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Not macht erfinderisch
(2013)
Diese Festschrift für Johannes Schwitalla ist entstanden anlässlich seiner Emeritierung an der Universität Würzburg im Juli 2009. Die Beiträge des Bandes zeigen, in welch vielfältiger Weise er Anregungen gegeben, wegweisende Konzepte formuliert und Erkenntnisse erlangt hat, die für die Wissenschaft auch über Gesprächsforschung und Linguistik hinaus wertvoll sind. Die Breite und Offenheit seines Schaffens und die Bedeutung, die seine Arbeiten für viele linguistische Forschungsfelder erlangt haben, reflektiert sich in diesem Band.
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Der Aufsatz widmet sich einigen markanten historischen Einzelleistungen auf dem Gebiet der mechanischen Sprachsynthese, die auch heute noch faszinierend, jedoch zumeist nur in groben Zügen bekannt sind. An der hier präsentierten Auswahl erweist sich sowohl die fesselnde Kraft eines einmal als grundsätzlich praktikabel erkannten Konzeptes der stimmlichen Anregung als auch die hieraus resultierende Originalität immer neuer Ansätze, diesem Syntheseprinzip zum technologischen Durchbruch zu verhelfen.
In mechanical speech synthesis from the 18th up to the 20th century, reed pipes were mainly used for the generation of the voice and the organ stop vox humana was central in this process. This has been described in different historical documents which report that the vox humana in some organs sounded like human vowels. In this study, tones of four different voces humanae were recorded to investigate their similarity to human vowels. The acoustical and perceptual analysis revealed that some, though not all, tones show a high similarity to selected vowels.
In mechanical speech synthesis reed pipes were mainly used for the generation of the voice. The organ stop "vox humana" played a central role for this concept. Historical documents report that the "vox humana" sounded like human vowels. In this study tones of four different "voces humanae" were recorded to investigate the similarity to human vowels. The acoustical and perceptual analysis revealed that some though not all tones show a high similarity to selected vowels.
Thema dieses Aufsatzes sind adverbiale Satzverknüpfungen, insbesondere Konjunktionen und Präpositionen als lexikalische Satzverknüpfer sowie Tempus und Modus als grammatische Diskursverknüpfungsmittel. Ferner wird mit der Fokussierung bzw. Fokussierbarkeit von Subjekten ein Aspekt der Informationsstruktur berührt. Im Mittelpunkt der Untersuchung steht das Portugiesische, das im Bereich der Satzverknüpfungen verglichen mit anderen (romanischen und nicht-romanischen) Sprachen über eine besonders große Ausdrucksvielfalt verfügt (cf. Rudolph 1997; Gärtner 2003; Blühdorn 2012b). Zum Vergleich ziehen wir das Deutsche heran, dessen Satzverknüpfungsmittel deutlich weniger differenziert sind. Adverbialia sind semantisch modifizierende Ausdrücke, die sich mit anderen (vor allem verbalen) Ausdrücken verbinden, ohne deren syntaktische Eigenschaften zu verändern und insbesondere ohne syntaktische Valenzen zu sättigen (cf. Corver/Delfitto 2000; Delfitto 2000; Bierwisch 2003; Rocha/Lopes 2009). Sie können durch Adverbien realisiert werden, aber auch durch komplexere Ausdrücke wie Präpositionalphrasen, oder durch Ausdrücke, die ein eigenes Verb enthalten, etwa Infinitivgruppen oder vollständige finite Nebensätze. In diesem Aufsatz geht es vor allem um Adverbialia der beiden letztgenannten Typen, die Verbgruppen oder Sätze erweitern. Adverbiale Infinitivgruppen werden typischerweise durch eine Präposition eingeleitet, finite adverbiale Nebensätze durch einen Subjunktor. Zwei Beispiele für Kausalverknüpfungen:
During the brief era of German colonialism in the Pacific (1884-1914), German was in contact with a large number of languages, autochthonous as well as colonial ones. This setting led to language contact in which German influenced and was influenced by various languages. In 1900, Western Samoa came under German colonial rule. The German language held a certain prestige there which is mirrored by the numbers of voluntary Samoan learners of German. On the other hand, the preferred use of English, rather than German, by native speakers of German was frequently noted. This paper examines linguistic and metalinguistic data that suggest the historical existence of (the precursor of) a colonial variety of German as spoken in Samoa. This variety seems to have been marked mainly by lexical borrowing from English and Samoan and was, because of these borrowings, not fully comprehensible to Germans who had never encountered the variety or the colonial setting in Samoa. It is discussed whether this variety can be considered a separate variety of German on linguistic grounds.
Forschungsdatenmanagement in den Geisteswissenschaften am Beispiel der germanistischen Linguistik
(2013)
Die Kernaufgabe des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) ist die Erforschung und Dokumentation der deutschen Sprache. Dazu sammelt und archiviert das IDS einen umfangreichen Bestand an Forschungsprimärdaten in Form von Korpora der geschriebenen und gesprochenen Sprache sowie Sekundärdaten, wie zum Beispiel lexikographische Ressourcen. Dieser Beitrag gibt einen Überblick über den Datenbestand des IDS und die laufenden Forschungskooperationen im Bereich der Langzeitarchivierung. In diesem Kontext wird das im Aufbau befindliche Langzeitarchivdes IDS mit seiner Architektur, den zugrundeliegenden Prinzipien zur Daten- und Metadatenmodellierung sowie den daraus abgeleiteten Erfassungsprozessen vorgestellt. Der Beitrag schließt ab mit einem Ausblick auf die Herausforderungen und Perspektiven des Forschungsdatenmanagements aus Sicht der germanistischen Linguistik.
Among the German negative-conditional connectors in the range of consequens markers there are the prototypical cases sonst and ansonsten. Morphological alternatives (sonsten and ansonst) are rarely mentioned in contemporary grammars and dictionaries but they actually occur with considerable frequency. The four connectors are used in two functions: as a conjunctional adverb which can occupy various positions within the sentence or as a specific kind of subordinating conjunction (Postponierer). The large IDS corpora allow us to reveal specific distributions of the lexemes and of their different ways of use. Comparing the frequencies and the distributions can indicate to which extent the phenomena are part of the standard language. The paper will report on the results and demonstrate how the findings can be deduced from the corpora. It will draw conclusions for assessing the acceptability of the variants and the extent to which they can be considered standard language additionally testing statistical instruments to visualise and calculate the variance of phenomena as association plots and DPnorm.
