländisch (einschließlich der Brabanter Varietät), Alt- und Neugriechisch, Jula (Niger-Kongo), Schwedisch, Baskisch sowie eine Reihe anderer genetisch und typologisch unterschiedlicher Sprachen.
We argue that properties with a nominal origin get transferred regularly in certain Gentian particle verb constructions to properties that are propositional insofar as they characterize the temporal structure of eventualities, understood to be described by propositional (= truth-assessable) representations of state changes. Accordingly, the oft-noted perfectivizing function of certain verbal particles like ein- in einfahren ('pull in', cf. Kühnhold 1972) is the effect of redressing a conflict at the syntax-semantics interface: On the one hand, constructions like in [die Grube]acc einfahren ('pull into the mine’) exhibit transitive syntax (Gehrke 2008), requiring that the syntactic arguments be mapped onto well-distinguished or DIFFERENT referents in the semantics (Kemmer 1993). On the other hand, in/ein codes a spatio-temporal inclusion relation between its relata, contradicting the requirement imposed by the transitive syntax. Following Brandt (2019), we submit that the interface executes a manoeuvre that delays the interpretation of part of the contradiction-inducing DIFFERENCE feature. It is not locally interpreted (semantically represented) in toto but in part passed on to the next syntactic-semantic computational cycle. Here, the passed-on meaning is interpreted in the locally customary terms, in the case at hand, as a temporal index where the post-state of the depicted eventuality does not hold.
Konvergenz und Divergenz
(2021)
In many European languages, propositional arguments (PAs) can be realized as different types of structures. Cross-linguistically, complex structures with PAs show a systematic correlation between the strength of the semantic bond and the syntactic union (cf. Givón 2001; Wurmbrand/Lohninger 2023). Also, different languages show similarities with respect to the (lexical) licensing of different PAs (cf. Noonan 1985; Givón 2001; Cristofaro 2003 on different predicate types). However, on a more fine-grained level, a variation across languages can be observed both with respect to the syntactic-semantic properties of PAs as well as to their licensing and usage. This presentation takes a multi-contrastive view of different types of PAs as syntactic subjects and objects by looking at five European languages: EN, DE, IT, PL and HU. Our goal is to identify the parameters of variation in the clausal domain with PAs and by this to contribute to a better understanding of the individual language systems on the one hand and the nature of the linguistic variation in the clausal domain on the other hand. Phenomena and Methodology: We investigate the following types of PAs: direct object (DO) clauses (1), prepositional object (PO) clauses (2), subject clauses (3), and nominalizations (4, 5). Additionally, we discuss clause union phenomena (6, 7). The analyzed parameters include among others finiteness, linear position of the PA, (non) presence of a correlative element, (non) presence of a complementizer, lexical-semantic class of the embedding verb. The phenomena are analyzed based on corpus data (using mono- and multilingual corpora), experimental data (acceptability judgement surveys) or introspective data.