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Gegenstand ist die Analyse der Sprachkontakte zwischen dem Deutschen, Tschechischen und Slowakischen anhand der Geschichte der deutschen Lehnwörter in diesen Slawinen vom Beginn ihrer einzelsprachlichen Entwicklung bis ins 20. Jahrhundert. Nach einer synthetisierenden Studie werden im chronologisch und nach regionalen Varietäten gegliederten Wörterbuch in mehr als 3 500 Wörterbuchartikeln über 15 000 einzelne Wortformen analysiert und ihre Erstbelege angeführt. Mit einer umfassenden Bibliographie zum deutsch-slawischen Sprachkontakt und ausführlichen Indices stellt das für die Neuauflage durchgehend überarbeitete und aktualisierte Werk eine nahezu unerschöpfliche Quelle für die Sprachkontaktforschung im Allgemeinen sowie für die Germanistik und Slawistik im Besonderen dar.
In der Arbeit wird die Analyse agonaler Zentren, die Felder (2012) vorgelegt hat, überprüft und um korpuslinguistische Herangehensweisen erweitert. Es wird überprüft, inwiefern bestimmte Wortarten in der Lage sind, die Analyse agonaler Zentren unabhängig vom Thema des Diskurses zu unterstützen. Dazu wird die computergestützte Korpusanalyse mit Hilfe von Konnektoren, Präpositionen, Partikeln, Substantiven, Adjektiven und Verben zunächst an einem bereits von Felder (2012) analysierten Korpus getestet und dann an einem weiteren, im Hinblick auf Thema und Textsorten völlig anderen Korpus überprüft. Insbesondere die Konnektoren stellen sich dabei als für die themenunabhängige, computergestützte Korpusanalyse als leistungsstark heraus.
Nach Aufrufen der Zarin Katharina II und ihrer Nachfolger haben sich viele Menschen „aus deutschen Landen“ – aus Hessen und Baden, aus der Pfalz und Württemberg, aus Bayern, aus Mittel- und Norddeutschland – im 18. und später im 19. Jahrhundert auf den Weg nach Russland gemacht. Mitnehmen konnten sie nicht viel – außer ihren Heimatmundarten. Diese haben sie nicht nur in den ersten Jahrzehnten bewahrt, sondern für viele Generationen und Jahrhunderte danach.
Vom Zarenreich bis Putin folgt die Autorin dem Schicksal der russlanddeutschen Dialekte. Sie reist in die entlegensten Winkel der ehemaligen Sowjetunion, in die kleinen und großen Sprachinseln, besucht Wolhyniendeutsche und Mennoniten im Norden, Schwaben in Kasachstan, Bayern und Pfälzer im Altai-Gebiet und entdeckt überall quicklebendige Mundarten, eine reiche, vielfältige, für die Außenwelt noch weitgehend verschlossene Dialektlandschaft, deren besonderer Reiz das Neben- und Miteinander des Ursprünglichen, Mitgebrachten und des in den russischen Weiten Neuentwickelten und Hinzugekommenen ausmacht. Einen allgemeinen und gleichzeitig detaillierten Einblick in die heute weitgehend verschwundenen deutschen Sprachinselgebiete Russlands und deren Mundarten gibt das gut illustrierte Buch von Nina Berend.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit der Frage, wie Argumente während des Sprachverstehens erkannt werden, welche Eigenschaften einem Argument in Abwesenheit des Verbs zugeschrieben werden und welche Art von Vorhersagen mit der Argumentinterpretation verbunden sind. Ausgehend von der Annahme, dass beim Sprachverstehen in Echtzeit jedes Wort so maximal wie möglich interpretiert wird, werden wir argumentieren, dass die zugrunde liegenden, sprachübergreifend zu findenden Mechanismen durch die Interaktion von typologisch motivierten Prominenzskalen (z.B. Belebtheitshierarchie) beschrieben werden sollten. Diese gestatten nicht nur eine Erklärung bestehender Befunde, sondern besitzen das Potenzial, zentrale Aspekte der Sprachverstehensarchitektur modelltheoretisch abzuleiten. Experimentell liegt der Fokus des Aufsatzes auf der Erfassung elektrophysiologischer-neuronaler Aktivierungsmuster, da diese uns im Gegensatz zu Urteilen oder Korpusverteilungen einen unmittelbaren Einblick in die Verarbeitung im Echtzeitbereich gestatten.
