Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (30)
- Article (15)
- Conference Proceeding (3)
- Book (1)
Has Fulltext
- yes (49)
Keywords
- Diskursanalyse (13)
- Nationalsozialismus (10)
- Politische Kommunikation (8)
- Twitter <Softwareplattform> (8)
- Diskurs (7)
- Kommunikation (7)
- Sprachgebrauch (7)
- Kommunikationsforschung (6)
- Korpus <Linguistik> (5)
- Mediatisierung (5)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (24)
- Zweitveröffentlichung (20)
- Postprint (9)
Reviewstate
- (Verlags)-Lektorat (35)
- Peer-Review (8)
- Peer-reviewed (1)
- Review-Status-unbekannt (1)
Publisher
- de Gruyter (6)
- V&R unipress (5)
- IDS-Verlag (3)
- Peter Lang (3)
- Association of Internet Researchers (2)
- Beltz Juventa (2)
- Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) (2)
- Springer VS (2)
- Universitätsverlag Siegen (2)
- Benjamins (1)
In diesem Band geht es um das Debattieren, Opponieren und Protestieren. Diese substantivierten Verben bezeichnen Typen von Handlungen, die sich in politischen Situationen und Kontexten abspielen. Doch wie gelangen wir eigentlich zu dieser Zuschreibung? Als sprachliche Zeichen erhalten die genannten Handlungsbezeichnungen ihre Bedeutung – pragmatisch betrachtet – im Gebrauch und – semiotisch betrachtet – durch Differenz zu anderen Zeichen. Setzen wir etwa die Bedeutungen und möglichen Gebrauchskontexte von ›Debattieren‹ zu ›Diskutieren‹ oder ›Opponieren‹ bzw. ›Protestieren‹ zu ›Widersprechen‹ in ein Verhältnis, so haben letztgenannte jeweils eine allgemeinere Bedeutung und können sich auf unterschiedlichste Kommunikationssituationen beziehen. Erstgenannte finden jedoch in einem stärker geregelten, mitunter einem institutionalisierten Rahmen statt, zum Beispiel im Parlament oder einer Polittalkshow. Wir stellen also fest, dass sich die Bedeutung von Debattieren, Opponieren und Protestieren vor allem durch den praktischen Hintergrund, der in diesen Fällen politischen Charakter hat, ergibt.
Im Beitrag wird aus einer medienlinguistischen Perspektive diskutiert, inwieweit sich digitale Kommunikation als Remix und Praktiken des Remixings fassen lässt. Hierzu wird ein Begriff des digitalen Kommunikats entworfen, der die semiotischen, medialen und pragmatischen Aspekte digitaler Kommunikation in den Blick nimmt. Digitale Kommunikate erweisen sich aus dieser Sichtweise als Einheiten multimodaler Zeichenkomplexe, die im Rahmen sozialer Praktiken, ihren Kommunikationssituationen und deren technisch-medialen Möglichkeitsbedingungen hervorgebracht werden. Wie die exemplarische Analyse von digitalen Kommunikaten in Twitterpostings, TikTok-Videos und der algorithmischen Generierung in Text-to-image-Verfahren mittels sogenannter künstlicher Intelligenz zeigt, spielen für Remixpraktiken in unterschiedlichen medialen Umgebungen vor allem die kreativen Bearbeitungen von Zeichenmodalitäten eine wichtige Rolle. Dem Remixing, das sich im Spannungsfeld von Kontinuität und Variation vollzieht, eröffnen differenzierte Zeichenmodalitäten Möglichkeiten zur stabilisierenden Orientierung und sprachlichen Kreativität. Die algorithmische (Bild-)Erzeugung durch Spracheingaben (prompts) stellt hierbei ein neuartiges Forschungsfeld für die Medienlinguistik dar.
