Deutsche Mundarten
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Sprache im Gepäck. Von den vielfältigen Dialekten der Deutschen in der ehemaligen Sowjetunion
(2021)
Im Gepäck der etwa 2,5 Millionen der in den letzten rund dreißig Jahren in die Bundesrepublik eingewanderten (Spät-)Aussiedler aus Staaten der ehemaligen Sowjetunion befand sich ein großes immaterielles Erbe. Dieses war nicht auf alle gleichermaßen verteilt, bei dem einen mehr, bei der anderen weniger spürbar und ist immer weniger geworden. Es handelt sich dabei um die mitgebrachten »russlanddeutschen« Dialekte. Was sind das für Dialekte und wer spricht sie noch?
In diesem Buch werden auf einer großen empirischen Basis die regionalen Sprechweisen von verschiedenen Bevölkerungsgruppen in einem kleinen Gebiet im alemannischen Sprachraum untersucht. Als Datengrundlage dienen aktuelle, spontansprachliche und fragebuchbasierte Daten, die einander gegenübergestellt und diachron mit den Ergebnissen des Südwestdeutschen Sprachatlas (SSA) aus den 1970er Jahren verglichen werden. Es werden vorwiegend datenaggregierende Verfahren angewendet, um die regionale und soziale Gebundenheit der vorgefundenen Variation zu erfassen. Mit Hilfe von Dialektabstandsmessungen werden ausgewählte, überwiegend phonologische Merkmale im Hinblick auf Dialektwandelprozesse untersucht. Außerdem wird gezeigt, dass mit dialektometrischen Verfahren explorative Aggregatanalysen möglich sind, die es erlauben, Sprachräume zu identifizieren und dialektologisch zu beschreiben.
The European language world is characterized by an ideology of monolingualism and national languages. This language-related world view interacts with social debates and definitions about linguistic autonomy, diversity, and variation. For the description of border minorities and their sociolinguistic situation, however, this view reaches its limits. In this article, the conceptual difficulties with a language area that crosses national borders are examined. It deals with the minority in East Lorraine (France) in particular. On the language-historical level, this minority is closely related to the language of its (big) neighbor Germany. At the same time, it looks back on a conflictive history with this country, has never filled a (subordinated) political–administrative unit, and has experienced very little public support. We want to address the questions of how speakers themselves reflect on their linguistic situation and what concepts and argumentative figures they bring up in relation to what (Germanic) variety. To this end, we look at statements from guideline-based interviews. In the paper, we present first observations gained through qualitative content analysis.
This paper explores how attitudes affect the seemingly objective process of counting speakers of varieties using the example of Low German, Germany’s sole regional language. The initial focus is on the basic taxonomy of classifying a variety as a language or a dialect. Three representative surveys then provide data for the analysis: the Germany Survey 2008, the Northern Germany Survey 2016, and the Germany Survey 2017. The results of these surveys indicate that there is no consensus concerning the evaluation of Low German’s status and that attitudes towards Low German are related to, for example, proficiency in the language. These attitudes are shown to matter when counting speakers of Low German and investigating the status it has been accorded.
Historiquement, les variétés germaniques de la Moselle-Est (ancienne région Lorraine) font partie du continuum dialectal de l’allemand. Après la Seconde Guerre mondiale, leur utilisation (y compris celle de l’allemand standard) a été fortement réprimée et la francisation résolument poursuivie. Depuis quelques décennies maintenant, des efforts ont été faits pour élever les dialectes de la Moselle-Est au statut de langue indépendante afin de marquer une distance par rapport à la langue allemande, de permettre leur identification et de pouvoir les réutiliser. Le paysage linguistique donne une bonne indication de la manière dont coexistent les différents groupes linguistiques et une indication sur le statut de leurs langues. Dans le cadre d’une analyse qualitative, les contextes d’apparition, les fonctions et les auteurs des éléments linguistiques visibles dans l’espace public en allemand standard et dialectal seront discutés pour la Moselle-Est. Il s’avère qu’ils constituent des exceptions notables, distribuées de manière significative. L’allemand (standard) apparaît dans les inscriptions historiques ainsi que dans le domaine des relations internationales, et est donc implicitement exogénéisé. En revanche, on trouve le dialecte (appelé « platt ») dans des contextes ayant des références locales et portant sur des aspects identitaires.
In diesem Beitrag werden neue, repräsentative Daten zur arealen Variation in Deutschland vorgestellt, die das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache im Rahmen der Innovationsstichprobe des Sozio-ökonomischen Panels (SOEP) des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) in der Befragungsrunde 2017/2018 erhoben hat. Zum einen wurde die Dialektkompetenz abgefragt; überindividuell zeigt sich hier das bekannte Nord-Süd-Gefälle, beim individuellen Grad der Kompetenz der Dialektsprecher gibt es aber regional nur geringe Unterschiede. Zum anderen wurden die Bewertungen von Dialekten erhoben; hier werden Norddeutsch und Bayerisch besonders positiv, Sächsisch hingegen besonders negativ bewertet, wobei regionale Muster eine Rolle spielen. Auffällig ist ferner die bundesweit sehr einheitlich positive Bewertung des Hochdeutschen.
