Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Die Konversationsanalyse ist aufgrund ihrer empirischen und gegenstandsfundierten Methodologie vielen anderen Ansätzen der Erforschung von Gesprächen überlegen. Diese Überlegenheit hat jedoch einen gravierenden Mangel: Die Konversationsanalyse verfügt über keine adäquate Interpretationstheorie und ignoriert deshalb, wie grundlegend die Wissensvoraussetzungen des Analytikers und ihr Einsatz für Prozess und Resultate konversationsanalytischer Untersuchungen sind. Am Beispiel ethnographischen Wissens wird gezeigt, an welchen systematischen Stellen spezifische Hintergrundwissensbestände genutzt werden können, um zu einer adäquateren konversationsanalytischen Auswertung zu gelangen. Abschließend wird diskutiert, welchen Prüfkriterien der Einsatz ethnographischen Wissens bei der Konversationsanalyse zu genügen hat.
Die Relevanz der Gesprächsforschung steht außer Frage: Gespräche sind grundlegend für jede Form menschlicher Gemeinschaft und Gesellschaft. Ob in Unternehmen, im Schulunterricht oder in der Politik, ob im privaten Liebesgeflüster, in der Talk-Show oder im Internet-Chat: Unablässig erzeugen, verändern und repräsentieren wir unsere Welt in Gesprächen. Gesellschaft, Kultur und Geschichte wären undenkbar ohne verbale Interaktion. So ubiquitär Gespräche sind, so unendlich vieles ist involviert, wenn Gespräche geführt und verstanden werden sollen. Sicher, zuallererst Sprache, doch noch vieles mehr: Stimme, Blicke, Gesten, Gefühle und Hintergedanken, soziale Voraussetzungen und Folgen, physische Prozesse und historische Situationen. Dies sind natürlich, recht verstanden, nicht verschiedene "Dinge", die man sorgsam nebeneinander stellen könnte. Diese Mannigfaltigkeit von Perspektiven zeigt an, dass das, was in Gesprächen und durch sie geschieht, nicht auf einen einzigen Zugang, etwa den einer einzigen Disziplin oder Schule zu reduzieren ist.
In den letzten Wochen und Monaten wird in der Öffentlichkeit ein Problem diskutiert, dem bereits zwei Jahre zuvor das Magazin der Süddeutschen Zeitung eine Betrachtung gewidmet hatte: »Uns fehlen die Worte. Die ›zwanziger Jahre‹, die ›dreißiger Jahre‹ – aber wie nennen wir eigentlich die ersten zwei Jahrzehnte? Ein Problem, das schon in zwei Jahren auf uns zukommt« (Nr. 50, 12.12.1997, S. 22). Nun sind wir im Jahr 2000 angelangt – eine Lösung ist aber (noch) nicht in Sicht, wie auch Helmut Walter von der Gesellschaft für deutsche Sprache (Wiesbaden) bestätigt: »Seit 1997 läuft bei uns ein Preisausschreiben, ohne Erfolg. Es lief alles auf die ›Nullerjahre‹ raus, wir konnten uns nicht für einen Vorschlag entscheiden« (nach: Die Zeit, 9.12.1999, Leben, S. 17). Gehen wir diesem Benennungsproblem nach.
Dieser Beitrag bemüht sich um eine terminologische Klärung – keine »Begriffsklärung«! – in Bezug auf die Verwendung von Wort und Begriff. Seit einigen Jahren lässt sich feststellen, dass in deutschen Medien (in Zeitungen wie im Radio und Fernsehen) zunehmend Begriff als Bezeichnung für eine Spracheinheit verwendet wird, wo Wort (bzw. Fachwort, Terminus oder Bezeichnung) angebracht wäre.