1 Einleitung
2 Remix
3 Digitale Kommunikate
4 Analyse exemplarischer Remixings in der digitalen Kommunikation
5 Fazit
6 Literatur
The mediality of linguistic signs is crucial to the understanding and analysis of language usage and the construction of meaning since language in use is always materially mediated. By raising the following fundamental questions from a semiopraxeological perspective, this paper seeks to make a theoretical and methodological, yet empirically grounded, contribution to media linguistics. How do semiotic, medial, and social aspects of practices relate to each other? How are materialised linguistic signs involved in the practical mediation of sociality and, thus, culture? How can historical data be used to trace and analyse semiotic media practices? I argue that, in addition to mediality, indexicality plays an essential role in answering these questions, and propose a triadic model of semiotic media practices. This argument is illustrated using prisoner files from the U.S. interrogation camp Fort Hunt during WWII.
Historische Werkzeugnisse. Reflexive Medienpraktiken in Kriegsgefangenenakten des Zweiten Weltkriegs
(2023)
Im US-Kriegsgefangenenlager Fort Hunt wurden während des Zweiten Weltkriegs deutsche Soldaten verhört und abgehört, was in Protokollen dokumentiert wurde. Die praxeologische Herausforderung besteht darin, Praktiken anhand dieses Materials adäquat zu analysieren. Dass wir Spuren in Archivdaten verstehen, ist in ihrer Semiotizität begründet. Dass sie die sie hervorbringenden Situationen überdauern, verdanken wir ihrer Medialität. In einer semiopraxeologischen Analyse, die diese beiden Grundkonstanten zeichenvermittelter Kommunikation in Beziehung zueinander setzt, wird erörtert, wie Praktiken sich aus ihren Spuren erschließen. Es wird gezeigt, wie sich an Dokumenten indexikalische und reflexive Verweise auf die heterogenen, praktischen Verwendungszusammenhänge über die Zeit manifestieren. Entsprechend sind Archivdokumente als historische Werkzeugnisse aufzufassen, die einerseits Vergangenes belegen und die andererseits praktisch gehandhabt werden, was wiederum neue Praxisindizes erzeugt und als Spuren am Material hinterlässt. Die Analyse zeigt, inwiefern Wissen nicht trotz, sondern aufgrund seiner semiotischen und materialen Manifestationen in (Archiv-)Dokumenten vorläufig ist und sich als Gegenstand weiterer Praktiken immer wieder verändern kann.
Sich und andere politisch zu positionieren, ist eine elementare sprachliche und soziale Praxis. Dies zeigen etwa Diskussionen um europäische Identität in Zeiten des britischen EU-Austritts und einer umstrittenen EU-Grenzpolitik oder die Haltung zu Waffenlieferungen in Krisengebiete im Zuge des Kriegs in der Ukraine, der 2022 ausbrach, ebenso wie wiederkehrende Auseinandersetzungen um Themen wie Alltagsrassismus, Sexismus und Diskriminierung. Diese Beispiele, die aktuelle politische Ereignisse ebenso umfassen, wie fortlaufende, immer wieder neu aufflammende gesellschaftliche Debatten um grundlegende Fragen des Zusammenlebens, verdeutlichen: Wo und wie wir uns in der Gesellschaft verorten, ist eine alltägliche Frage. Politische Positionierungen werden nicht nur ständig vorgenommen, sie werden, wie auch Nicht-Positionierungen, ebenso kontinuierlich thematisiert und kontrovers diskutiert. Diese Einführung in das Band soll in die Thematik des politischen Positionierens durch Klärung des Termins und einem Beispiel aus der Praxis einführen.
