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This paper outlines the generation process of a specifi computational linguistic representation termed the Multilingual Time Map, conceptually a multi-tape finit state transducer encoding linguistic data at different levels of granularity. The fi st component acquires phonological data from syllable labeled speech data, the second component define feature profiles the third component generates feature hierarchies and augments the acquired data with the define feature profiles and the fourth component displays the Multilingual Time Map as a graph.
Das Centre de Sociologie de l’Innovation (CSI) der Ecole des Mines in Paris ist eine Hochburg der Wissenschaftssoziologie, an der die Arbeiten von Bruno Latour und Michel Callon erstellt wurden. Deren Untersuchungen haben eine Reihe von Analysen der wissenschaftlichen Praktiken ausgelöst, die manchmal – vor allem in der angelsächsischen Literatur – unter dem Begriff „Actor-Network-Theory“ (ANT) zusammengefasst werden. Dieser fundamentale Beitrag zur Wissenschaftssoziologie zeichnet sich aus durch eine gesteigerte Aufmerksamkeit sowohl gegenüber den Praktiken der Wissenschaftler, der „science in action“, den Objekten, den Artefakten und den technischen Vorrichtungen als auch gegenüber den Netzwerken, in denen sich Menschen und Nicht-Menschen zusammenfügen und im Umlauf sind. Eine Gruppe von Forschern des CSI, Madeleine Akrich, Antoine Hennion und Vololona Rabeharisoa, hat freundlicherweise eingewilligt, im folgenden Text sehr frei über die Thematik des vorliegenden ZBBS-Heftes und über die Art und Weise zu diskutieren, in der sie sich in ihren Forschungsfeldern und in ihren Arbeiten gegenüber den Fragen positionieren, die durch die Berücksichtigung der sozialen Interaktionen in wissenschaftlichen Arbeitsvollzügen aufgeworfen werden.
In diesem Beitrag werden die Sprachmischungen, die junge türkischstämmige Migranten in Mannheim/Deutschland herausgebildet haben, untersucht. Der Fokus liegt auf der Semantik deutscher Elemente in türkischen Strukturen. Die Analyse, die auf den in der Mehrsprachigkeitsforschung eingeführten Kategorien "kulturelle Entlehnung" und "spontane Entlehnung" basiert, zeigt, dass nur ein kleiner Teil der Insertionen lexikalische Lücken im Türkischen füllen. Der größte Teil der Insertionen sind spontane Entlehnungen. Sie stammen aus thematischen Bereichen, die das Alltagsleben der jungen Migranten widerspiegeln, und sie werden von Sprechern mit einer hohen Kompetenz in beiden Sprachen verwendet.
In diesem Beitrag sollen zunächst die Schwierigkeiten einer semantischen Interpretation von Exklamationen dargetan werden. Da diese bei Einwort-Ausrufen wie "Hoppla" besonders ins Auge springen, beginnt die Erörterung mit ihnen. Nach einer kurzen, sehr allgemeinen Bedeutungsbeschreibung folgen einige notwendige diskursanalytische Bemerkungen.
Dann werden syntaktisch komplexe Ausrufe behandelt: ihre Typologie wird vorgestellt, danach wird die Akzentverteilung bei den verschiedenen Typen dargetan. Die Darstellung folgt weitgehend der IDS-Grammatik (1997: 153ff.).
Der folgende Beitrag soll kurz darstellen, wie sich im Deutschen, einer Sprache ohne Aspektsystem, Aspektualität darstellen lässt. Dazu wird zunächst skizzenhaft eine Darstellung der deutschen Tempora gegeben, aus der sich ergibt, dass Aspektualität im Deutschen nicht durch Tempusformen ausgedrückt wird.
Dem folgt eine kurze Übersicht über Ausdrucksmittel für Telizität und Atelizität, d.h. eine Skizze der Ausdrucksmittel, mit denen der unmarkierte Fall, nämlich dass Verbalphrasen aspektuell offen sind, in Richtung Telizität bzw. Atelizität markiert werden kann.
Zunächst wird dabei die Telizität erörtert. Neben der unproblematischen Möglichkeit, Telizität durch verschiedene Typen von Adverbialia zu markieren, gibt es noch den komplizierteren Fall der Bedeutungsübertragung von Nominalphrasen eines bestimmten Typs, die zusammen mit einer Klasse von Verben telische Bedeutung erzwingen. Abschließend wird noch die explizite Markierung von Atelizität erläutert.
In einem eigenen Kapitel wird dann das Phänomen der Konstitution von Telizität durch Bedeutungsübertragung von Nominalphrasen auf Verbalphrasen dargestellt, wobei ein vorangehender Exkurs zur Semantik von Pluralen und Substanzausdrücken den Boden der Darstellung vorbereitet.
The goal of the MULI (MUltiLingual Information structure) project is to empirically analyse information structure in German and English newspaper texts. In contrast to other projects in which information structure is annotated and investigated (e.g. in the Prague Dependency Treebank, which mirrors the basic information about the topic-focus articulation of the sentence), we do not annotate theory-biased categories like topic-focus or theme-rheme. Trying to be as theory-independent as possible, we annotate those features which are relevant to information structure and on the basis of which typical patterns, co-occurrences or correlations can be determined. We distinguish between three annotation levels: syntax, discourse and prosody. The data is based on the TIGER Corpus for German and the Penn Treebank for English, since the existing information on part-of-speech and syntactic structure can be re-used for our purposes. The actual annotation of an English example sequence illustrates our choice of categories on each level. Their combination offers the possibility to investigate how information structure is realised and can be interpreted.
