Morphologie
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The present paper provides a new approach to the form-function relation in Latin declension. First, inflections are discussed from a functional point of view with special consideration to questions of syncretism. A case hierarchy is justified for Latin that conforms to general observations on case systems. The analysis leads to a markedness scale that provides a ranking of case-number-combinations from unmarked to most marked. Systematic syncretism always applies to contiguous sections of the case-number-scale (‘syncretism fields’). Second, inflections are analysed from a formal point of view taking into account partial identities and differences among noun endings. Theme vowels being factored out, endings are classified on the basis of their make-up, e.g., as sigmatic endings; as containing desinential (non-thematic) vowels; as containing long vowels; and so on. The analysis leads to a view of endings as involving more basic elements or ‘markers’. Endings of the various declensions instantiate a small number of types, and these can be put into a ranked order (a formal scale) that applies transparadigmatically. Third, the relationship between the independently substantiated functional and formal hierarchies is examined. In any declension, the form-function-relationship is established by aligning the relevant formal and functional scales (or ‘sequences’). Some types of endings are in one-to-one correspondence with bundles of morphosyntactic properties as they should be according to a classical morphemic approach, but others are not. Nevertheless, endings can be assigned a uniform role if the form-function-relationship is understood to be based on an alignment of formal and functional sequences. A diagrammatical form-function relationship is revealed that could not be captured in classical or refined morphemic approaches.
Variation in der Flexionsmorphologie: Starke und schwache Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven
(2009)
Adjektive zeigen in der Stellung nach Indefinitpronomina und demonstrativen oder quantitativen Adjektiven (sogenannten Pronominaladjektiven) Variationen zwischen starker und schwacher Flexion, die durch die allgemeine Grundregel der Adjektivflexion (,schwach nach stark‘) nicht abgedeckt sind: (i) bei gleicher Genus-, Numerus- und Kasusspezifikation nach verschiedenen Pronominallexemen wie in einige kleine Kinder vs. alle kleinen Kinder, (ii) bei unterschiedlicher kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem (wie in einige kleine Kinder vs. bei einigem guten Willen) oder (iii) bei verschiedenen Vorkommen mit identischer kategorieller Spezifikation nach ein und demselben Pronominallexem wie in beider deutscher Staaten vs. beider deutschen Staaten. Im vorliegenden Beitrag wird eine Klärung der systematischen Grundlagen derartiger ‚Schwankungen‘ angestrebt, die in den Grammatiken Fall für Fall beschrieben werden. Lexikalische und flexivische Parameter, die die Verteilung starker und schwacher Formen steuern, werden identifiziert. Als wesentlich erweisen sich einerseits bei den Pronominaladjektiven zu beobachtende Abstufungen im Grad syntaktisch-semantischer Ähnlichkeit zum prototypischen Determinativ, dem definiten Artikel; andererseits bei den Flexionsendungen zu beobachtende Abstufungen im Grad kategorieller und formaler Markiertheit. Im Ergebnis wird ein zweidimensionales Kontinuum von Übergangsstufen zwischen starker und schwacher Adjektivflexion nach Pronominaladjektiven sichtbar, das durch das Zusammenspiel lexikalischer und flexivischer Faktoren erzeugt wird.
Wie gut bekannt ist, ist der Bau von Flexionsformen häufig durch diagrammatische Beziehungen zwischen flexivischen Kennzeichen und gekennzeichneten Flexionsmerkmalen motiviert. Im vorliegenden Beitrag wird eine Analyse der verbalen Personal- und Numerusflexion des Neuhochdeutschen vorgeschlagen, nach der sich - entgegen gängigen Vermutungen - auch in diesem Teilsystem ein derartiger Ikonismus feststellen läßt. Auf der Formseite wird ein Inventar von vier Verbendungen gerechtfertigt (-(e), -(e)n -(e)t, -(e)st), die jeweils Schwa-lose und Schwa-haltige Varianten besitzen. Auf der Funktionsseite werden die Grundlagen der Personal- und Numerusklassifikation erörtert. Für Verben wird eine Personalformenklassifikation angenommen, der zwei Merkmale zugrunde gelegt werden, die als adressierend und demonstrativ bezeichnet werden. Kongruenzbedingungen werden durch Feststellungen zur (In-)Kompatibilität nominaler und verbaler Kennzeichnungen ersetzt. Der untersuchte Form-Funktions-Zusammenhang stellt sich als ein Entsprechungsverhältnis zwischen phonologischem Gewicht und funktionaler Spezifik der Endungen heraus: Die Endungen weisen in der Reihenfolge ihrer obigen Anführung zunehmendes phonologisches Gewicht und zunehmende funktionale Spezifik auf. Die leichten Endungen fungieren als unspezifische Flexionsendung (-(e)) bzw. als Numerusendung (-fe)n), die schweren Endungen als Personalendungen unterschiedlicher Spezifik (-(e)t: demonstrativ oder adressierend; -(e)st: demonstrativ und adressierend).