Im Folgenden soll es um kommunikative Praktiken in einem geheimen US-Kriegsgefangenenlager gehen, in dem deutsche Wehrmachtssoldaten inhaftiert waren, die dort verhört und deren Zellengespräche heimlich abgehört, mitgeschnitten und protokolliert wurden. Anhand von Auszügen aus verschiedenen Dokumententypen soll ein Schlaglicht auf die medial zugerichteten Praktiken des Verhörlagers geworfen werden. Die These, der in diesem Kapitel nachgegangen wird, lautet, dass die Protokollier- und Dokumentationspraktiken der Gefangennehmenden ebenso wie die durch sie dokumentierten Situationen die soziale Ordnung im Verhörlager wesentlich prägten und sich folglich aus ihnen figurierende Praktiken der sozialen Kategorisierung ablesen lassen, die einen Rückschluss auf die brüchige Übergangssituation zwischen politischen Systemen bzw. politisch geprägten Arrangements und Konstellationen, in denen die Beteiligten sich befanden, ermöglichen. Somit kennzeichnen die bearbeiteten kommunikativen Praktiken auch, wenngleich nicht durchgehend und auch nicht sonderlich explizit, Bezugnahmen auf und Auseinandersetzungen mit dem Nationalsozialismus, die zeitlich während des Nationalsozialismus, aber räumlich (und somit territorial, auch in einem ordnungspolitischen Sinne) außerhalb des Nationalsozialismus stattfanden.
Brief
(2022)
Der folgende Beitrag untersucht Briefe aus der Zeitspanne des Nationalsozialismus, die von unterschiedlichen Akteur*innen in unterschiedlichen Beteiligungsrollen verfasst worden sind. Es handelt sich um von Soldaten und ihren Angehörigen verfasste Feldpost-, um von Gegner*innen des Nationalsozialismus geschriebene Haftbriefe sowie um Eingaben an Staats- und Parteiinstanzen, die Teil des institutionellen Briefverkehrs sind. Alle diese Formen des Briefschreibens besitzen eine längere Tradition. Ihre Nutzung während der NS-Zeit ist jedoch durch spezifische Ausprägungen gekennzeichnet, die in den jeweiligen Abschnitten beleuchtet werden.
Einleitung
(2022)
Kampf
(2022)
In darauf aufbauender, aber auch sich davon differenzierender Art und Weise, findet das Konzept Kampf ebenso im politischen Diskurs des Nationalsozialismus Anwendung. Während im Zweiten Weltkrieg vor allem die Bedeutung von ›Kampf als Gefecht‹ im militärischen Kontext hervorgebracht wurde, sind die Verwendungen von ›Kampf als Bemühung‹, ›Kampf als Engagement‹ bis hin zu ›Kampf als Heroismus‹ (vgl. Klemperer 2018: 13), verknüpft mit ›Kampf als Kontroverse‹, vordergründig für das Verständnis der politischen Bedeutung des Kampfkonzepts im Nationalsozialismus. Im Folgenden werden nach einer einführenden begriffsgeschichtlichen Betrachtung ausgehend von diskursiv realisierten Wortformen der Lexeme Kampf und kämpfen konzeptkonstituierende Gebrauchsweisen für die verschiedenen Akteursklassen NS-Apparat, integrierte Gesellschaft, Ausgeschlossene und Widerstand dargelegt.
Mobiles Livevideostreaming ist eine Medienpraktik, bei der sich die Beteiligten in einer spezifischen Ausrichtung zueinander befinden und in der Streamer*innen und Zuschauer*innen unterschiedliche semiotische Ressourcen zur Verfügung stehen. Anhand der multimodalen Sequenzanalyse einer prägnanten Episode eines Ortswechsels im Rahmen der Berichterstattung eines Journalisten von einem politischen Ereignis auf der Livevideostreaming-Plattform Periscope wird die Frage bearbeitet, wie Beteiligung und involvement in Livevideostreams hergestellt sowie organisiert werden und dargelegt, inwiefern mobiles Livevideostreaming soziale Parainteraktion transzendiert. Es wird gezeigt, dass die Hosts der Medienpraktik ‚Livevideostreaming' interaktionsdominierend agieren und die Zuschauer*innen durch asymmetrische Partizipationskoordination per footing shifts situativ in das Geschehen involvieren.
