Studien zur deutschen Sprache
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79
Präpositionale Wortverbindungen (PWVs) und präpositionale lexikalisch geprägte Muster - speziell der Typ der binären Konstruktionen - sind ein in der (kontrastiven) Mehrwortforschung bislang kaum beachteter Typ, wie bereits mehrfach betont. Wenn in den deutschen PWVs die interne Stelle zwischen der Präposition und dem Nomen überproportional häufig nicht mit einem Artikel besetzt ist, ist bei solchen Kombinationen mit einem potenziell hohen Lexikalisierungsgrad zu rechnen. Solche PWVs kann man als autonome Einheiten auffassen, und dementsprechend soll man sie auch als feste Wortverbindungen untersuchen. Die formale und inhaltliche Grundlage für das kontrastive Modell bildet das UWV-Modell (vgl. Steyer 2000, 2013) und das Konzept lexikalisch geprägter Muster (siehe Steyer in diesem Band). Im Folgenden wird diese Herangehensweise auf die Äquivalenzfindung im Sprachenpaar Deutsch (DE) - Slowakisch (SK) angewendet. Einen zentralen Stellenwert nimmt die Kontrastierung von Kollokationsfeldern, von rekurrenten lexikalischen Erweiterungsmustern und komplexeren Wortverbindungsmuster ein. Es handelt sich um ein monodirektional angelegtes Modell Deutsch -> Fremdsprache, die korpusbasierte kontrastive Aufbereitung und Beschreibung schließt jedoch eine Bi- oder auch Multidirektionalität nicht aus. Die komplexe Äquivalenzproblematik und die entsprechenden Konvergenzen und Divergenzen werden in diesem Beitrag anhand folgender ausgewählter Kontrastbereiche im Vergleich Deutsch -> Zielsprache Slowakisch diskutiert: a) Verhältnis des deutschen Lemmas zu seinem prototypischen Äquivalent bzw. den prototypischen Äquivalenten, b) Bedeutung(en) und Gebrauchsspezifika der PWVs, c) interne und externe Variabilität der zugrundeliegenden Muster der PWVs und ihrer äquivalenten PWV-Muster; d) typische Einbettungen der äquivalenten PWVs in Satzkonstruktionen und semantische Merkmale verbaler Satelliten.
49
Eigennamen sind besondere Sprachzeichen; sie heben sich semantisch, pragmatisch, zum Teil auch grammatisch von appellativischen Nomina (Gattungsnamen“) ab. Der Sonderwortschatz an Eigennamen (Personennamen wie Rainer oder Gisela, Ortsnamen wie Rom oder Deutschland) deckt den Benennungsbedarf keineswegs ab. Für weniger prototypische Namensträger werden häufig konventionelle Sprachmittel zum Eigennamen umfunktioniert. Der Beitrag beschäftigt sich mit nominalen Konstruktionen, mit denen künstlerische Werke (Beispiele: „Der englische Patient“, „Hundejahre“) und Gasthäuser (Beispiele: „Goldener Stern“, „Zum Ritter“) benannt werden. Die semantische Transposition, so die These des Beitrags, kann zu grammatischen Konflikten führen. Einerseits soll der Name möglichst an seiner unverwechselbaren Gestalt wiedererkennbar sein und sich daher z.B. gegenüber flexivischen Veränderungen resistent zeigen, andererseits soll er wie jeder andere Ausdruck syntaktisch in seine Umgebung eingepasst werden. Unterschiedliche Strategien der Konfliktlösung werden anhand von Belegen demonstriert und interpretiert. Der konkrete Beispielfall illustriert gleichzeitig, wie man sprachlichen Regeln auf unsicherem Terrain folgen kann, mitunter auch haarscharf an der Norm vorbei.
84
Die explorative Studie untersucht anhand von Korpusbelegen, in welchen Fällen satzförmige oder infinitivische propositionale Strukturen bedeutungserhaltend durch Nominalisierungen ersetzbar sind. Auf indirekte Weise soll so ein Zugang auch zur Bedeutung von propositionalen Strukturen selbst eröffnet werden. Die in der Literatur gängige These, dass nur bei einem Teil der Denotatsorten propositionaler Strukturen (von Ereignissen über Tatsachen bis zu ,rein abstrakten Objekten‘) Nominalisierung möglich sei, wird durch die Studie widerlegt. Damit stellt sich auch die Frage nach der Haltbarkeit der gängigen Fassung des Begriffs Proposition selbst. Die von Friederike Moltmann vertretene neue Sichtweise auf Propositionen scheint hingegen auch für Nominalisierungen eine Analyse ohne die bisher auftretenden Widersprüche zu ermöglichen.
79
Der Beitrag gliedert sich in drei Teile. In Abschnitt 2 führe ich zunächst den Begriff der Phraseoschablone ein und erläutere, inwiefern diese Untergruppe der Phraseologismen Eigenschaften von grammatischen Konstruktionen aufweist, deren konzise Erfassung eine notwendige Voraussetzung dafür ist, Beschränkungen bei der Produktivität und der semantischen Variabilität der Phraseologismen zu erklären. Daran anschließend werden in Abschnitt 3 Ergebnisse einer korpuslinguistischen Fallstudie nominaler Reduplikationen mit den Präpositionen an, in und über dargelegt und erörtert. Abschnitt 4 fasst schließlich die erzielten Ergebnisse im übergeordneten Zusammenhang zusammen und gibt einen Ausblick auf weitere Forschungsfragen.