Der Konstruktionsbegriff hielt seinen Einzug in die Spracherwerbsforschung durch gebrauchsbasierte Lerntheorien, nach denen sprachliche Strukturen als Form-Funktionseinheiten aus dem Input abgeleitet werden, Sprache somit ein emergentes System ist (Tomasello 1998a und b; Behrens 2009a und b). Die Abstraktionseinheit für das Kind ist dabei die Äußerung in ihrer situativen Gebundenheit und ihrer Diskursfunktion, mithin die Konstruktion. Die Konstruktion wird gefasst als schematische Einheit mit mehr oder weniger offenen Slots: Teile der Konstruktion können lexikalisch fixiert oder aber produktiv und durch andere Ausdrücke ersetzbar sein. Der Kontrast zum Valenzbegriff bzw. dem der Argumentstruktur in seiner formaleren Definition liegt darin, dass die lexikalischen Eigenschaften der Wörter die Syntax nicht projizieren, sondern dass sowohl die Eigenschaften der Lemmas als auch die der Morphosyntax aus ihrem Vorkommen in konkreten Sätzen abgeleitet werden.
Empirisch konzentriert sich die Forschung auf die Ermittlung der Generalisierungsprozesse und auf deren Basis im Input, dem Sprachangebot. Erwerbsrelevant ist insbesondere der Input in seinen usualisierten Mustern in typischen Interaktionssituationen. Eher wird vor allem der Grad der Produktivität kindlicher Äußerungen analysiert. Bislang weniger untersucht, aber zunehmend im Fokus sind die Generalisierungsprozesse selbst und damit die generative Kraft des Konstruktionsbegriffs. Sobald Aspekte einer Konstruktion abstrahiert worden (= produktiv) sind, sollten sie auf neue Situationen übertragen werden können, und gilt es zu ermitteln, welche formalen, funktionalen und distributionellen Faktoren die Abstraktion sprachlichen Wissens fördern.
In dem Paradigma der gebrauchsbasierten Konstruktionsgrammatik wird die modulare Trennung zwischen Wörtern und Regeln aufgehoben. Somit kann innerhalb eines einheitlichen theoretischen Rahmens sowohl der Erwerb regelhafter als auch der stärker idiosynkratischer Strukturen erklärt werden.
Kollokationen sind nach unserem Verständnis phraseologische Kombinationen aus zwei Lexemen, die in einer Sprachgemeinschaft konventionalisiert und deren Elemente semantisch ungleichgewichtig sind: Eines wird in derselben Weise verwendet wie in kompositionellen Wortkombinationen (Basis), das andere (Kollokator) erhält seine spezifische Bedeutung nur innerhalb der Kollokation.
Der Artikel diskutiert Möglichkeiten, Kollokationen in Texten zu identifizieren, die für die deutschen Nationalvarietäten aus Deutschland, Österreich, der Schweiz und Südtirol typisch sind. Der Schwerpunkt liegt dabei auf methodischen Fragen: Lassen sich mit einfachen, im Wesentlichen frequenzbasierten Werkzeugen Kollokationsunterschiede zwischen Österreich und Deutschland, der Schweiz und Deutschland, usw. aufweisen? Wie können die Spezifika der Kollokationswahl in den einzelnen Nationalvarietäten anhand von Korpora genauer dokumentiert werden? Sind Varietäten nur in Bezug auf die Kollokatorenwahl spezifisch, oder auch bezüglich morphosyntaktischer Präferenzen (z.B. Artikelgebrauch etc.)?