The KorAP project (“Korpusanalyseplattform der nächste Generation”, “Corpus-analysis platform of the next generation”), carried out at the Institut fUr Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim, Germany, has as its goal the development of a modem, state-of-the-art corpus-analysis platform, capable of handling very large corpora and opening the perspectives for innovative linguistic research. The platform will facilitate new linguistic findings by making it possible to manage and analyse extremely large amounts of primary data and annotations, while at the same time allowing an undistorted view of the primary un-annotated text, and thus fully satisfying expectations associated with a scientific tool. The project started in July 2011 and is funded till June 2014. The demo presentation in December will be the first version following a preliminary feature freeze, and will open the alpha testing phase of the project.
Dieser Aufsatz führt in Grundbegriffe der deutschen Intonation ein und diskutiert ihre Relevanz für den Unterricht des Deutschen als Fremdsprache, vor allem in Brasilien. Für Muttersprachler des Portugiesischen, die Deutsch lernen, ist die Intonation wahrscheinlich eine größere Herausforderung als die Phonetik der Einzellaute. Das System der Töne, Tonbewegungen und Äußerungsakzente sowie ihre Beiträge zur Äußerungsbedeutung werden am Beispiel von Aussage- und Fragesätzen dargestellt. Den Abschluss bilden konkrete Übungsvorschläge zur Intonation im DaF- Unterricht.
In the first part of the article, the situation of Germans in Russia will be put into the context of discussions about linguistic enclaves, minorities and linguistic identity in situations of language contact. The second part will focus on the effects of events related to the Second World War on the language development of the Germans in the former Soviet Union. Unlike the slow language change typical for many minorities, the Germans went through an abrupt, extensive decrease in the knowledge and use of the German language. The singular experience of loss and the corresponding impression on this minority left traces that are particularly noticeable among Russian Germans who have immigrated to Germany. After describing the historical status of German, the article turns to the current situation of the German minority in Russia. It then addresses German native-language instruction in Russia questioning finally whether it might be worthwhile to take into account the fact that the traditional form of German language used in Russia has elements of lower German (“niederdeutsche”), Hessian and other dialects. This could serve to emphasize the particularities of their own language tradition.
Das Deutsch der Migranten
(2013)
Migration verändert unsere Gesellschaft nachhaltig. Sprache spielt dabei die zentrale Rolle. Sprachlich-kommunikative Prozesse bestimmen Bildungs- und Karrierechancen der Migranten, die kulturelle Teilhabe an Herkunfts- und Aufnahmekultur und die Herstellung von interpersoneller Solidarität, Ab- und Ausgrenzung. Der Jahrgangsband 2012 widmet sich dem Deutsch der Migranten in seinen linguistischen, soziologischen und pädagogischen Dimensionen. Im Brennpunkt steht, wie Migranten das Deutsche erwerben, verändern und in Relation zu den Herkunftssprachen benutzen:
- Wie gestaltet sich der Erwerb von Deutsch als Zweitsprache unter dem Einfluss unterschiedlicher Erstsprachen?
- Welche ein- und mehrsprachigen Weisen des Sprechens und Schreibens benutzen Migranten? Welche strukturellen Besonderheiten weist ihr Deutsch auf?
- Welche Rolle spielen Sprache und Kommunikation für die Ausbildung, Bewahrung und Transformation von Identitätsentwürfen und biographischen Selbstverständnissen?
- Wie gestalten sich Prozesse der sprachlichen Kommunikation von Migranten und Einheimischen?
- Wie hängen Sprache, Bildungs- und Berufssituation der Migranten zusammen?
Im Fokus dieser Untersuchung stehen die Fälle, in denen ein Komplement, das in einem einfachen, nicht negierten Aussagesatz mit einem bestimmten Verb syntaktisch obligatorisch gesetzt wird, unter anderen, ganz bestimmten Umständen weggelassen werden kann. Neben den bekannten Gründen, die zur Weglassbarkeit eines sonst obligatorischen Komplements führen können, nämlich dem Gebrauch des Verbs im Imperativ, Infinitiv oder Passiv oder dem Gebrauch des Verbs in einer kommunikativen eindeutigen Situation, werden weitere weniger gut analysierte Fälle dargestellt wie z.B. die Fokussierung auf einen Teil der Verbbedeutung (wie z.B. im Werbeslogan Wohnst du noch oder lebst du schon?). Es soll auch gezeigt werden, dass die Einstufung eines Komplements als obligatorisch auch theorieabhängig ist und viel damit zu tun hat, ob das Bedeutungsspektrum eines Verbs mehr oder weniger abstrakt gefasst wird, einfacher gesagt, davon abhängt, wie viele Bedeutungen bei der Beschreibung eines Verbs angesetzt werden. Zum Schluss soll noch auf die Behandlung dieser Fälle in Verbvalenzwörterbüchern eingegangen werden.
Das Wort aufbrechen
(2013)
Die Oberflächennähe der Dependenzgrammatik wird oft damit in Verbindung gebracht, dass sie sich im Wesentlichen mit Wörtern und aus Wörtern gebildeten Strukturen befasst. Bestimmte Kongruenzprobleme und Anderes können aber nur gelöst werden, wenn man sich auf die sublexematische Ebene begibt. Es wird gezeigt, wie sich auch derartige Probleme dependenziell beschreiben lassen.
Contexts of dictionary use
(2013)
To design effective electronic dictionaries, reliable empirical information on how dictionaries are actually being used is of great value for lexicographers. To my knowledge, no existing empirical research addresses the context of dictionary use, or the extra-lexicographic situations in which a dictionary consultation is embedded. This is mainly due to the fact that data about these contexts is difficult to obtain. To take a first step in closing this research gap, I incorporated an open-ended question (“In which contexts or situations would you use a dictionary?”) into the online survey (N = 684) and asked the participants to answer this question by providing as much information as possible. Instead of presenting well-known facts about standardized types of usage situation, this paper will focus on the more offbeat circumstances of dictionary use and aims of users, as they are reflected in the responses. Overall, the results indicate that there is a community whose work is closely linked with dictionaries and, accordingly, they deal very routinely with this type of text. Dictionaries are also seen as a linguistic treasure trove for games or crossword puzzles, and as a standard which can be referred to as an authority. While it is important to emphasize that the results are only preliminary, they do indicate the potential of empirical research in this area.
