Sprachreport. 26 (2010)
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Nach einem kurzen Überblick über die heutige sprachökologische Situation in Lettland möchte ich dabei auf die Rolle der deutschen Sprache in verschiedenen Bereichen der lettischen Gesellschaft eingehen. Komplettiert wird der Überblick über die deutsche Sprache im heutigen Lettland durch einige Überlegungen zu Maßnahmen, die die Situation zugunsten des Deutschen ändern könnten.
„An den Ufern der Havel lebte, um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts, ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit.“
So beginnt einer der besten Meister der deutschen Syntax Heinrich von Kleist vor zweihundert Jahren seine berühmte Novelle „Michael Kohlhaas“, die ihren Ursprung nach Angaben des Autors in einer alten Chronik aus dem 16. Jh. hat. Dieser Satz besteht aus dem zweiwertigen Verb „leben“ und drei Satzgliedern: Lokalbestimmung „An den Ufern der Havel“, Temporalbestimmung „um die Mitte des sechzehnten Jahrhunderts“ und Subjekt „ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas, Sohn eines Schulmeisters, einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“. Da der Autor über ein Ereignis aus der Vergangenheit berichtet, nennt er, wie heute in der Zeitung üblich, gleich am Anfang den Ort, den Zeitpunkt und den Hauptakteur des Geschehens. Wir erfahren, dass der Hauptakteur „ein Roßhändler, namens Michael Kohlhaas“ ist und dazu noch einige Informationen aus seiner Biografie, mit denen bei den Lesern das Interesse an der Novelle erweckt werden sollte: „einer der rechtschaffensten zugleich und entsetzlichsten Menschen seiner Zeit“. Dass der „Roßhändler“ „Michael Kohlhaas“ heißt, wissen wir aufgrund der Bedeutung des Wörtchens namens, das diese zwei Nominalphrasen verbindet (oder auch trennt). Und um dieses Wörtchen geht es in diesem Text.
Von Buchscanner bis WorldCat : die Bibliothek des Instituts für Deutsche Sprache stellt sich vor
(2010)
Am 11. Juni 2010 versammelte sich eine große Schar von Freunden, Kollegen und Mitarbeitern in Mannheim, um den Direktor des IDS, Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Ludwig M. Eichinger aus Anlass seines 60. Geburtstags mit einem Festkolloquium unter dem Titel „Wanderjahre“ zu ehren. Damit sollten die wissenschaftlichen Stationen und zentralen Forschungsthemen des Jubilars dokumentiert werden, der seit nunmehr acht Jahren die Geschicke des Instituts lenkt.
Am 27. und 28. November 2009 fand im Institut für Deutsche Sprache nach einigen bilateralen Treffen das 1. „Arbeitstreffen videobasierte Unterrichtsanalyse“ statt. Das Treffen brachte unter dem thematischen Fokus „Unterricht“ unterschiedliche Kompetenzen zusammen: Zum einen Wissenschaftler, die aus einer multimodalen Sicht auf Interaktion ein besonderes Interesse an Unterricht als einer gesellschaftlich außerordentlich wichtigen Kommunikationssituation haben, zum anderen Lehrer, die, als konkret im Unterricht Handelnde, ein Interesse an der wissenschaftlichen Untersuchung ihres professionellen Verhaltens in diesem Handlungsfeld haben, wie auch Didaktiker, die aus ihrer Perspektive in der Lage sind, beide Seiten in reflektierter Weise zu verbinden und hinsichtlich ihrer Synergie zu befragen.
Die deutsche Sprache ist im Jahr 2010 nicht nur das Thema einer Kampagne des Auswärtigen Amtes, in der das Deutsche zur Sprache der Ideen erklärt wird,ihr Wohlergehen scheint den Deutschen insgesamt am Herzen zu liegen. Das hat sich unter anderem bei einer Umfrage herausgestellt, die vom IDS für den Deutschen Sprachrat durchgeführt wurde. Nicht nur schätzen die Sprecher des Deutschen in der Mehrheit ihre Sprache, sie halten auch Sorgfalt beim Sprechen und Schreiben für erstrebenswert und finden, dass man mehr für die deutsche Sprache tun solle, vor allem die Schule stehe dabei in der Pflicht. Dass das Auswärtige Amt ein Jahr der deutschen Sprache mit dem Motto „Sprache der Ideen“ ausruft, passt gut in diesen Kontext. Immerhin hatten die Befragten unserer Umfrage neben den Schulen, wenn auch mit weitem Abstand, die Politik als eine Instanz genannt, die das ihre zu Erhalt und Förderung des Deutschen tun solle.
Knapp drei Jahrzehnte währte die deutsche Kolonialzeit. Als die Deutschen 1884 anfingen, Teile Afrikas(Kamerun, Togo, Deutsch-Ostafrika, Deutsch-Südwestafrika), Asiens (Kiautschou) und Ozeaniens (Deutsch-Neuguinea einschließlich Mikronesien, Samoa)zu kolonisieren, waren sie mit einer Vielzahl von „exotischen“ Kulturen und Sprachen konfrontiert – deutlich über 1000 verschiedene Sprachen dürften es insgesamt gewesen sein. Die Forschung zu den vielfältigen sprachlichen Aspekten der Auseinandersetzung steckt allerdings noch in den Anfängen. Um daran etwas zu ändern, hat unter dem Titel „Sprachkontakt und Sprachwissenschaft in den früheren deutschen Kolonien“ am 30. September und 1. Oktober 2010 die mittlerweile zweite Tagung zu „Deutschlands Koloniallinguistik“ stattgefunden, Gastgeber war dieses Mal das Institut für Deutsche Sprache in Mannheim.
Wenn in jüngster Zeit von Grammatiktheorie die Rede ist, fällt früher oder später meistens der Begriff „Konstruktionsgrammatik“. Gemeint sind mit diesem Sammelbegriff Alternativen zu den syntaktozentrischen Sprachtheorien der letzten Jahrzehnte mit ihrer restriktiven Unterscheidung von sprachlichen Einheiten (Wortschatz) und sprachlichen Regeln (Grammatik). Was sich hinter solchen konstruktionsgrammatischen „Trends“ verbirgt, und ob es nicht vielleicht sogar Alternativen zu dieser Alternative gibt, wurde anlässlich der 46. Jahrestagung des IDS drei Tage lang unter dem Titel „Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik“ diskutiert.