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Ausgehend von einem Beleg des Verbs "abwarten" in einem Text des 17. Jahrhunderts wird gezeigt, wie sich Erscheinungen des Sprachwandels mit den Mitteln einer Valenzgrammatik beschreiben lassen. Zu diesem Zweck wird ein vierstufiges Beschreibungsmodell vorgeschlagen, das von einer kategorial-semantischen Basis ausgeht und dann über eine Ebene der syntaktischen Hierarchisierung und eine der selektionalen Beschränkungen zur Ebene der formalen Valenzen führt. Am Gebrauch des Verbs "abwarten" quer durch die deutsche Sprachgeschichte wird die Anwendung dieses Modells vorgeführt.
Die deutsche Sprache ist im Jahr 2010 nicht nur das Thema einer Kampagne des Auswärtigen Amtes, in der das Deutsche zur Sprache der Ideen erklärt wird,ihr Wohlergehen scheint den Deutschen insgesamt am Herzen zu liegen. Das hat sich unter anderem bei einer Umfrage herausgestellt, die vom IDS für den Deutschen Sprachrat durchgeführt wurde. Nicht nur schätzen die Sprecher des Deutschen in der Mehrheit ihre Sprache, sie halten auch Sorgfalt beim Sprechen und Schreiben für erstrebenswert und finden, dass man mehr für die deutsche Sprache tun solle, vor allem die Schule stehe dabei in der Pflicht. Dass das Auswärtige Amt ein Jahr der deutschen Sprache mit dem Motto „Sprache der Ideen“ ausruft, passt gut in diesen Kontext. Immerhin hatten die Befragten unserer Umfrage neben den Schulen, wenn auch mit weitem Abstand, die Politik als eine Instanz genannt, die das ihre zu Erhalt und Förderung des Deutschen tun solle.
Das Deutsche gilt als prototypisches Beispiel für eine Sprache, die von einer plurizentrischen Sprachkultur getragen wird. Im Gegensatz zu monozentrischen Sprachen, bei denen ein zentraler Raum oder eine zentrale Institution das Muster bilden und bestimmen, was als sprachlicher Standard zu gelten hat, gilt es in plurizentrischen Sprachkulturen, einen Ausgleich zwischen den Ansprüchen verschiedener kultureller Zentren zu finden. Das Deutsche, so wie wir es kennen, geht als ganzes auf einen solchen Ausgleich zurück. Er sollte zunächst die Verständlichkeit von Druckwerken sichern. Und noch heute schlagen sich solche Differenzen in den Eigenheiten der verschiedenen deutschsprachigen Staaten nieder. Das hat zur Folge, dass jetzt auch diskutiert wird, wie viel von der sichtbaren Variation auf historisch-politische Unterteilungen zurückgeht („plurinational“), und wie viel das Erbe der traditionellen Dialekträume darstellt („polyareal“).
Das rechte Maß : Daniel Kehlmanns "Vermessung der Welt" als ein Beispiel zeitgemäßer Schriftlichkeit
(2006)
Dass man den Wald vor lauter Bäumen nicht sehe, das ist eine der gängigsten Redewendungen um das Substantiv Wald, dessen heutigem Gebrauch in den folgenden Ausführungen nachgegangen werden soll. Aber nicht nur das: Auch sein Sinn scheint für unser Thema ganz einschlägig zu sein, es ist nicht leicht, dieses vielfältige Verwendungsbild rund um dieses Wort auf einen einfachen Nenner zu bringen. So manches läuft durcheinander in der Geschichte seines Gebrauchs und spiegelt sich in den heutigen Verwendungen.
Deutsch in Österreich
(2005)
Der Artikel geht anhand des Deutschen in Österreich der Frage nach, welche Aussagekraft und Relevanz das Reden von ,nationalen Standardsprachen’ im deutschen Sprachraum hat - auch und gerade für Deutsch als Fremdsprache. Dies wird insbesondere an einem Wortschatzausschnitt diskutiert - nicht zuletzt deswegen, weil hier einschlägige Unterschiede mit am deutlichsten hervortreten. Es zeigt sich, dass im österreichischen Deutsch die Distanz zwischen den regiolektalen Varietäten und dem überregional verwendeten Standard wesentlich geringer ist als in Deutschland, wo die größere regiolektale Heterogenität zu einer geringeren Toleranz gegenüber regionalen Substandardeigenheiten geführt hat. Die Unterschiede rechtfertigen allerdings auf der lexikalischen Ebene keine grundsätzlichere Abgrenzung zwischen beiden nationalen Varietäten.
