Textlinguistik / Schriftsprache
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Sprachliche Landschaften. Die Strukturierung des öffentlichen Raums durch die geschriebene Sprache
(2010)
Es gehört zu den Gemeinplätzen der Linguistik, dass gesprochene Sprache situationsgebunden, geschriebene Sprache aber zumindest tendenziell situationsgelöst sei und sich über Orte und Zeitpunkte hinweg transportieren lässt, ohne ihre Bedeutung wesentlich zu verändern. Eine große Menge von schriftlichen Zeichen ist allerdings genau durch das umgekehrte Phänomen gekennzeichnet: sie sind ortsstabil und in ihrer Bedeutung von ihrem lokalen Kontext abhängig. Die Schrift auf Schildern, Plakaten und anderen öffentlichen Zeichen ist eine spezifische Form von Sprache, die den gängigen Stereotypen von Schriftlichkeit widerspricht, weil sie „ding“- bzw. „ortsfest“ ist und funktional wie auch formal anderen Regelmäßigkeiten folgt als die meist betrachtete Schrift der Texte auf transportablen Trägern wie Buch, Zeitung, elektronischem Textdokument oder E-mail. Solche Funktionen von Schrift (wie Wegweisen, Orientierung geben, Erinnern und Appellieren, Zugehörigkeit Signalisieren) sind seit deren Erfindung relevant gewesen; erst in jüngster Zeit werden aber orts- und dingfesten Zeichen unter dem Begriff der linguistic landscapes ins Blickfeld der Linguistik gerückt und systematisch untersucht. Das Forschungsinteresse liegt vor allem in der Beantwortung der Frage, wie öffentliche Zeichen Sprach-Räume konstituieren, und zwar insbesondere monolinguale oder bilinguale Räume in mehrsprachigen Gesellschaften. Der folgende Beitrag geht aber nur nebenbei auf solche Sprach-Räume ein; sein primäres Interesse gilt der Art und Weise, wie öffentliche, orts- und dingfeste Zeichen überhaupt Raum konstituieren, d.h. wie wir semiotisch dicht organisierte Räume ,lesen‘, um uns in ihnen zu orientieren.
Gefrorener und fließender Text : Unterschiede in der Motiviertheit substantivischer Komposita
(2010)
Die vorliegende Arbeit basiert auf zwei Korpusrecherchen und -analysen, die im Rahmen meiner Magisterarbeit durchgeführt wurden. Die Ergebnisse wurden überarbeitet und die neueste Forschungsliteratur eingebracht. Die Untersuchung verfolgt im Wesentlichen zwei Ziele: Zum einen soll zunächst durch einen historischen Rückblick die Frage geklärt werden, inwiefern die Vorwürfe von Sprachverfall und Kulturverlust beim gegenwärtigen Apostrophgebrauch gerechtfertigt sind. Lassen sich heutige Verwendungsweisen des Apostrophs bereits seit dem 15. Jahrhundert in früheren Grammatiken und anderen Werken, die sich mit der Orthographie beschäftigen, wiederfinden und wie sahen damalige Rechtschreibempfehlungen und Regelungen aus? Zum anderen wird in der linguistischen Forschung der Apostroph in funktionaler Hinsicht nicht nur auf das Anzeigen von Elisionen beschränkt, sondern durchaus als „uneindeutiges Zeichen“ (Maas 2003, S. 230) beschrieben, das nicht nur als Auslassungszeichen sondern auch als Grenzzeichen fungieren kann, um Morphem- oder Lexemgrenzen anzuzeigen. Daher soll als zweites Ziel die Mono- bzw. Multifunktionalität des Apostrophs in der deutschen Gegenwartssprache genauer untersucht werden. Dafür wurden in sämtlichen Ausgaben einer Tageszeitung über einen Monat hinweg systematisch sämtliche Apostrophsetzungen recherchiert und analysiert.