Einleitung
(2022)
Sich selbst und andere politisch zu gesellschaftlichen Themen zu positionieren, ist eine elementare sprachliche und soziale Praxis. Ziel der Akademiekonferenz war es, zu verstehen, wie Positionierungen vollzogen werden, ob bzw. inwiefern sie politisch sind und in welchem wechselseitigen Zusammenhang sie zu gesellschaftlichen, sozialen und politischen Arrangements und Ordnungen stehen. Das Thema der politischen Positionierung wurde in sieben Panels durch unterschiedliche geistes- und sozialwissenschaftliche Disziplinen wie Linguistik, Soziologie, Geschichts-, Literatur- oder Politikwissenschaft bearbeitet. Die Fokussierung von sprachlichen Diskurspraktiken in diversen sozialen und politischen Zusammenhängen zog sich dabei als roter Faden durch die Beiträge.
Dieses Kapitel lotet Möglichkeiten und Methoden aus, digitale Diskursanalysen nationalsozialistischer Quellentexte durchzuführen. Digitale Technologie wird dabei als heuristisches Werkzeug betrachtet, mit dem der Sprachgebrauch während des Nationalsozialismus im Rahmen größerer Quellenkorpora untersucht werden kann. In einem theoretischen Abschnitt wird grundsätzlich dafür plädiert, während des Analyseprozesses hermeneutisches Sinnverstehen mit breitflächigen korpusbasierten Abfragen zu kombinieren. Verdeutlicht wird diese Herangehensweise an zwei empirischen Beispielen: Anhand eines Korpus von Hitler- und Goebbels-Reden wird dem Auftauchen und der diskursiven Ausgestaltung des nationalsozialistischen Konzepts „Lebensraum“ nachgespürt. Schritt für Schritt wird offengelegt, welche Analysewege durch das Abfragen von Schlüsseltexten, Keywords, Konkordanzen und Kollokationen verfolgt werden können. Das zweite Beispiel zeigt anhand von Eingaben, die aus der Bevölkerung an Staats- und Parteiinstanzen gerichtet wurden, wie solche Quellen mithilfe eines digitalen Tools manuell annotiert werden können, um sie danach auf Musterhaftigkeiten im Sprachgebrauch hin auswerten zu können.
Ausgehend von spezifischen historischen Diskursbedingungen und anknüpfend an Ansätze der Positionierungstheorie untersucht der Beitrag sprachliche Praktiken politischer Positionierung von Akteuren der integrierten Gesellschaft während des Nationalsozialismus. Am Beispiel einer Eingabe eines Katholiken sowie eines abgehörten Zellengesprächs zweier Wehrmachtssoldaten wird diskursanalytisch herausgearbeitet, wie verschiedene Identitätsdilemmata sprachlich verhandelt wurden und wie die Akteure dabei auf vorliegende politische Positionierungsangebote zurückgriffen, zugleich aber versuchten, ihre Positionen individuell auszugestalten.
Germany’s diverse history in the 20th century raises the question of how social upheavals were constituted in and through political discourse. By analysing basic concepts, the research network “The 20th century in basic concepts” (based at the Leibniz institutes IDS, ZfL, ZZF) aims to identify continuities and discontinuities in political and social discourse. In this way, historical sediments of the present are to be uncovered and those challenges identified that emerged in the course of the 20th century and continue to shape political discourse until the present.
Das vorliegende Themenheft bündelt theoretische, methodologische und empirische Debatten an der Schnittstelle von Zeichen, Zeichensystem, Zeichenmodalität/-materialität und Medium und möchte sie weiterführen. Die Beiträge befassen sich mit Fragen der begrifflichen und empirischen Grenzziehung zwischen Zeichen und Medien und liefern so Impulse für die Erforschung des Wechselspiels der Gegenstandsbereiche Zeichenhaftigkeit, Medialität und Materialität als Manifestation multimodaler Kommunikation. Ziel des Heftes ist es, die theoretischen und empirischen Diskussionen um Multimodalität und Medialität stärker aufeinander zu beziehen.