The web portal Lehnwortportal Deutsch (lwp.ids-mannheim.de), developed at the Institute for the German Language (IDS), aims to provide unified access to existing and possibly new dictionaries of German loanwords in other languages. Internally, the lexicographical information is represented as a directed acyclic graph of relations between words. The graph abstracts from the idiosyncrasies of the individual component dictionaries. This paper explores two different strategies to make complex graph-based cross-dictionary queries in such a portal more accessible to users. The first strategy effectively hides the underlying graph structure, but allows users to assign scopes (internally defined in terms of the graph structure) to search criteria. A second type of search strategy directly formulates queries in terms of the relational graph structure. In this case, search results are not entries but n-tuples of words (metalemmata, loanwords, etyma); a query consists of specifying properties of these words and relations between them. A working prototype of an easy-to-use human-readable declarative query language is presented and ways to interactively construct queries are discussed.
Kommunikationsverben, an online reference work on German communication verbs and part of the dictionary portal OWID, describes the meaning of communication verbs on two levels: a lexical level, represented in the dictionary entries and by sets of lexical features, and a conceptual level, represented by different types of situations referred to by specific types of verbs. These two levels have each been implemented in special types of access structures. A first explorative access to the conceptual level provides the user with a list of the main classes of communication verbs, the subclasses of each of these, and the lexical fields pertaining to each subclass. Lexical fields are presented together with a characterisation of the situation type to which the verbs of that field are used to refer. Information about the conceptual level is additionally accessible by an advanced search option allowing the user to combine components of the characterisation of situation types to “create” any kind of situation and search for the verbs that correspond to it. Information about the lexical level of the meaning of communication verbs is accessible via the dictionary entries and by another advanced search option allowing the user to search for verbs with particular lexical features or combinations of these.
Das Interview ist nach wie vor das beliebteste sozialwissenschaftliche Verfahren des Datengewinns. Ökonomie der Erhebung, Vergleichbarkeit und die Möglichkeit, Einsicht in Praxisbereiche und historisch-biografische Dimensionen zu erhalten, die der direkten Beobachtung kaum zugänglich sind, machen seine Attraktivität aus. Zugleich mehren sich Kritiken, die seine Leistungsfähigkeit problematisieren, indem sie auf die begrenzte Reichweite der Explikationsfähigkeiten der Befragten, die Reaktivität der Erhebung oder die Differenz zwischen Handeln und dem Bericht über Handeln verweisen. Im Beitrag wird zwischen Ansätzen, die das Interview als Text, und solchen, die es als Interaktion verstehen, unterschieden. Nach dem Text-Verständnis werden Interviews unter inhaltlichen Gesichtspunkten analysiert und als Zugang zu einer vorgängigen sozialen oder psychischen Wirklichkeit angesehen. Das Interaktions-Verständnis versteht Interviews dagegen als situierte Praxis, in welcher im Hier und Jetzt von InterviewerInnen und Befragten gemeinsam soziale Sinnstrukturen hergestellt werden. Anhand ubiquitärer Phänomene der Interviewinteraktion – Fragen, Antworten und die Selbstpositionierung von InterviewerInnen und Befragten – werden Praktiken des interaktiv-performativen Handelns im Interview dargestellt. Ihre Relevanz für die Interviewkonstitution und ihre Erkenntnispotenziale für die Interviewauswertung werden aufgezeigt. Es wird dafür plädiert, die interaktive Konstitutionsweise von Interviews empirisch zu erforschen und methodisch konsequent zu berücksichtigen.
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Based on a collection of so called „candle walks“ of confirmands in the pre-liturgal phase of a church service, a recurrent phenomenon is analyzed: the touching of the church bench during the entry and exit. The analysis is carried out within the multimodal conceptual framework of “space as interactive resource”, “walking as situated practice”, and “sociotopographic implications of space”. Within this framework the touching is conceptualized as a way to recognize and display relevant aspects of the spatial setting. From the confirmands’ perspective it is a reflexive comment on dominant situational relevancies.
The paper presents a study on the use of the complement-taking mental verb glauben (to believe) as a means to hedge utterances. One the basis of three large interview corpora, diatopic and diachronic differences in the particle-like use of first-person-forms (glaub(e)) are explored. By means of the results of the corpus analysis, the status of the ongoing grammaticalization process of glaub(e) as a modal particle is discussed.
Das Benennungsspiel in der frühen Erwachsenen-Kind-Interaktion : eine Longitudinalstudie auf Deutsch
(2013)
The education of prospective professionals of social work is mostly carried out through narrations on clients. Specific features of professional narrative are highlighted in an excerpt of a tutorial from a narratological perspective. Also, the relationship management between narrator and recipient is examined from an interactionist point of view.
Textual structures in printed dictionaries are well known, adequately researched, and rather exhaustively described (cf. articles 3&10). This article investigates whether or not the models of textual structures in printed dictionaries can be applied to electronic dictionaries (EDs); or, more precisely, which parts of the order and terminology of textual structures in printed dictionaries are applicable to electronic ones and of which differences should one be aware. The focus will be on online dictionaries because they represent the most important kind of digital dictionary, and will become even more important in future. Furthermore, the emphasis will be more on potential future forms of online dictionaries than on current ones which are still sometimes produced as copies of their printed counterparts. To approach this question, basic differences between textual structures in electronic versus printed dictionaries will firstly be discussed. Secondly, further terminological and formal preliminary remarks will be made. The main part of the article will then follow to adapt de Schryver’s idea of “Creating order in dreamland” expressed in his article “Lexicographer’s dreams in the electronic dictionary age”. The aim here is to begin ‘create order in terminology land’ for textual structures in electronic dictionaries. A definitive order cannot be given here because electronic lexicography today involves constant change. In order to discuss the order of textual structures in EDs, not only theoretically, but also in concrete terms, their basic properties will be illustrated by means of a notional online dictionary. Following on from this fictitious scenario, a provisional survey of textual structures in EDs will be presented. Thereby, the focus is less on current online dictionaries than on the possibilities which the new medium provides. Finally, an explanation will be given as to how this view of structures in electronic dictionaries is useful for analyzing current EDs and for planning new ones. The overall aim here is not to introduce new kinds of textual structure in EDs and a corresponding terminology in detail, but to point out some constitutive differences between textual structures in printed dictionaries and those in electronic dictionaries.
