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Der Blick auf die Syntax und generell auf die Grammatik ist traditionell aszendent, 'von unten nach oben' gerichtet: Einer Wortgrammatik folgt eine Satzgrammatik und dieser eventuell eine Textgrammatik. Doch wir schreiben und sprechen weder in Wörtern noch in Sätzen, sondern wir produzieren Texte und Gespäche. Deshalb musste auch der diametral entgegengesetzte Blick, der zu einer deszendenten Grammatik fuhrt, möglich sein. Eine solche Grammatik liegt mit der Grammatischen Textanalyse (= GTA), einer funktionalen Syntax des Gegenwartsdeutschen vor, die das grammatische System 'von oben nach unten' - von der Text- (Textglieder) über die Satz- (Satzglieder) zur Wortgruppenebene (Wortgruppenglieder) - modelliert. Im Beitrag werden Grundlagen und Leitbegriffe der GTA vorgestellt und an ausgewählten Phänomenen exemplifiziert.
Ziel des Beitrags ist es, in einer explorativen Untersuchung zu ermitteln, ob und wie in Deutschland und in Polen geschlechtergerechter Sprachgebrauch praktiziert wird. In beiden Gesellschaften wird derzeit mit den einschlägigen Verfahren noch experimentiert. Die feministische Presse spielt dabei eine Vorreiterrolle. Der Beitrag ist in drei inhaltliche Teile gegliedert. Der erste Teil schildert in knapper Form die Entwicklung in der sprachlichen Markierung von Sexuszugehörigkeit und -differenz, wie sie in der deutschen und der polnischen Gesellschaft in der Nachkriegszeit stattgefunden hat. Der zweite Teil befasst sich mit den sprachstrukturellen Grundlagen für die Möglichkeiten des ›Genderns‹ in beiden Sprachen. Hier werden sowohl Gemeinsamkeiten als auch Unterschiede nachgewiesen. Der dritte Teil ist einer kleinen empirischen Studie gewidmet. Es werden Publikationen in erster Linie der feministischen Presse beider Länder aus der jüngsten Zeit auf ihren Umgang mit geschlechterdifferenzierender Sprache hin untersucht.
Gegenstand ist eine vergleichende empirische Korpusstudie zur Bedeutung des Ausdrucks geschäftsmäßig im (bundesdeutschen) Gemeinsprach- und juristischen Fachsprachgebrauch. Die Studie illustriert an einem aktuellen Fall strittiger Wortdeutung (hier zu § 217 StGB) die Möglichkeiten computergestützter Sprachgebrauchsanalyse für die Auslegung vor Gericht und die Normtextprognose in der Rechtsetzung.
In this chapter, we discuss steps toward extending CMDI’s semantic interoperability beyond the Social Sciences and Humanities: We stress the need for an initial data curation step, in part supported by a relation registry that helps impose some structure on CMDI vocabulary; we describe the use of authority file information and other controlled vocabulary to help connecting CMDI-based metadata to existing Linked Data; we show how significant parts of CMDI-based metadata can be converted to bibliographic metadata standards and hence entered into library catalogs; and finally we describe first steps to convert CMDI-based metadata to RDF. The initial grassroots approach of CMDI (meaning that anybody can define metadata descriptors and components) mirrors the AAA slogan of the Semantic Web (“Anyone can say Anything about Any topic”). Ironically, this makes it hard to fully link CMDI-based metadata to other Semantic Web datasets. This paper discusses the challenges of this enterprise.
The transfer of research data management from one institution to another infrastructural partner is all but trivial, but can be required, for instance, when an institution faces reorganization or closure. In a case study, we describe the migration of all research data, identify the challenges we encountered, and discuss how we addressed them. It shows that the moving of research data management to another institution is a feasible, but potentially costly enterprise. Being able to demonstrate the feasibility of research data migration supports the stance of data archives that users can expect high levels of trust and reliability when it comes to data safety and sustainability.
