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Interview mit Ulrich Engel
(2017)
The present paper explores the change in distribution and potential function as well as the interplay of two phenomena that occur at the internal boundaries of nominal compounds, namely linking elements and hyphenation. About 40% of present-day German compounds contain a linking element, most prominently -s- (e.g. Geburt-s-ort ‘birth place’). Numerous theories have been brought forward to explain its function, two of which are examined here: It will be shown that the linking-s tends to mark morphologically complex constituents while the assumption that it prefers marked phonological words cannot be corroborated.
Linked compounds in present-day German use hyphenation, a strategy that is mostly employed with graphematically or phonologically marked constituents, at a much smaller rate than unlinked compounds. In Early New High German (ENHG, 1350-1650), when the linked type arose by reanalyzing prenominal genitive attributes as first constituents of compounds, the reverse held true: Linked compounds underwent a gradual graphematic integration from separate writing into directly connected words which was partly reversed by a century of hyphenation (1650-1750). While hyphenation also occurred with unlinked compounds, the linked compounds show a striking preference with hyphenation rates reaching a peak at around 90%. It will be argued that ENHG hyphenation had the same function it has today, namely structuring constituents that are perceived as marked: The change in spelling between ENHG and today reflects the integration of a formerly syntactic and thereby marked pattern into word-formation.
Der vorliegende Artikel untersucht die Frage, wie sich die Angebote im Bereich von Social Media heute darstellen und wie sie sich in den nächsten Jahren voraussichtlich entwickeln werden. Der Fokus liegt dabei auf der Entwicklung der technischen Infrastruktur und deren Einfluss auf die verschiedenen Aspekte wissenschaftlicher Kommunikation. Einen Schwerpunkt bilden dabei einerseits die Auswirkungen der Automatisierung, im Bereich der Wissenschaftskommunikation die Entwicklung von spezifischen Scores und Altmetriken, andererseits die Etablierung neuartiger Vermittlungskanäle für wissenschaftliche Themen.
Deutschland sieht sich in den nächsten Jahren vor enormen Herausforderungen gegen-übergestellt. Mit der Fluchtmigration von knapp 1,5 Mio. Menschen alleine zwischen 2014 und 2017 stehen nahezu in jedem gesellschaftlichen Bereich und hier insbesonde-re in den Sektoren Bildung und Arbeit große Integrationsaufgaben an. Steven Vertovec, der Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften bezeichnet die Fluchtmigration von 2015 auch deshalb als die „zweite Wende“ (Vertovec 2015) für Deutschland, die das Land nachhaltig verändern wird. Nach seiner Einschätzung werden die gesellschaftlichen Transformationen dermaßen tiefgrei-fend sein, dass die Formulierung „seit der Flüchtlingskrise“ eine ebenso geläufige Rede-wendung sein wird wie die Formulierung „seit der Wende“.
Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen wie „GASTRO“ im Rhein-Neckar-Raum sind in diesem Kontext sehr wichtige Anstrengungen im Hinblick auf die strukturelle Integrati-on der Fluchtmigranten. Im gesamtgesellschaftlichen Kontext sind sie unverzichtbare Bestandteile der neuen Willkommenskultur, die seit den 2010ern versucht wird, in Deutschland zu etablieren. Als Einwanderungsland kann Deutschland mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nach-wuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die Chance sich in der hiesigen Ar-beitswelt zu orientieren und möglicherweise Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bis-lang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren.
Mit dem Fokus auf Medienpraktiken bündelt dieses Heft aktuelle Positionen zur empirischen Erforschung von Medien. Die Beiträge gehen davon aus, dass Medien erst durch ihren Gebrauch zu Medien werden. Medienpraktiken zu erforschen, bedeutet jedoch nicht nur herauszufinden, was Menschen mit Medien tun, sondern auch was Medien mit Menschen machen. Diese für die Medienpraktikenforschung zentrale Einsicht lösen die interdisziplinären Beiträge des Bandes ein, indem sie aus den jeweiligen Positionen und Konstellationen verdeutlichen, wie Medien und Praktiken sich gegenseitig bedingen. Medienpraktikenforschung erfordert erstens, medienpraktische Phänomene in einem hohen Detailgrad zu fassen, um die Relation der beteiligten menschlichen und medialen Akteure zueinander in situ und in actu nachzuvollziehen. Erst durch die analytische Durchdringung dieser situativen Vollzugsmomente lässt sich zweitens der Status von Medien klären: was durch Praktiken zu einem Medium wird und wie die Praktiken unter Berücksichtigung der an ihnen konstitutiv beteiligten Medien beschaffen sind. Dadurch lassen sich ebenso übersituative Bezüge zur Praxis herstellen, durch die die Praktiken zur situativen Entfaltung kommen. Drittens muss dabei berücksichtigt werden, inwiefern die eigenen Medienpraktiken der Erforschung in ihren jeweiligen situativen Stadien die (Analyse der) Medienpraktik zurichten. Die Beiträge dieses Bandes lösen diese Forderungen in unterschiedlicher Gewichtung ein. Sie befassen sich aus medienethnologischer, kultursoziologischer, literaturwissenschaftlicher, historischer, soziologischer und medienwissenschaftlicher Perspektive damit, was jeweils als situierte Medienpraktik verstanden werden kann. Gemeinsam ist damit allen Beiträgen, dass sie erst aus ihren jeweiligen Untersuchungen und Perspektiven heraus bestimmen, was genau als Medienpraktik und Medien, die in ihnen zum Tragen kommen, gefasst werden kann.
"What makes this so complicated?" On the value of disorienting dilemmas in language instruction
(2017)
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen (im Speziellen auf die Sprachkritik im Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen). In dem Handbuch werden zentrale Konzepte der Sprachkritik deskriptiv behandelt. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen. Das multilinguale Handbuch erscheint periodisch in Bänden. Das Handbuch umfasst einzelsprachliche Artikel und sprachübergreifende Vergleichsartikel. Alle Artikel sind in deutscher Sprache zu lesen. Die einzelsprachlichen Artikel, die die Sprachkritik im Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen beleuchten, sind in der deutschen Sprache und in der Sprache, auf die sich der Artikel bezieht, zu lesen (also in deutscher/englischer, deutscher/französischer, deutscher/italienischer oder deutscher/kroatischer Sprache).
