Phraseologie / Idiomatik
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Seit Antike und Mittelalter werden Sprichwort und Redensart - unter wechselnden Titeln - als eng verwandte sprachliche Formen angesehen, in einem Kontext mit Sentenz, Maxime, Zitat, ohne dass die Typen auch nur einigermaßen konsistent voneinander abgegrenzt wären (vgl. dazu die detaillierte Studie von Hallik 2007). Heute sind es vor allem Sprichwort und Redensart, die in einschlägigen, vor allem parömiologischen, Studien in einem Atemzug genannt und untersucht werden, während Formen wie Sentenz oder Maxime kaum mehr Objekt parömiologischer/phraseologischer Analyse werden. Häufig werden in Arbeiten zum ‘Sprichwort’ stillschweigend auch Redensarten mit einbegriffen. (In nahezu jedem Band von Proverbium findet man Beispiele dafür.) Das Umgekehrte gilt nicht im gleichen Maße.
Im Folgenden werde ich nur einleitend einige terminologische bzw. klassifikatorische Überlegungen anstellen. Eigentliches Ziel des Artikels ist es, der Frage nachzugehen, inwieweit es berechtigt ist, die beiden phraseologischen Kategorien in enger Nachbarschaft zu sehen, wenn man ihr Auftreten in konkreten Texten miteinander konfrontiert.
Die zunehmende Aufmerksamkeit, die die internationale Fachwelt der linguistischen Betrachtung von Sprichwörtern zukommen lässt, und die durch die immer stärkere Rolle der Parömien in den Massenmedien befördert wird, steht auch im Zentrum unserer Mannheimer Sprichwort-Tagung. Eine der theoretischen und zugleich praktischen Fragestellungen, die unsere Aufmerksamkeit erfordert, ist das ‘parömiologische Minimum’. Die Idee hierzu entwickelte im Jahre 1971 der bekannte Moskauer Sprichwortforscher L. Grigorij Permjakov, und seine Vorstellungen riefen sofort großes Interesse in der Fachwelt und bei Unterrichtenden hervor. Schließlich war die Idee verlockend, mit einem wissenschaftlich begründeten Herangehen diejenigen Sprichwörter einer Sprache herauszufiltern, die am häufigsten gebraucht werden, und somit den eigentlichen Kern dieses unheimlich reichen Vorrats solcher Spracheinheiten zu bestimmen, die die „Weisheit des Volkes“ ausdrücken und die von Generation zu Generation weitergegeben werden.
Facetten des parömiologischen Rubik-Würfels. Kenntnis ≡ Bekanntheit [⇔ Verwendung ≈ Frequenz] ?!?
(2012)
Die Einsicht in die Komplexität der Sprichwortkenntnis hat dazu geführt, frühere Annahmen einer parömischen Ebene der Sprache im Sinne einer statischen Systemebene aufzugeben und diese statt dessen als ein dynamisches und selbstregulierendes, synergetisches (Sub-)System zu verstehen, in welchem sich verschiedene Faktoren und Systembedürfnisse einander bedingen und wechselseitig steuern. Erste Eckpfeiler eines solchen Systems wurden bereits identifiziert und zur Diskussion gestellt (Grzybek 2009, 2011). Damit jedoch innerhalb eines solchen komplexen Systems nicht Äpfel mit Birnen verglichen (bzw. verwechselt) werden, muss als Erstes geklärt werden, was man jeweils unter ‘Kenntnis’, ‘Bekanntheit’, ‘Frequenz’ u.a.m. versteht bzw. was in der Vergangenheit in verschiedenen Untersuchungen darunter verstanden wurde. Insbesondere ist es von Relevanz zu wissen, wie die Ausmaße der genannten Kategorien jeweils erhoben (gemessen) wurden. Dabei geht es nicht nur darum, die Probleme der einzelnen Verfahren allgemein und die Frage der Kompatibilität der Ergebnisse einschätzen zu können, sondern vor allem zu prüfen, ob die eingesetzten Verfahren überhaupt effektiv und angemessen zur Beantwortung der gestellten Fragen sind.
Vor diesem Hintergrund sollen in der vorliegenden Darstellung einige Vorschläge zur terminologischen, konzeptuellen und methodologischen Präzisierung der Konzepte von ‘Kenntnis’ und ‘Bekanntheit’ vorgenommen werden, die letztendlich Aufschluss sowohl über mögliche Beschränkungen als auch über die Leistungsfähigkeit der verschiedenen Ansätze geben sollen. Die verwendungs- und frequenzorientierter Analysen werden hier ausgeblendet. Ihnen wird an anderer Stelle in ähnlich differenzierter Manier nachzugehen sein.
Vorwort
(2012)
Wie andere Weltpolitiker vor ihm, hat auch der amerikanische Präsident Barack Obama ein beachtliches Repertoire an Sprichwörtern, die seinen Büchern, Reden und Interviews eine metaphorische und eingängige Ausdruckskraft verleihen. Besonders in solchen Fällen, wo es für seine angloamerikanischen Sprichwörter nur partielle oder keine Äquivalente gibt, entstehen für Übersetzer erhebliche Schwierigkeiten. In den folgenden Betrachtungen wird es sich um Aspekte handeln, die ganz allgemein Teil einer funktionalen und kommunikativen Untersuchung von Sprichwörtern sind. Es dreht sich also u. a. um die internationale Bekanntheit der von Barack Obama verwendeten Sprichwörter, um ihre Übersetzbarkeit, um Entlehnungen, um Kulturmündigkeit, um Kommunikation und etliches mehr.
Sind Idiome Konstruktionen?