Mobile live video streaming with smartphones is an everyday media practice in which the participants are in a specific multimodal constellation and streamers and viewers have access to various semiotic resources for interactionally establishing alignment. Based on the multimodal sequence analysis of a concise episode of a journalist's livestream coverage of a political event on the streaming platform Periscope, I will address the question of how participation and involvement in live video streams are achieved and organised by the participants. I will show that hosts in the media practice of live video streaming act in an interaction-dominant manner and involve the viewers in the situation through asymmetrical participation coordination via footing shifts.
Wenn Menschen heute auf der Straße protestieren, sind immer auch digitale Medien im Spiel. Ob zur Mobilisierung oder Koordination, zur Vor- oder Nachbereitung: Proteste sind durch die sprachlichen Interaktionen und medialen Praktiken der Teilnehmenden bestimmt. Mark Dang-Anh widmet sich der situativen Protestkommunikation in digitalen Medien mit einem Fokus auf Interaktionen im Mikrobloggingdienst Twitter. Anhand zweier Falluntersuchungen von Protesten gegen rechte Aufmärsche analysiert er die vielschichtigen Relationen zwischen Sprache, Medien und der sozialen Praxis des Protestierens.
Am 17. Mai 2018 wurde das Journal für Medienlinguistik (jfml) mit einer zweitägigen Konferenz am Institut für Deutsche Sprache eröffnet und ist seitdem unter <jfml.org> erreichbar. Zuvor gab es trotz reger medienlinguistischer Forschungstätigkeiten kein zusammenführendes, periodisches Publikationsorgan für die Medienlinguistik im deutschsprachigen Raum. Das wollten wir, die Herausgeber_innen des jfml, ändern.
Mit dem Fokus auf Medienpraktiken bündelt dieses Heft aktuelle Positionen zur empirischen Erforschung von Medien. Die Beiträge gehen davon aus, dass Medien erst durch ihren Gebrauch zu Medien werden. Medienpraktiken zu erforschen, bedeutet jedoch nicht nur herauszufinden, was Menschen mit Medien tun, sondern auch was Medien mit Menschen machen. Diese für die Medienpraktikenforschung zentrale Einsicht lösen die interdisziplinären Beiträge des Bandes ein, indem sie aus den jeweiligen Positionen und Konstellationen verdeutlichen, wie Medien und Praktiken sich gegenseitig bedingen. Medienpraktikenforschung erfordert erstens, medienpraktische Phänomene in einem hohen Detailgrad zu fassen, um die Relation der beteiligten menschlichen und medialen Akteure zueinander in situ und in actu nachzuvollziehen. Erst durch die analytische Durchdringung dieser situativen Vollzugsmomente lässt sich zweitens der Status von Medien klären: was durch Praktiken zu einem Medium wird und wie die Praktiken unter Berücksichtigung der an ihnen konstitutiv beteiligten Medien beschaffen sind. Dadurch lassen sich ebenso übersituative Bezüge zur Praxis herstellen, durch die die Praktiken zur situativen Entfaltung kommen. Drittens muss dabei berücksichtigt werden, inwiefern die eigenen Medienpraktiken der Erforschung in ihren jeweiligen situativen Stadien die (Analyse der) Medienpraktik zurichten. Die Beiträge dieses Bandes lösen diese Forderungen in unterschiedlicher Gewichtung ein. Sie befassen sich aus medienethnologischer, kultursoziologischer, literaturwissenschaftlicher, historischer, soziologischer und medienwissenschaftlicher Perspektive damit, was jeweils als situierte Medienpraktik verstanden werden kann. Gemeinsam ist damit allen Beiträgen, dass sie erst aus ihren jeweiligen Untersuchungen und Perspektiven heraus bestimmen, was genau als Medienpraktik und Medien, die in ihnen zum Tragen kommen, gefasst werden kann.
Medialität und Sozialität sind grundlegende Kategorien einer medienlinguistischen Perspektive auf Sprache und Kommunikation und sollen im Folgenden die Ausgangspunkte einer Auseinandersetzung mit der Operativität digitaler Schriftzeichen bilden. Nach einer kurzen Einleitung wird dazu der Operativitätsbegriff erläutert und dieser dann anhand eines Postings im Microblog Twitter exemplifiziert.
