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Im Jahr 2015 ist die 7. Auflage des Duden-Aussprachewörterbuchs erschienen, für deren Bearbeitung erstmals die MitarbeiterInnen des IDS Projekts „Gesprochenes Deutsch“ verantwortlich zeichneten. Im vorliegenden Beitrag werden die konzeptionellen und inhaltlichen Veränderungen beschrieben, die in der Neuauflage umgesetzt wurden. Sie lassen sich im Wesentlichen unter dem Motto „Hinwendung zur Deskriptivität“ zusammenfassen. Neben den üblichen lexikografischen Prozeduren wie der Streichung veralteter Lemmata und der Erweiterung des Lemmabestands um bisher nicht dokumentierte Wörter sind zunächst im Einleitungsteil Kapitel ergänzt, vollständig überarbeitet oder völlig neu erstellt worden. Systematische Veränderungen wurden bei verschiedenen Transkriptionskonventionen vorgenommen (z.B. bei der Notation der Diphthonge). Die wesentlichste Neuerung ist jedoch die Einbeziehung von empirischen Daten zum deutschen Gebrauchsstandard vor allem aus dem Projektkorpus „Deutsch heute“, die es ermöglicht haben, fundierte Angaben zur regionalen Verbreitung von Aussprachevarianten zu machen.
In Adjektivreihungen ohne Determinierer ('in neuem korpuslinguistisch-em/-en Licht') und in Fügungen aus Pronominaladjektiv und attributivem Adjektiv ('mancher ausbildend-er/-e Betrieb') treten Schwankungen zwischen Parallel- und Wechselflexion auf, die von einem komplexen Zusammenspiel verschiedener grammatischer und außergrammatischer Faktoren beeinflusst werden. Auf der Basis einer explorativen Korpusstudie werden im vorliegenden Beitrag zunächst einschlägige Einflussgrößen identifiziert und deren Effektstärken geschätzt. Im Anschluss wird gezeigt, dass entgegen bisherigen Annahmen nach Pronominaladjektiven keine allgemeine Tendenz zur schwachen Flexion vorliegt, sondern mit Ausnahme des Kontextes Dat. Sg. Mask./Neutr. diachron eine Ausbreitung der Parallelflexion (stark/stark) beobachtbar ist.
Die heutige Ausdehnung des zentralen (geschlossenen) germanophonen Sprachraums in der Mitte Europas ist das Ergebnis mehrerer Jahrhunderte Besiedlungs- und Expansionsgeschichte germanischer Stämme, die im Frühmittelalter Territorien einnahmen und dort auch ihre Sprache etablierten (Roelcke 2009: 17 f.). So kamen etwa die Alemannen im 9. Jahrhundert bis ins Wallis, die Siedlungen der Baiern erstreckten sich schließlich bis über das ganze heutige Österreich. Mit dem Ende des Mittelalters waren die Sprachgrenzen in Europa dann konsolidiert und haben sich seitdem nur wenig verändert. Indessen hielten Annexionsbewegungen, Staatenbildung und Grenzverschiebungen von Staaten (z. B. im Rahmen des Wiener Kongresses 1814/1815) bis ins 20. Jahrhundert an. Die neuen Grenzziehungen orientierten sich nun überwiegend nicht an sprachlichen Räumen, sondern durchquerten und zerteilten sie vielmehr. Dementsprechend gibt es heute eine Reihe von Staaten, in denen das Deutsche (bzw. bestimmte dem Deutschen zuzuordnende oder eng mit ihm verwandte Varietäten) in Minderheits- und/oder Mehrsprachigkeitsverhältnissen steht, d. h. in Ko-Existenz mit anderen Sprachen in je unterschiedlichen Konstellationen, sei es mit einer anderen (weiteren) Amtssprache, sei es in territorialer Mehrsprachigkeit. Solche Fälle finden sich in mehreren Gebieten am Rande des geschlossenen deutschen Sprachraums, also jenseits der Grenzen der Staaten mit deutscher Mehrheitssprache. Diesen widmet sich das vorliegende Handbuch.
