Refine
Document Type
- Book (5)
- Part of a Book (1)
Language
- German (6)
Has Fulltext
- yes (6)
Is part of the Bibliography
- no (6)
Keywords
- Latein (6) (remove)
Publicationstate
Reviewstate
Publisher
- Institut für Deutsche Sprache (5)
- Narr (1)
Die Rolle des für die Entwicklung der modernen europäischen Sprachen entscheidenden Neulatein, sein zurückverweisender Beitrag zur sprachlichen Erneuerung von Latein und entlehntem Griechisch einerseits, sein zukunftweisender Beitrag zur sprachlichen Neuerung andererseits – eben durch diesen Prozess von „Reinigung und Fixierung“ auf einer in gewissem Maße normierten Basis, dann durch die einschneidend systemerweiternde Etablierung von Graecolatein und neoklassischer Lehn-Wortbildung – sollte am Beispiel der "itis"-Lehnwörter und der Lehn-Wortbildungsprodukte mit -itis dargestellt werden. Mit ihren fachsprachlichen Teilen versteht sich die Arbeit auch als kleine Teiluntersuchung zur Bedeutung des Latein auf allen seinen Sprachstufen für die Vermittlung von Wortschatz und Wissen der griechischen Antike.
Blut und Schweiß sind, wie Tränen, Entitäten kreatürlicher Existenz. Blut und Schweiß, auch Tränen, und ihre lateinischen oder modernen Entsprechungen lassen sich mühelos und zahlreich in ihrer (so genannten) eigentlichen Bedeutung und dabei in wechselnden Verbindungen für die jeweiligen Alltags-, Bildungs- und Fachsprachen nachweisen. Gegenstand einer Untersuchung zu „Traditionen des Formulierens“ (Hartmut Schmidt) sind nun nicht solche beliebigen und beliebig verbundenen Wörter in Texten. Gegenstand sind vielmehr ihre selbst formelhaft gewordenen, in ihrer (so genannten) übertragenen Bedeutung verwendeten Verbindungen, nämlich "sudor et sanguis", "Blut und Schweiß", dazu dann auch Tränen, wie sie als tradierte Varianten und letztlich in der Verbindung mit Tränen auch in spielerischen Abwandlungen auftreten.
Darstellungen zu ant(i)-Lehnwörtern des Deutschen, zu ant(i)- und der Herausbildung seiner Strukturtypen liegen vor (Hoppe 1987a und b, Klosa 1996). Eine entwicklungsbezogene Einzeldarstellung zur Realisation ant(i)- + [Krankheit]icus, unter Berücksichtigung von lateinischer Sprachstufe und europäischen Aspekten des Interkombinems, ist zu erwarten (Hoppe i.Vorb.); diese Realisation ist ein Beispiel für die Verschiebung von GEGENÜBERSTEHEN griechischer ant(i)-Wörter zu ENTGEGENSTEHEN im Entlehnungs- und umdeutenden Integrationsprozess und die Herausbildung einer Lehn- Wortbildungseinheit ant(i)-, die gegenüber der Ursprungssprache veränderte syntaktisch-semantische Strukturen entwickelt hat. Die Realisation ant(i)- + <NAMEN> ist ein weiteres Beispiel für die Herausbildung eines der neuer Strukturtypen.
Die Beschäftigung mit -itis im Rahmen fachsprachlicher Lehnwortbildung (LWB) stand und steht im Zusammenhang mit der Erarbeitung eines LWB-Lexikons im Rahmen des geplanten "Handbuchs der Schweren Wörter" (vgl. Kap. 1, in diesem Band) am Institut für deutsche Sprache. Die vorliegenden Überlegungen gehen sicherlich nicht unmittelbar ein in Form einer Behandlung von -itis innerhalb eines LWB-Lexikons, haben aber vielleicht einiges von dem zusammengetragen, was aus der verarbeiteten Literatur, v.a. aus Methoden der WB-bezogen medizinische Daten verarbeitenden Terminologie für die Beschreibung der LWB zu verwerten ist. Der Index MFS (= medizinische Fachsprache) wird im folgenden immer dann hinzugefügt, wenn das Gesagte als auf die fachsprachliche Teilgeltung von -itis eingeschränkt oder im Unterschied zur gemeinsprachlichen Teilgeltung (GS) gültig hervorgehoben werden soll. Zentrales Anliegen der Untersuchung ist eine WB-strukturelle Studie zum fachsprachlichen Wortbildungsmuster mit -itis, die in erster Linie versucht, seine Bildungsweise durchsichtig zu machen, und - am Rande - seine systematischen Beziehungen zu Mustern mit anderen Suffixen innerhalb eines onomasiologisch zusammenhängenden Wortschatzausschnitts der medizinischen Krankheitsbezeichnungen anzudeuten.