This paper aims at showing how quantitative corpus linguistic analysis can inform qualitative analysis of digital media discourse with respect to the mediality of language in use. Using the example of protest discourse in Twitter, in the field of anti-Islamic ‘Pegida’ demonstrations, a three-step method of collecting, reducing and interpreting salient data is proposed. Each step is aligned with operative medial features of the microblog: hashtags, retweets and @-interactions. The exemplary analysis reveals the importance of discussions of attendance numbers in protest discourse and the asymmetry between administrative (i.e. the police) and non-administrative discourse agents. Furthermore, it exemplifies how frequency analysis and sequence analysis can be combined for research in media linguistics.
Wie selbstbestimmt können wir das Internet nutzen? Wie viel wissen wir darüber,welche digitalen Spuren wir setzen und wer diesen hinterher spürt?
Wie werden die beim Surfen erzeugten Daten von Dritten weiter verwendet – mit und ohne unser Wissen? Und ist die gefühlte Nacktheit in Zeiten der digital ausspähbaren, scheinbaren Transparenz wirklich akut oder durch traditionelle analoge Denk- und Erfahrungsstrukturen geprägt?
Twitter Analytics
(2014)
Die Online-Forschung setzt sich in den letzten Jahren zunehmend mit Mikro-Blogs, insbesondere dem weltweit populärsten Anbieter Twitter, auseinander. Verschiedenste Disziplinen beschäftigen sich aus ihren jeweiligen Perspektiven mit der Analyse von kommunikativen Prozessen und Strukturen von Twitter und nutzen dabei eine Vielzahl an methodischen Zugängen. In diesem Artikel werden zunächst die grundlegenden Funktionen, Möglichkeiten des Zugangs zur Datenstruktur sowie Methoden der Datenerhebung und -auswertung dargelegt. Im Anschluss werden Ansätze verschiedener Fachdisziplinen vorgestellt.
Content analysis provides a useful and multifaceted, methodological framework for Twitter analysis. CAQDAS tools support the structuring of textual data by enabling categorising and coding. Depending on the research objective, it may be appropriate to choose a mixed-methods approach that combines quantitative and qualitative elements of analysis and plays out their respective advantages to the greatest possible extent while minimising their shortcomings. In this chapter, we will discuss CAQDAS speech act analysis of tweets as an example of software-assisted content analysis. We start with some elementary thoughts on the challenges of the collection and evaluation of Twitter data before we give a brief description of the potentials and limitations of using the software QDA Miner (as one typical example for possible analysis programmes). Our focus will lie on analytical features that can be particularly helpful in speech act analysis of tweets.
This paper explores on the basis of empirical research, how patterns of interaction and argumentation in political discourse on Twitter evolve as translocal communities in the creative shape of “joint digital storytelling”. Joint storytelling embraces coordinated activities by multiple actors focusing on a shared topic. By adding personal information and evaluation, participants construct an open narrative format, which can be inviting and inspiring for others, who then join in with their own narratives. This model will be exemplified by analyzing a large amount of tweets (107,000) collected during a political conflict between proponents and adversaries of a local traffic project in Germany. Analysis is based on (1) the textual level, (2) the operative level (hashtags, @- and RT-Symbol, hyperlinks etc.) and (3) the visual level of storytelling (embedded photos, videos). Results show a new way of creating translocal online communities and political deliberation.
With the advent of mobile devices, mediatized political discourse became more dynamic. I assume that the microblog Twitter can be considered as a medium for spatial coordination during protests. Therefore, the case of neo-Nazi demonstrations and counter-protests in the city of Dresden that occurred in February 2012 is analysed. Data consists of microposts that occurred during the event. Quantitative analysis of hashtag and retweet frequencies was performed as well as qualitative speech act pattern analysis and a tempo-spatial discourse analysis on selected subsets of microposts. Results show that a common linguistic practice is verbal georeferencing and by that constructing space. Empirical analysis indicates a strong relation between communicational online space and physical offline place: Protest participants permanently reconfigure spatial context discursively and thus the contested protest area becomes a temporarily meaningful place.