In this paper we present the results of a survey conducted among students of German Philology at Adam Mickiewicz University in Poznań in the years 2015–2017. The target group was composed of first-semester students from whom we collected data about their lexicographical competence at the start of the program. The results contain some interesting findings, e.g. students prefer online dictionaries, but the number of students using print dictionaries is comparable and we have also observed the rising number of students who use smartphone applications. The aim of the survey is to provide information for university instructors who teach German as a foreign language (DaF) and lexicography.
Der Beitrag behandelt das Zusammenspiel von Text und Interaktion im Internet. Abschnitt 2 erläutert am Beispiel der Wikipedia, wie sich die textorientierte Arbeit an den Artikeln und das interaktionsorientierte Diskutieren funktional ergänzen. Abschnitt 3 untersucht Links als digitale Kohärenzbildungshilfen und zeigt an einem Fallbeispiel, wie diese in den schriftlichen Diskussionen dafür genutzt werden, relevante Informationen im „virtuellen“ Aufmerksamkeitsbereich präsent und für phorische und deiktische Bezugnahmen zugänglich zu machen. Abschnitt 4 diskutiert Ergebnisse aus zwei Vergleichsstudien zum Gebrauch der Konnektoren 'weil' sowie 'sprich' und 'd.h.' in Wikipedia-Artikeln und Diskussionen, die auf der Basis von Wikipedia-Korpora in der DeReKo-Sammlung des IDS durchgefuhrt wurden.
Gerhard Stickel (*1937) bietet in diesem Band eine Auswahl aus seinen kleineren Arbeiten, die in der Zeit von 1966 bis 2019 erschienen sind. Geboten wird eine bunte Vielfalt von Aufsätzen und Essays zu Themen, mit denen der Autor sich in all den Jahren befasst hat, darunter: Negation, Kontrastive Grammatik, ‚Fremdwörter', Sprache und Geschlecht, Spracheinstellungen, Rechts- und Verwaltungssprache sowie deutsche und europäische Sprachpolitik. Mehrere Arbeiten sind während Stickels langjähriger Tätigkeit als Direktor des Instituts für Deutsche Sprache (1976-2002) entstanden und ab 2003 im Zusammenhang mit seinen Aufgaben in und für EFNIL, der European Federation of National Institutions for Language. Erhofft wird, dass auch die älteren Arbeiten über ihre Zeitgebundenheit hinaus für manche Linguistinnen und Linguisten sowie andere Sprachinteressierte anregend sein können.
Nur ein paar Überlegungen und Beobachtungen zur Frage nach dem Umfang des deutschen Wortschatzes. Zahlenangaben aus Wörterbüchern und Korpusrecherchen werden referiert. Anhand von Beispielen veralteter, alternder, neuer Wörter und produktiver Wortbildungsmuster wird die prinzipielle Offenheit des Wortschatzes demonstriert.
Resistance and adaptation to newspeakerness in educational institutions: two tales from Estonia
(2019)
The term ‘new speaker’ has recently emerged as an attempt by sociolinguists not only to understand the diferent types of speaker profles that can be found in contemporary societies, but also to grasp the underlying processes of becoming a legitimate speaker in a given society. In this article, we combine the results from two studies situated in two educational institutions in Estonia in order to fnd out about speakers’ language attitudes and experiences in connection to learning and using Estonian. We concentrate on members of the international community who have relatively recently arrived to the country. Our results indicate that these speakers fuctuate between two prototypical discourses, which we broadly dub as ‘resistance’ and ‘adaptation’ to newspeakerness. Our study thereby adds to current debates on ‘new speaker’ and language policy issues by illustrating how tensions around language legitimacy are played out on the ground in a small nation state such as Estonia.
German subjectively veridical sicher sein ‘be certain’ can embed ob-clauses in negative contexts, while subjectively veridical glauben ‘believe’ and nonveridical möglich sein ‘be possible’ cannot. The Logical Form of F isn’t certain if M is in Rome is regarded as the negated disjunction of two sentences ¬(cf σ ∨ cf ¬σ) or ¬cf σ ∧ ¬cf ¬σ. Be certain can have this LF because ¬cf σ and ¬cf ¬σ are compatible and nonveridical. Believe excludes this LF because ¬bf σ and ¬bf ¬σ are incompatible in a question-under-discussion context. It follows from this incompatibility and from the incompatibility of bf σ and bf ¬σ that bf ¬σ and ¬bf σ are equivalent. Therefore believe cannot be nonveridical. Be possible doesn’t allow the LF either. Similar to believe, ¬pf σ and ¬pf ¬σ are incompatible. But unlike believe, pf σ and pf ¬σ are compatible.