We present the annotation of information structure in the MULI project. To learn more about the information structuring means in prosody, syntax and discourse, theory- independent features were defined for each level. We describe the features and illustrate them on an example sentence. To investigate the interplay of features, the representation has to allow for inspecting all three layers at the same time. This is realised by a stand-off XML mark-up with the word as the basic unit. The theory-neutral XML stand-off annotation allows integrating this resource with other linguistic resources such as the Tiger Treebank for German or the Penn treebank for English.
Am 21. November 2003 fand unter dem Titel »Konzessive Konnektoren und Konzessivität im Sprachvergleich« im Vortragssaal des Instituts für Deutsche Sprache ein interdisziplinäres Kolloquium statt. Die Arbeitsgruppe »Handbuch der deutschen Konnektoren« knüpfte damit an eine ähnliche Veranstaltung vom Dezember 2002 an (vgl. Sprachreport Nr. 1/2003, S. 33-36). Es ging darum, die Konzessivrelation semantisch zu bestimmen und abzugrenzen sowie die zu ihrer grammatischen Kodierung verfügbaren Sprachmittel des Deutschen und einiger europäischer Vergleichssprachen vor einem sprachtypologischen Hintergrund gegenüberzustellen. Es wurden je eine germanische, eine romanische und eine slawische Vergleichssprache ausgewählt, nämlich das Niederländische, das Portugiesische und das Russische. Damit fiel die Wahl zugleich auf Sprachen, die bislang weniger häufig und weniger detailliert mit dem Deutschen verglichen worden sind.
Veranstaltungsbericht : Kolloquium "Konzessive Konnektoren und Konzessivität im Sprachvergleich"
(2004)
Um gesprochene Sprache leichter analysieren zu können, müssen zuvor die auf Audio- oder Videokassetten befindlichen Aufnahmen transkribiert werden. Dabei kommt der Darstellung von Synchronität des Gesprochenen z.B. in Partiturschreibweise und dem Annotieren von Situationen, Verhalten einzelner Diskursteilnehmer u.dgl. eine bedeutende Rolle zu. Die Vielfalt der transkribierten Details und Informationsebenen setzt ein differenziertes Kodierungsschema voraus. Des Weiteren besteht bei der Gesprächsanalyse der Wunsch, neben dem Auffinden bestimmter Stellen im Schriftmaterial (Transkript) auch deren akustisches Ereignis wiedergeben zu können, was die Synchronisation von Text und Aufnahme voraussetzt.
Im Folgenden wird nach einer Einleitung, welche die Geschichte und Motive für die in diesem Papier beschriebenen Komponenten kurz darstellt, eine Zusammenfassung linguistischer Desiderate für die Erschließung von Gesprächskorpora präsentiert und im Anschluss daran ein Modell für Diskurstranskripte vorgestellt, das die technische Grundlage für die diskursanalytische Erschließung von Gesprächskorpora am Institut für Deutsche Sprache (IDS) durch den Computer bildet. Anschließend wird der technische Prozess der Korpuserstellung skizziert, gefolgt von der Beschreibung dreier dabei zum Einsatz kommenden Werkzeuge, des DIDA-Editors, des SPRAT-Alignment- Systems und des DMM-Konverters. Schließlich wird die Volltextdatenbank COSMAS II vorgestellt, mit der die Analyse in den resultierenden SGML-Diskurstranskripten durchgeführt wird. Im Mittelpunkt steht dabei die Fähigkeit von COSMAS II, mit Hilfe der aus der Diskursstruktur abgeleiteten Diskursmetrik eine breite Palette von Suchanfragen zu ermöglichen und sie mit Hilfe der grafischen Suchanfragekomponente als SGML-Suchanfragen zu formulieren. Abschließend wird kurz auf die geplante Weiterentwicklung eingegangen.
Denken in Metaphern ist ein Charakteristikum menschlicher Kognition. Diese Überzeugung, die in der deutschen Linguistik insbesondere von Weinrich (1967) vertreten wurde, ist eines der Axiome der Kognitiven Semantik (Lakoff/Johnson 1980). Umfassende empirische Studien zur Metaphorik bestimmter Diskurse sind aber bislang selten. Im vorliegenden Artikel möchten wir einige Ergebnisse einer solchen Studie präsentieren, in der die Bildung eines Europa-Begriffs1 über Metaphern aus dem konzeptuellen Bereich des Bauwesens in der russischen und der deutschen Presse untersucht wurde. Zunächst stellen wir kurz die empirische Arbeit in dem Projekt, in dem die vorliegende Studie entstanden ist, vor (1). Danach präsentieren wir die Metaphorik des Bauwesens im russischen und deutschen Diskurs zu Europa (2). Abschließend erfolgt eine Diskussion der Ergebnisse (3).
Der Beitrag bietet, ausgehend von neueren Forschungen zur Syntax und Semantik von Konnektoren, eine Strukturierung der „Landschaft“ konzessiver Ausdrücke des Deutschen, indem ihre syntaktischen (Wortartzugehörigkeit, Rektionseigenschaften, Topologie) und semantischen Charakteristika (Argumentstruktur, Verknüpfungsebenen, Fokus-Hintergrund-Gliederung) und deren Interaktion systematisch erfasst werden. Mit dem benutzten Beschreibungsinstrumentarium lassen sich nicht nur konzessive Ausdrücke klarer von benachbarten, etwa adversativen, abgrenzen, sondern es lassen sich auch wesentliche Unterschiede zwischen „konzessiven“ Adverbien wie trotzdem, dennoch und konzessiven Subjunktoren in Informationsstruktur und semantischer Argumentstruktur herausarbeiten. Ferner wird gezeigt, inwieweit inferenzbasierte dynamische Aspekte bei Konzessivkonnektoren (mögliche und nicht-mögliche Quellen konzessiver Sekundärinterpretationen; Weiterentwicklungen zum „Diskursmarker“) kalkulierbar sind.
