Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Am Beispiel von Situationseröffnungen eines Mitglieds einer Gruppe regelmäßiger Kioskbesucher
läßt sich zweierlei zeigen: Zum einen, daß sich ein Großteil des kommunikativen Repertoires, das
der Kioskgast während seines Schauplatzaufenthalts realisiert, bereits in den Situationseröffnungen
finden läßt. Dies gibt Anlaß zur Annahme, daß die Schauplatzeintritte - aus strukturanalytischer
Perspektive - ‘mikrostrukturelle Verdichtungen’ des Gesamtverhaltens darstellen. Zweitens zeigt die
Analyse dieser kommunikativen Formen, welche Bedeutung der Aufenthalt im Kiosk für diesen Gast
besitzt. Die Rekonstruktion des kommunikativen Verhaltens des Gastes und die darin zum Ausdruck
kommende Bedeutung werden in dem Konzept der ‘Präsenzfigur’ zusammengefaßt.
The transition between phases of activities is a practical problem which participants in an interaction have to deal with routinely. In meetings, the sequence of phases of activity is often outlined by a written agenda. However, transitions still have to be accomplished by local interactional work of the participants. In a detailed conversation analytic case study based on video-data, it is shown how participants collaboratively accomplish an emergent interactional state of affairs (a break-like activity) which differs widely from the state of affairs which was projected by awritten agenda (the next presentation), although in doing so, the participants still show their continuous orientation to the agenda. The paper argues that the reconstruction of emergent developments in interaction calls for a multimodal analysis of interaction, because the fine-grained multimodal co-ordination of bodily and verbal resources provides for opportunities of sequentially motivated, relevant next actions. These, however, can amount to emergent activity sequences, which may be at odds with the activity types which are projected by an interactional agenda or expected on behalf of some institutional routine.
Alltagsgespräche
(2001)
Theateraufführungen sind ohne Zuschauer nicht denkbar. Zugleich erweisen sich Proben aber als öffentlichkeitsabgeschirmte und intime Vorgänge, da eine (zu frühe) Orientierung an möglichen Publikums-Effekten den kreativen Prozess stört. Auf der Grundlage von über 30 Stunden Videoaufnahmen von Theaterproben zeige ich an ausgewählten Ausschnitten, wie Theatermachende sich sprachlich und körperlich im Probenprozess auf das Publikum beziehen, wie dies interaktiv realisiert wird und welche Rückschlüsse das auf die Weisen der Publikumskonstruktion im Kontext von Proben zulässt.
Der Beitrag befaßt sich mit inszenierten Gesprächen im Fernsehen und fragt, wie der Bezug zwischen Sendungskonzepten und Realisierungsformen dieser Gespräche zu beschreiben ist. Ihre „Inszenierung” schafft einen Rahmen zur Kontextualisierung von Kommunikationsereignissen und Interpretationen. Für Streitgespräche zur medialen Präsentation von Konfliktpositionen gilt das Ideal der „Streitkultur”: Sie sollen reale gesellschaftliche Konflikte in geregelter Form kommunikativ abbilden, Möglichkeiten der Problemlösung aufzeigen und Mittel zur Konfliktreduzierung bereitstellen. „Boulevardisierung” findet dabei statt durch Personalisierung von Konflikten, Präsentation von Sensationen, Beschränkung auf Kleinformate und Sachverhaltsdarstellung, Appelle an stereotype Bewertungsmuster und kalkulierte Verstöße gegen Normalformen von Alltagsgesprächen.
One major issue in the accomplishment of contrasts in conversation is lexical choice of items which carry the semantic Ioad of the two states of affair which are represented as being opposed to one another. These items or expressions are co-selected to be understood as being contrastively related to each other. In this paper, it is argued that the activity of contrasting itself provides them with a specific local opposite meaning which they would not obtain in other contexts. Practices of contrastingare thus seen as an example of conversational activities which creatively and systematically affect situated meanings. Basedon data from various genres, such as meetings, mediation sessions and conversations, the paper discusses two practices of contrasting, their sequential construction and their interpretative effects. It is concluded that the interpretative effects of conversational contrasting rest on the sequential deployment oflinguistic resources and on the cognitive procedures of frame-based interpretation and constructing a maximally contrastive interpretation for the co-selected expressions.