59
Für Muttersprachler des Polnischen und anderer artikelloser Sprachen gehört der Gebrauch des Artikels zu den schwierigsten Kapiteln der deutschen Grammatik. Sie haben große Mühe zu verstehen, wann im Deutschen der Definitartikel, wann der Indefinitartikel und wann kein Artikel verwendet wird.
Die vorliegende Arbeit setzt bei diesen Schwierigkeiten an. Sie versucht eine systematische Darstellung von Funktion und Gebrauch der Artikel, die den Vergleich mit dem Polnischen besonders berücksichtigt. Im Unterschied zum größten Teil der vorhandenen Literatur wird nicht nur der Artikelgebrauch in referentiellen Nominalphrasen, sondern auch der in prädikativen und anderen nicht-referentiellen Nominalphrasen ausführlich gewürdigt. Im Hinblick auf die Didaktisierung wird die Frage in den Mittelpunkt gestellt, welche Sprachmittel des Polnischen Funktionen erfüllen, die denen der deutschen Artikelwörter nahekommen.
83
Der Band leistet eine theoretisch begründete und empirisch validierte Entwicklung einer automatisierten Wortartenannotation (Part-of-Speech-Tagging) für Transkripte spontansprachlicher Daten des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), das über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch der Forschungsgemeinschaft öffentlich zugänglich ist. Dabei setzt er zwei Schwerpunkte: erstens die theoretische Aufarbeitung von Unterschieden von Transkripten gesprochener Sprache zu schriftsprachlichen Daten in Hinblick auf die Entwicklung eines Tagsets für das gesprochene Deutsch; zweitens die Darstellung der empirischen Arbeitsschritte zur Erstellung des automatisierten Part-of-Speech-Taggings, d. h. die Implementierung und Evaluierung für die Annotation des FOLK-Korpus. Der Band ist eine kritische Reflexion der Wortartentheorien im Spannungsfeld zwischen Theorie und datengeleiteter Arbeit. Er gibt Einblicke über die Korpusaufbereitung von Transkripten gesprochener Sprache und stellt diese in Bezug zu Theorien über die Eigenheiten gesprochener Sprache.
76
In current corpuslinguistic investigations, especially the collection of linguistic data and the frequency of linguistic phenomena (i.e. in the "linguistic matter") is in the center of interest of morphological discussions. This paper argues in favor of taking also morphological "antimatter" in account, i.e. surveying the structure of words containing morphological restrictions which cannot be proven systematically. With recourse to Popper's falsificationism and starting with prominent restrictions in the morphology of German, the article discusses theoretical consequences and chances for morphological theory with special emphasis on morphological change, i.e. when antimatter becomes matter and vice versa.
53
Ausdrucksalternativen bei Konnektoren – Varianten oder Fehler? Protokoll eines fiktiven Gesprächs
(2011)
85
Dieser Beitrag beschäftigt sich mit dem Einsatz von dialektalen Merkmalen in Werbespots für den deutschen und österreichischen Markt sowie mit seinen Funktionen am Beispiel von Iglo (Lebensmittelbranche, Tiefkühlkost). Im Zentrum stehen dabei folgende Fragen: Welche dialektalen Merkmale welcher sprachlichen Beschreibungsebenen (Phonetik/Phonologie, Morphologie, Lexik) werden in welchen Textteilen der Spots verwendet? Wird dabei auch multimodal und multisensorisch auf die betreffende Region Bezug genommen? Die Analysen zeigen auch, inwiefern sich der Gebrauch dieser Merkmale in den deutschen und österreichischen Spots unterscheidet, und ob der Dialektgebrauch in den Werbespots (Auswahl der Merkmale, Kontexte/Gesprächssituationen) mit den Ergebnissen von Studien zum Gebrauch und zur Wahrnehmung von Dialekten im Allgemeinen übereinstimmt.
20
Die Arbeit handelt von sprachlicher Implizitheit und sprachlichen Diskriminierungen. Anhand der Sprechakttheorie und anderer pragmatischer Ansätze werden lexikalische Indikatoren impliziter Diskriminierung zusammengestellt und empirisch an einem Zeitungskorpus überprüft. Die Erkenntnisse und Analysemethoden der Arbeit ermöglichen das Auffinden impliziter Diskriminierungen in umfangreichen Medienkorpora wie z.B. Zeitungen und Zeitschriften im Internet.
°80
Variation im Sprachgebrauch - 'angenommen' und 'vorausgesetzt' als einbettende Prädikatsausdrücke
(2019)
36___
Die vorliegende empirisch basierte Studie zu Verwendungsweisen von ‘wenn' in gesprochenem Deutsch versteht sich als kleiner Beitrag zur Konnektorensemantik. Anhand eines Korpus gesprochener Sprache werden im ersten Schritt die Bedeutungsvarianten von wenn auf der Basis der Oppositionspaare ‘faktisch' vs. ‘nicht-faktisch’ und ‘generisch' vs. ‘spezifisch' typologisiert und im Hinblick auf ihre syntaktischen Spezifika untersucht. Im zweiten Schritt wird gezeigt, wie die so ermittelten Typen von wenn-Relationen mit den in Sweetser (1990) ausgefiihrten Verknüpfungsdomänen (Sachverhaltsebene, epistemische Ebene, Sprechaktebene), die durch pragmatische Ambiguität gekennzeichnet sind, korrelieren.
54
Das Werk versteht sich als eine Darstellung der wichtigsten syntaktischen, prosodischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften kausaler und konditionaler Konnektoren des gesprochenen Deutsch.