Der Aufsatz versteht sich als Baustein für eine systematische Beschreibung der Semantik von Konnektoren, d.h. satzverknüpfender Konjunktionen und Adverbien. Am Beispiel adversativer Konnektoren (aber, allerdings, während, dagegen etc.) soll zum einen aufgezeigt werden, welche Kriterien zu berücksichtigen sind, damit eine semantische Klasse als strukturiertes Feld beschrieben werden kann, zum anderen soll ein Modell vorgestellt werden, das es erlaubt, Polysemiephänomene bei Konnektoren differenziert und unter Wahrung einer möglichst bedeutungsminimalistischen Position zu erfassen.
Den Nagel auf den Kopf treffen und einen Nagel einschlagen - mit diesen beiden Ausdrücken wird das Spektrum der phraseologischen Wortverbindungen zwischen stärkerer und schwächerer Festigkeit angezeigt. Damit sind auch zwei hauptsächliche Fragestellungen indiziert, die die Phraseologieforschung seit ihren Anfängen bestimmt haben: einerseits diejenige nach den „auffalligen" festen Wortverbindungen, den Idiomen, andererseits diejenige nach den scheinbar selbstverständlichen Verbindungen von Wörtern, die gerade nicht auf den ersten Blick ins Auge fallen, den Kollokationen.
Anschließend an eine Abgrenzung des Objektbereichs der Phraseologie soll eine Skizze einiger Forschungslinien zeigen, welche Bereiche der Phraseologie gut erforscht sind und wo Desiderate bestehen. Etwas genauer wird auf die problematische Schnittstelle von Grammatik und Phraseologie eingegangen. Aus dem Überblick soll einerseits hervorgehen, dass sich Phraseologie, metaphorisch gesprochen, nicht mit Kraut und Rüben befasst, dass aber andererseits eine forschungsgeschichtliche Verschiebung von den bisher als Kräutern gehandelten Idiomen zu den weniger beachteten Rüben zu prognostizieren ist.
Der Beitrag behandelt eine soziale Welt der Migranten zweiter Generation in Deutschland, die sich selbst als „emanzipatorische Migranten" bezeichnen. Im Gegensatz zu Milieus, die sich ethnisch definieren und herkunftslandorientiert sind, setzen sich diese mit provokativen, ironischen und Perspektiven umkehrenden Verfahren mit Marginalisierungserfahrungen im Einwanderungsland auseinander. Der Aufsatz rekonstruiert die Entstehung dieses Milieus und zeigt auf, welche zentrale Rolle die sprachliche Orientierung dabei spielte. Als eine Ausdrucksebene des kommunikativen sozialen Stils der emanzipatorischen Migranten untersucht er ihre Praxis der Sprachvariation. Im Gegensatz zu Arbeiten, die Formen des Codeswitchings bzw. Code-mixings mit der Generationszugehörigkeit der Migranten korrelieren, zeigt er dabei die enge Verbindung zwischen Formen der Sprachvariation und Milieuzugehörigkeit auf.
Deutschlandtürkisch?
(2004)
Migration führt zu Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Ausdruck dieser Sprachkontaktsituation sind Phänomene wie Codeswitching oder Codemixing, die weltweit, wie auch im kommunikativen Haushalt der türkischen Migranten in Europa, zu beobachten sind.1 Eine andere Folge dieses Prozesses sind Auffälligkeiten, die sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen der Diasporasprachen zeigen. Im vorliegenden Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage nach solchen Besonderheiten und ihren Ursachen im Türkischen der Migranten in Deutschland. Hierzu analysieren wir mündliche Alltagskonversationen von zwei Gruppen. Unsere Analyse von gesprochener Sprache wirft in diesem Zusammenhang einige zentrale methodologische Fragen bezüglich der untersuchten Daten und der Analyseperspektive auf, die wir zunächst in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur erörtern.
Vor hundert Jahren – 1903 – erschien Thomas Manns Erzählung »Tonio Kröger« in der »Neuen Deutschen Rundschau«. Zum hundertjährigen Jubiläum wurde, im Jahr 2003 also, eine besonders gestaltete Geschenkausgabe des Werkes gedruckt, das in der Vorankündigung der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft als »eine der schönsten deutschsprachigen Novellen« bezeichnet wurde. Eine solche Charakterisierung ist sicherlich nicht falsch, sie lässt sich aber auf jeden Fall mit Blick auf die in dieser Erzählung begegnenden Eigennamen und ihre Funktionen in Anspruch nehmen. Diese Namen als sprachliche Zeichen sind ganz offensichtlich vom Dichter jeweils bewusst-personenorientiert ausgewählt und gegeben worden. Fragt man, wie ich das vor einiger Zeit getan habe, Dichter danach, wie sie die Namen für ihre literarischen Figuren (er)finden und welche Gesichtspunkte für sie dabei entscheidend sind, so bekommt man wiederholt die Antwort: Die Namen müssen »passen«. Hätte ich Thomas Mann befragen können, wäre seine Antwort sicher entsprechend ausgefallen. Aber auch ohne eine solche direkte Auskunft können wir dies indirekt aus seinem Werk schließen – übrigens nicht nur aus der genannten Novelle, sondern auch aus seinen übrigen Werken. Wir wollen das exemplarisch an »Tonio Kröger« untersuchen.