Sprachnormen und Sprachnormierungsprozesse hängen unmittelbar mit Sprachreflexion und Sprachkritik zusammen. Entweder werden Sprachnormen und Sprachnormierungsprozesse linguistisch be- schrieben oder linguistisch / laienlinguistisch bewertet. In der linguistisch begründeten Sprachkritik der 1980er Jahre wird unter dem Paradigma der Sprachnormenkritik der Prozess der Sprachnormierung beobachtet und beschrieben. Sprachnormen und Sprachnormierungsprozesse werden in sprachhistorischer Perspektive aber bereits viel früher in intellektuel- len Kreisen reflektiert und kritisiert. Auch in gegenwärtiger Perspektive sind im laienlinguistischen Bereich Bestrebungen zu verzeichnen, mittels Sprachkritik Einfluss auf Sprachnormen und Sprachnormierungsprozesse zu nehmen. Seit den 2000er Jahren setzen sich wiederum Linguistinnen und Linguisten zum Ziel, Sprachnormen und Sprachnormierung zunächst zu beschreiben und dann nach linguistischen Kriterien zu bewerten. In dem Artikel wird ein Sprachnormenkritikbegriff vertreten, der auf einem Kontinuum von eher Ausdrucksmöglichkeiten abwägenden bis hin zu eindeutig positionsbezogenen Sprachbetrachtungen zu verorten ist, und sowohl die linguistische als auch die laienlinguistische Perspektive mit einbezieht. Unter Sprachnormenkritik wird hier also eine Reflexion der Sprachnormen und Sprachnormierungsprozesse verstanden, in der die Kriterien explizit (eher beschreibend oder eher bewertend) formuliert oder implizit praktiziert werden.
Der Artikel beschäftigt sich mit einem ganz spezifischen Blick auf Sprachnormen: Ausgehend von der Sprachnormenkritik der Germanistik fokussiert der Artikel die sozio-politischen Implikationen sprachlicher Normfragen. Der Terminus Sprachnormenkritik hat weder im Englischen noch im Französischen oder Italienischen und auch nicht im Kroatischen eine ausdrucksseitige Entsprechung. Das Konzept der ›Sprachnormenkritik‹ bzw. bestimmte Teilkomponenten sind dessen ungeachtet im Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen seit Jahrhunderten in der Diskussion. Aus vergleichend europäischer Perspektive ist besonders interessant, dass nicht in jedem nationalsprachlichen Diskurs über Sprachnormen der unmittelbare Zusammenhang von sprachlichen Normen einerseits und sozio-ökonomischer Macht bzw. politischer Handlungsfähigkeit andererseits als korrelierende Phänomene diskutiert wird – und genau dies ist der Kern der ursprünglichen Sprachnormenkritik im Deutschen. Besonders eindrücklich lässt sich der politische Charakter der Sprachnormenkritik im Kroatischen demonstrieren. In den 1960er Jahren ist die Sprachnormenkritik im Kroatischen nicht nur eine Kritik, die degressiv erscheinende Zustände aufzudecken versucht, sondern vor allem eine progressive Kritik, die als Vorreiter der politischen Bewegung für die Unabhängigkeit Kroatiens angesehen werden kann.
Einleitung
(2017)
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online (HESO) liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen. Das Handbuch ist eine periodische und mehrsprachige Online-Publikation. Zu ausgewählten Konzepten der Sprachkritik werden sukzessiv enzyklopädische Artikel veröffentlicht, die ein sprachkritisches Schlüsselkonzept betreffen und die für die europäische Perspektive von kultureller Bedeutung sind. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen.
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen (im Speziellen auf die Sprachkritik im Deutschen, Englischen, Französischen, Italienischen und Kroatischen). In dem Handbuch werden zentrale Konzepte der Sprachkritik deskriptiv behandelt. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen. Das multilinguale Handbuch erscheint periodisch in Bänden.
Harold Garfinkel, Begründer der Ethnomethodologie, wäre dieses Jahr 100 Jahre alt geworden, seine Studies in Ethnomethodology werden 50 Jahre. Grund genug diesen doppelten Geburtstag mit einer Tagung zur "deutschsprachigen Vorge-schichte, Wirkung und Rezeption des Werkes und der Person zu würdigen" (so der Ankündigungstext zur Tagung), die nicht ganz zufällig in Konstanz stattfand, lange Zeit und nach wie vor eine Hochburg rekonstruktiver Sozialforschung (auch) ethnomethodologischer Prägung. Die Tagung Harold Garfinkel's 'Studies in Ethnomethodolgy' – Fifty Years After vom 26.-28.10.2017 an der Universität Konstanz, ausgerichtet vom Lehrstuhl für Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie und organisiert von Jörg Bergmann, Christian Meyer und Erhard Schüttpelz, tat dies in einer gebührlichen und beson-deren Weise: Die acht Kapitel der Studies in Ethnomethodology (im Folgenden kurz Studies), ein Konvolut aus Essays und Artikeln, die 1967 erschienen sind, dienten als Grundlage zur Strukturierung der Tagung und als Ausgangspunkt der einzelnen Vorträge.
Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
This article explores how close one can come to a cultural-scientific perspective on the basis of a constitution-analytical methodology. We do this on the basis of a comparison of the celebration of Totensonntag in Zotzenbach (Southern Hesse) and Sarepta (Wolgograd). In both places, there are protestant churches that perform this ritual to commemorate the dead on this “Sunday of the Dead” as a part of their church service. Our scientific interest lies in the reconstruction of the rituality produced during the in situ execution. In both services, the names of the deceased are read out and a candle is lit for each deceased person. In Zotzenbach the priest reads out the names and an assistant ignites the candles for the deceased, whereas in Sarepta the bereaved are responsible for this. Since the ritual is organised in very different ways in terms of architecture-for-interaction (statically in Zotzenbach, spatially dynamic in Sarepta), we can reconstruct two completely different models of rituality: a demonstrative one (Zotzenbach) and a participative one (Sarepta). The demonstrative model works on the basis of a finely tuned coordination between the two church representatives and is aimed at a dignified execution. The model in Sarepta is not suitable for the production of formality due to its participatory structure. Here, however, the focus is also on the aspect of socialization, which goes beyond the church service and offers the Russian-German worshipers the opportunity to situationally constitute as a culturally homogeneous group.
