Lexikologie / Etymologie
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Dieser Beitrag zeigt, inwieweit im Projekt „Paronymwörterbuch“ korpuslinguistische und kognitiv-semantische Elemente bei der Entwicklung einer neuen Online-Ressource berücksichtigt wurden. Damit sollen lexikologische und lexikografische Aspekte miteinander erfolgreich verbunden und die Kluft zwischen linguistischer Theorie und redaktioneller Praxis etwas geschlossen werden. Konzeptuell ausgerichtete Angaben, die linguistische und enzyklopädische Informationen eng miteinander verknüpfen, werden in Korpusdaten ermittelt, interpretiert und z. T. abstrahiert. Sprachliches und außersprachliches Wissen lassen sich gemeinsam abspeichern. Dadurch ist es möglich, kontextuell abhängige sprachliche Informationen mit konzeptuellen Realisierungen und mit diskursiv-thematischen Besonderheiten zusammen nachzuschlagen. Darüber hinaus werden in diesem Beitrag anhand eines Beispiels wichtige dynamische Funktionalitäten des neuen Nachschlagewerkes „Paronyme – Dynamisch im Kontrast“ vorgestellt. So wird gezeigt, wie Artikelanordnungen variieren und verschiedene Perspektiven auf linguistische Phänomene eingenommen werden können. Um Informationen bedarfsgerecht und interessenspezifisch abrufen zu können, wurde eine multifunktionale Ressource geschaffen, die sehr flexibel auf verschiedene Nachschlagesituationen reagieren kann und den Bedürfnissen der Nutzer/innen gerechter wird.
„Man sollte den Buchstaben des Gesetzes ins Alphabet aufnehmen“ : hintergründige Wörtlichkeiten
(2005)
Als ich hier zum ersten Mal stand, hingen in Mannheimer Bäckereien Pappschilder, auf denen zu lesen war: „Hurra, die Berliner sind da. Das Stück zu 30 Pfennig!“ Ich habe das damals für eine besonders freundliche Begrüßung der mehr als 20 Berliner Mitarbeiter des gerade aufgelösten Berliner Zentralinstituts für Sprachwissenschaft gehalten, auch wenn der Preis etwas untertrieben war. Dass wir damals überhaupt nach Mannheim kommen konnten, hatten wir ganz wesentlich Gert Stickel und seinen Mitstreitern an der IDS-Spitze, dem Präsidenten Siegfried Grosse und dem Mitdirektor Rainer Wimmer, zu verdanken. Ich freue mich, dass ich unseren Dank heute hier auch vor Ihren Ohren wiederholen darf. Ihr gemeinsamer Entschluss, das IDS für Mitarbeiter des Berliner ZISW zu öffnen, hat uns die fachliche Weiterarbeit ermöglicht und war für die alten IDSler zumindest auch deshalb interessant, weil die personelle Erweiterung eines der wichtigsten Argumente für den Umzug des IDS aus den Obergeschossen der Tankstelle in der Friedrich-Karl-Straße in dieses schöne Gebäude hier in R 5 war. Erinnern möchte ich bei dieser Gelegenheit aber auch an Dieter Viehweger, der in der entscheidenden Phase die Berliner Seite in den Gesprächen mit dem IDS vertreten hat. Als ich nach Viehwegers viel zu frühem Tod zum Direktor des ZISW gewählt wurde, war nur noch die „Abwicklung“ des Akademie-Instituts, darunter auch die Abwicklung längst getroffener Verabredungen zwischen IDS und ZISW zu sichern. Ich möchte die heutige Gelegenheit nutzen, Ihnen zu demonstrieren, welches unkontrollierte Gut wir Berliner damals in unseren Köpfen mit uns führten: sprachliche „Errungenschaften“, schöne und hässliche. Die DDR liebte Errungenschaften, solche und solche. „Auferstanden aus Ruinen“ ist die deutsche Sprache im 20. Jahrhundert allerdings mehrmals. Ein Gesamtbild sprachlicher Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts entwerfen zu wollen, wäre vermessen, deshalb die im Thema angekündigte Konzentration auf ganz wenige ausgewählte Erbstücke.
Die Frage der Überfremdung des Deutschen bzw. des überhand nehmenden Anglizismengebrauchs ist neben der Rechtschreibreform eine der wenigen Sprachfragen, die auch die Öffentlichkeit bewegen. Dies wird nicht nur durch das Medieninteresse bestätigt und durch die neue Konjunktur, die Vereinigungen wie der Verein Deutsche Sprache (VDS) haben, sondern auch durch eine 1999 erschienene bundesweite Repräsentativumfrage (Stickel/Volz 1999), die der Direktor des IDS durchgeführt hat: Etwa ein Viertel der Deutschen beurteilt die aktuellen Sprachveränderungen mit Besorgnis. Als bedeutendste dieser Veränderungen wird die Zunahme der Anglizismen bzw. Angloamerikanismen angesehen. Diese Bevölkerungsgruppe teilt also die Sorge vor Überfremdung. Auseinandersetzungen mit dem Phänomen und Stellungnahmen von Wissenschaftlern gibt es nach anfänglicher Zurückhaltung nun durchaus, nicht zuletzt auch aus unserem Haus. So hat das IDS vor zwei Jahren seine Jahrestagung dem Thema »Neues und Fremdes im deutschen Wortschatz« gewidmet. Die Mehrzahl der Beiträge des inzwischen erschienenen Jahrbuchs 2000 des IDS (vgl. Stickel (Hrsg.) 2001) setzt sich mit der Frage der Anglizismen auseinander. Die dort dargelegten Fakten und Meinungen werden im Folgenden einbezogen. Außerdem sind drei IDS-Projekte zu nennen, die sich u.a. mit dem Anglizismengebrauch beschäftigen: Das Deutsche Fremdwörterbuch (Neubearbeitung), bisher erschienen Bd. 1-4 (Buchstaben A-D), das Projekt »Neologismen der 90er Jahre« und das Projekt »Jugendkulturelle mediale Stile«.