The concept "Präsenzfigur" combines conversation analysis and objektive Hermeneutik to show how language structure and social meaning are related. The concept concentrates on the local sensitivity of interactional structures. Empirical data are not taken to show the realization of
context free general structures (e.g. turn taking, conditional relevance). Context sensitivity is analysed both as document and result of the selectivity, inherent in the participants’ activities in contributing to the local construction of social organization according to their dominant orientations as participants. For empirical analysis a four step modell (including maximal and minimal contrast) is proposed.
Das letzte Wort. Untersuchungen zum Kontrollhandeln gesellschaftlicher Führungskräfte in Gesprächen
(2002)
Der kommunikative soziale Stil der "türkischen Powergirls", einer Migrantinnengruppe aus Mannheim
(2006)
Der folgende Beitrag basiert auf der ethnografisch-soziolinguistischen Untersuchung einer Gruppe türkischstämmiger Migrantinnen der zweiten Generation in Mannheim, den „türkischen Powergirls“. Im Zentrum der Untersuchung steht der kommunikative Stil der Gruppe, wie er sich in Auseinandersetzung mit der Lebenswelt der Mitglieder und mit relevanten Anderen herausgebildet hat. Stil wird als Index für das kulturelle Selbstverständnis der Gruppe konzeptualisiert und stilistische Veränderungen, die im Laufe des Gruppenentwicklungsprozesses beobachtbar sind, werden als Ergebnis der Auseinandersetzung mit veränderten Lebensbedingungen und als Indiz für ein verändertes kulturelles Selbstbild gefasst. In dem Beitrag werden nach einer kurzen Charakteristik des kommunikativen Stils der Gruppe die deutschtürkischen Mischungen als salientes Stilmerkmal fokussiert und unter strukturellen und funktionalen Aspekten beschrieben.
Deutschlandtürkisch?
(2004)
Migration führt zu Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Ausdruck dieser Sprachkontaktsituation sind Phänomene wie Codeswitching oder Codemixing, die weltweit, wie auch im kommunikativen Haushalt der türkischen Migranten in Europa, zu beobachten sind.1 Eine andere Folge dieses Prozesses sind Auffälligkeiten, die sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen der Diasporasprachen zeigen. Im vorliegenden Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage nach solchen Besonderheiten und ihren Ursachen im Türkischen der Migranten in Deutschland. Hierzu analysieren wir mündliche Alltagskonversationen von zwei Gruppen. Unsere Analyse von gesprochener Sprache wirft in diesem Zusammenhang einige zentrale methodologische Fragen bezüglich der untersuchten Daten und der Analyseperspektive auf, die wir zunächst in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur erörtern.
Dieser Beitrag thematisiert Besonderheiten der sprachlichen Kommunikation im Alter. Zunächst werden allgemeine Charakteristika der Altersidentität skizziert, in der Komponenten wie Sozialität und Partner- bzw. Personenorientierung eine besondere Rolle spielen. Anschließend werden Merkmale des Diskurses erörtert, in dem Altersidentität ausgebildet und fortentwickelt wird Vor allem die Ambivalenz zwischen dem Festhalten an der Erwachsenenidentität und dem Akzeptieren von Abweichungen davon ist für diesen Diskurs konstitutiv. Anhand exemplarischer Gesprächsausschnitte wird sodann aufgezeigt, in welcher Weise sich die für das Alter typischen Identitätskomponenten sowie die Orientierung an den Normalitätsstandards der mittleren Generation im kommunikativen Geschehen manifestieren.
Die Verwendung von Formen der Mannheimer Stadtsprache in einer jugendlichen Migrantinnengruppe
(2002)
Das einfache, E-Mail-basierte Format der Mailingliste hat sich für professionelle Internet-Kommunikation in einem mittlerweile vielfältigen Web-Angebot aus mehreren Gründen bewährt: gezielte Versorgung mit fachspezifischen Informationen, Kompensation von Orientierungsproblemen für Neulinge, Distribution von vorläufigem, noch nicht abgesichertem Wissen, Selbstverständnis als Selbsthilfegruppe oder kritische Gegenöffentlichkeit für randständige Themen und Positionen. In Mailinglisten finden sich drei Diskursformate: monologisch, einfach dialogisch und „dicht" dialogisch bzw. interaktiv. Dialogizität und Interaktion werden in der Listenkommunikation nicht nur durch die Bildung von „Threads" konstituiert, sondern auch in der lokalen Formulierungsarbeit, etwa durch adressatengerechte Ansprache, Thematisierung der Rezeptionsbedingungen, Selbst- und Fremdkategorisierung, Reformulierungen und andere Kohärenzverfahren.