Die Untersuchung formuliert notwendige theoretische Grundlagen und zeigt die komplexe Interaktion mehrerer Faktoren, die sich auf die Interpretation einer Äußerung auswirken. Empirische Daten belegen, dass die kontextuelle und pragmatische Interpretation der untersuchten Relationen stark mit ihren syntaktischen und prosodischen Mustern korreliert. Jedoch handelt es sich nicht um eine Eins-zu-eins-Beziehung, denn gleiche Lesarten können von kausalen und konditionalen Relationen unterschiedlich markiert sein. Anhand der Ergebnisse wird das Verhältnis zwischen Konditionalität und Kausalität diskutiert.
69
Lexikalisch-semantische Graduonymie. Eine empirisch basierte Arbeit zur lexikalischen Semantik
(2016)
Diese Arbeit befasst sich mit der Problematik gradueller Bedeutungsbeziehungen in der Sprache. Sie verfolgt das Ziel, die aufgrund der graduellen Opposition in Paradigmen formierten Wörter als eigenständigen Relationstyp der lexikalischen Semantik zu unterscheiden, ihn theoretisch herauszuarbeiten und empirisch zu fundieren. Diese Relation wird analog der terminologischen Tradition der "-nymie"-Relationen als Graduonymie bezeichnet. Mit verschiedenen empirischen Methoden wie der webbasierten Sprecherbefragung, Korpusanalysen, systematischen Tests und Kontrastierung mit dem Usbekischen werden die Validität und Stabilität der Daten überprüft und somit Erkenntnisse zum Phänomen der Graduonymie gewonnen. Dies bildet den Kernpunkt der Untersuchung. Dabei werden unterschiedliche Aspekte der Graduonymie betrachtet und analysiert. Der Vergleich der Methoden eröffnet neue Perspektiven auf die semantischen Relationen, die Vorgehensweise hat sich methodisch als erfolgreich erwiesen. Die Ergebnisse der Arbeit erbringen interessante Einsichten nicht nur in den Phänomenbereich der Graduonymie, sondern ergänzen den aktuellen Stand der lexikalischen Semantik sowohl in theoretischer Hinsicht als auch durch die methodenpluralistische Behandlung semantischer Relationen.
73
Die Behandlung der Euro-Krise in der deutschen Presse ist typisch für die Art und Weise, wie sich die Beschreibung komplexer Phänomene der Wirtschaft im letzten Jahrzehnt entwickelt hat: Fachberichte schwinden allmählich zugunsten von neuen Erzählformen, in denen rhetorische Figuren die Oberhand gewinnen. Darunter sind vor allem Metaphern zu finden, die hauptsächlich konventioneller Natur sind, aber auch gern kreativ fortgesetzt werden. Sie spielen meist eine zentrale Rolle auf der Textebene, indem sie wesentlich zur Kohärenz eines Abschnitts bzw. eines ganzen Artikels beitragen. Diese innovativen Kommunikationsformen mögen zwar das Interesse des breiten Publikums an wirtschaftlichen Debatten wecken, aber sie führen oft zu einer groben Vereinfachung, die den technischen Aspekt der Euro-Krise völlig beiseite lässt. Außerdem sind die benutzten Bilder in der Regel sehr negativ gefärbt, was die Angst der Öffentlichkeit vor einem weltweiten Zusammenbruch der Finanzmärkte sicherlich noch verstärkt und dem Vertrauen der Bürger in Europa nicht gerade dient. Die Vorliebe der Massenmedien für düstere Szenarien enthüllt somit eine bewusste Strategie der Dramatisierung, die immer mehr zum „Storytelling“ tendiert.
56
Der Definitionswortschatz im einsprachigen Lernerwörterbuch des Deutschen. Anspruch und Wirklichkeit
(2011)
Der vorliegende Band beschäftigt sich im theoretisch orientierten ersten Teil mit der Geschichte des Ansatzes, in Lernerwörterbüchern einen kontrollierten Definitionswortschatz zu verwenden. Zudem wird die kontroverse Diskussion um den kontrollierten Definitionswortschatz in der Metalexikografie wiedergegeben. Den Hauptteil der Arbeit bildet die korpusbasierte Analyse des Definitionswortschatzes des Langenscheidt Taschenwörterbuchs Deutsch als Fremdsprache und des Duden/Hueber Wörterbuchs Deutsch als Fremdsprache. Zum einen werden sowohl quantitative als auch qualitative Merkmale des verwendeten Definitionswortschatzes untersucht, zum anderen geht es um die Frage, inwieweit die beiden Wörterbücher ihren Eigenanspruch eines computerkontrollierten Definitionswortschatzes einhalten. Die Untersuchung schließt damit einerseits eine metalexikografische Forschungslücke, andererseits enthält sie Empfehlungen an die praktische Lexikografie.
63,
Die Wortbildungsangaben im Online-Wörterbuch und wie Nutzer sie beurteilen – eine Umfrage zu elexiko
(2013)
Der vorliegende Beitrag betrachtet das Thema der Wortbildung im Online-Wörterbuch aus der Perspektive der Wörterbuchbenutzer. Zunächst werden an einzelnen Beispielen die unterschiedlichen Angabebereiche im Internetwörterbuch und die verschiedenen Arten der Wortbildungsangaben aufgezeigt, auf die ein Wörterbuchbenutzer beim Nachschlagen stoßen kann (Kap. 2). Daran anschließend werden mit elexiko und BZVelexiko kurz die beiden Projekte vorgestellt, die an den Mannheimer Nutzerumfragen beteiligt waren. Schließlich werden die Ergebnisse zweier Online-Befragungen präsentiert, die Anfang 2011 am Institut für Deutsche Sprache durchgeführt wurden und an denen insgesamt über 1 100 Personen teilnahmen. In diesem Kontext stehen dabei allein die Teilergebnisse zum Thema Wortbildung im Mittelpunkt (Kap. 3). Ein Ausblick auf die weitere geplante Forschung rundet den Beitrag ab (Kap. 4).