Im Projekt „Einstellungen gegenüber regionalen Sprachformen in der Großstadt: Niederdeutsch in Hamburg“ soll geklärt werden, inwieweit regionale Sprachformen in einer Metropole als Kennzeichen stadttypischer Räume und Einrichtungen im Bewusstsein der Bewohner verankert sind. Im Mittelpunkt des Beitrags steht der theoretisch-methodische Rahmen der Studie mit einem Modell, das die Bedeutung von Spracheinstellungen und Sprachbiografie im Verhältnis zu Identitätskonstruktionen fokussiert und damit den Analyserahmen darstellt. Anhand von Beispielen wird der Zusammenhang von Spracheinstellungen, Ortseinstellungen, Biografie und darauf bezogenen Identitätskonstruktionen am stereotyp ausgeprägten Themenkomplex „Niederdeutsch als Hafensprache“/„Niederdeutsch spricht man im Hafen“ erlautert.
Nach einigen Überlegungen zu Wörterbüchern und Informationssystemen soll der Frage im Titel des Vortrags auf drei Ebenen nachgegangen werden: (a) aktueller Stand der allgemeinen einsprachigen Online-Wörterbücher des Deutschen; (b) die Situation der praktischen Lexikographie und der für sie zuständigen Theorien; (c) die Lage der Wörterbuchforschung an deutschen Universitäten. Dabei soll die kulturelle und gesellschaftliche Verantwortung der praktischen Lexikographie, aber auch der Metalexikographie verdeutlicht werden. Zu wenig Beachtung findet die Lexikographie als kulturelle Praxis der Dokumentation sprachlicher, kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse. Zu wenig Beachtung findet die Metalexikographie als Gesellschaftswissenschaft, die sich mit den Zusammenhängen von Datenermittlung, -verwendung, -interpretation und -präsentation in der Internetlexikographie befasst. Die Ausführungen werden durch Detailanalysen des Datenangebots auf Informationsportalen zur deutschen Sprache und unter Berücksichtigung ausgewählter Benutzungssituationen gestützt. Abschliesend werden Thesen zur Zukunft der Lexikographie formuliert.
Die vorliegende Arbeit geht der Frage nach, wie bzw. mit welchen sprachlichen Mitteln der Islam im öffentlichen Diskurs konstituiert wird. Hierfür wurde ein Korpus aus überregionalen Medientexten erstellt und qualitativ analysiert. Die Auswertung des gesamten Korpus weist darauf hin, welche inhaltlichen Merkmale im Islamdiskurs sprachlich nachweisbar sind und sich im gesamten Diskurs stets wiederholen. Schlüsselwörter wie Islam, Islamismus, Islamisierung, Muslim, Dschihad, Scharia oder Koran wurden detailliert präsentiert. Außerdem wurden die aus dem untersuchten Korpus entstandenen Stereotype rekonstruiert. Weiterhin wurden Metaphern bzw. Metaphernkonzepte untersucht, die sich im Islamdiskurs abbilden lassen. Exemplarisch anhand der drei Weltereignisse Iranische Revolution 1978/79, 11. September 2001 und Arabischer Frühling 2011 hat die vorliegende Arbeit gezeigt, wie der Islam in unterschiedlichen Zeitabständen wahrgenommen wird und inwieweit gesellschaftspolitische Ereignisse und Auseinandersetzungen die Thematisierung des Islams beeinflussen können.