Damit ist die entscheidende Diskrepanz angesprochen, um die es uns im folgenden gehen soll. Welchen Status haben die prima facie als Eigennamen erscheinenden Benennungen für die Hauptpersonen dieses Buchs. Wieweit sind sie innerhalb der Romanhandlung funktionale, damit redende Namen oder inwieweit sind sie relativ zufällige Benennungen. Letztlich, welche Beziehung besteht zwischen den Romanfiguren und etwaigen gleichnamigen Personen entweder in der Umgebung des Autors oder im historischen Umfeld des Romans, also im 30jährigen Krieg. Diese Fragen sollen mit unterschiedlicher Akzentsetzung zuerst am Namen der Hauptfigur, dann an denen einiger wichtigerer Nebenfiguren diskutiert werden.
Anhand der Situation der sprachlich unterschiedenen Gruppen, die bei der Volksabstimmung über die Einrichtung eines Kanton Jura am 24. September 1978 beteiligt waren, soll die Frage behandelt werden, welche Rolle der sprachliche Unterschied zwischen Welsch - und Deutschschweizern in diesem Fall gespielt hat.
Im folgenden soll eine Reihe von komplexen Adjektiven, die mir beim Spracherwerb meines Sohnes Christian auffielen und deren Bildung und Gebrauch ich daraufhin genauer beobachtete, vorgestellt und diskutiert werden. Es handelt sich um einen im Sprachsystem von Christian zu einer gewissen Zeit offenbar systematisch ausgebauten Typ, der sowohl für die Stellung der Wortart Adjektiv im kindersprachlichen System wie für die Beschreibung der Regularitäten der Adjektivwortbildung überhaupt kritisch sein könnte.
Einleitung
(2017)
Das Handbuch Europäische Sprachkritik Online (HESO) liefert eine vergleichende Perspektive auf Sprachkritik in europäischen Sprachkulturen. Das Handbuch ist eine periodische und mehrsprachige Online-Publikation. Zu ausgewählten Konzepten der Sprachkritik werden sukzessiv enzyklopädische Artikel veröffentlicht, die ein sprachkritisches Schlüsselkonzept betreffen und die für die europäische Perspektive von kultureller Bedeutung sind. Das Ziel ist demnach, eine Konzeptgeschichte der europäischen Sprachkritik zu präsentieren. Zum einen liefert das Handbuch einen spezifischen Blick auf die jeweiligen Sprachkulturen. Zum anderen werden diese vergleichend in den Blick genommen.
Einleitung
(2018)
Professional and technical practice and the technical character of social interaction.
The focus on communication in research on professional and scientific language somehow reflects the intention of John L. Austin’s phrase “How to do things with words?” But a description based on the concept of communication ultimately also relies on linguistic idiosyncrasies. We will look at things the other way round and ask first “how to do (professional) things” and then look at the linguistic units used specifically for this purpose. Professionalism in this view takes very different forms for different types of actions (“practices”). Although reliability and professional authority are central features of all linguistic realizations to be considered, they are represented in very different ways. As a result, professionalism not only shows in the high degree of explicitness of technical prose typical for written scientific discussion. It is also reflected in the high degree of implicitness of speech that accompanies and constitutes practical action.
Die Reihenfolge gestufter pränominaler Attribute im Deutschen hat eine Vielzahl von komplexen Erklärungsmodellen hervorgerufen. Drei häufig postulierte Untergruppen solcher Attribute lassen sich in eine sinnvolle Beziehung zur perzeptuellen Steuerung durch die Nominalklammer des Deutschen setzen. Auf dieser Basis wird ein entsprechendes plurizentrisches Beschreibungskonzeptentworfen.
Leibnizʼ Interesse an sprachlichen Fragen steht in unterschiedlichen Kontexten. So geht es ihm bei der Beschäftigung mit dem Deutschen um die Möglichkeit das theoretische Wissen an die Praxis und die Praktiker einer aufgeklärt modernen Gesellschaft heranzubringen. Bei der Beschäftigung mit der Entwicklung einer auf der klassischen Wissenschaftssprache Latein basierenden, aber vereinfacht-internationalisierten wissenschaftlichen Universalsprache ebenfalls darum, aber auch um eine übereinzelsprachliche Internationalisierung. Bei seinen abstrakteren universalsprachlichen Überlegungen leitet ihn das Interesse an einer möglichen Universalität der auszudrückenden Relationen – wie in einer mathematischen Modellierung – wie an der Frage möglicherweise universaler Bestandteile des einzelsprachlich („monadisch“) gebrochenen Blicks auf die Welt. Im Hinblick auf beide Aspekte dieser dritten Ebene stellte die chinesische Sprache als altes und im Vergleich zur europäischen Sprachenwelt alternatives Kodierungsmodell eine probate Möglichkeit zur Schärfung seiner eigenen Überlegungen und Konzepte dar.