- 82
Der Artikel hinterfragt die Annahme, dass Wortarten sich gemäß ihrer Definition dazu eignen, als (schul-)grammatische Kategorien zu fungieren: Betrachtet man die tatsächlich in Sprachen (hier: dem Deutschen) vorliegende lexikalische Elemente, so stellt man fest, dass systematische Zwischen- und Zweifelsfälle der Kategorisierung binäre Kategorisierungen (wie Substantiv – kein Substantiv, Verb – kein Verb, etc.) oft empirisch nicht zulassen. Alternative (graduellere/mehrdimensionale) Kategorisierungen, die den empirischen Fakten Rechnung tragen, eignen sich umgekehrt aber nicht für die ihnen zugedachten binären Vorhersagen (Großschreibung – keine Großschreibung, Subjektkongruenz – keine Subjektkongruenz, etc.). Eine Lösung dieses Dilemmas scheint momentan nicht leicht verfügbar.
36
Ich mein' ja nur. Exemplarische Betrachtungen zu Syntax und Semantik von Partikeln im Deutschen
(2006)
49
Anders als linguistische Laien scheuen Sprachwissenschaftler aus prinzipiellen theoretischen Gründen davor zurück, eine Sprache zu bewerten, und erst recht, über ihre künftige Entwicklung zu spekulieren. Trotz theoretischer und methodischer Skrupel werden in diesem Essay wertende Bemerkungen zur heutigen deutschen Sprache gemacht und Spekulationen über deren weitere Entwicklung angestellt. Dazu werden drei Szenarien zum möglichen Zustand des Deutschen nach drei bis vier Generationen skizziert und vergleichend erörtert. Es werden auch künftig in erster Linie die Sprecher des Deutschen sein, die ihre Sprache bewahren und/oder verändern. Angesichts des sich derzeit abzeichnenden partiellen Domänenverlustes des Deutschen wird diskutiert, wie seine weitere Entwicklung im Kontext des vielsprachigen Europas positiv beeinflusst werden kann. Auch diese Diskussion stützt sich durchweg auf Plausibilitätserwägungen.
7
Reformulierungen. Sprachliche Relationen zwischen Äußerungen und Texten im öffentlichen Diskurs
(1997)
Der vorliegende Band diskutiert die Konzepte "Reformulierung" und "Redewiedergabe" aus intertextuell-diskursiver Sicht und beschreibt zugleich einen Teil jüngster deutscher Sprachgeschichte. Untersucht werden grammatisch-strukturelle, propositionale und funktionale Eigenschaften von Reformulierungen unter besonderer Berücksichtigung der argumentativen Einbettungen. Anhand einer Fallstudie aus dem deutsch-deutschen Diskurs zwischen "Wende" und "Vereinigung" im Frühjahr 1990 werden Wiederaufnahmen eines relevanten Originaltextes in Folgetexten beschrieben. Dabei geht es vor allem um sprachliche Indikatoren für sprecher-, kontext- bzw. diskursabhängige Modifikationen, Interpretationen und Bewertungen von Bezugsentitäten. Die Detailanalyse erlaubt schließlich die Rekonstruktion von komplexen Reformulierungsmustern, die das kommunikative Verhalten der Deutschen in der Folgezeit nicht unwesentlich prägen und als typisch für öffentliche Diskurse überhaupt gelten können.
65
Das Buch untersucht usuelle Wortverbindungen als kommunikative Einheiten und Muster. Es zeigt, wie ihre pragma-semantischen Restriktionen auf verschiedenen Schematisierungsstufen in sehr großen Korpora zu beschreiben sind. Hierzu werden Korpusmethoden für die Erfassung syntagmatischer Strukturen linguistisch reflektiert und als integratives Analysemodell angewendet. Die Ergebnisse liefern sowohl einen Beitrag zu einer musterbasierten Phrasemtheorie und Phraseografie als auch zu einer qualitativen Korpuslinguistik auf der Basis quantitativer Verfahren. Neue Einsichten erbringt die Abhandlung darüber hinaus zu Festigkeit und Varianz von Chunks und Konstruktionen der geschriebenen Sprache.
79
In diesem Beitrag werden Ergebnisse einer Studie präsentiert, die im Rahmen meines Habilitationsprojektes zu Somatismen des Deutschen mit der Konstituente Hand durchgeführt wurde. Das Projekt insgesamt ist korpusbasiert, qualitativ orientiert und verfolgt im Kern semantische Interessen. Empirische Grundlage für die Studien ist das Schriftspracharchiv W des IDS (Institut für Deutsche Sprache). Ziel der insgesamt über 20 Projektstudien ist jeweils die korpusbasierte Beschreibung der Bedeutungsentfaltung phraseologischer Einheiten in der Verwendungsbreite und nicht die Reduktion auf die Übersetzung einer als eine Bedeutung oder gar DIE Bedeutung wiedergebenden Paraphrase in formalsprachliche oder formalsymbolische Beschreibungsabstraktionen. In die Breite zu gehen bedeutet, die beschreibungsmäßig häufig verborgenen, aber im konkreten Sprachgebrauch jeweils sich zeigenden semantischen Feinheiten der untersuchten Einheiten ins Zentrum der Analyse zu stellen. Dafür ist es notwendig, die jeweilige Einheit zunächst überhaupt zu identifizieren (über welche Einheit wird geredet) und ihre formseitigen Manifestationen zu erfassen (welche strukturellen Verfestigungen liegen vor). Anschließend werden über die Beschreibung der Kotexte dieser Einheiten in Belegkorpora die an formseitige Ausprägungen gekoppelten Pfade der Bedeutungsentfaltung - ausgehend von einer ermittelten Ausgangsbedeutung - nachgezeichnet. Auf diese Weise können auch Bedeutungsaspekte eingeholt werden, die als bloße Konnotationen oder Modifikationen zu randständig, als Kernbedeutung zu unhandlich und als semantischer Mehrwert zu uneigenständig konzipiert sind. Es handelt sich um wesentliche Bedeutungszüge der untersuchten Einheiten und Aufgabe der Studien ist es, diese Aspekte durch Kopplung an verschiedene formseitige Ausprägungen gebrauchsangemessen erfassen und beschreiben zu können.
