Studien zur deutschen Sprache
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1
Die Europäische Gemeinschaft (seit 1994 Europäische Union) betreibt Integrationspolitik vor allem über Texte abgestufter Rechtsverbindlichkeit; dazu zählen als vorbereitende Rechtsakte die Stellungnahmen des Wirtschafts- und Sozialausschusses. Verfahren und Probleme ihrer Genese werden in diesem Buch anhand von vier Fallstudien beschrieben. Wesentlich ist dabei die situative Mehrsprachigkeit, da Delegierte nach der Amts- und Arbeitssprachenregelung der EU ihre Muttersprache benutzen und sich mit Hilfe von Übersetzern und Dolmetschern verständigen. Zusätzlich von Bedeutung sind Schriftlichkeit/Mündlichkeit, Intertextualität, institutionelle sowie interkulturelle Kommunikation. Die Studie beschäftigt sich mit der Semantik und Pragmatik von Schlüsselwörtern europäischer Integration und zeigt Perspektiven einer zukünftigen EU-Sprachpolitik auf. Sie nimmt damit differenziert Stellung zur Rolle des Deutschen als Amts- und Arbeitssprache der Europäischen Union.
2
Die Frage nach "Bewertungskriterien für die Sprachberatung" gibt zum einen Anlaß zum Nachdenken darüber, was wir tun, wenn wir Ratsuchenden sprachlichen Rat erteilen, und warum wir es in einer bestimmten kommunikativen Form, in einem bestimmten institutionellen (oder auch kommerziellen) Rahmen tun. Zum anderen gibt die Frage Anlaß, darüber nachzudenken, wie wir den jeweils erteilten Rat (also, das, was wir jemandem in einer sprachlichen Frage raten) begründen können, welche Kriterien wir etwa bei der Entscheidung über sogenannte sprachliche Zweifelsfälle zugrunde legen, warum wir bestimmte sprachliche Erscheinungsformen - von der Ebene der Orthographie bis zur Frage einer angemessenen Textinterpretation - so und nicht anders bewerten und auf dem Hintergrund solcher Bewertungen entsprechende Ratschläge geben oder Empfehlungen aussprechen.
2
Der Beitrag untersucht die Praxis der Sprach- und Kommunikationsbewertung in betrieblichen Kommunikationstrainings. Wesentliches Ziel dieser Kommunikationstrainings ist die Veränderung des beruflichen Gesprächsverhaltens der Teilnehmerinnen auf der Grundlage von Gesprächssimulationen. Der Beitrag betrachtet damit einen Bereich, für den Sprach- und Kommunikationsberatung konstitutiv ist, der aber in seiner normierenden Praxis bisher kaum beachtet und analysiert wurde.
Nach einer genaueren Charakterisierung der Grundlagen und Arbeitsweise der untersuchten Kommunikationstrainings (Abschnitt2) wird an drei Beispielen aus dem empirischen Material gezeigt, wie Kritik am Kommunikationsverhalten erfolgt, sowie das zugrundeliegende Monierungsschema herausgearbeitet (Abschnitt3). Abschnitt 4 vertieft diese Analysen: Zunächst wird der Mechanismus beschrieben, auf dessen Grundlage kommunikative Probleme identifiziert werden (4.1), um dann die Normen zu untersuchen, die in diesem Prozeß eine Rolle spielen (4.2), und den Bewertungscharakter der Monita herauszustellen (4.3). Diese Analysen ermöglichen es dann, die impliziten Auflassungen von Kommunikation zu rekonstruieren, die dem Training zugrundeliegen (4.4). Den Abschluß bilden Überlegungen, in welchen Punkten sich eine diskusanalytisch fundierte Kommunikationsberatung von den hier untersuchten Trainings unterscheidet (Abschnitt5).
5
Am Beispiel unterschiedlicher Fernsehgenres wird in neun Beiträgen das Verhältnis von Mündlichkeit und Schriftlichkeit in einem audio-visuellen Medium diskutiert. Gegenüber klassischen medienwissenschaftlichen Analyseansätzen werden hier linguistisch fundierte Analyseverfahren vorgestellt und an reichhaltigem empirischen Material exemplarisch veranschaulicht. Bei aller Vielfalt der theoretischen Ansätze wie Analysebeispiele sind sich die Autoren darin einig, daß "Fernseh-Mündlichkeit" anders als die primäre Oralität eine sekundäre oder "inszenierte" ist. In unterschiedlichen Genres nimmt diese Inszenierung unterschiedliche Formen an, die wiederum in unterschiedlicher Weise an Normen der Schriftlichkeit wie der Mündlichkeit orientiert sind.
+2
Bei den vom Vorsitzenden der Kommission für Fragen der Sprachentwicklung des Instituts für deutsche Sprache zur Eröffnung der Tagung „Bewertungskriterien für die Sprachbewertungen” vorgetragenen allgemeinen Überlegungen geht es um die Notwendigkeit der Sprachkritik, um Maßstabe für die Sprachberatung, um die Rolle der Schule, der Medien und der sprachberatenden Institutionen und um anzustrebende Qualifikationen von Sprachkritikern und Sprachberater.
3
Der Diskurs zur deutschen Einheit bildet das Szenario für die Beschreibung von Gebrauchswandel und Bedeutungsvarianz von Konzepten, die in der öffentlichen Auseinandersetzung brisant geworden sind. Mit Hilfe eines systematischen Instrumentariums wird gezeigt, wie sich Vorstellungen von Sprechergruppen einer Sprachgemeinschaft über kommunikativ zentrale Konzepte verändern, wie Sprecher Konzepte problematisieren und Bedeutungen aushandeln und wie Gebrauchswandel zu Bedeutungsverschiebungen lexikalischer Einheiten führen kann.