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Kontroversen wie die um gendergerechten Sprachgebrauch haben eindeutig eine politische Dimension. Das ist aber nur die eine Seite der Medaille. Jenseits der politischen Auseinandersetzung stellt sich die Frage, in welcher Weise die verschiedenen Positionen in der Gesellschaft verankert sind und warum die Kontroversen überhaupt entstehen. Die Analyse der postindustriellen Gesellschaft des Soziologen Andreas Reckwitz bietet dafür die Möglichkeit einer Erklärung.
Mit der aktuellen politischen Kontroverse um ein Sprachgesetz, durch das das Gendern verboten würde, hat auch ein anderes Thema wieder an Brisanz gewonnen: die Aufnahme des Deutschen als Staatssprache ins Grundgesetz. Zwar ist die Diskussion darüber ähnlich polarisiert wie bei der gendergerechten Sprache, doch lohnt es sich auch hier, eine differenzierte Perspektive einzunehmen. Denn es gibt gute Gründe dafür.
Leicht hat es die Duden-Redaktion derzeit nicht. Im Sommer erst musste sie sich ungerechtfertigterweise vorhalten lassen, mit der Aufnahme neuer Wörter in die 28. Auflage des Rechtschreibdudens eine links-grüne Agenda zu verfolgen. Vor kurzem hieß es nun, im Online-Duden werde heimlich eine Sprachveränderung betrieben, die zum Verschwinden des generischen Maskulinums führe. Kürzlich hat deshalb der “Verein Deutsche Sprache”, jener umstrittene Verein konservativer Sprachschützer*innen, sogar einen öffentlichen Aufruf gegen den Dudenverlag gestartet. Was ist also dran an diesem Vorwurf?
Wenn ich am Ende dieses Jahres an die Diskussionen zur deutschen Sprache zurückdenke, die ich bei Medienauftritten und in Veranstaltungen geführt habe, dann ist dabei immer wieder eine ganz bestimmte Frage gestellt worden: Wer entscheidet eigentlich darüber, wie wir sprechen und schreiben, was wir sagen dürfen und was nicht? Wer hat die Entscheidungsbefugnis über die Aufnahme neuer Wörter ins Deutsche, über gendergerechte Sprache oder über Rechtschreibregeln?