22
Das letzte Wort. Untersuchungen zum Kontrollhandeln gesellschaftlicher Führungskräfte in Gesprächen
(2002)
77
The present paper examines the rise and fall of Modern High German loanwords in English from 1600 until 2000, principally making use of the record of borrowing documented by the Oxford English Dictionary (OED) in its Third Edition (online version, in revision 2000-). Groups of loanwords are analysed by century, with reference to the changing social and cultural landscape characterising relationships between the relevant nations over this period. This is not a simple picture: each language grows over the period in different ways, and the speakers of English look to German at different times for different types of borrowing, as the political and intellectual balance alters.
77
Wenn wir unseren persönlichen Kanon, die Bücher, die für uns wichtig sind oder gewesen sind, durchgehen, kommt sicher ein schönes, gattungsreiches, multikulturelles, individuelles Sammelsurium zusammen. Wenn man sich vor die Aufgabe gestellt sieht, Goethe zu kommentieren und zu übersetzen, sollte man sich auf folgende Überlegungen einlassen: Wie steht es heute um bestimmte Figuren aus dem tradierten Kanon? Wie steht es zum Beispiel um Goethe? Auf ihn möchte ich mich jetzt sozusagen exemplarisch beschränken. Welche Position hat Goethe in Spanien? Gehört er zum eigenen, persönlichen Kanon eines (nicht einmal) wichtigen Teils der Leser? Kann er das überhaupt? Wer liest noch Die Leiden des jungen Werther, zum Beispiel, wenn es nicht gerade Pflicht in der Schule oder im Germanistikstudium ist? Oder gar Wilhelm Meisters Wanderjahre, die nirgendwo Pflichtlektüre sind? Baut heute noch jemand Goethes Werke in seine Identitätskonstruktion ein?
73
An der Börse sind zwei und zwei nie vier, sondern fünf ‒ minus eins. Es kommt schließlich zur Vier, aber nie direkt.1 Das geflügelte Wort André Kostolanys unterliegt einer narrativen Schemabildung: Kontinuität wird nicht nach dem Muster der aufsteigenden Zahlenreihe hergestellt, sondern gleichsam epizyklisch, also auf Umwegen. Wie seine berühmtere Metapher vom Spaziergänger (Wirtschaft) mit Hund (Börse), so beschreibt auch die Zahlenversion derselben die Vorstellung einer letztlich doch linearen Aufwärtsbewegung, in der der Mensch Herr und behaust bleiben kann. Das neue Jahrtausend stellt diese Beherrschbarkeitsnarratio offenbar in Frage. Der Beitrag untersucht drei narrative Modelle im Bereich der Wirtschaftskommunikation: das lineare Modell des „homo oeconomicus“, das nichtlineare Modell des „Schwarzen Schwans“ und den synthetischen Versuch der „Antifragilität“ nach Nassim Taleb.
5
Der Beitrag befaßt sich mit inszenierten Gesprächen im Fernsehen und fragt, wie der Bezug zwischen Sendungskonzepten und Realisierungsformen dieser Gespräche zu beschreiben ist. Ihre „Inszenierung” schafft einen Rahmen zur Kontextualisierung von Kommunikationsereignissen und Interpretationen. Für Streitgespräche zur medialen Präsentation von Konfliktpositionen gilt das Ideal der „Streitkultur”: Sie sollen reale gesellschaftliche Konflikte in geregelter Form kommunikativ abbilden, Möglichkeiten der Problemlösung aufzeigen und Mittel zur Konfliktreduzierung bereitstellen. „Boulevardisierung” findet dabei statt durch Personalisierung von Konflikten, Präsentation von Sensationen, Beschränkung auf Kleinformate und Sachverhaltsdarstellung, Appelle an stereotype Bewertungsmuster und kalkulierte Verstöße gegen Normalformen von Alltagsgesprächen.
-4
Im ersten Teil werden einige theoretische Ansätze durchgegangen, mit denen man Prozesse der Beziehungskonstitution und der Selbst- und Fremddarstellung beschreiben kann: die Theorie der Palo-Alto-Gruppe, die Sprechakttheorie, die Anpassungsund Face-Theorie, die Beziehungsimplikationen gesprächsanalytischer Begriffe mehrerer Schulen. Im zweiten Teil wird anhand eines Streitgesprächs herausgearbeitet, welche kommunikativen Gegenstandsbereiche im einzelnen relevant sind und wie die Prozesse der Beziehungsdefinition und der Selbst-/Fremddarstellung miteinander verbunden sind. Das betrifft: 1) initiativ-respondierend aufeinander bezogene Aktivitäten (Formen des Angriffs und der Verteidigung), 2) die Herstellung von Beziehungskonstellationen, von denen andere ausgeschlossen sind, 3) die Aspektauswahl der Präsentation des eigenen Ich in Abstimmung mit der Darstellung von anderen. Auch weitgehend unbewußt ablaufende Angleichungen von Eigenschaften des Sprechens an den Adressaten werden untersucht („die Lust am Streiten”). Zum Schluß werden einige theoretische Folgerungen gezogen, z.B. hinsichtlich der Begrenztheit des Illokutionsbegriffs oder hinsichtlich einer dialogtheoretischen Weiterentwicklung des Face-Begriffs.