Dictionary portals
(2013)
Die Abbildung und Modellierung von Varianz wird im Projekt Wechselwirkungen zwischen linguistischen Verfahren, Methoden und Algorithmen auf der sprachlichen Seite u.a. repräsentiert durch die Metalemmaliste, die Lemmata der neuhochdeutschen Standardsprache mit diachronisch und diatopisch markierten Lemmata verknüpft. Die zeitlich und regional markierten Varianten stammen aus Wörterbüchern des Trierer Wörterbuchnetzes. Die Lemmata der nhd. Standardsprache werden in einer korpusgenerierten Basislemmaliste (BLL) zur Verfügung gestellt, in der neben den Lemmata auch Angaben zu deren Wortart(en) und Gebrauchshäufigkeit verzeichnet sind. Die Lemmata der BLL bilden das Gemeinsame Dritte, auf das die Lemmata der Varietäten-Wörterbücher in der Metalemmaliste abgebildet sind, die Lemmata der BLL der nhd. Standardsprache konstituieren die Metalemmata der Metalemmaliste. Die BLL soll in ihrer Funktion als Tertium Comparationis den Sprachgebrauch im heutigen Standarddeutsch widerspiegeln. Dadurch wird sichergestellt, dass die verschiedenen Instanzen der Varietätenlemmata auf Lemmata abgebildet werden, die momentan in der Standardsprache gebräuchlich sind. Über das Metalemma lassen sich die äquivalenten Ausdrücke in den Varietäten finden, ohne dass man von deren regionalen oder historischen Ausprägungen Kenntnisse besitzt. Die Umsetzung der semasiologischen Zugriffsmöglichkeit auf sämtliche Varietätenlemmata über ein Lemma der nhd. Standardsprache erfolgt auf der Grundlage einer XML-basierten Datenbank nach aktuellen Standards der Kodierung von Lexikoneinträgen (TEI P5). Die Metalemmaliste ist dynamisch und netzartig konzipiert, so dass immer neue Teilbereiche, Verzweigungen und Ontologien angedockt werden können (vgl. TV 2). Die Anknüpfung der Varietätenlemmata an die Lemmata der nhd. Standardsprache aus der BLL erfolgt mit Hilfe von Algorithmen, die im TV 3.2. (Informatik Würzburg) implementiert wurden.
This article advocates an understanding of ‘positioning’ as a key to the analysis of identities in interaction within the methodological framework of conversation analysis. Building on research by Bamberg, Georgakopoulou and others, a performative, interaction-based approach to positioning is outlined and compared to membership categorization analysis. An interactional episode involving mock stories to reveal and reproach an inadequate identity-claim of a co-participant is analysed both in terms of practices of membership categorization and positioning. It is concluded that membership categorization is a core element of positioning. Still, positioning goes beyond membership categorization in a) revealing biographical dimensions accomplished by narration and b) by uncovering implicit performative claims of identity, which are not established by categorization or description.
In der vorliegenden Arbeit hatte ich zum Ziel zu zeigen, wie Franz Xaver Kroetz an den zwei zeitlich auseinanderliegenden dramatischen Stücken "Heimarbeit" und "Mensch Meier" unterschiedliche soziale Wirklichkeiten darstellt. Zu diesem Zweck galt es herauszuarbeiten, welche Sprache bzw. sprachlichen Merkmale der Dramatiker bei der Gestaltung dieser dramatischen Lebenswelten verwendet hat, um zu zeigen, dass hier typische Figuren aus den "einfachen" bzw. "aufstiegsorientierten" Arbeitermilieu sprechen.
Korpora gesprochener Sprache werden mindestens seit den 1950er Jahren von Sprachwissenschaftlern und Forschern anderer Disziplinen mit verschiedensten Forschungsinteressen aufgebaut. Die technischen Möglichkeiten für die Erhebung und Bereitstellung solcher Daten haben sich seitdem fortwährend und grundlegend gewandelt. Heute kann es als Normalfall angesehen werden, dass ein Korpus gesprochener Sprache digital erhoben wird. Die wissenschaftliche Community ist außerdem auf dem Wege, sich auf gewisse Mindeststandards zu einigen, die bei der Erhebung bezüglich Dokumentation, Strukturierung und Enkodierung der Daten eingehalten werden sollten, um eine möglichst nachhaltige Nutzung der Korpora zu ermöglichen. Verschiedene Datenzentren schließlich haben sich zum Ziel gesetzt, Korpora gesprochener Sprache zu einer eben solchen Nachnutzung dauerhaft zu archivieren und in digitalen Infrastrukturen bereitzustellen. Eine der wichtigsten Aufgaben solcher Zentren ist es, Korpora aus abgeschlossenen Projekten zu übernehmen und sie so aufzubereiten, dass eine dauerhafte Archivierung und Bereitstellung überhaupt möglich wird. Dieser Leitfaden basiert auf Erfahrungen, die hinsichtlich dieser Aufgabe an zwei Standorten – dem Sonderforschungsbereich 538 ‚Mehrsprachigkeit’ bzw. dem Zentrum für Sprachkorpora (HZSK) an der Universität Hamburg, sowie dem Archiv für gesprochenes Deutsch (AGD) am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim – gesammelt wurden.1 Am SFB 538 (Laufzeit: 1999-2011) hatte das Projekt Z2 „Computergestützte Erfassungs- und Analysemethoden“ die Aufgabe übernommen, Korpora aus den Teilprojekten des SFB nach deren Abschluss für eine Archivierung und Nachnutzung vorzubereiten (siehe dazu Schmidt/Bennöhr 2007). Die Archivierung und Bereitstellung der Daten im Gesamtumfang von 30 Korpora erfolgt nun im zum Abschluss des SFB (2011) gegründeten HZSK (Hedeland/Lehmber /Schmidt/Wörner 2011). Das Archiv für Gesprochenes Deutsch bzw. dessen Vorläufer, das Deutsche Spracharchiv (Stift/Schmidt 2014), fungiert bereits seit den 1960er Jahren als eine zentrale Sammelstelle für Korpora des gesprochenen Deutsch. Im Laufe der Jahre hat es aus IDS-internen und -externen Projekten knapp 50 Korpora übernommen, die verschiedene Stadien der Aufbereitung erfahren haben und der wissenschaftlichen Gemeinschaft nun u.a. über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD2, Schmidt/Dickgießer/Gasch 2013) zur Verfügung gestellt werden. Das derzeitige Angebot dieser beiden Einrichtungen zeigt, dass es prinzipiell möglich ist, von den im einleitenden Zitat beschriebenen Sammlungen zu dauerhaft nachnutzbaren digitalen 1 Die Konzeption dieses Leitfadens war Gegenstand eines Arbeitspakets im Projekt „Etablierung eines Schwerpunkts ‚Mehrsprachigkeit und Gesprochene Sprache‘ am Hamburger Zentrum für Sprachkorpora“, das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft im Rahmen des Förderprogramms „Literaturversorgungs- und Informationssysteme (LIS)“ gefördert wurde. An der Umsetzung haben sich die genannten MitarbeiterInnen des HZSK und des AGD beteiligt.4 Ressourcen zu gelangen. Die Erfahrung zeigt aber auch, dass dies oft ein langwieriger Prozess mit vielen unvorhergesehenen Hindernissen ist, an dessen Ende man sich zumindest gelegentlich die Frage stellen kann, ob Aufwand und Nutzen der Datenaufbereitung in einem angemessenen Verhältnis zueinander stehen. Zweck dieses Leitfadens ist es, Kriterien für die Beurteilung von Aufbereitungsaufwand und Nachnutzbarkeit von Korpora gesprochener Sprache zu definieren, mittels derer bereits bei der Planung eines entsprechenden Projektes eine Abschätzung der Kosten und Nutzen getroffen werden kann. Kosten bezeichnen in diesem Kontext insbesondere den zeitlichen Arbeitsaufwand, der sich nicht immer leicht in monetäre Kosten umrechnen lässt. Die Nachnutzbarkeit definiert sich vor allem darüber, wie offen oder restriktiv der Zugang zum Korpus gestaltet wird und über die Quantität und Qualität der Korpusbestandteile. Der Leitfaden gliedert sich in sechs Abschnitte, die in Form von strukturierten Fragebäumen die wichtigsten Eigenschaften einer aufzubereitenden Ressource abfragen. Den Fragebäumen sind Erläuterungen zum besseren Verständnis der einzelnen Fragen vorangestellt. Die Pfade in den Fragebäumen führen jeweils zu einem "Ampelsymbol", anhand dessen über das weitere Vorgehen bei der Aufbereitung entschieden werden kann.