Der Beitrag analysiert die Strukturen der Inhaltsdistribution im Microblogging-System Twitter. Den Ausgangspunkt hierfür bildet eine Fokussierung der Medienforschung auf Produktion und Rezeption von „User Generated Content“ im Social Web, die ebenso wie die Annahme einer „freien“ Wahl von Themen- und Informationsquellen im Web hinterfragt werden soll. Die zentrale These lautet hierbei, dass nicht nur Nutzerinnen und Nutzer über die Verteilung der Inhalte bestimmen, sondern in hohem Maße auch Algorithmen. Im Konzept der selektiven Distribution werden die typischen Distributionsmodi sowie deren Erzeugungsmechanismen herausgearbeitet und dargestellt. Die medienethische Verantwortung für die Verteilung der nutzergenerierten Inhalte liegt (auch) bei den Medienunternehmen, die die Macht über algorithmische Distributionsstrukturen haben. Die Unternehmen geraten dadurch, wie abschließend argumentiert wird, in einen Konflikt zwischen wirtschaftlichen Interessen und gesellschaftlicher Verantwortung. Aus der Analyse ergeben sich Forderungen nach mehr Transparenz der algorithmischen Distributionsprinzipien sowie mehr Kontrollmöglichkeiten für die User.
Kontextualisierung durch Hashtags: die Mediatisierung des politischen Sprachgebrauchs im Internet
(2013)
In politischen Diskursen auf Microblogs stehen einzelne Beiträge zunächst einmal für sich. Erst die Kontextualisierung einer Äußerung ermöglicht adäquate Schlussprozesse. Hashtags erfüllen hierbei eine wesentliche Funktion: In Twitter können sie als Kontextualisierungshinweise verwendet werden, um Wörter zu markieren und Zusammenhänge herzustellen. Hashtags bieten den NutzerInnen von Microblogs die Möglichkeit, Diskurse zu verfolgen, an ihnen teilzunehmen, sie zu gestalten, sie umzudeuten, neue Diskurse zu kreieren, aber auch sie zu ignorieren oder sie zu umgehen. In der politischen Twitterkommunikation erhalten Wörter durch Hashtags ein neues Gewicht: Diskurse werden über sie identifiziert und strukturiert und erst durch sie ist es möglich, thematische Kohärenz, Sequentialität, Intertextualität und damit Diskursivität zu erzeugen. Die Beispiele aus der Twitterpraxis zeigen, dass die Veränderung der Akteurskonstellationen weitgehende Folgen für die öffentliche Kommunikation haben kann. Nicht nur die professionell Beteiligten wie JournalistInnen und PolitikerInnen, sondern auch interessierte BürgerInnen können an Diskursen teilnehmen und diese aktiv gestalten. Öffentliche Wörter, wie im beschriebenen Fall das Hashtag „#aufschrei“, machen den Diskurs zugänglich und sichtbar zugleich. Darüber hinaus symbolisieren sie das Diskursthema – hier: Alltagssexismus – und ermöglichen einen gesellschaftlichen Diskurs über massenmediale Themensetzungen hinaus. Interessanterweise nehmen Massenmedien diese Diskurse wiederum auf, so dass Twitter sowohl ein Medium ist, in dem Anschlusskommunikation zu diskutierten Themen einer massenmedialen Öffentlichkeit betrieben wird, als auch ein eigenständiges Diskursmedium, dessen Agenda seinerseits von den Traditionsmedien aufgriffen wird.
Mediatization and Mediality in Social Media: the Discourse System Twitter
The article contributes to the debate about mediatization and the use of language in social media. The theoretical approach evolves from the intersection of linguistics, media and communication studies. While the concept of mediatization describes relations between medial and sociocultural change and the ubiquity of media in everyday life, the concept of mediality sheds light on the inseparability of media and language. From this interdisciplinary perspective, specific practices of media and language use within the microblogging service Twitter were analyzed. Examples from different case studies reveal certain user practices that can be described as formed by ‘moulding forces’ of the medium Twitter without considering technology as determining or symptomatic. Our analysis shows that the use of specific semiotic and functional operators (#, @, RT, http://) establish user practices of creating personal and semantic references and thus constitute Twitter as a multi-referential discourse system.