49
Das Lexikon der Sprachkritik
(2009)
Viele Überlegungen wurden zu einem Projekt Lexikon der Sprachkritik angestellt und vorläufige Konzepte dafür erdacht. Zu einer Konkretisierung dieser Bemühungen ist es aber bisher leider nicht gekommen. Dieser Beitrag stellt nun einen Versuch dar, ein vorläufiges Konzept für ein Lexikon der Sprachkritik vorzulegen. Es handelt sich hierbei um die Begründung für dieses Unternehmen, die Darstellung der Vorarbeiten zu einem Lexikon der Sprachkritik, die Explizierung der Konzeption und der Lemmaauswahl und die exemplarische Ausarbeitung von vier Artikeln.
84
This paper has two distinct but interdependent goals. The empirical and analytical primary goal is to present a detailed overview of the patterns of (syntactico-semantic) argument structure and (morpho-syntactic) argument realization found with clause-embedding predicates in German. In particular, it will elucidate the observable relationships and dependencies between them, with a special focus on prepositional object clauses. The methodological secondary goal is to demonstrate the recently published ZAS Database of Clause-Embedding Predicates and illustrate its usefulness in approaching a concrete research agenda. The goals are aligned with each other because the data on patterns of argument structure and realization were collected using the database, and indeed the relevant questions could not have been investigated in such a thorough and efficient way without it. We will begin in Part 1 with an introduction to the database, its structure, and why and how it was created, before moving in Part 2 to the presentation of the data and analysis of argument structure and argument realization.
31
VALBU ist ein einsprachiges Wörterbuch deutscher Verben. Es enthält eine umfassende semantische und syntaktische Beschreibung von 638 Verben mit ihrer spezifischen Umgebung, ferner Informationen zur Morphologie, Wortbildung, Passivfähigkeit, Phraseologie und Stilistik sowie zahlreiche Verwendungsbeispiele.
Die Stichwortauswahl lehnt sich an den Verbbestand in der Wortschatzliste des "Zertifikats Deutsch" (ZD) an. Mit VALBU wird also im Bereich der Verben der Vokabularausschnitt weitgehend abgedeckt, den man zur sprachlichen Bewältigung von Alltagssituationen benötigt.
Das Wörterbuch wendet sich vorrangig an Lehrkräfte und Lehrbuchautoren im Bereich Deutsch als Fremdsprache. In erster Linie ist dabei an die Lehrer und Lehrerinnen gedacht, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Ihnen wird hier die Möglichkeit geboten, für Unterrichts- und Korrektursituationen die genauen Verwendungsbedingungen für den zentralen deutschen Verbbestand nachzuschlagen. Das Wörterbuch kann auch von fortgeschrittenen Deutschlernern mit fremder Muttersprache zu Rate gezogen werden.
61
Was halten die Deutschen von ihrer Muttersprache? Wie denken sie über andere Sprachen und deutsche Dialekte (siehe auch Schoel / Stahlberg in diesem Band)? Wie nehmen sie Veränderungen ihrer Sprache wahr und was halten sie von fremdsprachlichen Einflüssen, wie z. B. der Verwendung von Anglizismen? Sind Deutsche, umgekehrt betrachtet, besonders kritisch, wenn andere Deutsche Englisch sprechen? Und wie bewerten sie andere Personen, die z.B. einen französischen oder russischen Akzent im Deutschen besitzen? Mit all diesen Fragen hat sich das vorliegende Teilprojekt im Rahmen dieses von der Volkswagenstiftung geförderten Forschungsprojekts beschäftigt. Ausgehend von sozialpsychologischen Theorien und Methoden, wurden Spracheinstellungen in Deutschland näher untersucht.
26
Was gehört zum Kernbereich des deutschen Wortschatzes? Vor allem Sprachdidaktiker, Lexikografen und Lexikologen suchen eine Antwort auf diese Frage, und sie bedienen sich dabei unterschiedlicher, zumeist sehr kontrovers diskutierter quantitativer und qualitativer Methoden. Die jeweils erzielten Resultate sind oft nicht minder umstritten und sofern sie als bloße Wortlisten publiziert werden, scheint es darüber hinaus kaum angemessen, von einer Grundwortschatzlexikografie zu sprechen. Das Ziel dieser Arbeit ist es, einen Weg aus dieser unbefriedigenden Situation aufzuzeigen.
12
Der Beitrag beschreibt Konzeption und Umsetzung der Anbindung von lexikalischen Datenbanken an das grammatische Informationssystem grammis, das seit Mitte 1993 am Institut für deutsche Sprache (IDS) entwickelt wird. Im Rahmen dieses Projekts wird erforscht, wie grammatisches Wissen mit moderner Computertechnik anschaulich dargestellt und verständlich vermittelt werden kann.