Based on German data from history-taking in doctor-patient interaction, the paper shows that the three basic syntactic types of questions (questions fronted by a question-word (w-questions), verb-first (V1) questions, and declarative questions) provide different opportunities for displaying understanding in medical interaction. Each syntactic questionformat is predominantly used in a different stage of topical sequences in history taking: w-questions presuppose less knowledge and are thus used to open up topical sequences; declarative questions are used to check already achieved understandings and to close topical sequences. Still, the expected scope of answers to yes/no-questions and to declarative questions is less restricted than previously thought. The paper focuses in detail on the doctors’ use of formulations as declarative questions, which are designed to make patients elaborate on already established topics, giving more details or accounting for a confirmation. Formulations often involve a shift to psychological aspects of the illness. Although patients confirm doctors’ empathetic formulations, they, however, regularly do not align with this shift, returning to the description of symptoms and to biomedical accounts instead. The study shows how displays of understanding are responded to not only in terms of correctness, but also (and more importantly) in terms of their relevance for further action.
Diese Handreichung stellt die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) und speziell das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) als Instrumente gesprächsanalytischer Arbeit vor. Nach einem kurzen einführenden Überblick werden anhand des Beispiels "sprich" als Diskursmarker bzw. Reformulierungsindikator Schritt für Schritt die Ressourcen und Tools für systematische korpus- und datenbankgesteuerte Recherchen und Analysen vorgestellt und illustriert.
Diese Handreichung stellt die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) und speziell das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) als Instrumente gesprächsanalytischer Arbeit vor. Nach einem kurzen einführenden Überblick werden anhand vier verschiedener Beispiele Schritt für Schritt die Ressourcen und Tools für systematische korpus- und datenbankgesteuerte Recherchen und Analysen vorgestellt und illustriert.
Diese Handreichung stellt die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) und speziell das Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK) als Instrumente gesprächsanalytischer Arbeit vor. Nach einem kurzen einführenden Überblick werden anhand des Beispiels metapragmatischer Modalisierungen mit den Adverbien "sozusagen" und "gewissermaßen" und mit der Formel "in Anführungszeichen/-strichen" Schritt für Schritt die Ressourcen und Tools für systematische korpus- und datenbankgesteuerte Recherchen und Analysen vorgestellt und illustriert.
Einführung in die Bände
(2002)
Einführung in die Bände
(2002)
Einführung in die Bände
(1999)
Einleitung
(2002)
Einwürfe
(1985)
Erzählen multimodal
(2018)
Die Konversationsanalyse ist aufgrund ihrer empirischen und gegenstandsfundierten Methodologie vielen anderen Ansätzen der Erforschung von Gesprächen überlegen. Diese Überlegenheit hat jedoch einen gravierenden Mangel: Die Konversationsanalyse verfügt über keine adäquate Interpretationstheorie und ignoriert deshalb, wie grundlegend die Wissensvoraussetzungen des Analytikers und ihr Einsatz für Prozess und Resultate konversationsanalytischer Untersuchungen sind. Am Beispiel ethnographischen Wissens wird gezeigt, an welchen systematischen Stellen spezifische Hintergrundwissensbestände genutzt werden können, um zu einer adäquateren konversationsanalytischen Auswertung zu gelangen. Abschließend wird diskutiert, welchen Prüfkriterien der Einsatz ethnographischen Wissens bei der Konversationsanalyse zu genügen hat.
In den letzten Jahren entwickelten sich in vielen europäischen Großstädten unter Jugendlichen der 2. und 3. Migrantengeneration ethnolektale Formen des Deutschen. Sie sind charakteristisch für multilinguale Kontexte, in denen Sprecher unterschiedlicher Herkunftssprachen die regionale Umgangssprache des Landes, in dem sie leben, als lingua franca benutzen. Die neuen Formen haben große Überschneidungsbereiche mit den regionalen Varietäten, unterscheiden sich aber prosodisch- phonetisch, lexikalisch und morphosyntaktisch. Meist werden sie nur in bestimmten Kontexten verwendet, und die Sprecher wechseln virtuos zwischen regionalen Varietäten, Herkunftsvarietäten, sprachlichen Mischungen und ethnolektalen Formen.