This paper deals with the creation of the first morphological treebank for German by merging two pre-existing linguistic databases. The first of these is the linguistic database CELEX which is a standard resource for German morphology. We build on its refurbished and modernized version. The second resource is GermaNet, a lexical-semantic network which also provides partial markup for compounds. We describe the state of the art and the essential characteristics of both databases and our latest revisions. As the merging involves two data sources with distinct annotation schemes, the derivation of the morphological trees for the unified resource is not trivial. We discuss how we overcome problems with the data and format, in particular how we deal with overlaps and complementary scopes. The resulting database comprises about 100,000 trees whose format can be chosen according to the requirements of the application at hand. In our discussion, we show some future directions for morphological treebanks. The Perl script for the generation of the data from the sources will be made publicly available on our website.
In the NLP literature, adapting a parser to new text with properties different from the training data is commonly referred to as domain adaptation. In practice, however, the differences between texts from different sources often reflect a mixture of domain and genre properties, and it is by no means clear what impact each of those has on statistical parsing. In this paper, we investigate how differences between articles in a newspaper corpus relate to the concepts of genre and domain and how they influence parsing performance of a transition-based dependency parser. We do this by applying various similarity measures for data point selection and testing their adequacy for creating genre-aware parsing models.
Rückblick 2017
(2017)
The modernization of society and changing norms are reflected in linguistic developments. This leads to an enlargement of vocabulary as well as to the emergence of new ways of linguistic acting. In grammar, in addition to longer-term developments, the current changes in the media situation play an important role.
Rekontextualisierung von Hate Speech als Aneignungs- und Positionierungsverfahren in Sozialen Medien
(2017)
Hate Speech wird im vorliegenden Aufsatz nicht als Medium der Herabwürdigung betrachtet, sondern als Positionierungsverfahren. Es handelt sich bei Hate Speech Liebert (2015, 176) zufolge um eine „unorganisierte [...] Praktik" innerhalb der Online-Kommunikation. Das würde erstens bedeuten, dass keine strategische Dekonstruktion einer spezifischen Identität damit verbunden ist, wie das etwa beim Cybermobbing der Fall wäre. Es gibt also keine Verabredungen und gruppenkonstitutiven Prozesse außerhalb der medial vermittelten Kommunikation. Es scheint jedoch auch die diskursdynamischen Prozesse auszublenden, die sich ad hoc „organisieren", wo Hassrede praktiziert wird. Zweitens ruft der Terminus der „Unorganisiertheit" die Assoziation einer strukturellen Unterspezifikation auf und damit das Bedürfnis nach einer präzisierenden Definition für diese Praktik. Drittens ware davon auszugehen, dass Hass-Kommentare verstreut an Diskursorten und zu willkürlichen Diskurszeiten auftreten, die deshalb nicht vorhersagbar sind.
Das Projekt GramKidSII (Grammatische Kenntnisse in der Sekundarstufe II) hat zum Ziel, die deutschdidaktische Behauptung, Grammatikunterricht bis in die Sekundarstufe II führe zu besseren und langfristig anhaltenden Grammatikkenntnissen, empirisch in Form einer longitudinalen Interventionsstudie mit Kontrollgruppendesign zu überprüfen. Im vorliegenden Beitrag stellen wir eine Pilotierungsstudie vor, die die Anwendungsmöglichkeiten einer Selbstlerneinheit für die geplante Interventionsstudie testet. Anhand der Ergebnisse zeigen wir, dass die von uns entworfene Selbstlerneinheit insbesondere dann schwer zur Vermittlung der deutschen Grammatik einsetzbar ist, wenn die von Grammatiken empfohlenen Regeln mit dem Sprachgefühl der Probanden konfligieren.
This paper discusses changes of lexicographic traditions with respect to approaches to meaning descriptions towards more cognitive perspectives. I will uncover how cognitive aspects can be incorporated into meaning descriptions based on corpus-driven analysis. The new German Online dictionary “Paronyme − Dynamisch im Kontrast” (Storjohann 2014; 2016) is concerned with easily confused words such as effektiv/effizient, sensibel/sensitiv. It is currently in the process of being developed and it aims at adopting a more conceptual and encyclopaedic approach to meaning by incorporating cognitive features. As a corpus-guided reference work it strives to adequately reflect ideas such as conceptual structure, categorisation and knowledge. Contrastive entries emphasise aspects of usage, comparing conceptual categories and indicate the (metonymic) mapping of knowledge. Adaptable access to lexicographic details and variable search options offer different foci and perspectives on linguistic information, and authentic examples reflect prototypical structures. Some of the cognitive features are demonstrated with the help of examples. Firstly, I will outline how patterns of usage imply conceptual categories as central ideas instead of sufficiently logical criteria of semantic distinction. In this way, linguistic findings correlate better with how users conceptualise language. Secondly, it is pointed out how collocates are treated as family members and fillers in contexts. Thirdly, I will demonstrate how contextual structure and functions are included summarising referential information. Details are drawn from corpus data, they are usage-based linguistic patterns illustrating conversational interaction and semantic negotiations in contemporary public discourse. Finally, I will outline consultation routines which activate different facets of structural knowledge, e.g. through changes of the ordering of information or through the visualisation of semantic networks.
