Orthographie
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Orthographie ist ein Thema, das spätestens seit der Rechtschreibreform 1996 nicht nur die wissenschaftliche Forschung, sondern auch den öffentlichen Diskurs entscheidend geprägt hat. Aus Anlass von „20 Jahren Rat für deutsche Rechtschreibung“ war dieses Thema auch Gegenstand der 59. Jahrestagung des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache.
In der deutschsprachigen Gender-Mainstreaming-Debatte treten sprachpolitische Positionen in Konflikt mit grammatischen Regularitäten und orthografischen Normen – nicht selten ohne wesentliche Annäherung. Der Beitrag beleuchtet die Debatte aus der Perspektive des Rats für deutsche Rechtschreibung und argumentiert anhand paradigmatischer Textbeispiele aus dem aktuellen Schreibgebrauch für eine textsorten- und zielgruppenspezifische Realisierung geschlechtergerechter Schreibung. Ausgehend vom breiten Spektrum entsprechender Strategien in bisherigen Leitfäden, Richtlinien und Empfehlungen werden Möglichkeiten einer orthografisch korrekten und sprachlich angemessenen Umsetzung aufgezeigt – in einem multiperspektivischen Ausgleichsversuch beider Diskurspole: Gendergerechte Texte sollen sachlich korrekt, verständlich, lesbar und vorlesbar sein, Rechtssicherheit und Eindeutigkeit gewährleisten sowie die Konzentration auf wesentliche Sachverhalte und Kerninformationen sicherstellen. Abschließend wird diskutiert, welche Rolle der Rat vor dem Hintergrund seines Auftrags der Bewahrung der Einheitlichkeit der Orthografie im gesamten deutschen Sprachraum in der Debatte einnehmen könnte und sollte.
Mit politischer, wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Öffnung im Rahmen von Globalisierung und Internationalisierung gelangen trotz weitreichender Dominanz von Anglizismen verstärkt auch Neologismen aus anderen Sprach- und Kulturräumen in den deutschen Gegenwartswortschatz. Der Beitrag beschreibt, wie sich diese Neuentlehnungen - Italianismen und neue Fremdwörter aus anderen europäischen und außereuropäischen Sprachen - orthografisch entwickeln und wie sie sich zu den amtlichen Regeln der deutschen Rechtschreibung verhalten. Auf der Grundlage großer digitaler Textkorpora wird der Schreibusus professioneller und informeller Schriftlichkeit analysiert - mit dem Ziel einheitlicher Kodifizierung und Integration in das Regelsystem der deutschen Orthografie.
When becoming integrated into the German vocabulary, foreign words reflect paradigmatic changes regarding orthography, grammar as well as semantics. In this context,German orthography is also highly determined by orthographic codification, which continues to influence the development of spelling to the present day. This study compares digital linguistically annotated corpora containing texts written by professional as well as non-professional writers; these corpora contain several billion foreign words (of Greek, Latin and French origin, and in the second part of the study of English/American and Italian origin), studied over a period of 20 years following the German orthographic reform of 1996. The results may potentially help the official regulations to adapt to the spelling practices observed – either by describing the rules more precisely or by proposing possible spelling variants or eliminating those which are not in common use. The study may also help to support correct lexicographic codification in dictionaries.