Pragmalinguistik / Kommunikationsforschung
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In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit moralisierenden Sprachhandlungen, worunter wir diskursstrategische Verfahren verstehen, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Glaubwürdigkeit“) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Im Fokus unserer Betrachtungen steht dementsprechend das aus pragma-linguistischer Sicht auffällige Phänomen einer spezifischen Redepraxis der Letztbegründung oder Unhintergehbarkeit, die wir als Pragmem auffassen und beschreiben. Hierfür skizzieren wir zunächst den in der linguistischen Pragmatik verorteten Zugang zu Praktiken der Moralisierung, betrachten sprachliche Formen des Moralisierens und deren strukturelle Einbettung in den Satz oder den Text (also kotextuelle und pragmasyntaktischen Struktureinbettungen), um anschließend Hypothesen zu kontextuellen Wirkungsfunktionen aufzustellen. Darauf basierend leiten wir schließlich anhand von exemplarischen Korpusbelegen Strukturmuster des Moralisierens ab, die wir in dem philosophisch-linguistischen Fachterminus ‚Pragmem‘ verdichten und mittels qualitativer und quantitativer Analysen operationalisieren.
Das Werk versteht sich als eine Darstellung der wichtigsten syntaktischen, prosodischen, semantischen und pragmatischen Eigenschaften kausaler und konditionaler Konnektoren des gesprochenen Deutsch.
Die Untersuchung formuliert notwendige theoretische Grundlagen und zeigt die komplexe Interaktion mehrerer Faktoren, die sich auf die Interpretation einer Äußerung auswirken. Empirische Daten belegen, dass die kontextuelle und pragmatische Interpretation der untersuchten Relationen stark mit ihren syntaktischen und prosodischen Mustern korreliert. Jedoch handelt es sich nicht um eine Eins-zu-eins-Beziehung, denn gleiche Lesarten können von kausalen und konditionalen Relationen unterschiedlich markiert sein. Anhand der Ergebnisse wird das Verhältnis zwischen Konditionalität und Kausalität diskutiert.
This paper presents an extended annotation and analysis of interpretative reply relations focusing on a comparison of reply relation types and targets between conflictual pages and neutral pages of German Wikipedia (WP) talk pages. We briefly present the different categories identified for interpretative reply relations to analyze the relationship between WP postings as well as linguistic cues for each category. We investigate referencing strategies of WP authors in discussion page postings, illustrated by means of reply relation types and targets taking into account the degree of disagreement displayed on a WP talk page. We provide richly annotated data that can be used for further analyses such as the identification of interactional relations on higher levels, or for training tasks in machine learning algorithms.
Telephone-based remote interpreting has come into widespread use in multilingual encounters, all the more so in times of refugee crises and the large influx of asylum-seekers into Europe. Nevertheless, the linguistic practices in this mode of communication have not yet been examined comprehensively. This article therefore investigates selected aspects of turn-taking and clarification sequences during semi-authentic telephone-interpreted counselling sessions for refugees (Arabic–German). A quantitative analysis reveals that limited audibility makes it more difficult for interpreters to claim their turn successfully; in most cases, however, turn-taking occurs smoothly. The trouble sources that trigger queries are mainly content-related and interpreters vary greatly in the ways they deal with such difficulties. Contrary to what one might expect, the study shows that coordination fails only rarely during telephone-based remote interpreting.
Metadaten zu Gesprächen und den beteiligten Sprecher/-innen enthalten Informationen, die für die Beschreibung, Erschließung und Analyse von Korpora wichtig sind. Bisher werden sie jedoch in der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik so gut wie nicht genutzt. Dieser Beitrag zeigt exemplarisch, wie Metadaten des Gesprächskorpus „Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch“ (FOLK) im Rahmen einer interaktionslinguistischen Untersuchung verwendet werden können, um Regularitäten der Verwendung einer untersuchten Gesprächspraktik zu identifizieren und ihren Zusammenhang mit den Eigenschaften von Aktivitäten und Sprecherrollen zu klären. In allgemeinerer Perspektive diskutiert der Beitrag, wie und an welchen Stellen einer interaktionslinguistischen Untersuchung Metadaten von Nutzen sein können und wie ihr Stellenwert im Rahmen dieser Methodologie kritisch reflektiert werden muss.