WordNet und FrameNet sind zwei umfangreiche lexikalische Ressourcen. Obwohl sie auf unterschiedlichen Theorien der lexikalischen Organisation basieren und die semantischen und syntaktischen Eigenschaften von Verben in beiden Ressourcen unterschiedlich dargestellt werden, wird mit beiden das Ziel verfolgt, die Regelmäßigkeit des Lexikons hervorzuheben. Seit Levin (1993) ist bekannt, dass die Selektion und Projektion von Argumenten eng mit den semantischen Eigenschaften von Verben zusammenhängt, und dass eine syntaktisch basierte Klassifikation des Verblexikons semantisch homogene Klassen ergibt. In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Ansätze von WordNet und FrameNet, das Verblexikon einheitlich zu klassifizieren, bewertet. Es wird ein laufender Versuch beschrieben, beide Ressourcen teilweise miteinander abzugleichen, indem ausgewählte Verben in einem großen Korpus zunächst manuell mit Bezug auf Einträge in WordNet und FrameNet annotiert werden. Anschließend werden verschiedene Ansätze zur automatischen Abgleichung, wie z.B. der des deutschen SALSA-Projekts, im Überblick dargestellt.
Wie versteht ein Hörer oder Leser die von einem Sprecher oder Schreiber beabsichtigte Bedeutung? Syntaktische Strukturen sind zu allgemein, um feine Bedeutungsunterscheidungen auszudrücken. Wörter sind oft sehr mehrdeutig, und aufgrund dessen unzuverlässig als „Bedeutungsleitfaden“. Im Gegensatz dazu zeigt die Korpusmusteranalyse, dass die meisten Äußerungen aus Mustern von vergleichsweise geringer Mehrdeutigkeit aufgebaut sind. Daher stellt sich die Frage: Was ist ein Muster? Muster sind häufig verwendete Sprachbausteine, die aus zwei Elementen bestehen: Valenzen und Kollokationen. Während Valenzen relativ stabil sind, sind Kollokationen extrem variabel. In der Korpusmusteranalyse wird eine große Anzahl von Gebrauchsbelegen jedes Wortes studiert, und seine Kollokationen werden, ihren semantischen Typen entsprechend, lexikalischen Sets zugeordnet.
Jedes Wort einer Sprache ist Bestandteil von mindestens einem Muster. Wenn es Teil von mehr als einem Muster ist, können die Bedeutungen seiner Muster meist durch unterschiedliche Kollokations-Präferenzen unterschieden werden.
Kreative Benutzungen sind Abweichungen von normalen Nutzmustern, aber Abweichungen sind selbst regelgeleitet. Daher benötigt man eine Theorie von Normen und Abweichungen. Da die zwei Regelsysteme interagieren, können wir die Theorie als eine „Doppelhelix“ beschreiben.
Der kindliche Spracherwerb zeichnet sich sowohl durch seine Robustheit als auch durch eine spezifische Dynamik aus. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen frühe Phasen des Erwerbs des Deutschen, in denen Konstruktionen unterschiedlicher Analysetiefe koexistieren, die im Laufe der Zeit immer wieder reanalysiert werden und schließlich auf einen einzigen abstrakten Bauplan hin konvergieren. Anhand von Daten aus diversen Fallstudien wird gezeigt, dass die Entwicklung der so genannten „Satzklammer“ des Deutschen als Konvergenzprozess verstanden werden kann, bei dem Lerner bewährte Teilsysteme, darunter anfängliche teilproduktive Formeln, dekonstruieren und auf abstrakterer Ebene rekonstruieren. Untersucht werden typische Übergangsphänomene, u.a. die Verwendung von Platzhaltern und Doppelbesetzungen, die diese Konstruktionsleistung erkennen lassen. Argumentiert wird, dass sich generative und dynamische, konstruktivistische Ansätze bei dem Bemühen um eine Erklärung dieses Erwerbsprozesses sinnvoll ergänzen.
