Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache
Refine
Year of publication
Document Type
- Part of a Book (936)
- Article (484)
- Part of Periodical (169)
- Book (148)
- Review (43)
- Conference Proceeding (41)
- Other (7)
- Working Paper (7)
- Doctoral Thesis (4)
- Preprint (3)
Keywords
- Deutsch (1389)
- Sprachpflege (151)
- Sprachgeschichte (150)
- Sprachgebrauch (115)
- Konversationsanalyse (110)
- Kommunikation (89)
- Sprachwandel (75)
- Rezension (73)
- Gesprochene Sprache (71)
- Deutschland <DDR> (68)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (448)
- Zweitveröffentlichung (122)
- Postprint (46)
- Hybrides Open Access (2)
- Ahead of Print (1)
- Veröffentlichungsversion (Diamond OA) (1)
Reviewstate
- (Verlags)-Lektorat (454)
- Peer-Review (122)
- Peer-review (5)
- Review-Status-unbekannt (5)
- Verlags-Lektorat (4)
- Qualifikationsarbeit (Dissertation, Habilitationsschrift) (3)
- Peer-reviewed (1)
- Review-Status unbekannt (1)
- peer-reviewed (1)
Publisher
- Institut für Deutsche Sprache (468)
- Schwann (385)
- de Gruyter (120)
- Narr (92)
- Lang (50)
- Verlag für Gesprächsforschung (39)
- Dudenverlag (37)
- Niemeyer (34)
- Schmidt (28)
- Westdeutscher Verlag (22)
Anhand von ca. 98 Stunden Fernsehnachrichten aus den Jahren 1989 und 2019/20 wird gezeigt, dass die grammatischen Systeme des gesprochenen und des geschriebenen Standarddeutschen nicht deckungsgleich sind. Als zentraler Grund dafür wird angenommen, dass sich das Standarddeutsche in seiner gesprochenen Form für einen Teil der Population zur Erstsprache entwickelt hat. Daher können im Gesprochenen Wandelprozesse ablaufen, die im Schriftlichen durch die strenge, konservative Kodifikation noch nicht sichtbar sind bzw. normativ stärker blockiert werden. Besonderes Augenmerk gilt hierbei der Phonologie-Morphologie-Schnittstelle: Der Vergleich mit Non-Standard-Varietäten legt nahe, dass die Abspaltung nicht durch die unterschiedliche Medialität oder rein phonologisch motiviert ist, sondern einen genuin morphologischen Wandelprozess darstellt, der nicht auf den Standard beschränkt ist. Ergänzend zur diachronen und vertikalen Einordnung wird die Rolle situativer und intraindividueller Variation als Ausgangspunkt für die Auseinanderentwicklung der beiden Standardausprägungen genauer analysiert.
Dieser Beitrag gibt zunächst eine Einführung in die aktuelle internationale sprach(en)politische Theorie. Diese mündet in einer zeitgemäßen Definition von „Sprach(en)politik“, die versucht, die Vielfalt der Aspekte in diesem Feld zu vereinen, die wiederum im Modell GÖMAS graphisch visualisiert werden können. Im Anschluss wird überblicksartig Sprach(en)politik in Deutschland umrissen. Dazu gehören vor allem Sprachdiskurse und - Praktiken, die unterhalb der Ebene einer offiziellen, kohärenten Sprach(en) politik stattfinden. Als Grundtendenz lassen sich aktuelle sprach(en)politische Debatten in „progressivere“ und „konservativere“ Positionen einteilen, z.B. im Umgang mit gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit oder in Diskussionen und Vorgaben zum „Gendern“. Der Beitrag schließt mit einem Plädoyer für Toleranz gegenüber sprachlicher Vielfalt, zumal Vorschriften und sprach(en) politische Eingriffe in das Sprachverhalten Einzelner nicht der liberalen, pluralistischen Tradition der Sprach(en)politik Deutschlands entsprechend. Gleichzeitig sollten heutige Bedürfnisse und Kompetenzen von Sprechern in einer mehrsprachigen Gesellschaft gewürdigt werden.
Diskussionen zum „Gendern“ in Deutschland: Die Renaissance einer präskriptiven Sprachwissenschaft?
(2024)
Das aktuell vermutlich am stärksten emotional und politisch aufgeladene sprachliche Thema in Deutschland ist das „Gendern“. Argumente, die für oder gegen bestimmte Praktiken eines „geschlechtersensiblen Sprachgebrauchs“ sprechen, werden in wissenschaftlichen wie journalistischen Publikationen intensiv diskutiert.Dieser Beitrag beleuchtet diese Diskussion unter einem Aspekt, der bislang hingegen kaum berücksichtigt wurde: dem Gegensatz von deskriptiver und präskriptiver Sprachwissenschaft. So finden in der Fachdiskussion zum „Gendern“ präskriptive Argumentationen Unterstützung, die andernorts weitgehend als veraltet gelten. Vor diesem Hintergrund plädiert der Beitrag für einen liberalen Umgang mit Sprache und eine größtmögliche Toleranz gegenüber unterschiedlichen Praktiken und Einstellungen.