Mündlich kommunizieren
(2004)
Idiome aus kognitiver Sicht
(2004)
In diesem Beitrag werden die Grundzüge einer kognitiven Theorie der Idiomatik und einige ihrer wichtigsten Module vorgestellt. Aktuelle Aufgaben dieser Forschungsrichtung liegen vor allem im semantischen, aber auch im syntaktischen und pragmatischen Bereich. Es wird eine Reihe von Basisheuristiken formuliert, die an ausgewählten Beispielen verifiziert werden. Dabei werden auch die Grenzen des kognitiven Herangehens an die Untersuchung phraseologischer Phänomene aufgezeigt. Ein Desiderat der Phraseologieforschung ist die Erarbeitung eines kognitiv basierten Inventars von Analysemethoden und -instrumentarien.
In diesem Artikel werden Ähnlichkeiten und Unterschiede in der anfänglichen Schematisierung der Stammzellenforschung im öffentlichen Diskurs Polens und Frankreichs untersucht. Zwei Zeitungskorpora (Le Monde und Gazeta Wyborcza) aus den Jahren 1998-2000 wurden im Hinblick auf die Frage analysiert, inwiefern beide Zeitungen ähnliche oder kulturspezifische Metaphernnetzwerke in der Bildung von ‚Stammzellrealitäten’ aufbauen. Der Artikel basiert auf der Annahme, dass Metaphern im Diskurs eine wichtige Funktion bei der Bildung interpretativer Bezugssysteme für die Diskussion sozialer und philosophischer Implikationen der Stammzelltechnologie zukommt. Der Ausgangspunkt bestand in der Überlegung, dass sich die beiden wichtigsten Zeitungen der beiden Länder in der anfänglichen Schematisierung der Stammzellenforschung unterscheiden würden (besonders bezüglich kultureller und religiöser Werte in den jeweiligen öffentlichen Debatten). Im Verlauf der Untersuchung stellte sich jedoch heraus, dass beide Zeitungen sehr ähnliche Metaphern in der Berichterstattung zur Stammzellenforschung gebrauchen. Kulturelle Unterschiede in der Interpretation von Stammzellenforschung existieren möglicherweise eher auf der Ebene ideologischer Gruppen als auf der nationaler Kulturen.
Vorwort
(2004)
Sprache und Kultur
(2004)
Rattenfänger
(2004)
Neues zur DVG
(2004)
Die Dependentielle Verbgrammatik (DVG) hat seit ihrer Begründung, vor allem aber seit 1988, eine Reihe wesentlicher Änderungen und Erweiterungen erfahren. Diese Änderungen, die sich teilweise aus der Auseinandersetzung mit der "Syntax der deutschen Sprache" von Hans-Werner Eroms (2000) ergaben, wurden in einem Fortbildungsseminar in Belgrad (Mai 2003), in einem weiteren Fortbildungsseminar in Słubice bei Frankfurt/Oder (September 2003) und in einer Projektsitzung in Santiago de Compostela (September 2003) vorgestellt und diskutiert. Sie werden nachfolgend geringfügig ergänzt wiedergegeben.
The paper introduces a theory of Lexical Event Structures as a means to represent the meaning of verbs. The theory is guided by the assumption that verbs refer to events that are internally structured in the sense that they consist of several subevents and states. The temporal properties and relations of these have to be specified. The occurrence of subevents is either implied or presupposed by the verb, and event participants are related to some, but not necessarily all subevents by semantic relations.
Die kontinuierliche Ausweitung des Gegenstandsbereichs der Phraseologie in den vergangenen 30 Jahren geht einher mit einer Pragmatisierung theoretischer Grundannahmen in der Disziplin selbst. Damit ist nicht die Frage der „Verwendung von Phraseologismen" gemeint, sondern das zunehmende Gewicht der Frage, welche Ausdrücke Sprecherinnen und Sprecher pragmatisch als Einheiten der Sprachproduktion und des Sprachverstehens behandeln. Der negativ bestimmten, gut operationalisierbaren Eingrenzung des Phraseologischen als eines Ausdrucksbereichs, der grammatisch und semantisch postulierten Wohlgeformtheitsbedingungen nicht genügt, korrespondiert fachgeschichtlich die positive Bestimmung als Tradition des Sprechens. Rekurrente Ausdrucksselektion und -kombination kann diachron durch semantischen, grammatischen und phonologischen Strukturverlust geprägt sein, aber dieser ist nicht die Ursache, sondern eine mögliche Folge idiomatischer Prägung. Die Ursache ist die durch koordinierte Selektivität der Sprecherinnen und Sprecher etablierte, konventionell arbiträre Einschränkung der Produktions- und Interpretationsoptionen. Kommunikations- und sprachtheoretisch gibt es deshalb gute Gründe, einen weiten Bereich der Bildung usueller komplexer Ausdrücke ohne Strukturverlust anzunehmen. Er umfasst die pragmatisch konstituierten Leistungseinheiten der idiomatischen Kompetenz. Der so genannte „feste" Bereich sprachlichen Ausdrucks besteht vor allem darin, dass Sprecherinnen und Sprecher die inhaltsseitig kontextuell indizierten und ausdrucksseitig als typisch bewerteten usuellen Selektionen und Kombinationen ihres Idioms kennen. Die Aktualität dieser Fragen spiegelt sich im Kontextualisierungsparadigma der jüngeren Pragmatik, das Kommunikation wesentlich als ein pars-prototo-Geschehen versteht, in der „Kollokations-Konjunktur" in Lexikologie und -graphie, die es nahe legt, Wortbedeutung pragmatisch als Bedeutung text- und domänengebundener Kollokationen zu behandeln und ebenso in der Grammatikalisierungsdiskussion, die systematisch mit Einheiten zwischen Lexikon und Grammatik rechnet. Die problemgeschichtlich orientierte Darstellung rekonstruiert eine konvergente Entwicklung im Verhältnis von phraseologischer Theorie und allgemeiner Sprachtheorie.