Mit rund 200 Millionen Nutzerinnen und Nutzern und stetig wachsenden Zahlen gewinnt das Web 2.0 Angebot Twitter mehr und mehr an Bedeutung. Doch was ist das Besondere an dieser neuen Form der Online-Medien? Jessica Einspänner, Mark Dang-Anh und Tobias Bürger sind Mitarbeitende an der Universität Bonn im Forschungsprojekt „Deliberation im Netz: Formen und Funktionen des digitalen Diskurses am Beispiel des Microbloggingsystems Twitter". Das Projekt ist Teil des DFG- Schwerpunktprogramms „Mediatisierte Welten", in dem insgesamt zwölf Projekte interdisziplinär miteinander zusammenarbeiten. Mit merz sprechen sie über Twitter als neue Form von Öffentlichkeit, die Userinnen und User, aber auch über die Möglichkeiten der Teilhabe und das Potenzial, das dieses Medium - gerade in der politischen Kommunikation - bietet.
Die Veränderung der individuellen politischen Kommunikation ist ein wesentliches Element des Konzepts der Mediatisierung des Politischen. Immer mehr Politikerinnen und Politiker sowie Bürgerinnen und Bürger nutzen digitale Plattformen, um sich politisch auszutauschen und zu informieren. Dabei stellt sich die Frage, inwiefern Politiker/-innen selbst Austauschmöglichkeiten im Netz bieten und somit direkt Kommunikation fördern. Für die vorliegende Studie wurde die Nutzung des Microblogging-Dienstes Twitter durch Politiker/-innen während ausgewählter Landtagswahlkämpfe des Jahres 2011 auf partizipationsermöglichende Elemente hin untersucht. Diese Elemente wurden mithilfe des „Funktionalen Operatorenmodells“ systematisiert und kategorisiert. Die Ergebnisse verdeutlichen nicht nur eine individuell ausgeprägte Nutzungsfrequenz der einzelnen Politiker/-innen, sondern auch unterschiedliche Stile der Twitternutzung, die sich als „persönlich-interaktiv“ und „thematisch-informativ“ klassifizieren lassen. In Einblick auf deliberative Strukturen ist die Twitterkommunikation im Politiker-Bürger-Dialog hingegen noch ausbaufähig.
Mehr Zivilgesellschaft durch Social Media? Medienethische Perspektiven auf Twitter als Diskursmedium
(2012)
Im Beitrag wird die Frage erörtert, inwiefern sich der Microblogging- Dienst Twitter als Diskursmedium der Zivilgesellschaft eignet. Die spezifischen Produktions-, Distributions- und Rezeptionsbedingungen von Social Media sowie die ihrem Netzwerkcharakter inhärenten neuartigen Konstitutionsoptionen für öffentliche Diskursräume erfordern eine Justierung der medienethischen Perspektive. Doch auch klassische ethische Theorien machen Microblogs greifbar: Die Prämissen der Diskursethik nach Habermas differenzieren sich auch im Handlungsbereich Twitter in prädiskursiven Geltungsansprüchen aus, die von Diskursteilnehmern implizit erhoben werden. Setzt man diese – und hier setzt die notwendige Modifikation des Blickwinkels ein – in Beziehung zu den spezifischen Funktionen des Mediums Twitter, treten komplexe kommunikative Optionen zu Tage. Prüft man die Geltungsansprüche der Wahrheit, Wahrhaftigkeit und Richtigkeit auf empirische Fallbeispiele in Twitter, lassen sich Brüche von medienethischer Relevanz feststellen, die nicht nur die zivilgesellschaftliche, sondern auch die journalistische Nutzung des Mediums in ein neues Licht rücken.