38
Die Autoren untersuchen in ihrem Beitrag auf der Grundlage eines kurzen Videoausschnittes aus einer Schulstunde die manifesten Reaktionen und Verhaltensweisen, die ein Schüler angesichts der Kamera und der Aufnahmeaktivitäten produziert. Der Schüler ist zunächst auf das Unterrichtsgeschehen orientiert. Als er gewahr wird, dass die Kamera ihn erfasst, tritt für ihn diese Orientierung schlagartig in den Hintergrund, und die Kamera wird für ihn situativ relevant: Er blickt kurz in die Kamera, unterbricht dann aber den Sichtkontakt, indem er mit einer Hand, dann mit dem Hausaufgabenheft und schließlich wieder mit seitlich vor das Gesicht gehaltener Hand sein Gesicht bedeckt.
47
Die Autoren beschäftigen sich in diesem Beitrag mit einem spezifischen Typ der Transition von Interaktionsräumen. Die Transitionen, die sie analysieren, ereignen sich zwar im Rahmen einer bereits etablierten globalen Situationsstruktur (eines Filmsets), stellen jedoch lokal die Herstellung einer personell, räumlich und pragmatisch jeweils neuen Konstellation dar. Aus diesem Grund konzeptualisieren sie diesen Transitionstyp als Eröffnung einer neuen Situation. Neben der Spezifik des jeweiligen Falles interessieren sie vor allem rekurrente Verhaltensaspekte der Beteiligten, die im Kontext dieser Transitionen beobachtbar sind.
38
Monitoring und Koordination als Voraussetzungen der multimodalen Konstitution von Interaktionsräumen
(2007)
64
Der Band ist ein empirischer und theoretischer Beitrag zur Analyse der Bedeutung, die Aspekte des körperlichen und räumlichen Verhaltens der Beteiligten für die Interaktion haben. Er steht im Feld einer sich dynamisch entwickelnden theoretischen Konzeption »multimodaler Interaktion«. Anhand von Videoaufzeichnungen zweier maximal kontrastierender Situationen – Unterricht und Filmset – wird im Detail analysiert, in welcher Weise Interaktionsbeteiligte zur Lösung situativer Anforderungen von ihrem Körper und den räumlichen Ressourcen Gebrauch machen, die ihnen in der aktuellen Situation zur Verfügung stehen. Auf der Grundlage einer konstitutionsanalytischen Methodologie werden multimodale Verfahren rekonstruiert, mit denen die Beteiligten für ihre situationsspezifischen Zwecke vorhandene Aspekte des Raumes nutzen und durch ihr eigenes körperlich-raumbezogenes Verhalten Raum relevant und verstehbar machen.
Der Band liefert Einblicke in die fallspezifischen Verfahren, die auf räumliche Bedingungen der beiden Situationen reagieren und diese Situationen selbst konstituieren. Er verdeutlicht die falltranszendierende, allgemeine Relevanz körperlich-raumbezogener Orientierungen und Verfahren für die Interaktion. Und er erarbeitet und diskutiert mit »Fokusperson«, »Interaktionsraum« und »Interaktionsensemble« wichtige Konzepte für die weitere Entwicklung der multimodalen Interaktionsanalyse.
52
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit der Frage, wie unter den organi- sations- und situationsstrukturellen Bedingungen einer spezifischen sozialen Situation - das Filmset als professioneller Handlungsrahmen - Verstehen hergestellt und als empirisch manifestes Phänomen dokumentiert wird. Es geht zum einen darum, spezifische, für das konkrete professionelle Handlungsfeld konstitutive Verstehensanforderungen zu rekonstruieren. Zum anderen sollen auf der Grundlage dieses Profils spezifischer Handlungsanforderungen zwei Verfahren der Verstehensdokumentation im Detail analysiert werden.
62
Der Beitrag beschäftigt sich auf der Grundlage einer Einzelfallanalyse mit der Frage, wie Personen erkennbar machen, dass sie an einer Interaktion beteiligt sind. Die Frage, wer auf welche Weise und mit welchen Rechten und Pflichten an einer Interaktion teilnimmt/teilnehmen darf, und woran dies die Beteiligten und der Analytiker erkennen, gehört zu den etablierten Fragestellungen der Interaktionsanalyse. Im vorliegenden Beitrag wendet sich der Autor diesem Thema mit einem spezifischen Erkenntnisinteresse zu: Ihn interessiert, wie Personen, die über eine längere Phase keinen verbalen Beitrag zur Interaktion leisten, verdeutlichen, dass sie sich ungeachtet ihrer verbalen Abstinenz als Teil der laufenden Interaktion verstehen und verhalten. Oder, um es im Vorgriff auf spätere konzeptuelle Überlegungen zu formulieren: Dass sie Mitglieder/Beteiligte eines Interaktionsensembles sind, ohne sich verbal an dessen Konstitution zu beteiligen. Im Zentrum des Erkenntnisinteresses steht die Frage nach den Ressourcen, die von den verbal abstinenten Interaktionsbeteiligten eingesetzt werden, um zu verdeutlichen, dass sie an einer laufenden Interaktion teilnehmen und die Frage nach Gemeinsamkeiten und Unterschieden in den Beteiligungsformaten, die sie dabei produzieren.