In einer corpusgestützten Untersuchung erforschen wir die syntaktischen und semantischen Eigenschaften der obligatorischen Komponenten eins, einen, eine und etwas in VPIdiomen. Anhand von Tests zum Feststellen von Argumentstatus und Referenz dieser Komponenten unterscheiden wir mehrere Idiomklassen entlang einer gleitenden Skala. Aus unserer Untersuchung ergeben sich Konsequenzen vor allem für die Lexikografie und den DaF-Unterricht.
Das Buch reflektiert die Entwicklung der Erforschung gesprochener Sprache in den letzten 30 Jahren und erarbeitet auf dieser Grundlage eine eigene theoretische Konzeptualisierung des Gegenstandes. Zunächst wird die Spezifik mündlicher Kommunikation und gesprochener Sprache charakterisiert. Dazu werden die Grundbedingungen mündlicher Verständigung herausgearbeitet und in ihrem Einfluss auf die Ausbildung kommunikativer Verfahren und sprachlicher Mittel beschrieben. Der zweite Teil behandelt die methodologische Frage, ob und inwieweit die Untersuchung gesprochener Sprache spezifische Analyse- und Beschreibungskategorien erfordert. Dabei wird insbesondere das Problem der Einheiten in gesprochener Sprache diskutiert. Die empirische Untersuchung und theoretische Modellierung einer bestimmten grammatischen Konstruktion, der Operator- Skopus-Struktur, die in den letzten Jahren in der gesprochenen Sprache stark expandiert, stehen im Zentrum der exemplarischen Analysen des Schlussteils.
Gesprächstraining
(2004)
The aim of this paper is to highlight the actual need for corpora that have been annotated based on acoustic information. The acoustic information should be coded in features or properties and is needed to inform further processing systems, i.e. to present a basis for a speech recognition system using linguistic information. Feature annotation of existing corpora in combination with segmental annotation can provide a powerful training material for speech recognition systems, but will as well challenge the further processing of features to segments and syllables. We present here the theoretical preliminaries for our multilingual feature extraction system, that we are currently working on.
The administration of electronic publication in the Information Era congregates old and new problems, especially those related with Information Retrieval and Automatic Knowledge Extraction. This article presents an Information Retrieval System that uses Natural Language Processing and Ontology to index collection’s texts. We describe a system that constructs a domain specific ontology, starting from the syntactic and semantic analyses of the texts that compose the collection. First the texts are tokenized, then a robust syntactic analysis is made, subsequently the semantic analysis is accomplished in conformity with a metalanguage of knowledge representation, based on a basic ontology composed of 47 classes. The ontology, automatically extracted, generates richer domain specific knowledge. It propitiates, through its semantic net, the right conditions for the user to find with larger efficiency and agility the terms adapted for the consultation to the texts. A prototype of this system was built and used for the indexation of a collection of 221 electronic texts of Information Science written in Portuguese from Brazil. Instead of being based in statistical theories, we propose a robust Information Retrieval System that uses cognitive theories, allowing a larger efficiency in the answer to the users queries.
1. Phraseologie im Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaft/Union (L)
www.europa.eu.int
1.1 Benennungen als kognitive Szene
1.2 Vertextung: von Rechtsakt bis Meinungsbildung
2. Phraseologie und Europäischer Konvent (CONV)
2.1 Das zukünftige Europa als sprachliches Aufbauwerk
2.2 Phraseologische Verfahren der Konsens- und Kompromissfindung
Aus der Vielzahl von Perspektiven, aus denen das Phänomen Sprache betrachtet werden kann – Humboldt bedient sich dafür der Metapher des Prismas – wählen wir Europa, u. zw. das institutionelle, so wie es den Alltag der Gegenwart mit Blick auf die Zukunft bestimmt. In ihrer rechtlichen und verwaltenden Funktion bedienen sich die demokratisch legitimierten Entscheidungsträger des Mediums der Sprache, um die Europaidee wahrnehmbar zu machen und ihr Wirklichkeit zu verleihen. Eine einschlägige Thematik stand auf den Jahrestagungen der letzten zehn Jahre mindestens zweimal zur Diskussion: 1992 ganz explizit: Sprache und Europa (Born/Stickel 1993), 2001 implizit unter Sprache und Recht (Stickel 1992). Weitere wichtige Informationen kommen von den Jahrestagungen 1989 und 1990 (Stickel 1990, Wimmer 1991 ) und jede Begegnung mit (Fach)Textologie und (Fach)Translatologie (Leipzig und Saarbrücken) ist eine Herausforderung und bringt einschlägige Erkenntnis. „Europäische Perspektive" bedeutet hier, dass Sprachphänomene nach dem Sprachgebrauch bzw. Sprecherverhalten in den Institutionen untersucht und gedeutet werden, konkret anhand der Publikationen der EU-Organe, den