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Sprachwissenschaft im Fokus
(2015)
Im Jahr 2014 feierte das Institut für Deutsche Sprache (IDS) sein 50-jähriges Bestehen. Dieses Jubiläum nahm das IDS zum Anlass, seine Jahrestagung thematisch etwas breiter anzulegen und diejenigen Themenfelder, die in der sprachwissenschaftlichen Diskussion der letzten fünf Jahrzehnte eine besondere Rolle gespielt haben und zu denen das IDS in besonderer Weise hat beitragen können, einer Revision zu unterziehen. Die Beiträge dieses Bandes bieten daher einerseits eine Zusammenschau der aktuellen Fragen der Grammatikforschung und Grammatikografie, der Lexikologie und Lexikografie, des gesprochenen Sprachgebrauchs sowie der Korpustechnologie und der Computerlinguistik. Andererseits geben sie auch Auskunft darüber, wo die Sprachwissenschaft im Moment steht und wo sich zukünftig vielleicht neue Forschungsräume öffnen.
Sprachkritik, dahinsickernd
(2007)
Three popular collections of essays concerning correct language use in German are reviewed from a linguist’s point of view. It is claimed that the overall picture of language that Sick conveys to the layperson is inadequate; in addition, the author fails to reflect explicitly on the purpose and consequences of his prescriptive approach to language use.
Sprache in der Medizin
(2015)
Medizinisches Wissen und Handeln ist ohne Sprache nicht denkbar: weder in der Arzt-Patienten-Kommunikation noch in fachinternen und fachexternen Medizintexten oder in den Medien. Dieser Beitrag liefert einen nähernden Überblick über verschiedene Formen medizinischer Kommunikation. Im Zentrum stehen dabei (1) der Konnex von Sprache und Wissen in der Medizin, (2) Arzt-Patient-Gespräche als Primärkommunikation und (3) der Zusammenhang zwischen Medialisierung und Medikalisierung.
Die Programmbereiche „Korpuslinguistik“ und „Mündliche Korpora“ haben am IDS die Aufgabe, Grundlagen für die empirische Erforschung der deutschen Sprache zu legen. Unter anderem sammeln und erstellen sie schriftliche und mündliche Korpora, bereiten sie für eine wissenschaftliche Nutzung auf und stellen sie über Web-Oberflächen (COSMAS, DGD2 demnächst KorAP) zur Verfügung. Unser Beitrag gibt zunächst einen Überblick über Entstehungsgeschichte und aktuellen Stand dieser Arbeiten. Mit einem Blick in die Zukunft widmen wir uns auch der Frage, ob und in welcher Weise das Schlagwort ,Big Data‘ für diese Arten linguistischer Ressourcen relevant ist. In Bezug auf die schriftlichen Korpora wird dabei insbesondere über die diesjährige DEREKo-Erweiterung um über 17 Milliarden Wörter und die damit verbundenen Arbeiten berichtet. In diesem Zusammenhang werden u.a. DeReKos Design, die zugrundeliegende Akquisitionsstrategie und Überlegungen zu Dispersion und Stratifizierbarkeit diskutiert. Die spezifischen Herausforderungen, die sich beim Aufbau eines großen Gesprächskorpus stellen, werden am Beispiel des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) diskutiert. Dabei steht außer Frage, dass angesichts des Aufwandes, den Feldzugang sowie Erschließung der im Feld gewonnenen Audio- und Videodaten bedeuten, vergleichbare Datenmengen und Wachstumsraten wie bei Textkorpora nicht zu erreichen sind. Für den Aufbau umfangreicher mündlicher Korpora ist daher die Entwicklung eines eigenen Methodeninstrumentariums notwendig.
Rückblick in Dankbarkeit
(2015)
This paper shows how understanding in interaction is informed by temporality, and in particular, by the workings of retrospection. Understanding is a temporally extended, sequentially organized process. Temporality, namely, the sequential relationship of turn positions, equips participants with default mechanisms to display understandings and to expect such displays. These mechanisms require local management of turn-taking to be in order, i.e., the possibility and the expectation to respond locally and reciprocally to prior turns at talk. Sequential positions of turns in interaction provide an infrastructure for displaying understanding and accomplishing intersubjectivity. Linguistic practices specialized in displaying particular kinds of (not) understanding are adapted to the individual sequential positions with respect to an action-to-be-understood.
Das Lexikon menschlicher Sprachen basiert auf quantitativen Verteilungen, die sich am Zipfschen Gesetz orientieren: Wenige Lexeme werden extrem häufig verwendet und sehr, sehr viele Lexeme sind extrem selten. Auch funktional zusammenhängende Teilwortschätze wie Wörter einer bestimmten Wortart, Verben, die in einem bestimmten Argumentstrukturmuster auftreten, oder Komposita zu einem bestimmten Grundwort zeigen ähnliche Frequenzverteilungen, weisen aber auch jeweils typische Abweichungen von einer Zipfschen Verteilung auf. Zipfnahe Verteilungen sind charakteristisch für dynamische, selbstorganisierende Systeme, und Veränderungen im Wortschatz oder in Teilwortschätzen sind insofern auf der Basis solcher Verteilungen zu interpretieren. Der Artikel plädiert dafür, lexikologischen Sprachdokumentationen ein dynamisches Lexikonkonzept zugrunde zu legen, in dem die Verteilungscharakteristika als Grundlage der Wortschatzstruktur eine zentrale Rolle spielen.