The present research unites two emergent trends in the area of language attitudes: (a) research on perceptions of nonnative speakers by nonnative listeners and (b) the search for general, basic mechanisms underlying the evaluation of nonnative accented speakers. In three experiments featuring an employment situation, German participants listened to a presentation given in English by a German speaker with a strong versus native-like accent (in Studies 1–3) versus a native speaker of English (in Study 1). They evaluated candidates with a strong accent worse than candidates with a native(-like) pronunciation—even to the degree that the quality of arguments was of no relevance (Study 1). Study 2 introduces an effective intervention to reduce these discriminatory tendencies. Across studies, affect and competence emerged as major mediators of hirability evaluations. Study 3 further revealed sequential indirect influences, which advance our understanding of previous inconsistent findings regarding disfluency and warmth perceptions.
Innerhalb der für das Paronymprojekt aufgestellten Stichwortliste lassen sich zahlreiche Wortbildungsmuster erkennen. Deren Übereinstimmung von theoretischer Wortbildung und praktischem Sprachgebrauch soll in diesem Beitrag anhand von zehn auf -freit-los endender Paronympaare untersucht werden. Es wird gezeigt, dass diese Wortbildungsgruppe in vielfacher Hinsicht in sich heterogen ist. So lässt sich weder eine Präferenz für eine Endung ausmachen, noch entsprechen die Endungen einer einheitlichen Bedeutung. Auch werden die Paronyme mal synonym, mal teil-synonym und mal semantisch gänzlich unabhängig voneinander verwendet. In diesem Beitrag wird anhand von konkreten Korpusbeispielen gezeigt, wie unterschiedlich sich die einzelnen, mit gleichen Endungen gebildeten Paronympaare kontextuell verhalten.
Im Mittelpunkt der vorliegenden Untersuchung stehen ausgewählte deutschsprachige Werbeslogans mit hohem Wiedererkennungswert und einer Tendenz zur Usualisierung im aktuellen Sprachgebrauch. Ihre angesichts des häufigen Gebrauchs durch zahlreiche Sprecher begründete bzw. angenommene lexikalische Verfestigung wird korpusinformiert anhand umfangreicher elektronischer Korpora validiert und rekonstruiert. Für die Beschreibung ihrer Verwendungsspezifik als eigenständige satzwertige Wortschatzeinheiten außerhalb der Domäne Werbung wird das Modell der usuellen Wortverbindungen sowie die korpuslinguistische Methodologie angewendet und mit weiteren qualitativen und quantitativen Methoden gekoppelt. In den detaillierten lexikografischen Beschreibungen ausgewählter Slogans werden sprachliche, kontextuelle und funktionale Aspekte dargestellt und die Mikrodiachronie ihres Gebrauchs in Zeitverlaufsgrafiken illustriert.
Transdisciplinary research is research not only on, but also for and, most of all, with practitioners. In the research framework of transdisciplinarity, scholars and practitioners collaborate throughout research projects with the aim of mutual learning. This paper shows the value transdisciplinarity can add to media linguistics. It does so by investigating the digital literacy shift in journalism: the change, in the last two decades, from the predominance of a writing mode that we have termed focused writing to a mode we have called writing-by-the-way. Large corpora of writing process data have been generated and analyzed with the multimethod approach of progression analysis in order to combine analytical depth with breadth. On the object level of doing writing in journalism, results show that the general trend towards writing-by-the-way opens up new niches for focused writing. On a meta level of doing research, findings explain under what conditions transdisciplinarity allows for deeper insights into the medialinguistic object of investigation.
Untersuchungsgegenstand dieser Arbeit sind retrospektive Äußerungen, d.h. Nachfragen und fremdinitiierte Erweiterungen, die an den Sprecher der Ausgangsäußerung gerichtet sind. In der Forschung werden Nachfragen und Erweiterungen meist unabhängig voneinander mit unterschiedlichen Funktionen beschrieben. Die vorliegende Untersuchung setzt sich mit den gemeinsamen Eigenschaften beider Äußerungsformate auseinander, unabhängig von ihren deklarativen und interrogativen Merkmalen. Im Rahmen der Triangulation werden die Methode der Konversationsanalyse und die Annahmen der Relevanztheorie verbunden, um zu beschreiben, wie Sprecher in retrospektiven Äußerungen auf inhaltlicher Ebene mit den Informationen aus vorhergehenden Redebeiträgen umgehen. Primäre Datengrundlage sind die narrativen Interviews des Berliner Wendekorpus, ca. 60 Stunden gesprochenes Deutsch. Die Arbeit analysiert die grammatischen und lexikalischen Mittel, mit denen Sprecher bei der Bedeutungskonstruktion epistemische Unterstützung zum Ausdruck bringen. Weitere Analyseebenen sind die grammatische Kohärenz retrospektiver Äußerungen als evidentiale Strategie und die Ähnlichkeitsrelationen zwischen der interpretativen Annahme und den jeweiligen Bezugskomponenten.