Europatexten, wobei die Textsorten im großen Ganzen, trotz ihrer Vielzahl immer mehr der Arbeits- /Rollenteilung innerhalb der Institutionen entsprechen: Beschlüsse, Richtlinien, Urteile der Verantwortung vorwiegend des (Minister)Rats und der Gerichtshöfe; Verordnungen, Empfehlungen den Initiativen und Kontrollen der Kommission; Debatten und Berichte den Stellungnahmen des Parlaments; Abkommen, Übereinkommen, Verträge und Empfehlungen sind die offizielle Ausdrucksform des Europarats. Der institutionelle Rahmen, die Amtlichkeit der Rede und Publikation, sowie der sachliche Inhalt erklären die Fachtextzuordnung dieses Korpusmaterials, immer in den Verwaltungs- und Rechtsbereich, zusätzlich aber auch in die Domänen der jeweiligen Themen. Der EU-Aktionsplan für die nächste Zukunft betrifft ganz entschieden Gesetzes- und Öffentlichkeitsarbeit über ein Netz interner und externer Kommunikation zur Gründung einer internationalen Informationsgesellschaft und zur Verbesserung der internationalen Zusammenarbeit. Die Thesen der graduierten Fachlichkeit (Hahn 1980), die Begründung des hohen Stellenwerts der institutionellen Kommunikation (Ehlich/Rehbein 1980), der Integration von Alltags- und Expertensprache (Kalverkämper 1990) treffen besonders gut zu auf den Europadiskurs. Meine linguistische Auseinandersetzung der letzten Jahre mit dem EU-Material (Greciano 1995-2003) hat das auf dieser Tagung thematisierte und glücklich formulierte Sprachphänomen intra- und interlingual so überzeugend als Charakteristikum dieses Sprach- und Textmaterials ausgewiesen, dass phraseologisches Hintergrundwissen Leistungen des Europadiskurses verstehen macht. Die Phraseologieforschung der letzten zwanzig Jahre hat die Terminologie definiert und harmonisiert und die internen Berührungsängste überwunden: Mel'cuk (1995) bestätigt „Phrasem" als Oberbegriff mit schwacher Intension und weiter Extension, der die Termini „Phraseologismus vs Phraseolexem" wegen ihrer reziproken Abgrenzungsschwierigkeiten umgeht. „Wortverbindungen mehr oder weniger fest" stellt schließlich eine konziliante Reformulierung dar, auch weil sie die sterilen und frustrierenden Klassifizierungsfragen erspart. Anhand von Vorkommensanalysen und -erklärungen darf ein Rückblick auf Forschungsergebnisse zur Leistung von Phraseologie im Amtsblatt der EG (1.) zum Ausblick auf ein noch unbearbeitetes Feld, die Texte des Europäischen Konvents anregen (2.).
Der Vortrag geht aus von den Formulierungsnöten des Lerners von Deutsch als Fremdsprache. Er zeigt, dass der Duden 2 (Stilduden) dazu ein unzureichendes Hilfsmittel ist, im Gegensatz zum englischen Oxford Dictionary of Collocations (2002), dessen deutsches Pendant ein Desiderat bleibt. Zur besseren Klärung des Kollokationsbegriffs wird ihm der Idiom-Begriff gegenübergestellt und dessen Lexikographie untersucht (Duden 11). Zwischen Kollokation und Idiom stehen die Teilidiome. Es wird gezeigt, dass Vergleichsidiome, feste Attribuierungen und ungewöhnliche Konstruktionen des Typs Bauklötze staunen Kollokationen sind, auch wenn sie von der normalen Kollokationssyntax abweichen. Auch Wortzusammensetzungen können Kollokationsstruktur haben. Kollokationen können Tripelstrukturen bilden. Der Lerner von DaF tut gut daran, Duden 2 und Duden 11 persönlich zu ergänzen. Irritierend ist die Konkurrenz im derzeitigen wissenschaftlichen Diskurs von zwei ganz verschiedenen Kollokationsbegriffen, die miteinander im Krieg liegen. Der Vortrag macht ein Friedensangebot.
The second edition of Hermann Paul’s Principien der Sprachgeschichte [Principles of the History of Language] of 1886 is considered to be the true version of this milestone in linguistics. I consider why the circa 80 page shorter, that is ten chapters shorter, first edition did not yet receive such a high assessment. What could have been the author's reason for a revised version six years later? One must not only consider the inclusion of newer and foreign research literature but also the beginning of Paul’s work on his German dictionary which was published in 1897. The relationship between the second edition of the Principien and Paul’s lexicographic procedure resulted in substantial methodological and theoretical innovations. These were either caused or stimulated in the second edition by the lexicographic procedure. Altogether four types of evidence were examined. He explained (1) the meaning of the terminological pair ‘usuell’ and ’occasionell’, (2) explicit references to lexicographic aspects, (3) sort and context of the discussion of semantics in the recently included literature, and (4) classification of meaning change based on ancient rhetoric categories. My conclusion, in general, is that a text-oriented history of linguistics must include the intertextual references: It does not matter whether it concerns a theoretical thesis, empirical analyses, or presentations addressed to non-linguistic readers.
Das Bild von der 'Sprache der DDR' in der alten Bundesrepublik oder: Haben sie so gesprochen?
