Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Zur Theorie der Frage
(1981)
Die vorliegende Arbeit behandelt zwei Konzessivkonnektoren des Deutschen: "obwohl" und "trotzdem". Einleitend wird kurz auf ihre Etymologie eingegangen. Den Hauptteil der Arbeit bildet die Untersuchung ihrer syntaktischen und semantischen Eigenschaften auf der Basis einer Sammlung von Originalbelegen. Untersucht wird, in welche Wortklassen "obwohl" und "trotzdem" einzuordnen sind. Dabei wird neben ihrem syntaktischen Verhalten auch ihre Semantik, insbesondere die Verteilung thematischer Rollen, berücksichtigt. Es wird die These vertreten, dass "obwohl" in erster Linie ein Subjunktor ist, der aber auch als Adverb gebraucht werden kann, während "trotzdem" in erster Linie ein Adverb ist, das auch als Subjunktor verwendet werden kann.
Im Dezember 1970 fand in den Räumen des Instituts für deutsche Sprache in Mannheim ein Symposion "Zum öffentlichen Sprachgebrauch in der Bundesrepublik Deutschland und in der DDR - Methoden und Probleme seiner Erforschung" statt, zu dem Professor Hugo Moser, Bonn, einen kleinen Kreis von Fachleuten eingeladen hatte. Die Beschäftigung mit dem öffentlichen Sprachgebrauch in den beiden deutschen Staaten war noch bis in die Mitte der sechziger Jahre überwiegend stofflich orientiert. Zumeist konzentrierte sie sich auf die Untersuchung der Besonderheiten des offiziellen Sprachgebrauchs in der DDR. Die hier vorliegenden Referate des Mannheimer Symposions zeigen deutlich die Verschiebung des wissenschaftlichen Interesses zum Methodischen hin und zeigen außerdem die zunehmende Bedeutung von Nachbardisziplinen.
Der Beitrag präsentiert eine Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Formulierungsverfahren und der Handlungsstruktur eines institutionellen Schlichtungsgesprächs. Im Fokus steht das Verhältnis zwischen den verwendeten Referenzierungsformen, ihrem Bezug auf spezifische Handlungsrollen und der Modalität der ausgedrückten Handlungen. Die Analyse konzentriert sich auf die Äußerungen des Schlichters, weil institutionelle Schlichtungen sehr stark durch die kommunikative Arbeit des Schlichters strukturiert werden. Das Ziel der Untersuchung ist, die Analyse der interaktiven Dynamik und die Analyse von Formulierungsverfahren zu verbinden und die Relation zwischen der Handlungsstruktur und den Formulierungsverfahren zu begreifen. Es ist anzunehmen, dass Regelmäßigkeiten der Beziehung zwischen den beiden Ebenen bestehen und dass besondere Formulierungsverfahren diese Beziehung verdeutlichen. In dieser Arbeit geht es darum, diese Hypothese zu präzisieren und zu bestimmen, welche Rolle die Modalität der Äußerungen spielt, und zwar vor allem die durch das Modalverb sollen vermittelte Modalität der Notwendigkeit. Der gewählte analytische Zugang verbindet die Verfahren der Gesprächsanalyse für die Sequenzanalyse im mikro- und makrostrukturellen Bereich mit der linguistischen Analyse von Formulierungsverfahren. Die Analyse der Handlungsstruktur stellt den Referenzrahmen für die Analyse der Formulierungsverfahren dar. Am Ende erfolgt ein kurzer Ausblick auf die Reinterpretation der Ergebnisse aus einer konstruktionsgrammatischen Perspektive.
Was denken die Menschen in Deutschland über sprachliche Fragen? Wie stehen sie zur deutschen Sprache, was denken sie über ihre Dialekte? Was denken sie über andere Sprachen? Und wie hängen ihre Meinungen zu sprachlichen Dingen mit ihren sonstigen Einstellungen oder auch mit bestimmten demographischen Faktoren zusammen? Diese Fragen sind Gegenstand des Forschungsprojekts „Erkundung und Analyse aktueller Spracheinstellungen in Deutschland“, dessen zentrale Datengrundlage mit diesem Band zugänglich gemacht wird. Das Projekt ist ein interdisziplinäres Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Deutsche Sprache und des Lehrstuhls für Sozialpsychologie der Universität Mannheim in Verbindung mit dem Deutschen Sprachrat.
