Korpuslinguistik
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Ziel dieses Projekts ist es, Sprachdaten so nah wie möglich am Jetzt zu erheben und analysierbar zu machen. Wir möchten, dass möglichst viele Menschen, nicht nur Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler, in die Lage versetzt werden, Sprachdaten zu explorieren und zu nutzen. Hierzu erheben wir ein Korpus, d. h. eine aufbereitete Sammlung von Sprachdaten von RSS-Feeds deutschsprachiger Onlinequellen. Wir zeichnen die Entwicklung der Analysewerkzeuge von einem Prototyp hin zur aktuellen Form der Anwendung nach, die eine komplette Reimplementierung darstellt. Dabei gehen wir auf die Architektur, einige Analysebeispiele sowie Erweiterungsmöglichkeiten ein. Fragen der Skalierbarkeit und Performanz stehen dabei im Mittelpunkt. Unsere Darstellungen lassen sich daher auf andere Data-Science-Projekte verallgemeinern.
Die erfolgreiche Wiederverwendung gesprochener Korpora muss fachspezifischen Evaluationskritierien genügen und erfordert daher eine flexible Korpusarchitektur, die durch multirepräsentationale (Verfügbarkeit eines akustischen Signals und einer Transliteration) und multisituationale Daten (Variabilität von Situationen bzw. Aufgaben) gekennzeichnet ist. Diese Kriterien werden in einer Fallstudie zur /eː/-Diphthongisierung polnischer Deutschlerner/-innen angewendet und diskutiert. Die Fallstudie repliziert die Ergebnisse der /eː/-Diphthongisierung bei Bildbenennungen von Nimz (2016). Vor der Wiederverwendung werden weitere fachspezifische Evaluationskriterien überprüft, wie Multisituationalität, Aufnahmequalitäten, Erweiterbarkeit, vorhandene Metadaten und vorhandene Dokumentation. Nach der Replikationsstudie werden die Herausforderungen für eine Umsetzung der Wiederverwendung bezüglich Datenmanagement, Workflows und Data Literacy in Forschungs- und Lehrkontexten diskutiert.
Der Beitrag thematisiert den Zusammenhang von Korpusaufbereitung, Datenanreicherung und Nutzungsszenarien im Kontext des Discourse Lab, das an der TU Darmstadt und der Universität Heidelberg betrieben und in linguistischen und interdisziplinären Forschungs- und Lehrprojekten genutzt wird. Für die Diskursforschung sind Korpora genauso konstitutiv wie die Einbeziehung von Kontexten des Sprachgebrauchs in die Analyse. Daher ist die Frage nach Repräsentationsformaten von Kontexten besonders wichtig. Eine große Rolle bei der korpuslinguistischen Kontextualisierung spielen auch Annotationen. Das wird am Darmstädter-Tagblatt-Korpus, den Plenarprotokollen des Deutschen Bundestags und den Korpora der DFG-Forschungsgruppe Kontroverse Diskurse diskutiert.
Das Korpus GeWiss (Gesprochene Wissenschaftssprache kontrastiv: Deutsch im Vergleich zum Englischen und Polnischen) bietet vielfältige Möglichkeiten zur Erforschung und Vermittlung der mündlichen Hochschulkommunikation. Mit den im Projekt ZuMult entwickelten Zugangswegen zu Korpora der gesprochenen Sprache eröffnen sich für einen deutlich größeren Personenkreis umfassende Nutzungsmöglichkeiten, die sowohl für sprachdidaktische Kontexte als auch für Forschungszwecke relevant sind. In diesem Beitrag wird eine Auswahl der in ZuMult geschaffenen Werkzeuge im Hinblick auf ihr Potenzial zur Arbeit mit den GeWiss-Daten vorgestellt. Im Anschluss wird anhand von expliziten sprachlichen Positionierungsmustern aufgezeigt, wie diese Korpustools für eine sprachdidaktisch orientierte empirische Untersuchung zu den Spezifika mündlicher Wissenschaftskommunikation genutzt werden können.
Dieser Beitrag stellt ein neues, im Aufbau befindliches Parallelkorpus vor: Das ‚Parallel European Corpus of Informal Interaction‘ (PECII). Zunächst wird der Bedarf nach besser vergleichbaren Daten fur die sprachübergreifende Erforschung natürlichen sprachlichen Handelns in der sozialen Interaktion begründet. Wir diskutieren Fragen der Vergleichbarkeit von Episoden natürlicher sozialer Interaktion, und die methodologischen Herausforderungen, die Ansprüche an ein Korpus natürlicher Sprachdaten mit dem Wunsch nach vergleichbaren Daten in Einklang zu bringen. Schließlich skizzieren wir mögliche Untersuchungsansätze auf der Grundlage von PECII anhand einer laufenden Studie zur Sanktionierung von Fehlverhalten in verschiedenen Aktivitätskontexten. Zukünftig soll PECII der wissenschaftlichen Öffentlichkeit als Ressource fur die sprach- und kulturvergleichende Untersuchung sprachlichen Handelns in der sozialen Interaktion zur Verfügung stehen.