(2004)
Die Substantivkomposition ist im Deutschen bekanntlich sehr spezifisch ausgeprägt und war insofern schon immer für den interlingualen Vergleich interessant. Die vorliegende Studie kann sich daher auf zum Teil hervorragende Grammatiken und Monografien stützen, deren Resultate sie einem neu perspektivierten Vergleichsüberblick zusammenträgt: Verglichen werden Komposita hinsichtlich der verschiedenen Komplexitätsgrade, der Verwendung bestimmter Typen von Konstituenten, der Verwendung von Stammvarianten, der Rechts- und Linksköpfigkeit und der Nutzung bestimmter semantischer Modelle. Neu perspektiviert ist darüber hinaus auch, dass Komposita in einen überdachenden Kontext gestellt werden mit expliziten Derivaten und Phrasemen, nämlich in den Kontext der kombinatorischen Begriffsbildung. Erkundet werden soll dadurch vor allem, mit welcher Quantität und Qualität genau die Komposition, die Derivation und die Phrasembildung zur Bildung von Begriffen genutzt wird.
Sind Phraseologismen Fertigteile und Versatzstücke, sprachliches fast food, schnell produziert und wenig komplex im Verstehen - oder sind sie besonders aufwändig, Ausdruck eines elaborierten Stils, der einen bestimmten Entwicklungsstand und besondere Kenntnisse erfordert - auch im Hinblick auf eine angemessene Rezeption? Ergeben sich solche Versatzstücke als Nebenwirkungen trivialer sprachlicher Lernprozesse oder sind Phraseologismen das Resultat besonders anspruchsvoller Erwerbsaktivitäten? Liegen die phraseologischen Besonderheiten im Verarbeitungsprozess oder im Zugriff auf die vorbestehende Speicherung? Die linguistische Forschungsliteratur kennt beide Denkrichtungen. Die Psycholinguistik ermöglicht es, einen Teil der Widersprüche aufzulösen. Die folgenden Auffassungen zu den Spielräumen des Sprachverstehens wurden im Rahmen der Psycholinguistik der Phraseologie in den letzten zwei Jahrzehnten empirisch entwickelt und gewinnen inzwischen auch in der definitorisch und textlinguistisch orientierten Phraseologietheorie an Bedeutung.
1. Das Konzept der Konstitution der phraseologischen Bedeutung auf unterschiedlichen Wegen - je nach Kontext und verstehender Person.
2. Die Vorstellung vom Nebeneinander der ein- und mehrdimensionalen Bedeutungskonstitution: der Synkretismus als unmarkierter Fall vs. die besondere Möglichkeit der Wahrnehmung der vollen Ambuigität.
3. Die Auffassung des individuellen Umgangs nicht nur mit der phraseologischen Bedeutung, sondern auch mit den Bedeutungen der phraseologischen Komponenten bei Erwachsenen ebenso wie bei Kindern.
Die Spielräume des Sprachverstehens gerade der Phraseologismen sind gross. Ihre Wahrnehmung und Beschreibung lassen sich zusammenführen mit kulturwissenschaftlich begründeten Auffassungen von der Individualität von Verstehensprozesssen, ihrer Freiheit, ihrer Offenheit und ihrem Reichtum auf der einen Seite, aber auch der Oberflächlichkeit von Rezeptionsprozessen auf der andern Seite - jenseits jener text- und intentionsbesessenen Perspektive, die Generationen von Schülerinnen und Lehrerinnen das Leben schwer gemacht hat - ausgedrückt und gleichzeitig karikiert in der stereotypen Ausgangsfrage: Und was hat der Autor uns sagen wollen? Es wird in der empirischen Forschung zur Psycholinguistik der Phraseologie besonders deutlich, was auch in anderen linguistischen Fachbereichen gilt: Eine „ordentliche" semiotische Herleitung der Bedeutung von Phraseologismen, die wörtliche und übertragene Bedeutung sauber getrennt hält und oft als logisch bezeichnet wird, kommt den Bedürfnissen der Analyse entgegen, trifft aber nicht die Vorgänge beim Sprachgebrauch. Die gegenstandskonstituierende Ausgangshypothese für den inneren idiomatischen Kern der idiomatischen Phraseologie, wonach die phraseologische Gesamtbedeutung nicht die Summe der Bedeutungen der einzelnen Wörter sein kann, erweist sich - nicht als falsch, aber als zu eng und hat sich als Hintergrund einer ganzen Reihe von reduktionistischen Auffassungen und damit als problematisch herausgestellt für eine adäquate lebensnahe Beschreibung des Verstehens von Phraseologismen.
Deutsch-türkische Kontaktvarietäten. Am Beispiel der Sprache von deutsch-türkischen Jugendlichen
(2004)
Deutsch-türkische Kontaktvarietäten. Am Beispiel der Sprache von deutsch-türkischen Jugendlichen
(2004)
Auf der Grundlage einer ethnographisch-soziolinguistischen Untersuchung gibt der vorliegende Beitrag einen groben Überblick über die türkische Migrantengemeinde in Mannheim, die Tendenzen zur Segregation und Abgrenzung von der übrigen Gesellschaft zeigt, neben einer Orientierung auf erfolgreiche soziale und berufliche Karrieren im nationalen und internationalen Rahmen. Im Mittelpunkt der Beschreibung steht die soziale und sprachliche Entwicklung von Migrantenkindern und Jugendgruppen in Bezug auf ihre Orientierung in die eine oder andere Richtung, wobei die jeweiligen sprachlichen Repertoires und Kommunikationspraktiken kurz geschildert werden.