75
Dieser Band beschäftigt sich mit den politischen, fachlichen und medialen Umständen, die die Rechtschreibreform beeinflusst haben. Es werden Wirkungskreis und Rolle der Akteure im Prozess der Umsetzung, die Interaktion zwischen den Handlungsträgern bemessen. Die Annahme zu den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die deutsche Sprache lautet, dass die von Instanzen wie dem Rat für deutsche Rechtschreibung für das amtliche Regelwerk aufgestellten Kriterien zur Regelung der Schreibpraxis nicht nur unter der Einflussnahme der in den fachlichen Diskursen geführten Tonlage standen, sondern von politisch-medialen Diskursen beeinflusst wurden. Die Arbeit führt zu einem aktuellen Verständnis über die Reform, da mit dem Reifegrad eines jeden Reformvorhabens eine Neubewertung zu einem neuen Verständnis führt. Es zeigt sich, dass die Wechselbeziehungen, die die Bemühung um eine den aktuellen Sprachgebrauch abbildende Rechtschreibung geprägt haben, als Ergebnis der Diskurse auf politisch-medialer Ebene zu verstehen sind. Der Band richtet sich an Verlage, Sprachinteressierte, Reformgegner und Reformbefürworter der Rechtschreibreform.
23
Reden und Spielen. Die Kommunikation zwischen Trainern und Spielern im gehobenen Amateurfußball
(2001)
Die Sprache der Fußballer wird erst dann verständlich, wenn man die Strukturen der Fußball-Welt kennt: Wo und wie begegnen sich Trainer und Spieler, wer hat was zu leisten, welche sozialen Regeln sind einzuhalten, was und wer kann die Interaktion beeinflussen? Vor dem Hintergrund dieser sozialen Strukturen werden auch die rhetorischen Strategien der Trainer erklärbar: als funktionale, individuell geprägte kommunikative Verfahren, um die Spieler möglichst effektiv auf das nächste Spiel einzustellen.
85
Wenn hinten besser ist als vorne. Laienlinguistisches Wissen unter diskursanalytischer Perspektive
(2020)
Wahrnehmungsdialektologische Studien haben den wichtigen Nachweis erbracht, dass sich Laien bei der mentalen Strukturierung ihrer sprachlichen Umgebung an sozial relevanten, z. B. an politischen, Räumen orientieren. Methodisch ermittelt wurde dieser Nachweis über Draw-a-map-Aufgaben, die Laien zur kartografischen Visualisierung ihrer sprachräumlichen Vorstellungen bewegen. Vorliegender Artikel wählt einen methodisch anderen Weg: Laienlinguistische Strukturierungen werden nämlich nicht ausgehend von handgezeichneten Karten, sondern von Gesprächen über diese Karten untersucht. Dabei zeigt sich, dass es mentale Strukturierungen gibt, die jenseits von kartografisch abbildbaren Räumen liegen: Ein flexibel einsetzbares Hinten und Vorne im Sprachraum etwa oder ein Oben und Unten, die beide mit gewichtigen gesellschaftlichen Wertungen versehen und deshalb für Laien im Alltag relevant sind.
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Die Wörterbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft sind eine Fachwörterbuchreihe, die für 25 Bände geplant ist und in der aktuell ca. 12.000 Artikel online stehen. WSK-1 wird in zwei Teilbänden (Formenlehre, Syntax) von Stefan J. Schierholz und Pál Uzonyi herausgegeben. Es handelt sich um ein alphabetisches und teilbilingualisiertes terminologisches Fachwörterbuch, das als Adressaten in erster Linie Studierende sieht und bei der Textrezeption und fachbezogenen Informationen behilflich sein soll. Von insgesamt ca. geplanten 4500 Artikeln sind über 4000 Artikel bereits online erschienen.
Im Folgenden werden die konzeptuelle Ordnung der Termini, die unterschiedlichen Artikeltypen (Synopse-, Einzel-, Verweisartikel), die Verweisstrukturen (uni-, bidirektional; Synonyme, Antonyme, inhaltlich-thematische Verweisungen, Mehrworttermini), die Abbildung der kognitiven Strukturen des Fachwissens, die Lernkomponenet des Bandes sowie der Artikelaufbau vorgestellt.
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Bisherige Studien zur gegenwärtigen Sprachsituation im ehemaligen innerdeutschen Grenzgebiet haben vor allem den Basisdialekt im bayrisch-thüringischen Grenzgebiet fokussiert. Die Regionalsprache, die laienlinguistische Wahrnehmung sowie die nördlich gelegenen Grenzgebiete wurden eher stiefmütterlich behandelt. In diesem Beitrag steht eine Untersuchung im Mittelpunkt der Betrachtung, die im Rahmen meines laufenden Promotionsprojekts durchgeführt wurde und sich dem genannten Desiderat annimmt. Der Fokus des Beitrags richtet sich auf ausgewählte Ergebnisse der Draw-a-Map-Task, die aufzeigen, wie die dort lebenden Personen den ehemaligen deutsch-deutschen Grenzraum strukturieren und wahrnehmen (bspw. welche Dialekträume werden im Grenzgebiet unterschieden und welchen Konzepten unterliegen sie). Hierbei steht insbesondere die Veränderlichkeit des Konzepts der „Mauer in den Köpfen“ im Vordergrund.
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In der vorliegenden Studie steht die itzgründische Dialektlandschaft innerhalb der ehemaligen Grenzgebiete in Thüringen und Bayern im Fokus. Auf Basis des „integrierenden Ansatzes“ werden Real-Time-Daten und Apparent-Time-Daten miteinander kombiniert und die Frage geklärt, ob an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze eine neue Dialektgrenze entstanden ist. In diesem Zusammenhang wird sowohl die Wahrnehmung als auch die Kompetenz der Grenzbewohner untersucht. So ist es möglich, die objektive, dialektgeografische Struktur (mittels Variablenanalyse) und die subjektive, wahrnehmungsdialektologische Struktur (mittels Hörerurteilstests) darzustellen.