Das Deutsche Referenzkorpus DeReKo dient als eine empirische Grundlage für die germanistische Linguistik. In diesem Beitrag geben wir einen Überblick über Grundlagen und Neuigkeiten zu DeReKo und seine Verwendungsmöglichkeiten sowie einen Einblick in seine strategische Gesamtkonzeption, die zum Ziel hat, DeReKo trotz begrenzter Ressourcen für einerseits möglichst viele und andererseits auch für innovative und anspruchsvolle Anwendungen nutzbar zu machen. Insbesondere erläutern wir dabei Strategien zur Aufbereitung sehr großer Korpora mit notwendigerweise heuristischen Verfahren und Herausforderungen, die sich auf dem Weg zur linguistischen Erschließung solcher Korpora stellen.
Kontrastive Korpuslinguistik versteht sich als eine Bezeichnung für sprachvergleichende Studien, deren Ergebnisse mit Analysen sprachlicher Daten erreicht und empirisch fundiert sind. Die Bezeichnung contrastive corpus linguistics für eine neue, sich entwickelnde Disziplin wurde 1996 von Karin Aijmer und Bengt Altenberg (Schmied 2009: 1142) eingeführt. Der Einsatz der sprachlichen Korpora bei der Beschreibung kontrastiver Studien bedeutet in den 1990er-Jahren für die kontrastive Linguistik eine Wiederbelebung, nachdem die weit gesteckten Ziele und Hoffnungen in den 50er- und 60er-Jahren, die mit der Fremdsprachendidaktik zusammenhingen, vor etwa 50 Jahren aufgegeben wurden.
Enabling appropriate access to linguistic research data, both for many researchers and for innovative research applications, is a challenging task. In this chapter, we describe how we address this challenge in the context of the German Reference Corpus DeReKo and the corpus analysis platform KorAP. The core of our approach, which is based on and tightly integrated into the CLARIN infrastructure, is to offer access at different levels. The graduated access levels make it possible to find a low-loss compromise between the possibilities opened up and the costs incurred by users and providers for each individual use case, so that, viewed over many applications, the ratio between effort and results achieved can be effectively optimized. We also report on experiences with the current state of this approach.
In diesem Kapitel stellen wir zunächst grundlegende Konzepte von Abfragesystemen und Abfragesprachen für die Suche in Korpora vor. Diese Konzepte sollen Ihnen helfen, die einzelnen Abfragesprachen besser zu verstehen und vergleichen zu können. Die gängigen Abfragesprachen unterscheiden sich in vielen Details. Diese Details und die Möglichkeiten und Grenzen der einzelnen Abfragesprachen stellen wir im zweiten Teil mit vielen Beispielaufgaben und dazu passenden Lösungen in jeweils drei Abfragesprachen vor.
Daten und Metadaten
(2022)
In diesem Kapitel werden Metadaten als Daten definiert, die der Dokumentation und/oder Beschreibung empirischer Sprachdaten dienen. Einleitend werden die verschiedenen Funktionen von Metadaten im Forschungsprozess und ihre Bedeutung für die Konzepte der Ausgewogenheit und Repräsentativität diskutiert. Anhand des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) werden dann Metadaten eines konkreten Korpus vorgestellt, und es wird gezeigt, wie diese bei Korpusanalysen zum Einsatz kommen.
Sehr große Korpora – wie das Deutsche Referenzkorpus DeReKo – bieten eine breite Basis für die empirische Forschung. Sie bringen aber auch Herausforderungen mit sich, da sich weder Eigenschaften ihrer Zusammensetzung noch derer von Recherche- und Analyseergebnissen mit einfachen Mitteln erschließen lassen. Dafür bedarf es Verfahren geschickter Sortierung, Gruppierung oder des Clusterings, kurzum: strukturentdeckender Methoden. In Kombination mit Visualisierungstechniken kann so die Wahrnehmung bestimmter Eigenschaften und Zusammenhänge unterstützt und die Aufmerksamkeit auf bestimmte Phänomene, ggf. in Anlehnung an präferenzrelationale Befunde, gelenkt werden. Neben der illustrativen Funktion geht es in diesem Beitrag vor allem um das erkenntnisleitende Potenzial derartiger Verfahren in Kombination. Aus verschiedenen Bereichen werden Beispiele gezeigt, die am IDS oder in Kooperationen zum Einsatz kommen, sowohl zur dokumentarischen und reflexiven Kontrolle von Eigenschaften der Korpuszusammensetzung als auch hinsichtlich korpusanalytischer Methodik, um die qualitative Interpretation von Analysebefunden und die Abduktion von Hypothesen stimulierend zu unterstützen.
Einleitung
(2018)