Muskelversagen? Großartig! - Framing von Fachbegriffen aufgrund unterschiedlichen Weltwissens
(2019)
Common Crawl is a considerably large, heterogeneous multilingual corpus comprised of crawled documents from the internet, surpassing 20TB of data and distributed as a set of more than 50 thousand plain text files where each contains many documents written in a wide variety of languages. Even though each document has a metadata block associated to it, this data lacks any information about the language in which each document is written, making it extremely difficult to use Common Crawl for monolingual applications. We propose a general, highly parallel, multithreaded pipeline to clean and classify Common Crawl by language; we specifically design it so that it runs efficiently on medium to low resource infrastructures where I/O speeds are the main constraint. We develop the pipeline so that it can be easily reapplied to any kind of heterogeneous corpus and so that it can be parameterised to a wide range of infrastructures. We also distribute a 6.3TB version of Common Crawl, filtered, classified by language, shuffled at line level in order to avoid copyright issues, and ready to be used for NLP applications.
You might not know what a “smombie” is, but you have certainly already met one today. In public streets and places, the so-called “smartphone zombies” regularly cross our ways. They walk slowly, in peculiar ways, their eyes and fingers focused on their smartphone displays. While some cities have already introduced specific walking lanes or ground-level traffic signs for smartphone users “on the go”, it is not only road safety that is at stake. Frequently hunching over our phones causes cervical pain, we are addicted to likes on social media, and the fear of missing out prevents us from switching off our phones. If asked if mobile device use is possibly harmful to our bodies and minds, most people would spontaneously agree. Our social skills seem to constantly diminish since smartphones have become an everyday tool: we stick to them like glue while waiting for the bus, while walking, while eating, even while being with others. Will we turn into social zombies in the end?
In diesem Beitrag geht es vor allem um die Frage, wie das Smartphone in der Alltagskommunikation als gemeinsamer Bezugspunkt relevant gemacht wird und wie sich die Reaktionen der Interagierenden zum auf dem Display Gezeigten gestalten. Es zeigt sich, dass diese in mehrere responsive Schritte unterteilt werden, in denen die Aufmerksamkeit gebündelt und das Display fokussiert wird sowie eine Abstimmung darüber erfolgt, wie das Gezeigte zu kontextualisieren ist.
This paper investigates self-initiated uses of mobile phones (such as texting or making a call) in everyday video-recorded conversations among Czech speakers. Using ethnomethodological conversation analysis, it illustrates how participants publicly frame their own device use (for example, by announcements), and how co-present interlocutors respond to it. Previous studies have described how participants manage two concurrent communicative involvements, but have not provided detailed sequential descriptions of how device use can be negotiated and accounted for. This study shows that mobile device use in co-presence is not a priori problematic (or vice versa). Instead, participants frame their technology use in different ways according to various features of the social situation they treat as momentarily relevant. These features include the course of the conversation and how the device use relates to it, the overall participation framework and the opacity of the device use for co-present others.
In German oral discourse, previous research has shown that okay can be used both as a response token (e.g., for agreeing with the previous turn or for claiming a certain degree of understanding) and as a discourse marker (e.g., for closing conversational topics or sequences and/or indicating transitions). This contribution focuses on the use of okay as a response token and how it is connected with the speakers’ interactional state of knowledge (their understanding, their assumptions etc.). The analysis is based on video recorded everyday conversations in German and a sequential, micro-analytic approach (multimodal conversation analysis). The main function of conversational okay in the selected data set is related to indicating the acceptance of prior information. By okay, speakers however claim acceptance of a piece of information that they can’t verify or check. The analysis contrasts different sequences containing okay only with sequences in which change-of-state tokens such as ah and achso co-occur with okay. This illustrates that okay itself does not index prior information as new, and that it is not used for agreeing with or for confirming prior information. Instead it enables the speaker to adopt a kind of neutral, “non-agreeing” position towards a given piece of information.