Im vorliegenden Beitrag werden Ergebnisse aus zwei Benutzungsstudien präsentiert, die zum Wörterbuch elexiko im Januar bzw. März 2011 realisiert wurden. Wörterbuchbenutzungsforschung für ein neu konzipiertes, noch im Aufbau befindliches, umfangreiches Onlinewörterbuch zur deutschen Gegenwartssprache wie elexiko ist bislang nur in geringem Umfang durchgeführt worden.Dabei ist der Bedarf an Klärung der Benutzerbedürfnisse und -meinungen insgesamt groß. Solch eine Klärung kann einerseits als Bestätigung von Entscheidungen, die für Inhalt und Präsentation des Wörterbuchs getroffen wurden, dienen. Sie dient andererseits aber auch als Anregung für deren Verbesserung auf der Grundlage nicht vermeintlicher, sondern tatsächlicher Bedürfnisse und Meinungen zur Wörterbuchbenutzung.
In diesem Beitrag soll zunächst der Hintergrund des DWDS-Wörterbuchs dargestellt werden. Im zweiten Abschnitt erfolgt eine kurze Charakterisierung des im DWDS-Wörterbuch verwendeten Kollokationsbegriffs. Dessen Einbettung in die Wörterbuchstruktur des DWDSWörterbuchs wird im dritten Abschnitt beschrieben. Das eigentliche digitale Herzstück der Kollokationsbeschreibung im DWDS-Wörterbuch ist das DWDS-Wortprofil, eine auf syntaktischer Analyse und statistischer Auswertung basierende automatische Kollokationsextraktion, deren Grundlagen und Qualität in Abschnitt 4 dargestellt werden. In Abschnitt 5 soll anhand einiger Beispiele illustriert werden, wie die Arbeitsteilung der automatischen Kollokationen und der lexikographischen Intuition in der täglichen lexikographischen Arbeit aussieht. Schließlich geben wir im letzten Abschnitt einen Ausblick auf die künftige Arbeit.
Im vorliegenden Beitrag soll der Aufbau einer maßgeschneiderten XML-Modellierung für ein Wörterbuchnetz erläutert werden. Diese Schriftfassung beruht auf einem gleichlautenden Vortrag, der auf dem ersten Arbeitstreffen des DFG-Netzwerks "Internetlexikografie" in Mannheim im Mai 2011 gehalten wurde. Der Beitrag ist als Werkstattbericht zu verstehen, d. h. als praktisch orientierter Blick sowohl darauf, wie wir unsere Modellierung für OWID konzipiert haben, welche Konsequenzen dies für die lexikographische Arbeit sowie für die Recherchemöglichkeiten der Nutzer hat, als auch darauf, welche Vor- und Nachteile wir bei diesem Modellierungsansatz sehen. Der vorliegende Beitrag bietet damit keine umfassende theoretische Auseinandersetzung mit verschiedenen Möglichkeiten der Modellierung. Lediglich im folgenden Kapitel werden die Grundzüge des Modellierungsansatzes kurz erläutert und es wird auf entsprechende weiterführende projektbezogene Literatur verwiesen.
Das Kicktionary ist ein dreisprachiges (deutsch-englisch-französisches) elektronisches Wörterbuch der Fußballsprache. Es basiert auf einem Korpus von geschriebenen Fußballberichten und (in geringerem Umfang) gesprochenen Fußballkommentaren und nutzt die Ideen der Framesemantik (Fillmore 1982, Fillmore et al. 2003) sowie der lexikalischen Relationen (Fellbaum 1998) zur Strukturierung des Wortschatzes. Verschiedene Aspekte der Erstellung, Präsentation und Nutzung des Kicktionary sind in Schmidt (2008, 2009 und 2010) dargestellt. Im vorliegenden Beitrag konzentriere ich mich auf die Frage, welche Datenmodelle und welche Datenformate zur Modellierung des Wortschatzes im Kicktionary zum Einsatz kamen. Zu diesem Zweck möchte ich einleitend zunächst mein Verständnis dieser drei Begriffe – Datenmodell, Datenformat und Modellierung – näher erläutern.