(2018)
Die Beantwortung der im Beitragstitel formulierten Frage scheint einfach zu sein. In Fillmore/Kay/O'Connor (1988, S. 504) wurden Konstruktionen als „things that are larger than words, which are like words in that they have to be learned separately as individual whole facts" beschrieben. Dieser Begriffsbestimmung zufolge, die auf alle Idiome zutrifft, sind Idiome Konstruktionen „per definitionem". Einerseits gehört die gesamte Phraseologie zum Gegenstandsbereich der Konstruktionsgrammatik (KxG). Andererseits ist der theoretische und besonders der praktische Nutzen eines solchen Zusammenschlusses der beiden linguistischen Konzeptionen (Theorie der Phraseologie und Konstruktionsgrammatik) fraglich. Bestimmte Instrumente und Herangehensweisen der KxG sind für jene Bereiche am besten geeignet, die mit Mitteln der traditionellen Phraseologie nicht befriedigend erfasst werden können. Hierzu gehören vor allem Phrasem-Konstruktionen, d.h. syntaktische Formen, die als Ganzes eine lexikalische Bedeutung haben. Dabei sind bestimmte Positionen in ihrer Struktur lexikalisch besetzt, während andere Positionen Slots darstellen, die gefüllt werden müssen: ihre Besetzung ist lexikalisch frei, unterliegt jedoch bestimmten semantischen Restriktionen. Als Beispiele der Phrasem-Konstruktionen können Strukturen dienen wie [N1 hin, N1 her]: Krise hin, Krise her; [anVAdj kommen]: angetanzt kommen; [DET N in Person]: die Blödheit in Person. Aber auch im Bereich der Idiome gibt es Phänomene, die die Hinwendung zu konstruktionsgrammatischen Analyseverfahren erforderlich machen. Erscheinungen dieser Art stehen im Mittelpunkt des vorliegenden Artikels. Das Ziel dieses Beitrags ist es, Antwort auf die eingangs gestellte Frage zu geben, und zwar anhand von Korpusanalysen. Dabei beschränke ich mich auf die umfassende Analyse eines Idioms, anhand dessen die Problematik aus unterschiedlicher Perspektive aufgezeigt werden kann.
Wortverbindungen sind der Schlüssel zu einer kulturell angemessenen Kommunikation. Mithilfe von Korpusdaten kann phraseologisches Wissen nahe am tatsächlichen Sprachgebrauch vermittelt werden. Der vorliegende Artikel stellt die Beiträge der Themenausgabe „Korpora, Phraseologie und DaF“ vor, die den Einsatz von Korpora, ihre hohe Wirksamkeit, aber auch die damit verbundenen Probleme für die Lehr- und Lernpraxis aus unterschiedlichen phraseodidaktischen Perspektiven beleuchten. Folgende Schwerpunkte der Beiträge werden in der Einleitung zusammengefasst: Frequenz als Mittel zur Erfassung besonders typischer und daher bevorzugt zu vermittelnder Phraseme; die Authentizität und Variabilität von Sprachdaten für das Verständnis relevanter Gebrauchsmerkmale; der Nutzen korpusbasierter Analysen für die Entwicklung interkultureller Kompetenz sowie die Möglichkeiten, korpusbasierte Beispiele und Übungen in den Unterricht zu integrieren.
Untersuchungsgegenstand der Studie sind die Phrasem-Konstruktionen (Ph-K) ‒ in der Phraseologieforschung auch „Phraseoschablonen“ genannt, wobei ich konkret auf die phraseologische Klasse der festen Vergleiche und auf das Thema der phraseologischen Derivation durch lexikalische Substitution eingehen werde. Nach einer Einführung in die Beziehung zwischen Konstruktionsgrammatik (KG) und Phraseologie soll im darauffolgenden Abschnitt anhand des Idioms von etw. so viel verstehen wie die Kuh vom Sonntag und dessen lexikalischen Varianten die Grenzunschärfe zwischen festen lexikalisierten Phraseologismen und freien Idiomvarianten veranschaulicht werden. Die Produktivität und Serienhaftigkeit der dem Idiom zugrunde liegenden Struktur „X versteht von Y (ungefähr) so viel wie Z von W“ führt zur Postulierung der Ph-K [von N1 so viel V[KOGN] wie die Kuh von (DETDat) N2/NInf] und ihrer Variante [von N1 so viel V[KOGN] wie DER XTIER von (DERDat) N2] als Form-Bedeutungspaare mit der pragmatisierten Bedeutung ‘von etw. absolut nichts verstehen’.
Der Beitrag widmet sich den Besonderheiten der deutschen Phraseologismen mit Farbkomponenten (schwarz, weiß, rot, gelb, grün und blau), die ein lakunares Phänomen für die Ukrainer bilden, die Deutsch als Fremdsprache studieren. Diese Lücken führen zu kommunikativen Missverständnissen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf die Null-Äquivalenz der Phraseologismen und die falschen Freunde des Übersetzers gelenkt. Die Farbkomponenten kommen beim Übersetzen als identisch, verschieden oder nur in der deutschen Sprache vorhanden vor.
Der Beitrag gliedert sich in drei Teile. In Abschnitt 2 führe ich zunächst den Begriff der Phraseoschablone ein und erläutere, inwiefern diese Untergruppe der Phraseologismen Eigenschaften von grammatischen Konstruktionen aufweist, deren konzise Erfassung eine notwendige Voraussetzung dafür ist, Beschränkungen bei der Produktivität und der semantischen Variabilität der Phraseologismen zu erklären. Daran anschließend werden in Abschnitt 3 Ergebnisse einer korpuslinguistischen Fallstudie nominaler Reduplikationen mit den Präpositionen an, in und über dargelegt und erörtert. Abschnitt 4 fasst schließlich die erzielten Ergebnisse im übergeordneten Zusammenhang zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.