Vorbemerkung
(2004)
In dieser Studie wird die Übersetzung von Kollokationen untersucht, die das Lemma AUGE und verschiedene Verben des Öffnens und des Schließens verbinden. Als Datenquelle für die Studie dient GEPCOLT German-English Parallel Corpus of Literary Texts). Die Relevanz dieser Untersuchung für die Übersetzungswissenschaft und das Übersetzen selbst wird im zweiten Teil diskutiert. Es wird herausgestellt, wie Standardübersetzungen Fälle von Delexikalisierung in der Ausgangssprache veranschaulichen können, und gezeigt, dass verschiedene formale Realisierungen derselben semantischen Kollokation mehr oder weniger stabile Übersetzungen produzieren können. Zum Schluß wird dargelegt, wie nützlich diese Art der Analyse für Stilstudien sein kann, insofern als die konsequente Verwendung eines bevorzugten Wortes ein Element des individuellen Stils einer Übersetzerin/eines
Übersetzers ist.
Sprachen sind dynamisch. Veränderungsmotor des offenen Systems Sprache ist dessen Gebrauch durch Sprecher. Bekanntermaßen wird die Verstehbarkeit der Sprachverwendung durch Konventionen gewährleistet, die gleichzeitig allerdings durch den Gebrauch aushandelbar und flexibel sind. Am Anfang des 21. Jahrhunderts kann für die standardsprachliche Situation in Deutschland festgestellt werden, dass primär durch außerlinguistische Veränderungen angestoßene Entwicklungen im Bereich der Verwendung Spuren im System hinterlassen. Die Standardsprache ist im Prozess, von immer mehr Sprechern in immer mehr Verwendungskontexten gebraucht zu werden. Gleichzeitig scheint der Standard Siebsscher Prägung, also der kodifizierte, schriftsprachorientierte Standard, immer seltener gesprochen zu werden. Aus dieser Situation ergeben sich der Sprachwissenschaft Fragen und Probleme: Wie kann ein Beschreibungsobjekt Standardsprache definiert werden, wo sind die Grenzen zwischen dem standard-sprachlichen und nicht-mehr-standardsprachlichen Bereich? Wie angemessen bilden vorhandene Beschreibungen die aktuelle Sprechwirklickeit ab? Ist es deutscher Sprechstandard, was in Schulen gelehrt und nicht-deutschsprachigen Deutschlernern vermittelt wird? Solche und weitere Fragen wurden auf der diesjährigen IDS-Jahrestagung, die vom 9.-11. März unter der Leitfrage »Standardvariation – Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?« stattfand, zu beantworten versucht.
Flexionsmorphologie
(2004)
Im vorliegenden Beitrag wird die Beschreibung phraseologischer Ausdrücke im Duden 11 im Rahmen von sieben Fragenkomplexen kritisch betrachtet. Zuerst wird auf die Darstellung der Phraseologie im Vorspann des Duden 11 und danach auf die äußere Selektion, d. h. auf die Auswahl der Einträge, eingegangen. Drittens wird untersucht, welche Komponente einer phraseologischen Einheit jeweils als Zuordnungslemma gewählt wurde (es geht m. a. W. um die Bestimmung des Hauptstichwortes, unter dem eine phraseologische Einheit genauer beschrieben wird). Viertens wird die Anordnung von Phraseologismen mit jeweils einer gemeinsamen Komponente in einem Wörterbuchartikel zum Untersuchungsobjekt gemacht. Fünftens wird gezeigt, wie die Nennform von Phraseologismen verschiedenen Typs gestaltet wurde. Den sechsten Problemkreis bilden die Informationen zur Bedeutung und zum Gebrauch von Phraseologismen (einschließlich der Beispiele und Belege), und schließlich wird geprüft, wie das Verweissystem des Wörterbuchs funktioniert. Die meisten der oben genannten Aspekte werden vergleichend für die erste und zweite Auflage des Duden 11 diskutiert. Darüber hinaus werden der Duden 11 und zwei weitere Duden-Wörterbücher bezüglich der phraseologischen Beschreibungspraxis einander gegenübergestellt. Es zeigt sich, dass die früheren Beschreibungen bei der Neubearbeitung des Duden 11 in nicht wenigen Fällen verbessert wurden. Zugleich ist aber auch evident, dass die Darstellung (im Duden 11 und in den damit verglichenen Lexika) noch an mehreren Stellen einerseits uneinheitlich und inkonsequent ist und andererseits ergänzender Angaben bedarf. Im Anschluss an die Wörterbuchkritik werden Vorschläge zu einer etwas adäquateren bzw. informativeren lexikografischen Erfassung von Phraseologismen besonders aus Sicht von Nichtmuttersprachlern entwickelt.
Innerhalb der generativen Theorien in Chomskys Tradition spielt das Lexikon während der letzten zwanzig Jahre eine zunehmend wachsende Rolle. Dies ist nicht zuletzt auf das Projektionsprinzip zurückzuführen. Es besagt, dass lexikalische Einheiten ihre semantischen und syntaktischen Grundzüge in allen relevanten Repräsentationen in der Grammatik beibehalten (Chomsky 1981). Die Grammatik wird in dieser Sichtweise als lexikalisch getrieben aufgefasst. Es ist deshalb auffallend, dass phraseologische Einheiten in der generativen Grammatik nur eine untergeordnete Rolle spielen, schlicht deshalb weil solche Einheiten als lexikalisch betrachtet werden. Dieser Vortrag geht zuerst auf einige theoretische Debatten ein, in denen der Status von phraseologischen Einheiten behandelt wird. Sodann wird gefragt, welche Funktion diese innerhalb einer generativen Sprachtheorie einnehmen können. Im Zentrum steht eine generative Theorie des Lexikons und das Problem, wie eine solche Theorie möglicherweise die syntaktischen Eigenschaften phraseologischer Einheiten erklären könnte.