Auf der Basis von drei ethnografischen Fallstudien in Mannheim wird gezeigt, wie die von den Migrantenjugendlichen entwickelten ethnolektalen Formen aussehen und zu welchen Zwecken die Jugendlichen sie verwenden. Die Jugendlichen haben ein weites Sprachrepertoire, verfugen über ethnolektale sowie standardnahe Formen und nutzen die Differenz zwischen beiden als kommunikative Ressource.
Fragen, meist mit systemisch-lösungsorientiertem Hintergrund, gelten im Coaching als Königsweg für den Erfolg. Entsprechend ist eine große Anzahl an Publikationen entstanden, die diese zentrale Intervention in den Blick nehmen. In dieser Praxisliteratur werden Fragen dabei oftmals rezeptartig nach Typus, Funktion und möglichen Anwendungskontexten wie etwa Phasen geordnet sowie anhand dekontextualisierter Beispiele beschrieben. Fragen, die in Praxis- und Lehrbuchsammlungen aufgenommen wurden, sind aus der Theorie hergeleitet und in der Praxis erprobt. Allerdings finden sich in dieser Literatur auch empirisch nicht haltbare Aussagen wie etwa die negative Bewertung geschlossener Fragen. Außerdem stellt ihre dekontextualisierte Darstellungsform insbesondere für unerfahrene Coaches eine Herausforderung bei der Umsetzung ins konkrete Coaching-Handeln dar: Fragen sind immer eingebettet in einen Kontext und müssen auf die Anwesenden, die jeweilige kommunikative Interaktion mit ihnen sowie die lokale sequenzielle Struktur des Gesprächs übersetzt werden. Die wissenschaftliche Überprüfung, wie diese Fragensammlungen im Coaching (erfolgreich) ein- und umgesetzt werden, ist dabei insgesamt noch ganz am Anfang. Der vorliegende Beitrag berichtet von einem aktuellen interdisziplinären Forschungsprojekt, das Fragen in den empirischen Blick nimmt und dabei einen Übergang von Eminenz zur Evidenz ermöglicht. Der Beitrag liefert auch Ideen und Anregungen für Coaches, diese Übersetzungsarbeit zu leisten.
GAIS – GesprächsAnalytisches InformationsSystem. Ein hypermediales Lernsystem zur Gesprächsforschung
(2002)
Der vorliegende Beitrag stellt das vom BMBF geförderte Projekt GAIS (GesprächsAnalytisches InformationsSystem) vor, welches am Institut für Deutsche Sprache (IDS) entwickelt wird. GAIS ist ein hypermediales und didaktisch aufbereitetes Lernsystem zur Gesprächsanalyse für Einsteiger und Experten. Durch die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade ist es sowohl für Lehrende als auch für Lernende konzipiert. GAIS bietet eine Plattform, die Theorie, Praxis, Beispiele, Links, Anwendungen und Literatur zur Gesprächsforschung bündelt. Nutzer können diese Informationen rezipieren, ihre Kenntnisse überprüfen und mit technischen Werkzeugen eigene Analysen erstellen.
Gesprächstraining
(2004)
Die Fallanalyse untersucht vier Gesprächsausschnitte und verdeutlicht ihren Aufbau aus funktionalen Einheiten. Sie beschreibt die bei ihrer Produktion angewandten Formulierungsverfahren und leitet so die in den Gesprächsbeiträgen vorfindbaren grammatischen Besonderheiten (u.a. Korrekturen, Verbspitzenstellung, „elliptische“ Äußerungsformate) aus den Produktionsbedingungen gesprochener Sprache sowie den Zwecken ihrer situationsspezifischen Verwendung her. Zentral für die Analyse ist, das Bedeutungspotenzial zu bestimmen, das – neben dem sukzessiven Aufbau der verbalen Bedeutung – durch die Art und Weise der Hervorbringung der Äußerungen (z.B. Formulierungsschwierigkeiten, Pausen, Intonation) kommuniziert wird. Die grammatische Struktur wird damit als eine Ressource zur Interpretation der Gesprächsbeiträge genutzt.