Este artículo expone a partir de una serie de ejemplos diferentes situaciones de uso del diccionario bilingüe que evidencian la importancia de llevar a cabo una adecuada adquisición y desarrollo de las competencias lexicográficas en el contexto de enseñanza-aprendizaje de lenguas extranjeras y, en este caso en concreto, del alemán como lengua extranjera. Con este propósito se parte de tres competencias básicas: la selección de la obra lexicográfica adecuada según la situación comunicativa, la desambiguación pertinente en el contexto de la recepción en L2 y traducción de L2 a L1 y la selección y uso del equivalente en el contexto de la producción y traducción en la L2. El objetivo de esta aportación es poner de manifiesto la necesidad de identificar adecuadamente por parte del usuario de un recurso lexicográfico bilingüe la información lexicológica pertinente a la forma, contenido y uso de los lemas consultados tanto en la situación de recepción y producción en L2 como en el contexto de la traducción de y a L2.
In the lexicon of pidgin and creole languages we can see an important part of these languages’ history of origin and of language contact. The current paper deals with the lexical sources of Tok Pisin and, more specifically, with words of German origin found in this language. During the period of German colonial domination of New Guinea and a number of insular territories in the Pacific (ca. 1885–1915), German words entered the emerging Tok Pisin lexicon. Based on a broad range of lexical and lexicographic data from the early 20th century up until today, we investigate the actual or presumed German origin of a number of Tok Pisin words and trace different lexical processes of integration that are linked to various, often though not always colonially determined, contact settings and sociocultural interactions.
Wolfgang von Kempelen's book "The Mechanism of Human Speech" from 1791 is a famous milestone in the history of speech communication research. It has an enormous relevance for the phonetic sciences and it marks an important turning point for the development of the (mechanical) speech synthesis. So far no English version of this work was available, which excludes many interested researchers. Access to the original versions in German and French is restricted for various reasons. For example the blackletter script of the German version is troublesome for most of today's readers. We report here on a new edition of Kempelen's book which unites a better readable German version and its English translation. It will now also be in a searchable electronic format and has been enriched with many commentaries, which aid in the understanding of details of the late 18th century that are little known or unknown to many researchers today.
There are a number of recent replicas of Wolfgang von Kempelen's speaking machine. Although all of them are explicitly based on Kempelen's own description nearly none of them are identical in construction and sound. In this paper we want to illustrate some of these differences and their reasons for five replicas built by ourselves.
Das 18. Jahrhundert war wissenschaftlich von großen Umbrüchen geprägt, auch im Bereich der Anatomie und Physiologie des Menschen. Die hierauserwachsende lebhafte Diskussion erstreckte sich auch auf das noch sehr junge Gebiet der (mechanischen) Sprachsynthese und ihrer Grundlagen. Das Sprachsynthesekonzept Wolfgang von Kempelens (1734–1804) ist hierbei ein besonders eindrückliches Beispiel dafür, dass eine grundlegende wissenschaftliche Erkenntnis womöglich durch technologische Limitationen nicht notwendigerweise auch praktisch umgesetzt werden kann. Grundsätzlich waren Kempelens Erkenntnisse zur Anatomie und Physiologie des Menschen und damit auch zur Spracherzeugung weitestgehend zutreffend. Die praktische Umsetzung hingegen wirkt aus heutiger Sicht recht kurios. Kempelens Vokaltrakt-Konzept soll exemplarisch dem nur wenig früher entstandenen Prototypen zur Sprachsynthese Christian Gottlieb Kratzensteins (1723–1795) gegenübergestellt werden. Dessen „Erkenntnisse“ müssen heute vielfach als falsch bezeichnet werden; sein Modell zur Vokalsynthese weist einerseits auffällige Parallelen zu demjenigen KEMPELENS auf, geht hinsichtlich der Physiologie jedoch von vielfach irrigen Annahmen aus.
Emoticons erfreuen sich auf der ganzen Welt großer Beliebtheit, vor allem in der alltäglichen elektronischen Kommunikation wie E-Mail, SMS, Forumsdiskussionen, Instant Messaging, Facebook oder Twitter. Zum ersten Mal in der Geschichte wurde 2015 von den Sprachbeobachtern der britischen Oxford Dictionaries ein Emoticon zum Wort des Jahres gewählt: das Grinsegesicht, dem die Freudentränen aus den Augen spritzen (vgl.<www.sueddeutsche.de/kultur/britisches-wortdes-jahres-was-haben wir-gelacht-1.2740952>, Stand: 8.11.2017). Die Jury begründete ihre Wahl wie folgt: „[E]moji have come to embody a core aspect of living in a digital world that is visually driven, emotionally expressive, and obsessively immediate.“
Im September 1522 erschien in Wittenberg „Das newe Testament Deutzsch“ mit einer Auflage von über 3.000 Stück und war binnen einer Woche ausverkauft. Martin Luther, der auf dem Titelblatt auf eigenen Wunsch nicht erwähnt wird, hatte die Übersetzung auf der Wartburg in nur elf Wochen angefertigt und wenig später fünf Wochen lang mit seinem Kollegen und Freund, dem Gräzisten Philipp Melanchthon, insbesondere im Hinblick auf die griechische Urfassung bearbeitet. Die Geschichte der Revisionen der Lutherbibel beginnt im gleichen Jahr – schon für den Nachdruck im Dezember hat Luther dieses so genannte „Septemberevangelium“ an vielen Stellen revidiert. In Teilen erschien danach seine Übersetzung des Alten Testaments, 1534 die vollständige Übersetzung der Bibel. Luther korrigierte den Bibeltext unablässig weiter bis zur Ausgabe von 1545, der Lutherbibel „letzter Hand“.
Alles verstehen heißt alles verzeihen ist ein Satz, der im Deutschen den Charakter eines Spruchs, eines geflügelten Wortes angenommen hat, und der wahrscheinlich auf einem Zitat aus „Corinne ou l‘Italie“ von Madame de Staël (1807) (tout) comprendre c‘est (tout) pardonner basiert. Dieser Satz wurde ins Deutsche übersetzt und als Alles verstehen heißt alles verzeihen tradiert. Die Form eines Spruchs, eines geflügelten Wortes ist im Allgemeinen sehr konstant. Die Tendenz zur grammatischen Variation ist auch dann gering, wenn sie nach gängigen grammatischen Regeln möglich wäre.