The paper studies how the German connectives "also" and "dann" are used as displays of understanding in talk-in-interaction. It is shown that the use of also at turn-beginnings in pre-front-field position is a routine practice to explicate implicit meanings of the prior turn of the partner, which is presented for confirmation. Also thus indexes that explicated meanings are taken to be intersubjective, i.e. part of the interlocutors’ common ground. Turn-initial dann(in front-field position), in contrast, is routinely used to (a) index the formulation of a unilateral inference from the partner’s prior turn which is not claimed to have already been communicated by the partner, and is (b) used to preface different kinds of next actions which are framed as being a consequence from the preceding action of the partner. Drawing on data from four genres of talkin- interaction (conversation, psychotherapy, doctor-patient interaction, broadcasted talk shows), the paper discusses how functions of also and dann are related to their positions concerning turn-construction and topological fields, prosodic design, collocations, sequential structures and participation frameworks of the interaction.
Die „Datenbank für Gesprochenes Deutsch“ (DGD2) ist ein Korpusmanagementsystem im Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD) am Institut für Deutsche Sprache. Über die DGD2 werden Teilbestände des Archivs (Audioaufnahmen gesprochener Sprache, sowie zugehörige Metadaten, Transkripte und Zusatzmaterialien) der wissenschaftlichen Öffentlichkeit online zur Verfügung gestellt. Sie enthält derzeit knapp 9000 Datensätze aus 18 Korpora. Die DGD2 ist das Nachfolgesystem der älteren „Datenbank Gesprochenes Deutsch“ (ab hier: DGD1, siehe Fiehler/Wagener 2005). Da die DGD1 aufgrund ihrer technischen Realisierung mittelfristig kaum wartbar und erweiterbar ist, wurde die DGD2 auf eine neue technische Basis gestellt und stellt insofern keine direkte Weiterentwicklung der DGD1 dar, sondern eine Neuentwicklung, die freilich einen Großteil der Datenbestände und Funktionalität mit der DGD1 teilt. Die DGD2 wurde der Öffentlichkeit erstmals in einem Beta-Release im Februar 2012 zugänglich gemacht. In diesem Beitrag stellen wir die Datenbestände, die technische Realisierung sowie die Funktionalität des ersten offiziellen Release der DGD2 vom Dezember 2012 vor. Wir schließen mit einem Ausblick auf geplante Weiterentwicklungen.
Der vorliegende Aufsatz handelt von der Struktur, Funktion und Qualität der objektsprachlichen lexikographischen Beispielangaben in den einsprachigen Wörterbüchern der pädagogischen Lexikographie des Deutschen. Als empirische Basis der Untersuchung fungieren vier Wörterbücher für den DaF-Unterricht: Langenscheidt Großwörterbuch Deutsch als Fremdsprache in seiner aktuellen Auflage von 2010, De Gruyter Wörterbuch Deutsch als Fremdsprache in der einzigen Auflage von 2000, Verben in Feldern von 1986 und VALBU – Valenzwörterbuch deutscher Verben vom Jahr 2004. Anhand einer ermittelten gemeinsamen Basis von 50 Lemmata werden zum einen Überlegungen zu der zu entwerfenden Theorie des lexikographischen Beispiels angestellt und zum anderen metalexikographische Reflexionen der aktuellen Beispielpolitik dieser vier Wörterbücher gegeben.
Die vorliegende Arbeit behandelt zwei Konzessivkonnektoren des Deutschen: "obwohl" und "trotzdem". Einleitend wird kurz auf ihre Etymologie eingegangen. Den Hauptteil der Arbeit bildet die Untersuchung ihrer syntaktischen und semantischen Eigenschaften auf der Basis einer Sammlung von Originalbelegen. Untersucht wird, in welche Wortklassen "obwohl" und "trotzdem" einzuordnen sind. Dabei wird neben ihrem syntaktischen Verhalten auch ihre Semantik, insbesondere die Verteilung thematischer Rollen, berücksichtigt. Es wird die These vertreten, dass "obwohl" in erster Linie ein Subjunktor ist, der aber auch als Adverb gebraucht werden kann, während "trotzdem" in erster Linie ein Adverb ist, das auch als Subjunktor verwendet werden kann.