Neues vom heutigen Deutsch – das sind zum einen neue Erscheinungen und neue Verwendungsweisen, die sich im Sprachgebrauch der letzten Jahre zeigen. Neben ihrer Bandbreite im gesprochenen Deutsch und in spezifischen Kontexten oder in verschiedenen Teilen des deutschen Sprachgebiets geht es auch um die damit verbundenen Einstellungen in der Öffentlichkeit, ihre Folgen für die Identität und um entsprechende Normvorstellungen. Grundsätzlichere Fragen medial üblicher und angemessener Kommunikation stellen sich auch bei dem Neuen, das die Kommunikation in und um das Internet mit sich bringt.
Zum anderen geht es um neue Methoden innerhalb der Sprachwissenschaft. Seit sich die Sprachwissenschaft bei ihrer empirischen Arbeit auf große Datenmengen, auf elektronisch auswertbare Korpora geschriebener Sprache und gesprochener Interaktion stützen kann, sind die Entwicklungen des Sprachgebrauchs der Forschung noch zugänglicher geworden. Neues vom heutigen Deutsch sind also, neben den so ermittelten Ergebnissen, auch die damit verbundenen methodischen Diskussionen und Entwicklungen, die es erlauben, theoretische Annahmen anhand einer genaueren Datengrundlage neu zu diskutieren.
Vorwort
(2019)
Der Beitrag untersucht das Zusammenspiel von funktionaler Spezialisierung und phonetischer Reduktion bei pragmatischen Markern aus komplexen Syntagmen. Im Fokus steht die Reduktionsform [ˈzɐmɐ], die potenziell auf die Marker <ich sag mal> oder <sagen wir (mal)> zurückgeführt werden konnte. Anhand einer Analyse ihrer phonetischen Reduktionsformen und Interaktionsfunktionen wird gezeigt, dass eine Rückführung auf <sagen wir (mal)> plausibler ist. Im Anschluss werden Realisierungen der Wortverbindung ‚sagen wir‘ als kompositioneller Matrixsatz mit Verwendungen als pragmatischer Marker verglichen. Die Befunde deuten auf einen Einfluss der Funktion der Zielstruktur auf ihre lautliche Realisierung hin, was sich als Indiz für einen unabhängigen Zeichenstatus der reanalysierten Markerverwendung interpretieren lasst.
Nach einigen Überlegungen zu Wörterbüchern und Informationssystemen soll der Frage im Titel des Vortrags auf drei Ebenen nachgegangen werden: (a) aktueller Stand der allgemeinen einsprachigen Online-Wörterbücher des Deutschen; (b) die Situation der praktischen Lexikographie und der für sie zuständigen Theorien; (c) die Lage der Wörterbuchforschung an deutschen Universitäten. Dabei soll die kulturelle und gesellschaftliche Verantwortung der praktischen Lexikographie, aber auch der Metalexikographie verdeutlicht werden. Zu wenig Beachtung findet die Lexikographie als kulturelle Praxis der Dokumentation sprachlicher, kultureller und gesellschaftlicher Verhältnisse. Zu wenig Beachtung findet die Metalexikographie als Gesellschaftswissenschaft, die sich mit den Zusammenhängen von Datenermittlung, -verwendung, -interpretation und -präsentation in der Internetlexikographie befasst. Die Ausführungen werden durch Detailanalysen des Datenangebots auf Informationsportalen zur deutschen Sprache und unter Berücksichtigung ausgewählter Benutzungssituationen gestützt. Abschliesend werden Thesen zur Zukunft der Lexikographie formuliert.
Der Blick auf die Syntax und generell auf die Grammatik ist traditionell aszendent, 'von unten nach oben' gerichtet: Einer Wortgrammatik folgt eine Satzgrammatik und dieser eventuell eine Textgrammatik. Doch wir schreiben und sprechen weder in Wörtern noch in Sätzen, sondern wir produzieren Texte und Gespäche. Deshalb musste auch der diametral entgegengesetzte Blick, der zu einer deszendenten Grammatik fuhrt, möglich sein. Eine solche Grammatik liegt mit der Grammatischen Textanalyse (= GTA), einer funktionalen Syntax des Gegenwartsdeutschen vor, die das grammatische System 'von oben nach unten' - von der Text- (Textglieder) über die Satz- (Satzglieder) zur Wortgruppenebene (Wortgruppenglieder) - modelliert. Im Beitrag werden Grundlagen und Leitbegriffe der GTA vorgestellt und an ausgewählten Phänomenen exemplifiziert.