Konflikte und Minderheiten
(1992)
Am 21. Juli 2011 fand am IDS eine Veranstaltung statt, die schon auf den ersten Blick vom Normalfall der im Hause stattfindenden Kolloquien abwich. In gewissem Maß gilt das schon für die hohe Zahl und die bunte Herkunft der Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Dass diese dann aber mit einem musikalischen Vorspiel empfangen worden sind, spricht noch deutlicher davon, dass wir uns auf einer Veranstaltung befanden, die aus dem Rahmen der Kolloquien fällt, die sonst so dann und wann im Vortragssaal des IDS stattfinden. Es ist zweifellos ein exzeptioneller Anlass, dem diese Veranstaltung gewidmet war. Ihre Teilnehmer von innerhalb und außerhalb des Hauses waren zusammengekommen, um Gisela Zifonun, deren Zeit im aktiven Dienst des IDS mit dem Juli 2011 endete, in den Ruhestand zu verabschieden, ihr für ihre Arbeit und ihren Einsatz für das Haus zu danken und mit den Vorträgen, die ihr in diesem Rahmen präsentiert wurden, ihrer wissenschaftlichen Bedeutsamkeit Rechnung zu tragen. Es sind Stimmen aus verschiedenen Richtungen und aus unterschiedlichen Altersschichten unserer Wissenschaft, die hier zu Worte gekommen sind. Die angenehme Pflicht des Direktors des IDS war es, Frau Professor Zifonuns wissenschaftliche Entwicklung und ihre Leistungen nachzuzeichnen.
In our individualized society the individual by using a language has to take care of
surviving in a globalized world and of symbolizing his cultural identity at the same
time. For german speaking people this has conserquences as to the use of English as
an international language, of German as one of the national languages which reprensent
the variety of European culture and of regional idioms. The latter are used
partly as a normal means of communication, partly as a regional symbol of identity.
In this paper ways are scetched, how these questions can be dealt with by sociolinguistics.
Nachruf auf Hugo Steger
(2011)
Nachruf auf Michael Clyne
(2011)
Nachruf auf Siegfried Grosse
(2016)
Die Normen des »Hochdeutschen« sind entstanden als Festlegungen für eine geschriebene öffentliche Sprachform. In den letzten Jahrzehnten richten sich die Sprecherinnen und Sprecher auch im Mündlichen an dieser Norm aus. Gleichzeitig gibt es dadurch mehr Situationen, in denen standardnahes Sprechen als normal gilt. Damit das angemessen bewältigt werden kann, muss diese Sprachform typische Merkmale des Sprechens aufweisen, Merkmale, die traditionell zum Beispiel eher in regionaler Form vorlagen. Um den beiden Bedingungen - Standardnähe und gesprochene Natürlichkeit - gerecht zu werden, entwickelt sich ein Gebrauchsstandard, der durch eine Bandbreite von (auch regionalen) Optionen gekennzeichnet ist. Um diesen Gebrauchsstandard, seine Randbedingungen, seine Ausgestaltung, aber auch seinen theoretischen Status geht es in dem vorliegenden Beitrag.
Erst seit dem 19. Jahrhundert gewinnt die deutsche Hochsprache in ihrer gesprochenen Form in großen Kreisen der Bevölkerung an Bedeutung. Bis dahin spricht der Großteil der Bevölkerung eine jener regionalen Varietäten des Deutschen, die unter dem Eindruck der Ausbreitung der Hochsprache und von sogenannten Umgangssprachen eine Verschiebung ihrer Funktion mitmachen, als der Hochsprache gegenüberstehender Pol verstanden, so als ‘Dialekt’ wissenschaftlich beschrieben und ideologisch integriert werden. Spätestens seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verändert sich der Sprachgebrauch in eine Richtung, die eine solche dichotomische Einordnung als obsolet erscheinen lässt. In den letzten zwei Jahrzehnten beobachtet man eine beschleunigte weiträumige und tiefgreifende Annäherung an die Standardsprache auch beim Sprechen. Das hat Konsequenzen für die normativen Vorstellungen von solch einer Sprachform, für die das Bild vom plurizentrischen Charakter des Deutschen keine hinreichende Basis mehr abgibt. Eine andere Frage ist, wie sich diese Entwicklungen angemessen modellieren lassen und welche Rolle die Kategorie Regionalität dabei spielt.
Objekte in wechselnder Beleuchtung. Regional- und Minderheitensprachen in West- und Mitteleuropa
(1999)
This article aims to show that it is only by comparing different multilingual communities that a typologically relevant description of such communities is made possible. An example (Brix, 1982) is presented to demonstrate that a usable description of such regions is implicitly based on comparison and what factors are important in this respect. It is shown that only a model of variables which can comprise the analogous traits of the situations as well as the differences between them enables an adequate comparison to be made. The examples of the Croats in the Burgenland and of the Slovenes in Carinthia show what the consequences for the description of the situations are and what difficulties arise with such a description. The domains of the semi-official use of language are examined to find out what parallels and differences in the factors which are used for the description of multilingual communities (e.g. economic situation, legislation, historical development, sociolinguistic situation) can be related the peculiarities of language use in the two situations. In this way typological similarities and certain idiosyncratic characteristics of the two regions can be understood.