Dieser Beitrag berichtet nicht nur über „Neues vom heutigen Deutsch“, sondern auch „vom alten Deutsch“, das bislang nicht gehoben wurde. Tief in grammatische Strukturen eingelassen verstecken sich (historische) Geschlechterkonzepte, die weit über das hinausgehen, was die Linguistik zu eindimensional unter Sexus versteht. Vielmehr geht es um Gender, um Geschlechterordnungen, die Frauen und Männern ihre sozialen Plätze zuweisen. Zuwiderhandlungen werden durch grammatische Devianzen und ‚Fehlklassifikationen‘ geahndet. Dabei werden die beiden Nominalklassifikationen des Genus (die Tunte, das Weib) und der Deklinationsklasse (die Vögte vs. die Strolche) analysiert. Als Drittes werden syntaktisch verfestigte Sprachgebrauchsmuster in Gestalt von Binomialen beleuchtet. Als gehärtete Folgen koordinierter Personenbezeichnungen kodieren sie geschlechterhierarchische Rangfolgen (Mann und Frau, Mama und Papa) und erweisen sich dabei ebenfalls als Reflexe von Sozial- und Geschlechterordnungen: Männer treten dabei (immer noch) vor Frauen, Mütter aber zunehmend vor Väter und vor allem Mamas vor Papas.
The demo presents a minimalist, off-the-shelf AND tool which provides a fundamental AND operation, the comparison of two publications with ambiguous authors, as an easily accessible HTTP interface. The tool implements this operation using standard AND functionality, but puts particular emphasis on advanced methods from natural language processing (NLP) for comparing publication title semantics.
The present thesis investigates the syntagmatic relations of certain Finnish emotion verbs that are formed by the derivational suffix -ua/-yä (e.g. suuttua ‘get angry’, pelästyä ‘get frightened’). Prototypically, the suffix expresses reflexivity, but in the case of the “inchoative” emotion verbs, it indicates a change of state on behalf of the experiencer, from a non-emotional state to an emotional state.
Intergroup conflict im Sprachgebrauch rechtspopulistischer Gruppierungen am Beispiel von "Pegida"
(2019)
Populismus spaltet Gesellschaften – so lautet eine häufig zu hörende und zu lesende Auffassung. Als offensichtlichste Form der Spaltung erscheint dabei die gruppenbezogene Spaltung zwischen denjenigen, die populistischen Bewegungen und Parteien anhängen und denjenigen, die das mehr oder weniger entschieden nicht tun. Die Risse in der Gesellschaft zeigen sich jedoch nicht nur in Bezug auf diesen Gruppenkonflikt. Er ist nur eine Linie in einem Netz von tatsächlichen oder auch nur wahrgenommenen und rhetorisch konstruierten Frakturen, die von populistischen Gruppierungen hervorgehoben oder möglicherweise auch erst geschaffen werden und Eingang in den öffentlichen Diskurs finden.
Internetlinguistik
(2019)
Die Internetlinguistik ist eine neue Forschungsdisziplin, die sich aus drei großen Untersuchungsbereichen konstituiert: der Sprachverwendung in internetbasierten Kommunikationsumgebungen (wie Messengerdienste, Soziale Netzwerkseiten), der Interaktion zwischen Mensch und Maschine (etwa mit smarten Objekten) und der Generierung von Datenkorpora, was auch ethische Fragen aufwirft.
Dieser Band enthält neben einem kurzen Abriss über die Entwicklung der Internetlinguistik bibliografische Angaben zu Spezifika des Kommunikationsraums, der Kommunikationsplattformen und der digitalen Kommunikation, zu menschlichen Handlungsweisen im Web 2.0 und zu methodischen Zugängen der linguistischen Onlineforschung mit einem Überblick über Internetkorpora. Darüber hinaus werden Schnittstellen zu anderen Wissenschaftsdisziplinen aufgezeigt. Der Band gibt außerdem Empfehlungen zu einschlägigen Blogs und Zeitschriften.