Seit ihren Anfängen in den 1970er Jahren ist es ein Charakteristikum der Konversationsanalyse, dass sie großen Wert darauf legt, mit Audio- und Videoaufnahmen von sozialer Interaktion in ihrem natürlichen räumlich-materiellen, sozialen und kulturellen Kontext zu arbeiten. In der angelsächsischen Literatur wird dies mit dem Begriff ‘naturally occurring’ gefasst. Die Audio- und Videoaufnahmen werden einer sehr detaillierten Analyse unterzogen. Entsprechend hoch sind die Anforderungen, die die Konversationsanalyse an ihre Transkriptionen stellt. In diesem Beitrag befasse ich mich mit konversationsanalytischen Transkriptionen: Ich gehe auf die dabei auftretenden Probleme, ihre möglichen Lösungen und auf die zu treffenden Entscheidungen ein und diskutiere die jeweiligen analytischen und epistemologischen Konsequenzen.
Die Rhetorik der politischen Rechten verschiebt, überschreitet oft die Grenze des Sagbaren; sie widerspricht obendrein dem allgemeinen Konsens unserer Gesellschaft, missachtet ihn ganz bewusst. In ihrer profunden sprachkritischen Studie denkt Heidrun Deborah Kämper über diese Sprache und deren Gebrauch nach. Ihre Befunde werden durch Vergleiche mit völkisch-nationalistischen Texten historisch unterfüttert – mit erschreckendem Ergebnis.
This paper addresses the importance of teaching digital literacy among German studies students, enrolled in teacher training, by introducing a seminar which combines Digitally-Mediated Communication (DMC) and sociolinguistics. We present real-life digital communication scenarios for research-based learning in order to increase student engagement and foster digital literacy for future teaching careers. Practical experiences in applying corpus-based methods in a German linguistics class are discussed, utilizing the NottDeuYTSch corpus and the KorAP search engine. The investigation of youth language use cases demonstrates students' ability to develop their own research projects while also putting DMC data at the forefront of authentic language use analysis.
Die gegenwärtig zu beobachtenden Auseinandersetzungen zum Thema Gendern zeigen überdeutlich, wie ein vermeintlich nebensächlicher "Triggerpunkt" (Steffen Mau) zum Zentrum kulturpolitischer Debatten werden kann. Dabei war Sprachpolitik in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg eigentlich ein nur selten diskutiertes Thema. In ihrer Programmatik hatten die Parteien kaum einen Satz dafür übrig. Es war schließlich die AfD, die der Sprachpolitik als erste Partei in ihrem Grundsatzprogramm von 2016 größere Aufmerksamkeit zumaß und dadurch als ein Betätigungsfeld markierte. Seitdem wird dieses mit einem kontinuierlichen Strom von Anträgen, Anfragen und Gesetzesinitiativen in den Parlamenten auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene bespielt.
Wort- und Themenkarriere in der Wirtschaftskommunikation: Nachhaltigkeitsberichte als Teildiskurse
(2017)
Der vorliegende Artikel konturiert eine neue Textsorte, die in der Wirtschaftskommunikation in den letzten Jahren aufgekommen ist und die als Effekt der Wort- und Themenkarriere der Lexeme Nachhaltigkeit und nachhaltig zu sehen ist: Nachhaltigkeitsberichte haben in Unternehmen Handlungsrelevanz entwickelt und dort zur Einrichtung neuer organisatorischer Elemente wie z.B. Nachhaltigkeitsabteilungen geführt. Nachhaltigkeitsberichte werden im Folgenden nicht nur aus einer textlinguistischen Perspektive bezüglich ihrer textuellen Verfasstheit untersucht, sondern werden auch aus einer diskursanalytischen Perspektive als Teildiskurse verstanden, die an gesamtgesellschaftliche Diskurse anschließen. Deshalb sollen zunächst die relevanten Termini aus dem Bereich der Diskursanalyse besprochen werden. Dabei werden Diskurse nicht nur auf Verbales beschränkt verstanden, sondern auch Bilder werden als diskursive Elemente miteinbezogen. Als Korpus zur Querschnittanalyse in Kapitel 3 dienen die Nachhaltigkeitsberichte der Dax-30-Unternehmen aus dem Jahr 2012. Für die qualitative Analyse in Kapitel 4 wurden Nachhaltigkeitsberichte der Jahre 2000 bis 2012 untersucht.
Der erste Teil des Beitrags umreißt zu diesem Zweck in groben Zügen die Dimensionen des Eingabewesens während des Nationalsozialismus. Neben dem Versuch einer quantitativen Einordnung wird gezeigt, dass das NS-Regime grundsätzlich darum bemüht war, sich als empfänglich für „berechtigte“ Anliegen und Sorgen der „Volksgenossinnen“ und „-genossen“ zu präsentieren. Der Fokus des längeren zweiten Abschnitts liegt anschließend auf der Bandbreite an Reaktionsweisen der angeschriebenen Instanzen. Anhand einzelner Fallbeispiele wird eine Typologie entworfen, die systematisch darlegt, welche unterschiedlichen Reaktionsweisen auf Bittgesuche und Beschwerdeschreiben zu verzeichnen sind und welche Verläufe Kommunikationsprozesse im Anschluss an Eingaben nehmen konnten.