Der vorliegende Beitrag beschäftigt sich mit einer Dimension der Pragmatik, die in grammatischen Beschreibungen, die man als Versuch der Beschreibung des Standarddeutschen verstehen kann, meist weitgehend ausgeblendet wird: dem Informationsstatus von Diskursreferenten. Dieser beeinflusst die Realisierungsform und die syntaktische Funktion von Nominalphrasen sowie die Wahl von Verben und syntaktischen Konfigurationen. Aus diskurspragmatischen Anforderungen ergibt sich, dass in spontaner Konversation auftretende Sätze stark dazu tendieren, dem Muster einer Preferred Argument Structure (Du Bois 1987; 2003a; 2003b) zu folgen, und sich so entscheidend von introspektiv entstandenen Beispielsätzen in Grammatiken unterscheiden. Diese zeichnen sich häufig durch eine hohe Informationsdichte und entsprechende syntaktische und lexikalische Mittel aus, die in der Alltagssprache als äußerst markiert auffallen würden. Die vorgestellte Studie zeigt, dass es im spontan gesprochenen Deutsch statistisch sichtbare Präferenzen zur Realisierung von neuen und vorerwähnten Referenten in bestimmten syntaktischen Funktionen gibt und welche syntaktischen ‚Strategien‘ Sprecher verwenden, um eine unmarkierte und damit pragmatisch angemessene Verteilung der Information zu erreichen. Die Ergebnisse sind für einen pragmatisch orientierten Standard deshalb wichtig, weil sie darauf verweisen, dass Verben und syntaktische Funktionen neben anderen semantischen und pragmatischen Merkmalen auch mit informationsstrukturellen Assoziationen versehen sind, die in eine vollständige Beschreibung dieser sprachlichen Mittel einbezogen werden sollten. Auch für didaktische Zwecke sind diese Aspekte relevant, da nicht jede grammatisch korrekte Formulierung auch diskurspragmatisch angemessen ist.
This special issue of the Journal of Pragmatics has its origins in the International Conference on Conversation Analysis 10 (ICCA10), which took place in Mannheim (Germany) in July 2010. More than 650 scholars attended the conference, whose theme was ‘‘multimodal interaction’’. This volume includes papers based on the four plenary talks given at ICCA10 and four additional contributions related to the conference theme.
Der vorliegende Aufsatz untersucht, wie Negationen in Gesprächen verwendet werden können, um Interpretationen des Sprecherhandelns durch den Partner zu beeinflussen und zu steuern. Zunächst werden die dafür benötigten theoretischen und methodischen Werkzeuge vorgestellt: die interaktionsanalytischen Konzepte des Adressatenzuschnitts und des common ground (CG), Grundzüge der Syntax und Semantik der Negation sowie ihre Funktionsweise als Verfahren zur Abwahl von Annahmen erster, zweiter und dritter Ordnung. Im empirischen Teil wird im Einzelnen gezeigt, wie Negationen genutzt werden, um im Gesprächsverlauf prospektiv und retrospektiv die Deutung von Sprecherhandlungen durch den Adressaten zu beschränken. Die interaktionalen Motivationen und die rhetorischen Potenziale des Einsatzes von Negationen zur Interpretationsrestriktion werden aufgezeigt. Die Analyse demonstriert die Notwendigkeit einer differenzierenden Sicht auf das Konzept des Adressatenzuschnitts.
"Standard language" is a contested concept, ideologically, empirically and theoretically. This is particularly true for a language such as German, where the standardization of the spoken language was based on the written standard and was established with respect to a communicative situation, i.e. public speech on stage (Bühnenaussprache), which most speakers never come across. As a consequence, the norms of the oral standard exhibit many features which are infrequent in the everyday speech even of educated speakers. This paper discusses ways to arrive at a more realistic conception of (spoken) standard German, which will be termed "standard usage". It must be founded on empirical observations of speakers linguistic choices in everyday situations. Arguments in favor of a corpus-based notion of standard have to consider sociolinguistic, political, and didactic concerns. We report on the design of a large study of linguistic variation conducted at the Institute for the German Language (project "Variation in Spoken German", Variation des gesprochenen Deutsch) with the aim of arriving at a representative picture of "standard usage" in contemporary German. It systematically takes into account both diatopic variation covering the multi-national space in which German an official language, and diastratic variation in terms of varying degrees of formality. Results of the study of phonetic and morphosyntactic variation are discussed. At least for German, a corpus-based notion of "standard usage" inevitably includes some degree of pluralism concerning areal variation, and it needs to do justice to register-based variation as well.
Politische Bewegungen bringen seit jeher Lieder hervor, die gesellschaftliche, staatliche und ökonomische Missstände in Wort und Klang verarbeiteten und damit Spiegel der Geschichte, der Kultur, der Sprache brisanter Zeiten sind – so auch das politische Lied der 68er. Diese Arbeit untersucht, inwieweit das politische Lied der 68er politische Sprache abbildet und welche Textsortenmerkmale es damit aufweist. An fünf repräsentativen Liedtexten ermittelt sie Textmerkmalsbündel auf Ausdrucks- wie Inhaltsseite und analysiert empirisch die Ebenen Textkontext, Textthema, Textfunktion, Lexik und Grammatik. Daraus ergeben sich zwei Ausprägungen der Textsortenvariante: zum einen die poetischen, narrativen Lieder zu Beginn der 68er, zum anderen die aggressiveren, appellativen Lieder der radikalen Phase. Die Lieder gewinnen ihren Reiz besonders dadurch, dass sie funktional politische Intentionen vermitteln, gleichzeitig aber sprachästhetische Momente offenbaren. Im Spannungsfeld zwischen Botschaft und Gestalt signalisieren die Liedermacher politische Inhalte ästhetisch; dies belegen spezifische poetische Strategien wie Biermanns Bilderstrategie, Süverkrüps Wortbildungsstrategie, Degenhardts Sinnesreiz- und Verschleierungsstrategie sowie Hüschs Beschönigungsstrategie.
In diesem Beitrag soll versucht werden, den Begriff „gesprochenes Standarddeutsch“ (vgl. a. Schneider 2011) aus Sicht der interaktionalen Linguistik (IL, Selting/Couper- Kuhlen 2000) zu beleuchten. Dies mag überraschen, denn „Standardsprache“ ist ein Begriff, der in der IL keine Rolle spielt. So sehr „Standardsprache“ in der Soziolinguistik ein umstrittenes Thema ist (vgl. Bex 1999, Milroy/Milroy 2005, Ammon 2005, Hundt 2010), so wenig ist er es in der IL. Daher gibt es auch keinen etablierten Zugang, keine etablierte Definition o. ä. aus IL-Sicht. Die Frage wird daher zunächst sein, ob und warum es auch für die IL nützlich sein kann, sich mit der Frage zu befassen, und vielleicht sogar notwendig ist, zu einem Begriff von „gesprochener Standardsprache“ zu gelangen. Allerdings müssen wir vorausschicken, dass dieser Beitrag keineswegs eine ausgearbeitete Lösung anbieten wird. Wir werden einige konzeptbezogene und methodische Überlegungen entwickeln, wie man den Begriff „Standard“ aus IL-Sicht als „Gebrauchsstandard“ fassen und einem so verstandenen Standard auf die Spur kommen kann.