Am 1. September 2016 hat das Forschungsprojekt „Lexik des gesprochenen Deutsch“ (= LeGeDe) am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim als Kooperationsprojekt der Abteilungen Pragmatik und Lexik seine Arbeit aufgenommen. Dieses drittmittelgeförderte Projekt der Leibniz-Gemeinschaft (Leibniz-Wettbewerb 2016; Förderlinie 1: Innovative Vorhaben) hat eine Laufzeit von drei Jahren (1.9.2016-31.8.2019) und besteht aus einem Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus den Bereichen Lexikologie, Lexikografie, Gesprächsforschung, Korpus- und Computerlinguistik sowie Empirische Methoden. Im folgenden Beitrag werden neben Informationen zu den Eckdaten des Projekts, zu den unterschiedlichen Ausgangspunkten, dem Gegenstandsbereich, den Zielen sowie der LeGeDe-Datengrundlage vor allem einige grundlegende Forschungsfragen und methodologische Ansätze aufgezeigt sowie erste Vorschläge zur Gewinnung, Analyse und Strukturierung der Daten präsentiert. Zur lexikografischen Umsetzung werden verschiedene Möglichkeiten skizziert und im Ausblick einige Herausforderungen zusammengefasst.
Interaktion und Medien
(2017)
Am 12. Mai 1965 nahmen der Staat Israel und die Bundesrepublik Deutschland offiziell diplomatische Beziehungen auf. Damit kam über 15 Jahre nach der Konstitution der beiden Länder und 20 Jahre nach dem Ende der Shoah ein komplexer Prozess der langsamen politischen Annäherung zu einem keineswegs selbstverständlichen Abschluss. Das fünfzigjährige Jubiläum dieses Ereignisses im Jahr 2015 war weltweit, vor allem aber in Israel und Deutschland, Anlass für zahlreiche Veranstaltungen, über die eine offizielle bilaterale Webseite <www.de50il.org/> (Stand: 6.11.2017) Auskunft gibt. Im Rahmen des Jubiläums wurde am 30. September 2015 in einer feierlichen Abendveranstaltung im Jüdischen Museum Berlin offiziell das „Wörterbuch deutscher Lehnwörter im Hebräischen“ von Uriel Adiv in einer ersten Fassung im „Lehnwortportal Deutsch“ des IDS freigeschaltet. Eine von Koautor Jakob Mendel erheblich überarbeitete und verbesserte zweite Version ging im Mai 2017 online. Der vorliegende Beitrag möchte einige Hintergründe zum deutschen Lehnwortschatz im modernen Hebräischen darstellen sowie die Entstehungsgeschichte des Werks und seinen Platz in der lehnwortlexikografischen Publikationsplattform „Lehnwortportal Deutsch“ <http://lwp.ids-mannheim.de/> (Stand: 6.11.2017) beleuchten.
In German there are about twenty-five elements (like gemäß, nahe, voll) that seem to be used as a preposition along with their use as an adjective. In former approaches the preposition is interpreted as the product of grammaticalizing (and/or reanalyzing) the adjective. It is argued that the two criteria these approaches rely on, namely change of linear position and change of case government, are insufficient. In this paper, seven criteria for distinguishing adjectives form prepositions in German are put forward. What is most important is that these criteria have to be evaluated on the token level as well as on the level of type and word class/syntactic category. It can be shown that the individual ‘adjective-prepositions' as types possess a specific mixture of adjective-like and preposition-like features. On the token level, occurring as part of a postnominal restrictive attribute is indicative for preposition-like status in German. The comparison of German with English and Italian adjective-prepositions (like near, far, due and vicino, lontano) reveals a lot of differences, which counts as evidence for the language-specific nature of word classes. Nevertheless, Lehmanns functional-typological approach uncovers a fundamental functional similarity between complement governing adjectives and prepositions: the primary function of the phrases, i.e., adjective/preposition + complement, is to modify a nominal or a verbal concept, respectively. This insight explains why adjective-prepositions can be found cross-linguistically. The question whether we should propose one type or two types for gemäß and its cognates is of minor importance only.
This paper discusses the categorial status of nominalized adjectives, which share formal properties with both adjectives and nouns, in present-day German. Based on a corpus study conducted in the Deutsches Referenzkorpus (DeReKo), it is shown that different types of deadjectival nouns do not behave uniformly with respect to pronoun choice in attributive relative clauses. While nominalized positives (in the neuter gender) preferably combine with the regular relative pronoun das ‘that’, superlatives strongly favor relativization by means of the corresponding wh-form was ‘what’. The contrasts are taken to reflect structural differences in the internal make-up of the respective categories that give rise to different degrees of ‘nouniness’.
Vorwort
(2017)
Körperliche wie seelische Gesundheit ist ein hohes individuelles und gesellschaftliches Gut und Grundrecht. Häufig wird die Gesundheit durch ihr Gegenteil, d. h. in der Verständigung über Krankheit, thematisiert. Der gesellschaftliche Austausch über Krankheiten, Gesundheitsrisiken und Behandlungsmethoden ist untrennbar mit Sprache verknüpft (Busch/Spranz-Fogasy 2015); die Sprache ist „[…] das zentrale Medium, um medizinisches Wissen herzustellen, zu systematisieren, zu tradieren und auszutauschen.“ (Busch/Spranz-Fogasy 2015: 336). Ausgehend von dieser Prämisse wurde das Netzwerk „Linguistik und Medizin“ gegründet, um die Forschungstätigkeiten der verschiedenen linguistischen Disziplinen, die an den Verbindungslinien von „Sprache – Wissen – Medizin“ arbeiten, zu bündeln: Forschungsdesiderate sollen kooperierend bearbeitet und die interdisziplinäre Anschlussfähigkeit zwischen linguistischen und medizinischen, psychiatrischen sowie salutogenetischen Forschungsbereichen auf- und ausgebaut werden.