Einleitung
(2011)
"Mit sofortiger Wirkung" : Deutsche Rücktrittserklärungen 2010 aus linguistischer Perspektive
(2011)
2010 war für die Bundesrepublik ein Jahr der Rücktritte aus zentralen Machtbereichen der Politik, Kirche und Verwaltung. Die Funktionsträger vermittelten den Eindruck „als sei ihnen die Gestaltung dieses Landes nicht mehr wichtig genug, um ihr Leben damit zu füllen“ (Bartsch 2010, 66). In diesem Aufsatz stehen nicht die Vorgeschichte, Gründe oder die Bewertung von Rücktritten im Vordergrund, sondern die linguistische Perspektive – d.h. die sprachliche Ausgestaltung sowie die Funktionen der Textsorte Rücktrittserklärung.
Die Duden-Ontologie hat mittlerweile eine mehr als 10-jährige Geschichte, von denen ich hier verschiedene Aspekte vorstellen möchte. Zu Beginn stand die Vision alle Duden-Werke in einer zentralen Quelle zu speichern, aus der heraus alle bisherigen und je nach Bedarf auch neue Werke in verschiedenen Formaten und für verschiedene Medien weitgehend automatisch produziert werden können. Darüber hinaus sollten auch sprachtechnologische Produkte diese Quelle nutzen und so von einer permanenten Pflege und kontinuierlichen Überarbeitung und Ergänzung der zentralen Ressource unmittelbar profitieren können. In diesem Papier werde ich zunächst die Motivation und die Ziele erläutern, die uns zu Beginn des Projektes veranlasst haben, uns in dieses Abenteuer zu stürzen. Aus diesen Motiven und Zielen leiteten sich die Anforderungen an die Datenmodellierung ab. Das daraus resultierende Datenmodell werde ich kurz darstellen und anschließend auf die Implementierung eingehen. Zum Schluss gehe ich auf den Einsatz des Wissensnetzes in der Verlagspraxis ein.
Die beachtlichen Unterschiede zwischen den Dialekten des Deutschen stehen in Zusammenhang mit der territorialen Zersplitterung des deutschsprachigen Gebiets bis ins 19. Jahrhundert. In gewisser Weise spiegelt die dialektale Vielfalt das dezentrale, plurizentrische Herrschaftsmodell wider, das für das vornationale Heilige Römische Reich charakteristisch ist, bei dem sich kein dauerhaftes Machtzentrum mit sprachlicher Modellwirkung, wie bspw. Paris in Frankreich, herausbilden konnte.
Wenn man einen Blick in die traditionellen Grammatiken wirft, so wird man feststellen, dass die Struktur der deutschen Sprache hier eher isoliert beschrieben wird, das heißt, dass sich die Beschreibung grammatischer Phänomene auf das Deutsche konzentriert. Hierbei handelt es sich sicherlich um fundierte Analysen der deutschen Sprachstruktur, die wichtige Einblicke und Erkenntnisse liefern. Allerdings hat diese einzelsprachlich orientierte Betrachtungsweise einen entscheidenden Nachteil – die Besonderheiten einer Sprache können so gar nicht erfasst werden, da sich die spezifischen Charakteristika natürlich erst im Vergleich mit anderen Sprachen zeigen. Mit anderen Worten: Wenn nur das Deutsche betrachtet wird, lassen sich gar keine Aussagen darüber treffen, was nun charakteristisch für diese Sprache ist. Ebenso wenig lassen sich Gemeinsamkeiten mit anderen Sprachen herausstellen. Phänomene, die nicht nur auf eine Sprache beschränkt sind, sind aber wiederum von Bedeutung für die linguistische Theoriebildung.
