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Die Analyse prosodisch-phonetischer Ressourcen stand neben morpho-syntaktischen, lexiko-semantischen und diskurspragmatischen von Anfang an im Mittelpunkt interaktional-linguistischer Forschung. In den letzten Jahren sind darüber hinaus visuell wahrnehmbare Phänomene zunehmend Gegenstand interaktional-linguistischer Beschreibungen von Kommunikationssituationen geworden.
Der vorliegende Sammelband enthält neun Untersuchungen, die auf Korpora von Alltagsgesprächen oder institutionellen Interaktionssituationen (Unterricht und Parlamentsdebatten) in unterschiedlichen Sprachen (Deutsch, Englisch, Mandarin) beruhen. Die Beiträge zeigen, welchen Anteil unterschiedliche semiotische Ressourcen – interpretiert in ihrer holistischen Gestalt – an der Organisation sozialer Interaktionen haben. Der Band trägt somit dazu bei, die Rolle multimodaler Ressourcenbündel in ihrer Situiertheit, Prozesshaftigkeit und Kontextsensitivität für die Durchführung kommunikativer Aufgaben besser zu verstehen.
Die Entstehung und Geschichte der einzigen deutschlexifizierten Kreolsprache Unserdeutsch (Rabaul Creole German) war bis heute weitgehend unbeschrieben, obwohl die Zeit drängt: Die koloniale High-contact-Varietät, entstanden zu Beginn des 20. Jahrhunderts an einer katholischen Missionsstation im damaligen Schutzgebiet Deutsch-Neuguinea im melanesischen Pazifik, ist inzwischen kritisch gefährdet mit weniger als 100 noch lebenden SprecherInnen fortgeschrittenen Alters. Mit dieser Arbeit wird nun eine detaillierte Rekonstruktion zu den Anfängen und der weiteren Entwicklung von Unserdeutsch bis in die Gegenwart vorgelegt, basierend auf Archivdaten, Interviews und Strukturanalysen. Dabei wird unter anderem die Rolle von im Sprachsystem nachweisbarem Transfer aus den zentralen Kontaktsprachen von Unserdeutsch sowie von L2-Effekten und autochthonen Innovationen untersucht, außerdem die deutsche Superstratvarietät von Unserdeutsch genau bestimmt und der Spracherwerb der ersten Sprechergeneration nachgezeichnet. Die Arbeit verortet die aus kreolistischer Perspektive in mehrfacher Hinsicht besonderen Entstehungsumstände von Unserdeutsch – darunter etwa ihre Genese unter Kindern – in einschlägigen Fachdiskursen.
This article sketches the development of paronym dictionaries in German. These dictionaries document and describe commonly confused words which cause uncertainties because they are similar in sound, spelling and/or meaning (e.g. effektiv/effizient, sportlich/sportiv). First, an overview of existing reference guides is provided, covering different traditions. Numerous lemma lists have been collected for pedagogical purposes and there has always been an interest in the lexicological treatment of paronyms. However, only a handful of dictionaries covering commonly confused pairs and a small number of genuine paronym dictionaries have ever been compiled. I will focus on lexicographic endeavours, including Wustmann (1891), Müller (1973) and Pollmann and Wolk (2001). Secondly, I will shed light on the differences in descriptions in these dictionaries. This includes how prescriptive approaches have been replaced over time by empirical descriptive accounts and how dictionaries have moved away from restricted, static hardback editions towards dynamic e-dictionaries. Finally, an e-dictionary, “Paronyme — Dynamisch im Kontrast”, is presented with contrastive and flexible two-level consultation views. Its three key elements are its corpus-based foundation, the implementation of meta-lexicographic requirements and a consideration of users’ interests. This dictionary has implemented a user-friendly and dynamic interface and it records conventionalized patterns and preferences in authentic communication.
Die Erforschung von Sprache im öffentlichen Raum (Linguistic Landscapes, LL) hat sich in den vergangen 20 Jahren als Teilgebiet der Soziolinguistik, der Semiotik und anderer Disziplinen fest etabliert. Der vorliegende Band gibt einen Überblick zu zentralen Ansätzen der LL-Forschung mit einem Bezug zur deutschen Sprache. Die Beiträge stellen aktuelle Studien aus dem deutschsprachigen Raum, zu Deutsch als Minderheitensprache sowie aus Ländern mit einer ausgeprägten DaF-Tradition vor. Sie thematisieren sprachstrukturelle und soziolinguistische ebenso wie didaktische, methodische und technologische Aspekte. Damit trägt der Band zu einer Systematisierung der deutschsprachigen LL-Forschung bei, gibt Impulse für internationale Diskussionen und benennt wichtige Desiderata.
This chapter starts out by giving a brief overview of the main priorities of international and German studies in the area of linguistic landscape research. The contributions to this volume are then embedded in current debates and developments in the field. Finally, we outline important desiderata of linguistic landscape research that focus on German and address challenges of knowledge transfer and application as well as possible contributions to international lines of research.
Vorwort
(2021)
Idealerweise sollen Migrantinnen und Migranten nach ihrer Ankunft in Deutschland zunächst erfolgreich einen sprachlichen Integrationskurs absolvieren und anschließend an einer beruflichen Maßnahme teilnehmen oder je nach Alter und Berufserfahrung eine duale Ausbildung beginnen beziehungsweise gleich eine Arbeitsstelle antreten. Doch wie sieht die Realität aus? Durchlaufen alle Einwandernden tatsächlich diese Etappen? Und was passiert in den Betrieben, wenn die Migrantinnen und Migranten trotz des Besuches eines Integrationskurses eine Ausbildung beginnen und ihre Sprachkenntnisse für den Beruf (zunächst) nicht ausreichend sind? Sind die Betriebe auf solche sprachlichen und kommunikativen Herausforderungen vorbereitet? Im Folgenden werde ich auf diese Fragen in Bezug auf die jüngste Einwanderungsbewegung nach Deutschland, nämlich der durch Krieg und Vertreibung ausgelösten Migration von 2015 und 2016, eingehen. Die hier präsentierten Befunde beruhen auf den Ergebnissen unseres Projekts „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchtlingen", das seit 2016 am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim durchgeführt wird.