Das Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD, Stift/Schmidt 2014) am Institut für Deutsche Sprache ist die zentrale Sammelstelle für Korpora des Gesprochenen Deutsch. Gegründet als Deutsches Spracharchiv (DSAv) im Jahre 1932 hat es über Eigenprojekte, Kooperationen und Übernahmen von Daten aus abgeschlossenen Forschungsprojekten einen Bestand von etwa 50 Variations- und Gesprächskorpora aufgebaut. Heute ist dieser Bestand fast vollständig digitalisiert und wird zu einem großen Teil der wissenschaftlichen Gemeinschaft über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) im Internet zur Nutzung in Forschung und Lehre angeboten.
Der Band enthält Beiträge, die auf der 4. Jahrestagung des Netzwerks 'Diskurs – interdisziplinär' 2014 gehalten wurden. Der Fokus der Beiträge ist auf Diskurs als ein semiotisches Kohärenzphänomen gerichtet. Komplexe von Zeichensystemen, die aufeinander verweisen und miteinander Sinn konstituieren, werden in ihrer diskursiven Geprägtheit beschrieben. Im Sinn einer Diskurssemiotik werden diskursive Kodierungen und ihre mutuellen Beziehungen als Bedeutung schaffende Instanzen dargestellt. Diese werden beispielhaft in Bereichen wie der Ess-, Körper-, Bild- und Filmsemiotik, der Semiotik der Kleidung und des Internets, der Raum- und der Geosemiotik sowie der Musiksemiotik exemplifiziert. Der Betrachtung des multimodalen Zusammenhangs von Text, Bild und Ton kommt dabei ein hoher Stellenwert zu. Damit präsentiert der Band Beispiele interdisziplinärer Ansätze und gibt den aktuellen Forschungsstand diskurssemiotischer Diskussionen wieder.
This paper argues for using authentic data not only as an empirical basis for linguistic generalizations but also for exemplification purposes in monolingual and particularly in bi- and multilingual contrastive studies. It shows that parallel data extracted from the available parallel corpora can - after enrichment with semantic-functional information while maintaining the available contextual, register-related and linguistic information - serve as a perfect data source for multilingual exemplification. Moreover, the analysis of semantic-functionally equivalent parallel sequences allows the investigation and exemplification of similarities and differences in how different languages express similar meaning from both a semasiological and an onomasiological perspective.
Theateraufführungen sind ohne Zuschauer nicht denkbar. Zugleich erweisen sich Proben aber als öffentlichkeitsabgeschirmte und intime Vorgänge, da eine (zu frühe) Orientierung an möglichen Publikums-Effekten den kreativen Prozess stört. Auf der Grundlage von über 30 Stunden Videoaufnahmen von Theaterproben zeige ich an ausgewählten Ausschnitten, wie Theatermachende sich sprachlich und körperlich im Probenprozess auf das Publikum beziehen, wie dies interaktiv realisiert wird und welche Rückschlüsse das auf die Weisen der Publikumskonstruktion im Kontext von Proben zulässt.
In this article, we investigate the semantics of causal modifiers headed by vor (‘with’, ‘from’) in adjectival copular sentences with sein (‘to be’). We distinguish two readings of the causal vor-phrases: a pure causal reading as in rot vor Wut (‘red with rage’), sprachlos vor Freude (‘speechless with joy’), and a causal-local reading as in rot vor Blut (‘red from blood’) or schwarz vor Menschen (‘black with people’). Based on corpus data, we provide descriptive generalisations for the use and meaning of vor and its two readings. A uniform formal semantics analysis is presented to account for both readings, according to which the meaning of vor can be captured with a cause relation between two tropes. In the case of the causal-local reading, the causing trope is interpolated via coercion from the compositionally provided concrete object. Finally, we compare vor and von (‚from‘).
Die aufeinander folgenden Finanz- und Wirtschaftskrisen des vergangenen Jahrzehnts haben Phänomene der Wirtschaft zunehmend ins Zentrum öffentlicher Debatten gerückt. Dabei geht es im fachlichen wie im populären Diskurs ebenso wie in fiktionalen Werken um die Erzählbarkeit und damit die Erklärbarkeit komplexer, die gesamte globalisierte Welt erfassender Phänomene. Dieser interdisziplinär ausgerichtete Band nähert sich dem Phänomen des Erzählens ökonomischer Sachverhalte aus linguistischer, literaturwissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher, historischer und wirtschaftswissenschaftlicher Perspektive.
Reden über Geld
(2017)
This paper provides a formal semantic analysis of past interpretation in Medumba (Grassfields Bantu), a graded tense language. Based on original fieldwork, the study explores the empirical behavior and meaning contribution of graded past morphemes in Medumba and relates these to the account of the phenomenon proposed in Cable (Nat Lang Semant 21:219–276, 2013) for Gĩkũyũ. Investigation reveals that the behavior of Medumba gradedness markers differs from that of their Gĩkũyũ counterparts in meaningful ways and, more broadly, discourages an analysis as presuppositional eventuality or reference time modifiers. Instead, the Medumba markers are most appropriately analyzed as quantificational tenses. It also turns out that Medumba, though belonging to the typological class of graded tense languages, shows intriguing similarities to genuinely tenseless languages in allowing for temporally unmarked sentences and exploiting aspectual and pragmatic cues for reference time resolution. The more general cross-linguistic implication of the study is that the set of languages often subsumed under the label “graded tense” does not in fact form a natural class and that more case-by-case research is needed to refine this category.
Qualifizierungsmaßnahmen wie „Perspektive für Flüchtlinge Plus“ (PerFPlus) können als wichtige Bestandteile der neuen Willkommenskultur in Deutschland betrachtet werden. Deutschland als Einwanderungsland kann mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nachwuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die eine Chance sich in der hiesigen Arbeitswelt zu orientieren und Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bislang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren. Auf der anderen Seite bergen solche Maßnahmen aber auch ihr Risiko: Wenn sie ihr Ziel verfehlen und Frustrationen auf beiden Seiten erzeugen, sind lange Warteschleifen, Arbeitslosigkeit und möglicherweise politische Polarisierung und Radikalisierung die Folge. Insofern ist eine schnelle Intervention hinsichtlich der Verbesserung solcher Maßnahmen essentiell. Der vorliegende Bericht soll die konzeptionell-arbeitenden Teams bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) sowie bei Bildungsanbietern die mit der BA kooperieren bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen. Alle Partner bleiben im Bericht anonym.