Der Umgang mit längeren, komplexeren Redebeiträgen hat als Gegenstand der Mündlichkeitsdidaktik in Sprachvermittlung sowie Sprachbildung viel Aufmerksamkeit erfahren. Empirische Untersuchungen dazu, in welchen Sprachverwendungskontexten lange Redebeiträge in natürlichen Gesprächssituationen häufig vorkommen und damit die Fähigkeit, sie verstehen und produzieren zu können, eine Anforderung für Lernende bildet, stehen jedoch noch aus. Der Beitrag stellt eine explorative Studie auf der Basis des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) vor, die zeigt, wie durch korpuslinguistische Analysen anhand von Interaktionskorpora eine Beschreibung der Gebrauchsspezifika langer Redebeiträge für ein weites Spektrum an Gesprächskontexten gewonnen und damit eine Grundlage für die zielgruppenspezifische Vermittlung diskursiver Fähigkeiten im DaF/DaZ-Unterricht bereitgestellt werden kann.
Dieser Beitrag stellt ein neues, im Aufbau befindliches Parallelkorpus vor: Das ‚Parallel European Corpus of Informal Interaction‘ (PECII). Zunächst wird der Bedarf nach besser vergleichbaren Daten fur die sprachübergreifende Erforschung natürlichen sprachlichen Handelns in der sozialen Interaktion begründet. Wir diskutieren Fragen der Vergleichbarkeit von Episoden natürlicher sozialer Interaktion, und die methodologischen Herausforderungen, die Ansprüche an ein Korpus natürlicher Sprachdaten mit dem Wunsch nach vergleichbaren Daten in Einklang zu bringen. Schließlich skizzieren wir mögliche Untersuchungsansätze auf der Grundlage von PECII anhand einer laufenden Studie zur Sanktionierung von Fehlverhalten in verschiedenen Aktivitätskontexten. Zukünftig soll PECII der wissenschaftlichen Öffentlichkeit als Ressource fur die sprach- und kulturvergleichende Untersuchung sprachlichen Handelns in der sozialen Interaktion zur Verfügung stehen.
Der Beitrag illustriert die Nutzung des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) für interaktionslinguistische Fragestellungen anhand einer exemplarischen Studie. Zunächst werden die Stratifikation (Datenkomposition) des Korpus, das zugrundeliegende Datenmodell und dessen Annotationsebenen sowie Typen von Untersuchungsinteressen vorgestellt, für die das Korpus nutzbar ist. Im Hauptteil wird Schritt für Schritt anhand einer Studie zur Verwendung des Formats was heißt X in der sozialen Interaktion gezeigt, wie mit FOLK relevante Daten gefunden und analysiert werden können. Abschließend weisen wir auf einige Vorsichtsmaßnahmen bei der Benutzung des Korpus hin.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit moralisierenden Sprachhandlungen, worunter wir diskursstrategische Verfahren verstehen, in denen die Beschreibung von Streitfragen und erforderlichen Handlungen mit moralischen Begriffen enggeführt werden. Auf moralische Werte verweisendes Vokabular (wie beispielsweise „Freiheit“, „Sicherheit“ oder „Glaubwürdigkeit“) wird dabei verwendet, um eine Forderung durchzusetzen, die auf diese Weise unhintergehbar erscheint und keiner weiteren Begründung oder Rechtfertigung bedarf. Im Fokus unserer Betrachtungen steht dementsprechend das aus pragma-linguistischer Sicht auffällige Phänomen einer spezifischen Redepraxis der Letztbegründung oder Unhintergehbarkeit, die wir als Pragmem auffassen und beschreiben. Hierfür skizzieren wir zunächst den in der linguistischen Pragmatik verorteten Zugang zu Praktiken der Moralisierung, betrachten sprachliche Formen des Moralisierens und deren kotextuellen und insbesondere pragma-syntaktischen Struktureinbettungen, um anschließend Hypothesen zu kontextuellen Wirkungsfunktionen aufzustellen. Darauf basierend leiten wir schließlich anhand von exemplarischen Korpusbelegen Strukturmuster des Moralisierens ab, die wir in dem Terminus „Pragmem“ verdichten und mittels qualitativer und quantitativer Analysen operationalisieren.
Individuals with Autism Spectrum Disorder (ASD) experience a variety of symptoms sometimes including atypicalities in language use. The study explored diferences in semantic network organisation of adults with ASD without intellectual impairment. We assessed clusters and switches in verbal fuency tasks (‘animals’, ‘human feature’, ‘verbs’, ‘r-words’) via curve ftting in combination with corpus-driven analysis of semantic relatedness and evaluated socio-emotional and motor action related content. Compared to participants without ASD (n=39), participants with ASD (n=32) tended to produce smaller clusters, longer switches, and fewer words in semantic conditions (no p values survived Bonferroni-correction), whereas relatedness and content were similar. In ASD, semantic networks underlying cluster formation appeared comparably small without afecting strength of associations or content.