Industrielle Prozessmodellierung als kommunikativer Prozess. Eine Typologie zentraler Probleme
(2011)
Der Beitrag diskutiert mündliche Interaktionen als Bestandteil industrieller Prozessmodellierungsmethoden unter dem Aspekt der dabei auftretenden kommunikativen Probleme und ihrer systematisierenden Darstellung. Die vorgestellte Typologie stützt sich auf die gesprächsanalytische Auswertung authentischer Daten einer Feldstudie, in der die Methodik der industriellen Prozessmodellierung in einem Unternehmen exemplarisch durchgeführt wurde. Die Methodik ist kommunikationsintensiv; sie enthält ein breites Spektrum mündlich, schriftlich und grafisch-symbolisch zu bearbeitender Aufgaben. Die ermittelten Probleme ihrer Bearbeitung lassen sich drei Bereichen zuordnen: vorhabensbezogene, arbeitsorganisationsbezogene und kommunikationsbezogene Probleme. Jeder Bereich umfasst Untertypen von Problemen, die aus dem Vollzug sprachlich-kommunikativer Handlungen resultieren und/oder sich sprachlich manifestieren. Zwei weitere Problembereiche – Transformations- und Multimodalitätsprobleme – werden genannt, aber nicht ausführlich behandelt. Die Ergebnisse der Studie werden für die Gestaltung von Kommunikationstrainings für Ingenieure genutzt.
Im Rahmen einer von der DFG geförderten Forschergruppe „Sprachvariation als kommunikative Praxis: Formale und funktionale Parameter“ (2000-2004), die aus Projekten der Universität Mannheim und dem IDS bestand, entwickelte sich eine enge Kooperation zwischen Uni- und IDS-Wissenschaftler(inne)n. Angeregt durch die bildungspolitischen Diskussionen im Anschluss an die PISA-Studien (schlechte Schul- und Ausbildungsergebnisse bei Migrantenkindern, hohe Arbeitslosenquote bei Migrantenjugendlichen)1 und bestärkt durch erste Ergebnisse aus unseren Untersuchungen zur sprachlichen und sozialen Situation von Migrantenkindern und Jugendlichen in Mannheim, 2 entstand die Idee zur Entwicklung und Durchführung von Sprach- und Wissensförderung für Migrantenkinder an Mannheimer Schulen. Das staatliche Schulamt Mannheim unterstützte die Initiative zur Förderung von Migrantenkindern von Beginn an.
Vorwort
(2011)
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit einem für den Unterricht in bestimmten Klassen durchaus bekannten Ereignis, nämlich dem Diktieren eines Textes. Dabei handelt es sich in der Regel um einen überschaubaren Ereigniszusammenhang: Ein Lehrer/eine Lehrerin liest einen Text langsam und stückweise vor, den die Schüler/innen aufschreiben. Wir werden diesen fraglichen Zusammenhang auf der Grundlage eines Videoausschnitts im Detail rekonstruieren, der Bestandteil eines Korpus von Aufzeichnungen in einer Waldorfschule ist. Es handelt sich bei dem Ausschnitt um den Epochenunterricht im Fach Chemie in einer achten Klasse. Wir werden zeigen, dass Diktieren im Kontext des Epochenunterrichts in der Waldorfschule aufgrund der Schultypenspezifik ein sehr komplexer und – anders als man dies zunächst vermuten würde – auch ein im engeren Sinne gemeinsam von der Lehrerin und den Schülern/Schülerinnen gestalteter und hervorgebrachter Ereigniszusammenhang ist. Den Schülerinnen/Schülern fällt beim Diktieren nämlich nicht nur die rezeptive Rolle zu, den von der Lehrerin vorgelesenen Text im Wortlaut aufzuschreiben. Sie tragen vielmehr auf sehr unterschiedliche Weise selbst aktiv zur Entwicklung und Ausgestaltung des Diktierens bei. In diesem interaktiven Zusammenspiel verändert sich die Grundstruktur „Lehrerin liest vor und Schüler/innen schreiben auf“ während des Diktates durch unterschiedliche Initiativen und Beiträge in vielfältiger Weise.