Was es heißt, "in sechs Monaten zu promovieren"! Unergative Accomplishments in der Aspektkomposition
(1997)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Bedingungen intransitive, unergative Verben in Accomplishments auftreten. Den Überlegungen liegt das im Anhang enthaltene Korpus von Beispielen zugrunde, das solche Sätze enthält wie sie frühstückte in fünf Minuten, er räumte in wenigen Minuten auf oder sie duschte in zehn Minuten. Solche unergativen Accomplishments sind meines Wissens in der Literatur zu aspektuellen Klassen und Aspektkomposition bisher nicht beschrieben oder erklärt worden. Die Verben gehören einer Vielfalt von lexikalischen Gruppen an, für deren aspektuelles Verhalten jeweils unterschiedliche Erklärungen erforderlich sind, die zum Teil noch sehr tentativen Charakter haben. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist KRIFKAs Theorie zur Aspektkomposition. Ich werde versuchen, KRIFKAs (1989a, 1989b) Grundideen der Aspektkomposition in etwas modifizierter Form zu bestätigen und die Erklärungen für den Accomplishment-Status der Unergativa in einer reichen Repräsentation lexikalisch-semantischer Eigenschaften von Verben zu suchen.
Die vorliegende Studie will einen Beitrag leisten zur Aufdeckung und Beschreibung des Zusammenhangs von gesellschaftlichen Veränderungen und Sprachgebrauchswandel anhand nicht primär lexikalischer Erscheinungen, zur Beschreibung von Referenz und Pragmatik der behandelten Pronomen, zur Gewinnung von Erkenntnissen über das Textschema "Zeitungskommentar" in verschiedenen historischen Perioden sowie zur Erarbeitung von Methoden für die Untersuchung nicht lexikalisch-nominativer Sprachphänomene. An dieser Stelle seien die Untersuchungsergebnisse zusammengefasst, wobei betont werden muss, dass hier nicht sämtliche Einzelergebnisse angeführt werden, die bei der Analyse des umfangreichen Korpusmaterials herausgearbeitet wurden. Verwiesen wird hier vor allem auf die grundsätzlichen Erkenntnisse und die ermittelten Grundtendenzen.
Ausgangsbasis für die vorliegende Pilotstudie bilden die dialektalen Tonaufnahmen des Zwirner-Archivs aus den Fünfzigerjahren und die hochsprachlichen Tonaufnahmen des Pfeffer-Archivs aus dem Anfang der Sechzigerjahre und das diesen Aufnahmeaktionen zu Grunde liegende Erhebungskonzept. Am Beispiel der Aufnahmen aus dem Rhein-Neckar-Raum und dort eigens durchgeführten Neuerhebungen wird untersucht, wie man ausgehend von den überlieferten Gesprächsaufnahmen eine geeignete Neuerhebung konzipieren könnte, über die der Wandel der gesprochenen Alltagssprache in einem Abstand von vier Jahrzehnten diachron untersucht werden kann. Dabei stellt sich die Frage, was unter Sprachwandel in der relativ kurzen Zeitspanne gefasst werden soll. Um eine Diskussion darüber zu umgehen, wird im Folgenden darunter sowohl soziostilistischer Wandel als auch Systemwandel auf den unterschiedlichen grammatischen Ebenen verstanden, denn es ist zu erwarten, dass in dem kurzen Zeitraum von etwas mehr als einer Generation in der Sprachverwendung der Sprecher Veränderungen eher im Sprachrepertoire und in dessen Anwendungsregeln liegen als im Systemwandel.
Vages Sprechen in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen. Eine gesprächsanalytische
Untersuchung
(2018)
Der Zusammenhang von Vagheit und Sprache ist bereits vielfach behandelt worden, allerdings überwiegend aus philosophischer oder semantischer Perspektive. Demgegenüber verfolgen wir in dieser Arbeit einen gesprächsanalytischen Ansatz, um Phänomene sprachlicher Vagheit zu untersuchen. Wir fokussieren uns dabei speziell auf Vagheit in psychotherapeutischen Diagnosegesprächen.
Vagheit, wie sie in alltäglicher Kommunikation erfahren wird, lässt sich beschreiben als semantische Unterspezifizierung, die durch den Gebrauch unklarer Bezüge oder zu allgemeiner Ausdrücke entsteht. Unser Verständnis von Vagheit unterscheidet sich damit fundamental von der philosophischen und semantischen Kategorie „Vagheit“. Es handelt sich unserem Verständnis nach um eine interaktive Kategorie, die nur durch das Auftreten interaktiver Verwerfungen sichtbar wird.
Vages Sprechen kann den Patienten dazu dienen, sensible Themen zu vermeiden, aber mehr noch dazu, ein neues Thema zu setzen oder den thematischen Schwerpunkt des laufenden Gespräches zu verschieben. Therapeuten reagieren auf vages Sprechen, indem sie unmittelbar oder mittelbar auf die unterspezifizierte Äußerung eingehen oder indem sie die Patienten mit Hilfe von Spezifikationsangeboten unterstützen, insbesondere im Bereich sensibler Thematiken. Formal und/oder funktional ähnliche sprachliche Phänomene sind Teilresponsivität und Hochstufung durch Rückstufung.
Vages Sprechen hat auch Auswirkungen auf die Allianz zwischen Patienten und Therapeuten: Therapeuten können die Hinweise der Patienten nutzen, um das Diagnosegespräch im Hinblick auf die von den Patienten gesetzten Schwerpunkte zu organisieren.