In einer beliebigen wissenschaftlichen Disziplin, in einem beliebigen Tätigkeitsbereich gibt es immer Probleme, die über den Rahmen des Gegenstands dieser Disziplin hinausgehen, die man nicht ohne philosophische Einmischung, wenn man so sagen darf, lösen kann. Nicht zufällig entsteht eine vganze Klasse von Problemen, zum Beispiel philosophische Probleme der Physik oder philosophische Probleme der Mathematik, die Probleme dieser Wissenschaften sind, aber allgemeine philosophische Fragen berühren oder nicht ohne Philosophie gelöst werden können. Entsprechend gibt es auch auf dem Gebiet der Kommunikationstätigkeit eine ganze Schicht von Problemen, die man nicht ohne einen allgemeinen philosophischen Ansatz lösen kann, ohne sich einer ganzen Reihe von Begriffen und Kategorien mit philosophischem Charakter zuzuwenden. Deshalb habe ich für meine Analyse eine Reihe von Problemen gewählt, die mit der gewaltigen Entwicklung des Kommunikationssystems zusammenhängen, die die Voraussetzungen für einen ganz anderen Typ der Existenz der Kultur schaffen, indem sie diese in den Raum der globalen Kommunikation überführen. Das ändert unser Leben und die Vorstellungen über die menschliche Kommunikation grundlegend, und folglich auch die Verfahren des philosophischen Nachdenkens über sie, denn die Philosophie ist immer eine Reflexion des Seins.
The choice of an accentual or pronouncing variant of a borrowed proper name poses a serious problem for journalists, who have to decide upon the choice of a variant while on air. This problem is just as serious for codifiers, the compilers of pronouncing dictionaries used by radio and TV journalists.
Thoughts on what kind of dictionaries and why they are necessary for journalists lead to the conclusion: first of all, dictionaries of pronunciation are interesting for them. Radio and television journalists need pronouncing dictionaries. In this regard, there are such modern dictionaries as “The Dictionary of Russian Pronunciation Difficulties” (Kalenchuk/Kasatkina 2006), “The Dictionary of Emphasis for Radio and TV announcers” (Vvedenskaja 2004) and “The Dictionary of Perfect Russian Emphasis” (Shtudiner 2007). Dictionary reference books that help to avoid some spelling mistakes are necessary in the newspaper practice. This type of publication includes “The Abridged Dictionary of Russian Language Difficulties for the Workers of the Press” (1968) that contains about 400 words, and reference books such as: “Word Usage Difficulties in TV and Broadcasting” (Gajmakova/Menkevich 1998) and “Russian Language Difficulties” by Rakhmanova (ed.) (1994).
The term ‘marketing communications’ is used to denote communications by means of various persuasive messages about products, organizations, candidates and ideas that marketers send to audiences to build up knowledge of the mentioned objects, to evoke positive attitudes towards them, to stimulate the audience to act in a certain way (buy, use, vote, approve) and remain loyal to them. Possibly the most dominant type of marketing communications in our culture is advertising, but there are many other effective forms of marketing persuasion (public relations, sponsorship, point-of-sale communications, sales promotion, event marketing, product placement, etc.). Advertising uses mass media channels (traditional and new media) to contact and interact with the audiences, and thus the language of advertising has become a special form of mass media language.
An explanatory model of spoken interview structure is proposed. The structure of an interview consists of quanta that are groups of turns. This structure is determined by the interviewer's intentional structure, whereas the latter depends on the interviewer's knowledge structure. A classification of communicative intentions is proposed, distinguishing between local intentions that are derived from the global intention, and underived, spontaneous local intentions.
Der Mediendiskurs am Beispiel der politischen Talkshow "Hart aber fair" im deutschen Fernsehen
(2013)
Television news discourse
(2013)
In this paper, the author develops the narrative approach to TV news discourse as follows: with the categories of the narrator, the “voices” of the narrator, points of view, the composition of narrative, and the recipient's image. A brief review of the basic peculiarities of the Russian discourse is given as an illustration.
Tendenzen der Verwendung von Fremdwörtern in der Pressesprache im deutsch-litauischen Vergleich
(2013)
Globalisierung, offene Grenzen, intensive Integrationsprozesse eröffnen neue Kommunikationsmöglichkeiten, aktualisieren Kultur- und Sprachkontakte. Die intensiven Beziehungen auf allen Gebieten führen zu wechselseitiger Beeinflussung in der Kommunikation und im Sprachsystem. Sowohl Litauisch als auch Deutsch werden in der heutigen mehrsprachigen und multikulturellen Welt von vielen anderen Sprachen beeinflusst und durch die Tendenzen der Internationalisierung charakterisiert. In der litauischen Standardsprache ist besonders aktiver Gebrauch von Fremdwörtern festzustellen, die in der heutigen Entwicklungsphase vor allem aus dem Englischen übernommen werden. Die Pressesprache reagiert am schnellsten auf diesen Prozess, der auch in anderen Sprachdiskursen vor sich geht, und zeigt am deutlichsten seine Tendenzen. Im vorliegenden Beitrag werden einige Verwendungstendenzen von Fremdwörtern in der litauischen Pressesprache betrachtet und unter interkulturellem Aspekt mit der Verwendung von Fremdwörtern in der deutschen Pressesprache verglichen. Die litauischen Belege wurden meistens aus Zeitungen und Zeitschriften entnommen, einige Beispiele stammen aus anderen Quellen, aus Anzeigen, Faltblättern, Werbetexten, sie sind mit „rš“ markiert. Als Quelle für Beispielsätze aus der deutschen Presse wurden teilweise die Korpora der geschriebenen Sprache des Instituts für Deutsche Sprache, Mannheim (www.ids-mannheim.de) und der Wortschatz-Datenbank „Wortschatzlexikon“ der Universität Leipzig (http://wortschatz.uni-leipzig.de) benutzt. Beispielsätze werden manchmal verkürzt angeführt. Folgende Wörterbücher wurden verwendet: Duden – Deutsches Universalwörterbuch (1996); Duden – Das Fremdwörterbuch (1966, 1974, 1982, 1990); Duden – Das große Fremdwörterbuch (2000).