In dieser ersten Fallstudie geht es um die Rekonstruktion der Entwicklung eines „brisanten“ Themas im Englisch-Unterricht. Aus der Bearbeitung der aktuellen Aufgabe „Steckbriefe prominenter Personen verfassen, vorlesen und erraten“ entsteht in mehreren Etappen das Thema „nationale Identität“, an dem sich unterschiedliche Schüler und der Lehrer beteiligen. Wir beschreiben zunächst, aus welchem schulischen Zusammenhang der für die Analyse ausgesuchte Videoausschnitt stammt (Kap. 2). Dabei stellen wir auch kurz den Unterrichtszusammenhang dar, der dem analysierten Ausschnitt vorausgeht (Kap. 3). Dieser wiederum verdeutlicht, aus welchem konkreten Zusammenhang sich das „brisante Thema“ entwickelt und unter welchen Bedingungen dies geschieht. Danach rekonstruieren wir die schrittweise Entstehung dieses Themas (Kap. 4). Im Anschluss daran konzentrieren wir uns auf die interaktive Beteiligungsweise des Lehrers und fragen nach den konkreten Anforderungen, die sich für ihn aus der thematischen Entwicklung ergeben (Kap. 5) und nach den Verfahren, die er zur Bearbeitung dieser Anforderungen einsetzt (Kap. 6). Weiter verdeutlichen wir die mit den Verfahren verbundenen Implikationen in Begriffen von „Chancen und Risiken“ (Kap. 7) und beschreiben den Zusammenhang von unterrichts- und fachspezifischen Ressourcen der vom Lehrer eingesetzten interaktiven Verfahren (Kap. 8). Eine kurze Schlussbemerkung vervollständigt unsere Darstellung (Kap. 9).
Vor den inhaltlichen Ausführungen dieser Einleitung stehen drei Vorbemerkungen: Erstens wird kurz das Zustandekommen dieses Buches beschrieben, um zu verdeutlichen, dass es von Anfang an von der Kooperation zwischen Wissenschaft und Praxis getragen worden ist. Zweitens wird der Aufbau des Buches skizziert, damit Leser und Leserin sich ein Bild davon machen können, was sie erwartet. Drittens wird dargelegt, dass die Ergebnisse des Buches zwar auf der Basis einer differenzierten und komplexen wissenschaftlichen Methode erarbeitet worden sind, das Erkenntnisinteresse jedoch ein anwendungsbezogenes ist.
Der Lehrer, der an der Tafel steht und rechnet, gilt als Inbegriff des Mathematikunterrichts. Der Topos kommt nicht von ungefähr: Das Lösen von Übungsaufgaben im fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch nimmt bei der Vermittlung von Mathematik zumindest in den oberen Schulstufen nach wie vor eine wichtige Stellung ein. Doch was macht eine Lehrperson genau, wenn sie gemeinsam mit den Lernenden eine Übungsaufgabe löst? Der vorliegende Beitrag gibt eine empirisch fundierte Antwort auf diese Frage. Er beruht auf audiovisuellen Aufnahmen, die in einer Mathematikstunde an einer Fachhochschule entstanden. Die Analyse zeichnet das konkrete Handeln eines Dozenten nach, der an der Tafel die Lösung einer Übungsaufgabe zu Ungleichungen erarbeitet. Der Dozent reagiert damit auf die Bemerkung einer Studentin, sie könne mit dem Thema ‘Ungleichungen’ „gar nichts anfangen“. Das Lösen der Aufgabe lässt sich also als Verfahren konzeptionalisieren, mit dem der Dozent eine konkrete Anforderung bearbeitet, die sich aus der Interaktion mit den Studierenden ergeben hat.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Sprachvariation in Gesprächen in sozialsymbolisierender Funktion eingesetzt wird. Sie entstand vor dem Hintergrund der ethnographisch-soziolinguistischen Stadtsprachenforschung im Rahmen des Projekts "Kommunikation in der Stadt" von Inken Keim und Werner Kallmeyer, das sich mit dem Kommunikationsverhalten von Zugehörigen unterschiedlicher sozialer Milieus der Mannheimer Bevölkerung beschäftigt und unter anderem die sozial bedeutsame Verwendung von Sprachvariation analysiert. Bei der hier betrachteten Sprachvariation handelt es sich um die Variation zwischen Standard und dem Saarlouiser Dialekt, der zu den moselfränkischen Dialekten zählt. Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, ob und wie sprachliche Symbolisierungen mit Hilfe von Sprachvariation gebildet werden. Es wird untersucht, wie bestimmte soziale Kategorien in der Selbst- und Fremddarstellung der Sprecher im Erzählen oder im Gespräch durch Sprachvariation ausgedrückt werden können und wie diese bewertet werden.
