Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Das letzte Wort. Untersuchungen zum Kontrollhandeln gesellschaftlicher Führungskräfte in Gesprächen
(2002)
Die rechtsanthropologische Literatur zum Thema Schlichtung wird auf ihre Fruchtbarkeit für eine gesprächsanalytische Untersuchung von Schlichtung ausgewertet. Rechts-anthropologische Arbeiten liefern insbesondere Ergebnisse zu folgenden vier Aspekten von Schlichtung: Schlichtung als eines von unterschiedlichen Verfahren der Konfliktbearbeitung (das kulturelle Paradigma), Schlichtung als Phase in der komplexen Bearbeitungsgeschichte eines Konflikts (das Syntagma der Bearbeitungsgeschichte), Schlichtung als interaktiv charakteristisches Muster der Konfliktbearbeitung (Prozeß-Modelle) und die Interdependenz von Schlichtung als effektivem Bearbeitungsverfahren mit kulturellen Randbedingungen (der Bedingungszusammenhang von Schlichtung). Abschließend werden Implikationen der rechtsanthropologischen Befunde für eine gesprächs-analytische Untersuchung von Schlichtung angedeutet.
Die Beziehung zwischen Eltern und Jugendlichen und das Argumentieren in konfliktären Interaktionen
(1993)
In Anlehnung an die Theorie der Individuation wird vermutet, dass das Gesprächsverhalten von Müttern und jugendlichen Töchtern in konfliktären Interaktionen durch Kontrolltendenzen auf Seiten der Mütter und Individualisierungstendenzen auf Seiten der Töchter determiniert wird. Als Datenbasis dienten 140 Konfliktgespräche zwischen 110 Müttern und ihren jugendlichen Töchtern, die in zwei Studien erhoben wurden. Die transkribierten Gespräche wurden nach einem Argumentations-Kategorien-System in Einheiten zerlegt und klassifiziert. Die Ergebnisse stehen in Einklang mit den entwicklungspsychologischen Annahmen über die Beziehung partnerbezogenen Intentionen von Müttern und jugendlichen Töchtern. Töchter reagierten häufiger auf Argumente ihrer Mütter und versuchten diese zu schwächen, auch referierten sie häufig auf die eigene Person, ihre Präferenzen und Abneigungen (Individualisierung). Mütter begründeten stärker ihre eigene Position als Töchter dies taten und lenkten das Gespräch durch verbale Initiativen und durch Bezugnahme auf die Person der Partnerin (Kontrolle).
Dieser Beitrag behandelt aufwändige Formen von Voraussetzungssicherung im Gespräch, bei denen ein Beteiligter die vorausgehende oder laufende Äußerung eines anderen Beteiligten zum Anlass nimmt, um einzugreifen und in einer expandierten Form aus Sprechersicht für die gegenwärtige Interaktion grundlegende Voraussetzungen zu klären. Charakteristisch für die Auffälligkeit des Vorgangs ist, dass das Eingreifen die Aktivitätsprogression im Gespräch suspendiert, bis die für das weitere gemeinsame Handeln notwendig erscheinenden Voraussetzungen geklärt und akzeptiert sind.
Kommunikationsstilistische Eigenschaften gesellschaftlicher Führungskräfte im Spiegel der Presse
(2003)
In diesem Beitrag befassen sich die Autoren mit der zentralen Ausgangsbedingung von Gesprächen, in denen es darum geht, Regelungen für Konfliktsituationen herbeizuführen - nämlich mit dem Umstand, dass die Kontrahenten durch Interessengegensätze und durch vorausgegangene Streitvorkommnisse zueinander positioniert sind. Diese Ausgangsbedingung problematisieren sie an empirischen Materialien aus dem Bereich der vor- bzw. außergerichtlichen Streitschlichtung.
Medizinische Kommunikation
(2011)
In diesem Aufsatz möchten wir das Phänomen der Selbstdarstellung in verbaler Interaktion behandeln und die Relevanz verdeutlichen, die diesem Phänomen insbesondere in institutionellen und öffentlichen sozialen Situationen zukommt. Wir stellen zunächst unseren Begriff der 'Selbstdarstellung' vor, der eng im Zusammenhang mit unserem Konzept der verbalen Interaktion steht, das wir kurz erläutern werden (Abschnitte 1 und 2). Danach gehen wir auf die Rolle der Selbstdarstellung in öffentlichen und institutionellen Gesprächen ein (3). Bevor wir verschiedene Arten der Selbstdarstellung an Gesprächsbeispielen präsentieren, um zu zeigen, wie Selbstdarstellung interaktiv gestaltet und wirksam wird, wollen wir auf das Pendant der Selbstdarstellung, die Fremddarstellung, hinweisen (4-6). Wir möchten bereits hier betonen, daß wir für das Phänomen der Selbstdarstellung nur sensibilisieren können. Patentrezepte für Selbstdarstellungen in den verschiedenen Lebenssituationen gibt es aufgrund der Unterschiede in den Persönlichkeiten und Situationen nicht, zu sehr hängt die Selbstdarstellung und ihre Wirkungsweise von den jeweiligen Kontexten und Umständen ab; darauf gehen wir am Ende unseres Aufsatzes ein (7).
