Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
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Selten zuvor hat ein Ereignis in der Welt so direkt und für viele Menschen unmittelbar spürbar Einfluss auf den Wortschatz des Deutschen gehabt wie die Coronapandemie. Fast täglich konnte man ab Frühjahr 2020 neuen Wortschatz im Radio oder Fernsehen hören und in Zeitungen, Zeitschriften oder Beiträgen in den Sozialen Medien lesen. Zugleich sind zahlreiche medizinische und epidemiologische Fachausdrücke in den Allgemeinwortschatz eingegangen. Welche Spuren dieses dynamischen Wandels in Lexikon und Kommunikation auf lange Sicht in unserer Sprache zu finden sein werden, ist eine offene Frage, auf die die Sprachwissenschaft erst in den nächsten Jahrzehnten eine Antwort wird geben können. Erste Tendenzen aber zeichnen sich schon heute ab.
Am Beispiel der "türkischen Powergirls", einer Mannheimer Gruppe von Mädchen und jungen Frauen, die noch in der Migrantengemeinschaft verwurzelt ist, sich aber auf dem Weg aus der Migrantenpopulation befindet, wird in diesem Band die Sprachkompetenz jugendlicher MigrantInnengruppen in Türkisch im grammatikalischen und lexikalischen Bereich untersucht. Die Arbeit gliedert sich in einen theoretischen und einen empirischen Teil. Zunächst folgt ein kurzer Einblick in die Einstellung türkischer Migranten zu Sprache, zum Spracherwerb und Spracherhalt der Herkunftssprache. Relevante Termini werden erläutert und die wichtigsten Studien zur Erstsprache türkischer Migrantenkinder in einem Literaturüberblick aufgeführt. Der empirische Teil stellt die Informantinnen und das Datenmaterial vor. Dem schließen sich die Analysen zum Türkisch in den Bereichen der Definitheit, des Numerus, der Fragepartikel und Pronomen, des Kasus, des Adjektiv- und Adverbiengebrauchs, der Partizipien sowie der Lexik an.
Ausgehend von den Erfahrungen der Arbeit an einem historischen deutschen Fremdwörterbuch wird der traditionelle (wissenschaftliche wie nichtwissenschaftliche) Fremdwortbegriff analysiert und die dabei wahrgenommene Inadäquatheit seiner Definition in der Reformulierung dieser Definition aufzuheben versucht. Aus der kritischen Stellungnahme werden Konsequenzen für den künftigen - kommunikativen, metakommunikativen und lexikographischen - Umgang mit dem Fremdwortschatz abgeleitet, die dem heutigen Wissen über die etymologische Struktur des Deutschen sowie dem Stellenwert des Fremdworts im Zusammenhang der inneren Mehrsprachigkeit des Deutschen Rechnung tragen.
Vorwort
(2000)
Was es heißt, "in sechs Monaten zu promovieren"! Unergative Accomplishments in der Aspektkomposition
(1997)
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, unter welchen Bedingungen intransitive, unergative Verben in Accomplishments auftreten. Den Überlegungen liegt das im Anhang enthaltene Korpus von Beispielen zugrunde, das solche Sätze enthält wie sie frühstückte in fünf Minuten, er räumte in wenigen Minuten auf oder sie duschte in zehn Minuten. Solche unergativen Accomplishments sind meines Wissens in der Literatur zu aspektuellen Klassen und Aspektkomposition bisher nicht beschrieben oder erklärt worden. Die Verben gehören einer Vielfalt von lexikalischen Gruppen an, für deren aspektuelles Verhalten jeweils unterschiedliche Erklärungen erforderlich sind, die zum Teil noch sehr tentativen Charakter haben. Ausgangspunkt dieser Überlegungen ist KRIFKAs Theorie zur Aspektkomposition. Ich werde versuchen, KRIFKAs (1989a, 1989b) Grundideen der Aspektkomposition in etwas modifizierter Form zu bestätigen und die Erklärungen für den Accomplishment-Status der Unergativa in einer reichen Repräsentation lexikalisch-semantischer Eigenschaften von Verben zu suchen.
Die Coronapandemie hat die Welt seit Anfang 2020 in vielfältiger Weise geprägt. Der Alltag hat sich gewandelt: Schule, Beruf, das tagtägliche Bewegen in der Öffentlichkeit oder in Verkehrsmitteln ist Regeln unterstellt, die es in dieser flächendeckenden und umfassenden Art so noch nicht gegeben hat. In diesem Wandel in der Welt ist auch die Sprache einer stetigen Entwicklung unterworfen. Neue Dinge in der Welt wollen erzählt und ausgetauscht werden. Und so kommt es in der Zeit der Coronapandemie zu zahlreichen Wortneuschöpfungen, Entlehnungen oder Bedeutungserweiterungen von bereits existierenden Wörtern. Das Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) beobachtet diese Entwicklungen und arbeitet u. a. im Projekt »Neuer Wortschatz« an der Dokumentation dieser lexikalischen Spuren, die die Coronapandemie im Wortschatz hinterlässt. Der Beitrag begibt sich auf Spurensuche nach Neuem, nach neu Ausgehandeltem und nach der Frage, wie die (Wort-)Geschichte wohl weitergehen wird.