Grammatikforschung
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Vorgestellt werden kontrastive Analysen zur Besetzung und Häufigkeitsverteilung von Vorfeldern im Deutschen und ihren französischen, italienischen, norwegischen, polnischen und ungarischen Äquivalenten in morphosyntaktisch annotierten Wikipedia-Korpora. Im Rahmen der Untersuchung wurden mit korpusanalytischen Methoden quantitative Zusammenhänge bei den sprachspezifischen Ausprägungen von Vorfeldern nachgewiesen, die im Einklang mit typischen Struktureigenschaften der untersuchten Kontrastsprachen stehen. Die Ergebnisse legen aber nahe, dass die untersuchten Vorfeldstrukturen ‒ trotz der beträchtlichen Größe und thematischen Vielfalt der Wikipedia-Korpora ‒ nicht hinreichend repräsentativ sind, um uneingeschränkt Rückschlüsse auf allgemeine Struktureigenschaften der sechs Kontrastsprachen zu ziehen. Hierfür verantwortlich ist insbesondere die ausgeprägte Textsortenspezifizität der Mediengattung (Online-)Enzyklopädie, was mithilfe weiterer Vergleichskorpora aufgezeigt werden konnte.
Verschmelzung von Präposition und Artikel. Eine kontrastive Analyse zum Deutschen und Italienischen
(2018)
Präpositionen und Artikelformen gehen in vielen europäischen Sprachen klitische Verbindungen ein, die spezielle Ausdrucksklassen wie die deutschen Verschmelzungsformen (z. B. ans, vom, zur) und italienischen ‚preposizioni articolate‘ (z. B. alla, delle, nel) konstituieren. Dieses Buch widmet sich dem Sprachvergleich dieser Ausdrucksklassen im Deutschen und Italienischen, die ausgehend von ähnlichen Voraussetzungen divergente diachrone Entwicklungen repräsentieren. Gezeigt wird dies anhand intra- und interlingualer Analysen zu Phonologie, Morphologie, Syntax und funktionalen Aspekten im Rede- und Textzusammenhang, die sowohl diachrone als auch synchrone Aspekte berücksichtigen und unmittelbar korpusempirisch abgesichert werden. Zentrale Erkenntnisse liefern außerdem sprachspezifische Fallstudien in großen Korpora, die auf methodisch innovativen, quantitativ und qualitativ ausgerichteten Distributionsanalysen struktureller und orthographischer Varianten von Präposition-Definitartikel-Verbindungen basieren.
In diesem Beitrag wird das internationale Forschungsnetzwerk EuroGr@mm' und die kontrastive Komponente der Internetplattform ProGr@mm1 des Instituts für Deutsche Sprache in Mannheim vorgestellt. In Kap. 2 wird auf die unterschiedlichen universitären und außeruniversitären Zielgruppen eingegangen. Die damit verbundenen Anwendungsmöglichkeiten werden in Kap. 3 gezeigt. Sie stützen sich dabei auf die mit der Lernplattform gewonnenen Erfahrungen aus der eigenen Praxis in der universitären Lehre. Danach wird in Kap. 4 exemplarisch ein zentraler Bereich der Grammatik - die Wortstellung - kontrastiv aus deutsch-ungarischer Perspektive betrachtet. Der Beitrag schließt mit der Zusammenfassung und einer kurzen Weiterführung zur Typologie (Kap. 5).
This paper investigates the use of linking adverbs in adversative constructions in German and Italian. In Italian those constructions are very frequently formulated with adverbs such as invece, while wordings without a lexical connective are more typical of German. Corpus data show that the syntactic und semantic conditions favouring the use of adversative adverbs are by and large the same in both languages. Lexical connectives can increase explicitness when the intended adversative interpretation is not obvious on other grounds. The higher frequency of adversative adverbs in Italian is shown to be a consequence of the more restrictive rules of the placement of prosodic accent.
Die genaue Charakterisierung der möglichen Wechselwirkungen zwischen Syntax und Morphologie stellt eine der zentralen Forschungsfragen der Sprachwissenschaft dar. Die hier betrachteten Verschmelzungsformen bieten sich als Fallstudie für die Syntax-Morphologie-Schnittstelle an, da Verschmelzungsformen von Präposition und Artikel wie „du“/ „au“ im Französischen oder „am“/ „zum“ im Deutschen paradigmatisch Sequenzen gegenüberstehen, in denen eine nicht-reduzierte Präposition mit einem vollen Artikel kombiniert wird („de la“/ „à la“; bzw. „an dem“/ „zu dem“). Für die Analyse dieser Formen muss also untersucht werden, inwiefern die Verwendung von Verschmelzungsformen gegenüber unreduzierten Abfolgen Änderungen in der Syntax nach sich zieht. In diesem Beitrag werde ich zeigen, dass die Wechselbeziehungen zwischen Verschmelzungsform und Syntax im Französischen und Deutschen unterschiedlicher Natur sind. Französische und deutsche Verschmelzungsformen unterscheiden sich in ihren morphologischen, semantischen und syntaktischen Eigenschaften. Hier sollen zwei Eigenschaften genauer untersucht werden: (i) die Kombinierbarkeit von Verschmelzungsformen und Nominalphrasen mit restriktiven Relativsätzen im Deutschen („?im/in dem Haus, das gerade renoviert wird“), und (ii) die Koordinationsmöglichkeiten von Präpositionalphrasen mit Verschmelzungsformen im Französischen und im Deutschen. Es ist bekannt, dass Verschmelzungsformen im Französischen die Koordinationsmöglichkeiten der beteiligten Nominalphrasen einschränken. Vergleichbare Wechselwirkungen zwischen Verschmelzungsform und Koordination sind im Deutschen jedoch nicht zu beobachten, wie anhand von Koordinationsdaten aus dem COSMAS II-Korpus belegt werden kann.
Nach einem Rückblick auf die Geschichte der Sprachnormierung in Frankreich und einem kurzen Bericht zur jetzigen „Lage der Nation“ befasst sich der folgende Beitrag zunächst mit Aspekten des Sprach(norm)bewusstseins, seinen Faktoren und seinen konkreten Formen, um dann auf drei „Mythen“ einzugehen, die seit langer Zeit sowohl die französische als auch die deutsche Grammatik belasten.
In diesem Beitrag befassen wir uns mit Aspekten der textuellen Verwendung von Possessiva im Deutschen, im Polnischen und im Ungarischen, die wir aus ihrem jeweiligen Formensystem und dessen Einbettung in das entsprechende Sprachsystem zu erklären suchen. Im Mittelpunkt des Beitrags stehen Possessiva mit anaphorischen Bezügen, die in deutsch-, polnisch- und ungarischsprachigen Texten die Possessiva der 3. Person betreffen. Wir widmen uns insbesondere folgenden drei Fragen: (i) Welcher Formunterscheidungen bedienen sich das Deutsche, das Polnische und das Ungarische beim Gebrauch der Possessiva, um die Identifikation des richtigen Bezugsausdrucks im Text zu ermöglichen? (ii) Wie lassen sich die jeweiligen Formentscheidungen in den betreffenden Kontexten erklären? (iii) Welche textuelle Wirkung wird durch die Wahl der jeweiligen Formen erreicht? Diese Fragen werden auf Grund der durchgeführten empirischen Paralleltextanalysen beantwortet.