In diesem abschließenden Beitrag soll zunächst verdeutlicht werden, was die zurückliegenden Fallanalysen an allgemeinen Einsichten für didaktisches Handeln unter Bedingungen faktischer Interaktion eröffnet haben. Es geht also um Einsichten, die in ihrer Bedeutung über das einzelne analysierte Beispiel hinausgehen (Kap. 2). Darüber hinaus soll gezeigt werden, welche Konsequenzen sich auf der Grundlage dieser falltranszendierenden Einsichten für eine handlungsgegründete Konzeption von Didaktik ergeben (Kap. 3). Schließlich soll die Frage gestellt werden, welche Perspektiven sich für die Ausbildung von Referendarinnen/Referendaren und die Weiterbildung von Lehrern/Lehrerinnen auf der Grundlage der produzierten Ergebnisse eröffnen (Kap. 4). An einem konkreten Beispiel soll abschließend aufgezeigt werden, welche Möglichkeiten bestehen, die Analyseergebnisse für eine Sensibilisierung sowohl in der Ausbildung von Referendaren/ Referendarinnen als auch der Weiterbildung von Lehrerinnen/Lehrern für Mechanismen von Interaktion zu nutzen und für den Unterricht zur Verfügung zu stellen (Kap. 5).
Der vorliegende Beitrag stellt einen neuartigen Typ von mehrsprachiger elektronischer Ressource vor, bei dem verschiedene Lehnwörterbücher zu einem "umgekehrten Lehnwörterbuch" für eine bestimmte Gebersprache zusammengefasst werden. Ein solches Wörterbuch erlaubt es, die zu einem Etymon der Gebersprache gehörigen Lehnwörter in verschiedenen Nehmersprachen zu finden. Die Entwicklung einer solchen Webanwendung, insbesondere der zugrundeliegenden Datenbasis, ist mit zahlreichen konzeptionellen Problemen verbunden, die an der Schnittstelle zwischen lexikographischen und informatischen Themen liegen. Der Beitrag stellt diese Probleme vor dem Hintergrund wünschenswerter Funktionalitäten eines entsprechenden Internetportals dar und diskutiert einen möglichen Lösungsansatz: Die Artikel der Einzelwörterbücher werden als XML-Dokumente vorgehalten und dienen als Grundlage für die gewöhnliche Online-Ansicht dieser Wörterbücher; insbesondere für portalweite Abfragen werden aber grundlegende, standardisierte Informationen zu Lemmata und Etyma aller Portalwörterbücher samt deren Varianten und Wortbildungsprodukten (hier zusammenfassend als "Portalinstanzen" bezeichnet) sowie die verschiedenartigen Relationen zwischen diesen Portalinstanzen zusätzlich in relationalen Datenbanktabelle nabgelegt, die performante und beliebig komplex strukturierte Suchabfragen gestatten.