Politische Grenzen haben nachweislich sowohl auf den Sprachgebrauch als auch auf die Sprachwahrnehmung einen großen Einfluss. Die vorliegende Arbeit analysiert für den die Länder Deutschland, Österreich und Italien übergreifenden bairischen Sprachraum, wie Sprecher/Hörer diesen räumlich (horizontal-areal) sowie hinsichtlich seines Verhaltensspektrums (vertikal-sozial) gliedern. Dabei werden die Wahrnehmungen sprachlicher und außersprachlicher Merkmale und die Einstellungen dazu genauer betrachtet.
Mithilfe eines pluridimensionalen Erhebungssettings, bestehend aus Tiefeninterview, Online-Fragebogen, Mental-Map-Erhebung und Hörerurteilstest, kann gezeigt werden, dass extralinguistische Barrieren, wie etwa politische Grenzen, stark mit attitudinal-perzeptiven Grenzen korrelieren. Damit stellt im Bewusstsein der Befragten auch die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Österreich eine Sprachgrenze dar.
Zur Erforschung der generationsbedingten Variation im pfälzischen Sprachinseldialekt am Niederrhein
(2012)
Albert Verdoodt: Der Stand der deutschen Sprache im Elsaß, Lothringen, Luxemburg und Ostbelgien
(1969)
Dialektologie und interpretative Soziolinguistik am Beispiel des Sprachwandels im Rhein-Neckar-Raum
(2000)
Baiern im Raum
(2018)
Dialektologische Fachtagung Bredevoort und Doetinchem (Niederlande), 14. bis 17. September 1996
(1998)
Der Beitrag referiert Forschungsstand, Behandlung und Bewertung von standardsprachlich regionalen Aussprachevarianten in der Duden-Grammatik, dem Duden-Aussprachewörterbuch sowie dem Aussprachewörterbuch von Siebs. Weiter werden Regionalismen der Standardsprache, an Beispielen aus dem Atlas zur Aussprache des Schriftdeutschen (mit Karten), dargestellt. Abgeschlossen werden die Ausführungen durch einen Vorschlag zur Integration der vorhandenen Forschungsergebnisse in den Unterricht Deutsch als Fremdsprache: „Ausgangssprachenorientierte Lehrnormen”, d.h. Ausrichtung der Lehrnormen an den tatsächlich vorhandenen Ausspracheformen von gebildeten deutschen Sprechern bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Fähigkeiten und der bei den Lernern vorhandenen Artikulationsweisen.
Die traditionelle „mitteldeutsche” Dialektlandschaft zwischen dem niederdeutschen Norden und dem oberdeutschen Süden ist als in Auflösung begriffen zu deuten, wenn man den 'alltäglichen' Gebrauch der Dialekte als Beurteilungskriterium einbezieht. In den verschiedenen Landschaften dieses Raums entwickeln sich - von situativen, sozialen und auch individuellen Parametern gelenkt - neue sprachliche Verwendungsmuster im Alltag, die von einem breiten Vordringen der Standardsprache im nördlichen Westmitteldeutschen und im angrenzenden westlichen Thüringen über die Herausbildung und vorherrschende Verwendung neuer substandardsprachlicher Varietäten in weiten Teilen Thüringens, Sachsens und der Ballungsgebiete entlang des Rheins bis zu einem verwendungsgesteuerten Nebeneinander von alten Dialekten und neuen Varietäten im südlichen Bereich des Westmitteldeutschen reichen. Diese aus punktuellen und kleinräumigen Untersuchungen gewonnenen Einsichten lassen einen umfassenden „Atlas der deutschen Alltagssprache” und einen „Varietätenzensus” als dringende Forschungsdesiderate erscheinen.
Der Beitrag will zunächst einiges von dem, was über das Südtiroler Deutsch kursiert, zurechtrücken, da die Auffassung von der Überflutung durch italienische Interferenzen auf Untersuchungen zurückgeht, die einmal in einer ganz anderen Situation erfolgt sind und zum anderen mit damals noch wenig ausdifferenzierten soziolinguistischen Parametern gemacht wurden. Es wird zugegeben, daß es Interferenzen gibt, es wird aber auch nachgewiesen, daß es einen kreativen Umgang mit der Situation der Mehrsprachigkeit gibt. Es wird weiters die These vertreten, daß im mündlichen Sprachgebrauch in Südtirol eine österreichische Sprachtradition weiterlebt, während man sich im Schriftlichen seit der Nachkriegszeit immer mehr dem Binnendeutschen zugewandt hat.
Derzeit ist ein interessanter Prozeß der Verschiebungen im Dialekt-Hochsprache-Kontinuum zu beobachten, wie etwa die Bildung eines Ausgleichsdialektes und das Umsichgreifen einer neuen Zwischenstufe, die nach Mattheier als „unfeines Hochdeutsch” definiert wird.