Das Verb machen im gesprochenen Deutsch. Bedeutungskonstitution und interaktionale Funktionen
(2017)
Die Arbeit untersucht unter anderem sowohl die semantischen Interpretationen von machen als auch seine pragmatischen Funktionen in der Interaktion, diskutiert die Behandlung von machen in der Lexikographie und liefert dazu einen Vergleich mit der Bedeutung und Funktion des Verbs tun in der gesprochenen Sprache. Außerdem wird die Konstitution von Bedeutung am Beispiel von machen anhand eines eigens entwickelten Ebenenmodells dargestellt, durch welches sich die einzelnen (außer-)sprachlichen Ebenen jeweils abgrenzen und einzeln beschreiben lassen. Die Analysen basieren dabei auf der Grundlage aktueller und spontansprachlicher Interaktionen unterschiedlicher Gesprächstypen.
In my talk, I present an empirical approach to detecting and describing proverbs as frozen sentences with specific functions in current language use. We have developed this approach in the EU project ‘SprichWort’ (based on the German Reference Corpus). The first chapter illustrates selected aspects of our complex, iterative procedure to validate proverb candidates. Based on our corpus-driven lexpan methodology of slot analysis I then discuss semantic restrictions of proverb patterns. Furthermore, I show different degrees of proverb quality ranging from genuine proverbs to non-proverb realizations of the same abstract pattern. On the one hand, the corpus validation reveals that proverbs are definitely perceived and used as relatively fixed entities and often as sentences. On the other hand, proverbs are not only interpreted as an interesting unique phenomenon but also as part of the whole lexicon, embedded in networks of different lexical items.
This paper explores the syntax of agreement in Insular Scandinavian in copular clauses with two potential goals for agreement. Data from three production experiments - one in Faroese and two in Icelandic - establish several new facts. First, in both languages agreement with the second nominal (DP2) is possible/preferred. Second, there is considerable variation (both within and between languages, and indeed speakers) in the patterns observed. Third, Icelandic shows a surprising pattern of “partial” agreement with DP2 - agreement in number but not person. We discuss the implications for current theorising about agreement, proposing that in these languages, at least, agreement is downwards, and that the available agreement options depend in part on the syntactic position of DPI when agreement is established.
Vorwort
(2017)
Sprichwörter im Gebrauch
(2017)
Mit diesem Bild beschreibt Hermann Unterstöger in einem „Sprachlabor“- Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 23.3.2013 die Erfolgsgeschichte, die das Substantiv (das) Narrativ in den letzten 30 Jahren vorgelegt hat. Während Unterstöger feinsinnig den intertextuellen Bezug zum „Narrenschiff“ des Sebastian Brant oder dem gleichnamigen Roman von Katherine Ann Porter bemüht, wird Matthias Heine, der Autor von „Seit wann hat geil nichts mehr mit Sex zu tun? 100 deutsche Wörter und ihre erstaunlichen Karrieren“ in einem Artikel in der WELT vom 13.11.2016, wie nach diesem Buchtitel zu erwarten, eher grob: Dort heißt es: „Hinz und Kunz schwafeln heutzutage vom ,Narrativ‘“.
Language Change
(2017)
The present chapter outlines a research program for historical linguistics based on the idea that the object of the formal study of language change should be defined as grammar change, that is, a set of discrete differences between the target grammar and the grammar acquired by the learner (Hale 2007). This approach is shown to offer new answers to some classical problems of historical linguistics (Weinreich et al. 1968), concerning, specifically, the actuation of changes and the observation that the transition from one historical state to another proceeds gradually. It is argued that learners are highly sensitive to small fluctuations in the linguistic input they receive, making change inevitable, while the impression of gradualness is linked to independent factors (diffusion in a speech community, and grammar competition). Special attention is paid to grammaticalization phenomena, which offer insights into the nature of functional categories, the building blocks of clause structure.
Nachkriegszeit: BRD
(2017)
Slogans
(2017)
Die pfälzische Sprachinsel am Niederrhein, deren Gründung auf das Jahr 1641 zurückgeht, ist die letzte deutsche Binnensprachinsel. Sie steht unter einem akuten Assimilationsdruck, der sich im funktionellen Wandel des autochthonen dialektalen Systems bemerkbar macht; verstärkt wird dieser Prozess durch den deutschlandweit vielerorts beobachtbaren Rückgang der Dialektkompetenz auf basisdialektaler Ebene. In der vorliegenden Arbeit werden einerseits die Entwicklung in der Struktur des Sprachinseldialekts und andererseits die Rolle des Gebrauchs von sprachlichen Varianten als identitätsmarkierende Mittel untersucht. Dazu werden Sprachproben aus zwei Generationen variablenanalytisch ausgewertet und die Ergebnisse gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass die dialektkompetenten Sprecher der jüngeren Generation einzelne (ehemals) dialektale Merkmale verstärkt realisieren, um ihre Identität als pfälzische Sprachinsulaner zu markieren.
The paper reports on the results of a scientific colloquium dedicated to the creation of standards and best practices which are needed to facilitate the integration of language resources for CMC stemming from different origins and the linguistic analysis of CMC phenomena in different languages and genres. The key issue to be solved is that of interoperability – with respect to the structural representation of CMC genres, linguistic annotations metadata, and anonymization/pseudonymization schemas. The objective of the paper is to convince more projects to partake in a discussion about standards for CMC corpora and for the creation of a CMC corpus infrastructure across languages and genres. In view of the broad range of corpus projects which are currently underway all over Europe, there is a great window of opportunity for the creation of standards in a bottom-up approach.