In diesem Aufsatz möchten wir das Phänomen der Selbstdarstellung in verbaler Interaktion behandeln und die Relevanz verdeutlichen, die diesem Phänomen insbesondere in institutionellen und öffentlichen sozialen Situationen zukommt. Wir stellen zunächst unseren Begriff der 'Selbstdarstellung' vor, der eng im Zusammenhang mit unserem Konzept der verbalen Interaktion steht, das wir kurz erläutern werden (Abschnitte 1 und 2). Danach gehen wir auf die Rolle der Selbstdarstellung In öffentlichen und institutionellen Gesprächen ein (3). Bevor wir verschiedene Arten der Selbstdarstellung an Gesprächsbeispielen präsentieren, um zu zeigen, wie Selbstdarstellung interaktiv gestaltet und wirksam wird, wollen wir auf das Pendant der Selbstdarstellung, die Fremddarstellung, hinweisen (4-6). Wir möchten bereits hier betonen, daß wir für das Phänomen der Selbstdarstellung nur sensibilisieren können. Patentrezepte für Selbstdarstellungen in den verschiedenen Lebenssituationen gibt es aufgrund der Unterschiede in den Persönlichkeiten und Situationen nicht, zu sehr hängt die Selbstdarstellung und ihre Wirkungsweise von den jeweiligen Kontexten und Umständen ab; darauf gehen wir am Ende unseres Aufsatzes ein (7).
Vages Sprechen in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen. Eine gesprächsanalytische
Untersuchung
(2018)
Der Zusammenhang von Vagheit und Sprache ist bereits vielfach behandelt worden, allerdings überwiegend aus philosophischer oder semantischer Perspektive. Demgegenüber verfolgen wir in dieser Arbeit einen gesprächsanalytischen Ansatz, um Phänomene sprachlicher Vagheit zu untersuchen. Wir fokussieren uns dabei speziell auf Vagheit in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen.
Vagheit, wie sie in alltäglicher Kommunikation erfahren wird, lässt sich beschreiben als semantische Unterspezifizierung, die durch den Gebrauch unklarer Bezüge oder zu allgemeiner Ausdrücke entsteht. Unser Verständnis von Vagheit unterscheidet sich damit fundamental von der philosophischen und semantischen Kategorie „Vagheit“. Es handelt sich unserem Verständnis nach um eine interaktive Kategorie, die nur durch das Auftreten interaktiver Verwerfungen sichtbar wird.
Vages Sprechen kann den Patienten dazu dienen, sensible Themen zu vermeiden, aber mehr noch dazu, ein neues Thema zu setzen oder den thematischen Schwerpunkt des laufenden Gespräches zu verschieben. Therapeuten reagieren auf vages Sprechen, indem sie unmittelbar oder mittelbar auf die unterspezifizierte Äußerung eingehen oder indem sie die Patienten mit Hilfe von Spezifikationsangeboten unterstützen, insbesondere im Bereich sensibler Thematiken. Formal und/oder funktional ähnliche sprachliche Phänomene sind Teilresponsivität und Hochstufung durch Rückstufung.
Vages Sprechen hat auch Auswirkungen auf die Allianz zwischen Patienten und Therapeuten: Therapeuten können die Hinweise der Patienten nutzen, um das Diagnosegespräch im Hinblick auf die von den Patienten gesetzten Schwerpunkte zu organisieren.
Der Beitrag geht der Frage nach, wie der Alltag von Führungskräften der Wirtschaft beschaffen ist, mit welchen Institutionen und Personen Führungskräfte in ihrem Alltag Kontakt haben und welcher Art die Kommunikation mit ihnen ist. Zunächst wird die Forschungslage hinsichtlich der Untersuchung von Führungskräften vorgestellt und das ethnografische Vorgehen der Untersuchung erläutert. Im Anschluss an die Illustration kommunikativen Führungshandelns anhand eines Beobachtungsprotokolls wird das Kommunikationsnetz von Führungskräften der Wirtschaft rekonstruiert, und es werden Kommunikationsaufgaben und -typik beschrieben, die mit Führungshandeln in der Wirtschaft einhergehen. Anschließend werden einige kommunikationsstilistische Merkmale von Führungskräften dargestellt und die weiteren Untersuchungsschritte skizziert.
The following analysis explores the nature of everyday activities of people in economic leadership positions. It inquires as to the institutions and people they are in contact with, and the way they communicate with them. First, I will present existing studies in this field and the ethnographic procedure of this study. I will then describe the communicative activities of high-level personnel and their communication networks based on observations. These are then linked to their communicative tasks and types of interaction. Finally, I will discuss some characteristics of the communicative style.
The contribution deals with the interactive structure of doctor-patient-communication. After a short discussion about the relevance of doctor-patient-communication within the public health policy, an outline is given on the medical and linguistic research on doctor-patient-communication in Germany. Basic features of conversations and the conversation analytic methodology are presented then. Conversation analyses of doctor-patient-communication reveal five main interactive components which are discussed in detail. Finally, some considerations concerning implementation of linguistic research in medical practice are discussed.