Textlinguistik / Schriftsprache
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Vorwort des Herausgebers
(1995)
»Nicht der äußere Mensch, sondern der innere hat Spiegel nötig. Man kann sich nicht anders sehen als im Auge eines fremden Sehers«. Als ob es diesem Gedanken Jean Pauls folgen wollte, lockte das Institut für Deutsche Sprache vom 12. bis 14. März Linguisten aus 26 Ländern zu seiner 38. Jahrestagung nach Mannheim, um in der Diskussion mit Germanisten aus dem nichtdeutschsprachigen Ausland einen schärferen Blick auf die eigene Sprache zu gewinnen. Entsprechend dem Ziel, dem interdisziplinären Charakter des Themas und nicht zuletzt dem multikulturellen Teilnehmerkreis war auch der Titel der Tagung formuliert: »Deutsch von außen«.
Sprachen sind dynamisch. Veränderungsmotor des offenen Systems Sprache ist dessen Gebrauch durch Sprecher. Bekanntermaßen wird die Verstehbarkeit der Sprachverwendung durch Konventionen gewährleistet, die gleichzeitig allerdings durch den Gebrauch aushandelbar und flexibel sind. Am Anfang des 21. Jahrhunderts kann für die standardsprachliche Situation in Deutschland festgestellt werden, dass primär durch außerlinguistische Veränderungen angestoßene Entwicklungen im Bereich der Verwendung Spuren im System hinterlassen. Die Standardsprache ist im Prozess, von immer mehr Sprechern in immer mehr Verwendungskontexten gebraucht zu werden. Gleichzeitig scheint der Standard Siebsscher Prägung, also der kodifizierte, schriftsprachorientierte Standard, immer seltener gesprochen zu werden. Aus dieser Situation ergeben sich der Sprachwissenschaft Fragen und Probleme: Wie kann ein Beschreibungsobjekt Standardsprache definiert werden, wo sind die Grenzen zwischen dem standard-sprachlichen und nicht-mehr-standardsprachlichen Bereich? Wie angemessen bilden vorhandene Beschreibungen die aktuelle Sprechwirklickeit ab? Ist es deutscher Sprechstandard, was in Schulen gelehrt und nicht-deutschsprachigen Deutschlernern vermittelt wird? Solche und weitere Fragen wurden auf der diesjährigen IDS-Jahrestagung, die vom 9.-11. März unter der Leitfrage »Standardvariation – Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?« stattfand, zu beantworten versucht.
Ein wirkungsvoller Umgang mit Texten spielt in unserer Kommunikationsgesellschaft eine zentrale Rolle. Sei es in der Schulausbildung, im Studium, im Berufsleben oder im Alltag – wir sind ständig mit Texten konfrontiert, die wir produzieren oder verstehen müssen. Produktion und Rezeption von Texten stiften individuelle und soziale Identität. Nach welchen Kriterien aber beurteilen wir einen Text als gelungen oder misslungen? Warum sind manche Texte unverständlich? Welche Faktoren sorgen für Verständlichkeit, und was passiert in unserem Gehirn, wenn wir einen Text zu verstehen versuchen? Diese und ähnliche Fragen standen im Mittelpunkt der 41. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS), die vom 15. - 17. März 2005 in Mannheim stattfand und von mehr als 450 Teilnehmern und Teilnehmerinnen aus 26 Ländern besucht wurde.