Die sprachliche Situation in Österreich ist ähnlich beschaffen wie im angrenzenden Süddeutschland: starke „allgemeine” Dialektalität in dialektgeographisch sehr verschiedenartiger Gestalt mit wichtigen Binnengrenzen, andererseits aber auch ein äußerst differenziertes Spektrum sogenannter umgangssprachlicher Ebenen und auch eine sehr lebendige gegenwärtig vor sich gehende Hinwendung zu regionalen Verkehrssprachen. Dazu kommt eine vor allem sprachpolitisch motivierte Diskussion um das österreichische Deutsch als einer „eigenständigen” nationalen Variante der deutschen Standardsprache, in der in diesem Beitrag eine sprachraumintegrative, antinationalistische Position bezogen wird.
Der beinahe uneingeschränkte mündliche Gebrauch schweizerdeutscher Dialekte führt zur Frage, ob sich - bedingt durch die aus dieser besonderen Diglossiesituation zwangsläufig resultierenden vielfältigen Dialektkontakte - Veränderungstendenzen abzeichnen, die zu einer Koiné, einem einheitlichen Schweizerdeutschen führen. Anhand von Daten aus einem umfangreichen Korpus können verschiedenartige Wandeltendenzen festgestellt werden, die in ihrer Gesamtheit nicht die Veränderung hin zu 'einer' Koiné Schweizerdeutsch an - zeigen, sondern eher die Ausbildung großräumiger, aber binnenschweizerisch nach wie vor räumlich aufgegliederter Dialekte nahelegen, die ihrerseits einen gewissen linguistischen Abstand zur Standardsprache aufrecht erhalten.
Areale Variation und phonologische Theorie: Überlegungen am Beispiel der mitteldeutschen Epenthese
(1997)
Anhand der vor allem in den mitteldeutschen Orts- und Regionaldialekten verbreiteten sog. Vokalepenthese wird gezeigt, wie phonologische Theorienbildung und dialektologische Beschreibung sich ergänzen und inspirieren können. Um die dialektologischen Fakten im Zusammenhang der sog. Vokalepenthese nicht nur lexikographisch und dialektkartographisch zu erfassen, sondern auch zu verstehen, ist es notwendig, sich über die Art dieses Phänomens Gedanken zu machen. Im vorliegenden Beitrag wird insbesondere diskutiert, ob und wie Modelle aus der Artikulatorischen Phonetik, der Autosegmentalen Phonologie, der Optimalitätstheorie und der zweidimensionalen Variationsphonologie zur Erklärung der Vokalepenthese dienen können.
Nach dialektologischer Theorie verwischen sich die örtlichen und regionalen Unterschiede zwischen den Mundarten immer mehr, wofür eine lange Reihe plausibler Begründungen genannt wird, und heimatfromme Städter beklagen den bevorstehenden Mundarttod.
Die Sprachwirklichkeit entspricht diesem Bilde nicht. Die irrtümlichen Erwartungen der Mundartentwicklung sind zum einen darin begründet, daß immer mehr Menschen auf dem Land mehrere Sprachvarietäten beherrschen, die sie je nach Situation benützen, in der Stadt also eine städtische, und zum anderen darin, daß immer weniger Dialektologen auf die Dörfer gehen, um dort die Selbstverständlichkeit des Mundartgebrauchs zu erleben.
Über "Diglossie"
(1976)
"Dialektverfall" und "Mundartrenaissance" in Westniederdeutschland und im Osten der Niederlande
(1997)
Nach jahrhundertelangen Prozessen der Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs in der wachsenden Stadt Berlin kam es infolge der Teilung Berlins nach 1945 zum Bruch und im Ost- und im Westteil zu unterschiedlichen Entwicklungen in der Struktur, Verwendung und sozialen Bewertung der Sprachvarietäten sowie bei Sprachvarianten. Seit der Grenzöffnung 1989 ergaben sich daraus oft auch kommunikative und soziale Probleme. In umfangreichen empirischen Untersuchungen wurden sprachliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede ermittelt. Zahlreiche Textanalysen ermöglichten im Berlinischen Vergleiche der Sprachschichten, der Art der Sprachvariation, der Variantenhierarchie und der Variationsbreite. Ein Teil der sprachlichen Verschiedenheiten dient noch immer auch zur Identifizierung und Abgrenzung.
Vorwort des Herausgebers
(1997)
Der nicht selten als dialektfrei geltende norddeutsche Raum erweist sich in Wahrheit als ein kompliziertes Mehrsprachenland. Neben der in der Regel gut beherrschten Standardsprache finden sich die dem Standard gegenüber deutlich unterschiedenen Abstandsprachen Niederdeutsch und Friesisch sowie das Dänische. Ihre Statusproblematik, die geographische Verteilung und die Kommunikativität der die norddeutsche Sprachsituation bildenden Sprachen werden erläutert, wobei auch das kulturelle Umfeld, in dem sich das Sprachennebeneinander entfaltet, beschrieben wird. Der Schwerpunkt der Ausführungen liegt auf dem Niederdeutschen, für dessen vielfältige Verwendung Textbeispiele angeführt werden.
Vorbemerkung
(1988)