Quality journalism offers its educated readers unsimplified linguistic usage which comprises standard collocations, phrases and utterances on the one hand, and occasional word-combinations, deformed idioms and quotations on the other. The former belong to the language system and reside in a variety of unilingual dictionaries, whereas the latter are confined to speech and have little chance of being registered by lexicographers.
In the present article I have decided to focus on the analysis of one of the most "traditional", but still fast-developing and ever-changing type of advertising – on the analysis of advertising in the press. The more my colleagues, students, and I try to analyse, scrutinise and describe particular aspects of advertising, the more obvious it is that to make this analysis authentic and reliable from the theoretical point of view and important from the practical point of view, it is necessary to suggest a universal approach to the study.
Die Textsorte „Pressenachricht“, deren linguistische Untersuchung auf die Studien von Teun A. van Dijk zurückgeht (1985, 1988), werden immer häufiger zum speziellen Forschungsgegenstand in den russischen Geisteswissenschaften. 1. In der Linguistik wird die Hauptaufmerksamkeit den stilistischen Aspekten der Nachrichtentexte zuteil, einschließlich ihrer textstilistischen Besonderheiten. 2 Es scheint heutzutage notwendig, das theoretische Herangehen an die Nachrichten zu aktualisieren, sowohl unter dem Gesichtspunkt der Textlinguistik, als auch aus der Sicht der Diskurstheorie. Im vorliegenden Beitrag wird versucht, die theoretischen Grundlagen für die Beschreibung von Nachrichtentexten zu entwerfen unter dem Blickwinkel des diskursiven Herangehens und des Begriffes der Text-Makrostruktur, der auch von van Dijk in den wissenschaftlichen Umlauf gebracht wurde.
Die Erforschung der historischen Entwicklung der politischen Metapher ist einer der sich sehr intensiv entwickelnden Stränge der Kognitiven Linguistik, die die Metapher als die wichtigste mentale Operation, als die Weise des Welterkennens, der Weltstrukturierung, -bewertung und -erklärung ansieht. Der Mensch äußert mittels Metaphern nicht nur seine Gedanken, sondern es geht viel mehr darum, dass er die Metaphern denkt und die Welt durch die Metaphern erschafft, in der er lebt. Zu Metaphern greifend ist der Mensch bestrebt, im Kommunikationsprozess das im Bewusstsein des Adressaten existierende sprachliche Weltbild zu modulieren. Der Diskursansatz in der Untersuchung der politischen Kommunikation bedeutet die Analyse jedes konkreten Textes mit Berücksichtigung der politischen Situation, in der der Text entsteht, und der Wechselbeziehung mit anderen Texten. Die Metapher wird erforscht unter Berücksichtigung der Zielsetzungen, der politischen Ansichten und personellen Eigenschaften des Autors, der spezifischen Wahrnehmung des Textes durch verschiedene Menschen, sowie der Rolle, die dieser Text im System der politischen Texte und darüber hinaus im politischen Leben des Landes spielen kann.
Journalistische Sprache wird auf verschiedene Arten beschrieben – stilistisch, textlinguistisch, diskursanalytisch – und es liegen viele gute Resultate vor, die uns Merkmale journalistischer Sprache in allen Medien aufzeigen und aus denen auch Regeln für didaktische Zwecke ableitbar sind. Auch die sprachpraktische Seite, die sprachliche Aus- und Fortbildung von Journalisten, hat in den vergangenen Jahrzehnten Fortschritte gemacht, was sich nicht zuletzt in einer Reihe von Lehrbüchern dokumentiert. Dennoch wird in der sprachpraktischen Literatur die komplexe journalistische Rolle in der öffentlichen Kommunikation meist nicht ausdrücklich einbezogen; die Schwerpunkte, die gesetzt werden, richten sich oft nach allgemeinen Gesichtspunkten der Verständlichkeit und des Sprachschmucks aus Leserperspektive. Was fehlt, ist ein Modell der journalistischen Textproduktion, das die Tatsache berücksichtigt, dass der Journalist eine Vermittlerrolle in einer differenzierten Gesellschaft ausübt und diese Vermittlerrolle je nach seinem Rollenverständnis unterschiedlich gestalten kann.
Jedes Textstück aus einer Zeitung, jeder Ausschnitt aus einem Nachrichtenfilm oder einer Talkshow kann belegen, dass Sprachgebrauch nicht mehr mit dem Handwerkszeug traditioneller Sprachwissenschaft allein beschrieben und erklärt werden kann. Die vielfältigen Phänomene sprachlicher Medialität und ihre intermedialen Einbindungen erfordern eine Abkehr von reduktionistischen Sprachtheorien ebenso wie die Entwicklung einer Medienlinguistik, die mediale Texte als komplexe Bedeutungskonstrukte auf dem Hintergrund technischer Dispositive und kultureller Praktiken zu verstehen vermag.
Discourse analysis in general, and media discourse analysis in particular, are currently attracting increased attention from linguists. This interest can be seen in the tendency to apply the term ‘discourse’ to various sciences and academic disciplines. It is possible to trace its dispersion both horizontally, i.e. in different sciences, and vertically, i.e. on various linguistic levels. Furthermore, the majority of interpretations of the term ‘discourse’ appearing in the works of modern scholars have arisen as a result of the interdisciplinary nature of language study within the cognitive paradigm in linguistics.
Under the conditions of an emerging information society, the study of mass media language has become particularly important. Until recently, the research of language functioning in mass media has been conducted by representatives of practically all branches of linguistics: sociolinguistics, psycholinguistics, cognitive linguistics, etc. Nowadays the situation is such that there are all necessary preconditions for uniting all these different approaches under one academic discipline – media linguistics.
Based on German speaking data from various activity types, the range of multimodal resources used to construct turn-beginnings is reviewed. It is claimed that participants in talk-in-interaction need to deal with four tasks in order to construct a turn which precisely fits the interactional moment of its production:
1. Achieve joint orientation: The accomplishment of the socio-spatial prerequisites necessary for producing a turn which is to become part of the participants’ common ground.
2. Display uptake: Next speaker needs to display his/her understanding of the interaction so far as the backdrop on which the production of the upcoming turn is based.
3. Deal with projections from prior talk: The speaker has to deal with projections which have been established by (the) previous turn(s) with respect to the upcoming turn.
4. Project properties of turn-in-progress: The speaker needs to orient the recipient to properties of the turn s/he is about to produce.
Turn-design thus can be seen to be informed by tasks related to the multimodal, embodied, and interactive contingencies of online-construction of turns. The four tasks are ordered in terms of prior tasks providing the prerequisite for accomplishing a later task.