As a consequence of a recent curation project, the Dortmund Chat Corpus is available in CLARIN-D research infrastructures for download and querying. In a legal expertise it had been recommended that standard measures of anonymisation be applied to the corpus before its republication. This paper reports about the anonymisation campaign that was conducted for the corpus. Anonymisation has been realised as categorisation, and the taxonomy of anonymisation categories applied is introduced and the method of applying it to the TEI files is demonstrated. The results of the anonymisation campaign as well as issues of quality assessment are discussed. Finally, pseudonymisation as an alternative to categorisation as a method of the anonymisation of CMC data is discussed, as well as possibilities of an automatisation of the process.
Sprachwissenschaft geht logozentrisch vor, konzentriert sich also aufs geschriebene und seit einigen Jahrzehnten auch aufs gesprochene Wort. Das ist verständlich und sinnvoll (Schuster, bleib bei deinen Leisten!), setzt sich aber auch Scheuklappen auf und übersieht bedeutsame Erscheinungen am Rande.
Romancescamming ist ein kriminologisches Phänomen, das die Prinzipien des traditionellen Heiratsschwindels auf die Interaktion in Sozialen Medien überträgt. Sie hat in den letzten Jahren zu erheblichen finanziellen und emotionalen Schäden bei den Opfern geführt. Der vorliegende Beitrag nähert sich dem Phänomen aus zwei Perspektiven. Die kriminologische Betrachtung zeigt, wie Romancescamming von vergleichbaren Phänomenen, wie Cybergrooming oder Sextortion abzugrenzen ist und zeigt einen gemeinsamen Nenner auf: die Etablierung einer Vertrauensbasis. Da diese im Web 2.0 vornehmlich über Sprache aufgebaut werden muss, wird in der linguistischen Analyse der Frage nachgegangen, welche konkreten Strategien Täter anwenden. Beide Ansätze führen zu Ratschlägen für die Prävention.
In this paper we present the results of an automatic classification of Russian texts into three levels of difficulty. Our aim is to build a study corpus of Russian, in which a L2 student is able to select texts of a desired complexity. We are building on a pilot study, in which we classified Russian texts into two levels of difficulty. In the current paper, we apply the classification to an extended corpus of 577 labelled texts. The best-performing combination of features achieves an accuracy of 0,74 within at most one level difference.
Der Beitrag vermittelt den Gegenstand ‚Sprache und Judentum‘ im Zeichen religiöser Kommunikativität und Judentum als kommunikativ-performatives religiöses Glaubenssystem. Die Spezifizierung des allgemein-religiösen Phänomens der Kommunikativität in Bezug auf die jüdische Religion besteht demzufolge darin, das generell für Religionen geltende Phänomen qualitativ hinsichtlich seiner Ausprägungen als Proprium religiöser jüdischer Praxis darzustellen. Diese Ausprägungen werden kulturanalytisch beschrieben mit den Kategorien ‚kulturelles Gedächtnis‘, ‚rituelle Kommunikation‘ und ‚kulturelles Zeichensystem‘. Ihnen zugeordnet sind die jeweils entsprechenden zentralen religiösen Performanzen der jüdischen Tradition.
TV-Formate
(2017)
In the management of cooperation, the fit of a requested action with what the addressee is presently doing is a pervasively relevant consideration. We present evidence that imperative turns are adapted to, and reflexively create, contexts in which the other person is committed to the course of action advanced by the imperative. This evidence comes from systematic variation in the design of imperative turns, relative to the fittedness of the imperatively mandated action to the addressee’s ongoing trajectory of actions, what we call the “dine of commitment”. We present four points on this dine: Responsive imperatives perform an operation on the deontic dimension of what the addressee has announced or already begun to do (in particular its permissibility); local-project imperatives formulate a new action advancing a course of action in which the addressee is already actively engaged; global-project-imperatives target a next task for which the addressee is available on the grounds of their participation in the overall event, and in the absence of any competing work; and competitive imperatives draw on a presently otherwise engaged addressee on the grounds of their social commitment to the relevant course of actions. These four turn shapes are increasingly complex, reflecting the interactional work required to bridge the increasing distance between what the addressee is currently doing, and what the imperative mandates. We present data from German and Polish informal and institutional settings.
Wir setzen mit diesem Text unsere gemeinsamen Analysen des Zusammenhangs von Gottesdienst und Kirchenraum fort. Methodologisch entwickeln wir mit der sozial-räumlichen Positionierung ein Konzept, bei dem Interaktionsarchitektur-, Sozialtopographie- und Interaktionsraumanalyse zusammenkommen. Es handelt sich um einen ersten systematischen Versuch, fallbasiert das Konzept "Positionierung" zu entmetaphorisieren und es im engsten Wortsinne erstmalig und primär im Raum zu verankern. Das zentrale Argument für die Ent-Metaphorisierung des Konzeptes besteht in der Tatsache, dass bereits lange bevor das erste Wort gesprochen wird, Personen im institutionellen Funktionsraum (hier Kirche) durch die Einnahme bestimmter Positionen soziale Ansprüche stellen und ihre Präsenz sozial aufladen. Es ist zudem empirisch evident, dass in dem von uns analysierten Fall die Beteiligten durch ihr Positionierungsverhalten (und zwar ausschließlich darüber!) neben der gemeinsamen verbalen Bearbeitung thematisch-pragmatischer Relevanzen jeweils eigene und durchaus konkurrenzielle Ziele auf der "Beziehungsebene" verfolgen.
Seit Jahrhunderten gab es und gibt es im russländischen Reich, in der Sowjetunion und im postsowjetischen Raum Menschen, deren Leben dadurch charakterisiert ist, dass in ihm die deutsche und die russische Sprache und die damit verbundenen Traditionen eng verflochten sind (vgl. Stricker (Hg.) 1997). Mit der Bezeichnung ,Russlanddeutsche‘ beziehen wir uns in diesem Beitrag nur auf diejenigen unter ihnen, deren Vorfahren auf Einladung russischer Zaren aus deutschsprachigen Regionen nach Russland übersiedelten, um dort dünn besiedelte Landstriche zu erschließen und zu kultivieren - deutsch-sprachige Menschen in der Kolonisten-Tradition (vgl. Ditc 1997).