This paper analyzes the LL in the city of Bautzen / Budyšin in Germany, a town which is frequently considered the “capital” of the Slavonic minority of the Sorbs. It focuses on the societal role of Sorbian in relation to practices and ideologies of mainstream German society. The vast majority of signs in Bautzen / Budyšin are in German only. Sorbian is essentially restricted to explicitly Sorbian institutions and to local and regional administration. Interviews conducted in shops and on the streets reveal that paternalistic attitudes common to perceptions of language policies and minority languages in Germany dominate; practices maintain the common monolingual habitus in German society. Members of the majority population show little awareness of Sorbian issues, and Sorbian signage is seen as a generous gesture but considered essentially unnecessary. Only in most recent times, a reaction by the Sorbian community has challenged these practices and attitudes.
Mehrsprachigkeitsdiskurse im Bildungskontext in Lettland zwischen Populismus und Weltoffenheit
(2019)
Unser Aufsatz diskutiert aktuelle Debatten zu Sprachen und Mehrsprachigkeit im Bildungssystem in Lettland. Theoretischer Hintergrund sind Debatten zur Mehrsprachigkeit, zu Spracheinstellungen und zur heteroglossischen Ideologie. Nach einer kurzen historischen Einführung in Fragen des sprachlichen Ökosystems Lettlands stellen wir Beispiele aus der aktuellen Reform der Schulcurricula vor, die Mehrsprachigkeitsansätze aufgreifen. Diese Reformversuche werden allerdings durch weit verbreitete Diskurse in der lettischen Gesellschaft abgelehnt. Anhand von Reaktionen von Bildungspolitikern und in journalistischen Texten zeigen wir, wie einflussreich traditionelle Vorstellungen vom Sprachlernen nach wie vor sind und wie eine Modernisierung des Lettischunterrichts mit Fragen von nationaler Identität verbunden wird, in denen bisweilen sogar offen xenophobisch argumentiert wird. Gleichzeitig wird deutlich, wie im Diskurs im Interesse der „Rettung der lettischen Sprache“ mit Mythen und Halbwahrheiten operiert wird. Der dritte Teil des Aufsatzes stellt in diesem Kontext zwei Studien unter Lehrern in Lettland vor, in denen explizit nach Einstellungen und Praktiken zu Code-Switching, Translanguaging und ähnlichen Phänomenen gefragt wurde. In den Antworten zeigt sich die Spaltung der Gesellschaft; jedoch zeigen die Ergebnisse auch, dass Perspektiven für einen modernen und mehrsprachigen Sprachunterricht in Lettland durchaus vorhanden sind.
Research on language politics, policy, and planning is of importance to contact linguistics, since political relations between groups of language users, the way in which the use of language(s) is organized, and how language issues are politicized fundamentally shape the political and social conditions under which language varieties are in contact. This chapter first provides a short sketch of how language policy, planning, and politics have so far been conceptualized. Major subfields will be discussed, and then relevant actors and factors in these processes will be introduced. At the end, these aspects will be discussed from a contact linguistic perspective and summarized in a graphic visualization.
This chapter investigates differences in language regards in Latvia and Estonia. Based on the results of a survey that had about 1000 respondents in each country, it analyses general views on languages and language-learning motivation, as well as specific regards of Estonian, Latvian, Russian, English, German and other languages. The results show that languages and language learning are generally important for the respondents; language-learning motivation is overwhelmingly instrumental. Besides the obvious value of the titular languages of each country, English and Russian are to differing degrees considered of importance for professional and leisure purposes, ahead of German, Finnish (in Estonia) and French, whereas other languages are of little relevance. In more emotionally related categories, differences are more salient. L1-speakers of Russian differ in their views from L1-speakers of Estonian and Latvian, indicating that the linguistic acculturation of society in Estonia tends to be more monodirectional towards Estonian, whereas in Latvia there are more bidirectional tendencies as both Latvian and Russian L1-speakers regard each other’s languages as at least moderately relevant.