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Der valenztheoretischen Behandlung von Argumentstrukturen stehen seit längerer Zeit konstruktionsgrammatische Theorien gegenüber, die die syntaktisch-semantischen Konstruktionen selbst als primäre Objekte der Sprachbeschreibung sehen, welche dann spezifische Lexeme als lexikalische Füllungen selegieren. Die Beiträge dieses Bandes zeigen, dass sich die beiden Ansätze nicht ausschließen müssen, sondern sich bei der theoretischen Modellierung der regelhaften und idiosynkratischen Aspekte von Argumentstrukturen auf fruchtbare Weise ergänzen können. Neben rein theoretisch orientierten Studien enthält der Band Beiträge, deren Gegenstand die Evaluierung von Methoden zur empirischen Fundierung dieser Theorien ist. Zudem wird der Phänomenbereich aus metalexikografischer und aus der Perspektive des Fremd- bzw. Zweitspracherwerbs betrachtet. Zum Teil werden in den Beiträgen kontrastive Analysen vorgenommen, vor allem hinsichtlich des Sprachenpaares Deutsch - Spanisch. Die angewandten Aspekte des Themas werden dabei immer auch an theoretische und empirische Überlegungen rückgebunden. Die Struktur des Bandes reflektiert den Fokus, den die einzelnen Beiträge setzen: Repräsentationen, Konstruktionen, Wortfelder und Methoden.
In der atelischen an-Konstruktion im Deutschen treten die Verben mit einer an-Präpositionalphrase auf (an etwas malen/essen/basteln). Basierend auf Korpusdaten wird in diesem Band gegen die verbreitete Alternationsanalyse der an-Konstruktion als präpositionales Pendant der transitiven Verbverwendung argumentiert. Stattdessen werden an-Phrasen als ereignisinterne Modifikatoren von einstelligen Activity-Verbvarianten analysiert, die eine in der lokalen Bedeutung der Präposition wurzelnde boundary-Relation einführen. Aus empirischer Perspektive wird ein Inventar von korpusbasierten Methoden und Maßen für die Untersuchung von (vermeintlichen) Argumentalternationen vorgestellt. Schließlich wird der bisher wenig diskutierte Zusammenhang von Argumentrealisierung und Metaphernbildung diskutiert.
Die Studie wurde mit dem Wilhelm von Humboldt Preis des Jahres 2022 der Deutschen Gesellschaft für Sprachwissenschaft ausgezeichnet.
Das Verb machen im gesprochenen Deutsch. Bedeutungskonstitution und interaktionale Funktionen
(2017)
Die Arbeit untersucht unter anderem sowohl die semantischen Interpretationen von machen als auch seine pragmatischen Funktionen in der Interaktion, diskutiert die Behandlung von machen in der Lexikographie und liefert dazu einen Vergleich mit der Bedeutung und Funktion des Verbs tun in der gesprochenen Sprache. Außerdem wird die Konstitution von Bedeutung am Beispiel von machen anhand eines eigens entwickelten Ebenenmodells dargestellt, durch welches sich die einzelnen (außer-)sprachlichen Ebenen jeweils abgrenzen und einzeln beschreiben lassen. Die Analysen basieren dabei auf der Grundlage aktueller und spontansprachlicher Interaktionen unterschiedlicher Gesprächstypen.
Der Themenkreis dieses Bandes umfasst Fragen der system- und normbezogenen Deskription des Gegenwartsdeutschen unter Berücksichtigung seiner Variierung und Dynamik, darunter insbesondere in den Bereichen des Wortschatzes, der Grammatik, der Textlinguistik und der kontrastiven Sprachforschung, der Sprachpolitik, der Sprachkultur sowie der Sprachdidaktik und des Faches “;Deutsch als Fremdsprache”. Die einzelnen Beiträge können vier zentralen und miteinander verschränkten Arbeitsfeldern zugeordnet werden: “Das Deutsche in der Welt”, “Der Wortschatz in Bewegung”, “In den Tiefen der Grammatik” und “Blicke auf den Sprachgebrauch”.
Modern theoretical linguistics lives by the insight that the meanings of complex expressions derive from the meanings of their parts and the way these are composed. However, the currently dominating theories of the syntax-semantics interface hastily relegate important aspects of meaning which cannot readily be aligned with visible structure to empty projecting heads non-reductively (mainstream Generative Grammar) or to the syntactic construction holistically (Construction Grammar). This book develops an alternative, compositional analysis of the hidden aspectual-temporal, modal and comparative meanings of a range of productive constructions of which pseudorefl exive, excessive and directional complement constructions take center stage. Accordingly, a contradiction-inducing hence semantically problematic part of literally coded meaning is locally ignored and systematically realized „expatriately“ with respect to parts of structure that achieve the indexical anchoring of propositional contents in terms of times, worlds and standards of comparison, thus yielding the observed hidden meanings.
Dieser Band beschäftigt sich mit den politischen, fachlichen und medialen Umständen, die die Rechtschreibreform beeinflusst haben. Es werden Wirkungskreis und Rolle der Akteure im Prozess der Umsetzung, die Interaktion zwischen den Handlungsträgern bemessen. Die Annahme zu den aktuellen Entwicklungen in Bezug auf die deutsche Sprache lautet, dass die von Instanzen wie dem Rat für deutsche Rechtschreibung für das amtliche Regelwerk aufgestellten Kriterien zur Regelung der Schreibpraxis nicht nur unter der Einflussnahme der in den fachlichen Diskursen geführten Tonlage standen, sondern von politisch-medialen Diskursen beeinflusst wurden. Die Arbeit führt zu einem aktuellen Verständnis über die Reform, da mit dem Reifegrad eines jeden Reformvorhabens eine Neubewertung zu einem neuen Verständnis führt. Es zeigt sich, dass die Wechselbeziehungen, die die Bemühung um eine den aktuellen Sprachgebrauch abbildende Rechtschreibung geprägt haben, als Ergebnis der Diskurse auf politisch-medialer Ebene zu verstehen sind. Der Band richtet sich an Verlage, Sprachinteressierte, Reformgegner und Reformbefürworter der Rechtschreibreform.
In der Grammatikforschung hat sich über die Jahre eine Vielzahl von Perspektiven, Herangehensweisen und Theorien herausgebildet, die mit oft unterschiedlichen – gelegentlich sogar widersprüchlichen – begrifflichen Systematiken arbeiten. Diese terminologische Vielfalt stellt die Entwicklung konsistenter Erklärungsmodelle vor besondere Herausforderungen. Der vorliegende Band zur ars grammatica 2017: Grammatische Terminologie – Inhalte und Methoden enthält Beiträge, die sich im Spannungsfeld zwischen inhaltlicher Betrachtung und methodischer Anwendung mit Eigenschaften und Spezifika grammatischer Fachsprache beschäftigen. Dabei decken die Beiträge ein breites Spektrum ab und reichen von theoretischen Ausführungen der Terminologie(-forschung) über die Herausforderungen intra- und interlingualer Untersuchungen bis hin zu anwendungsorientierten Betrachtungen.
Das Verhältnis von Grammatiktheorie und Grammatikschreibung ist nicht zuletzt aufgrund der Heterogenität ihrer Ziele nicht immer einfach. Der vorliegende Band plädiert dafür, dass beide Disziplinen von einer stärkeren Kooperation profitieren. So können Einsichten aus der Grammatiktheorie wie die Aufdeckung neuer Generalisierungen und tieferer Zusammenhänge zu einer Vereinfachung und Systematisierung der Grammatikschreibung beitragen. Umgekehrt sind umfassende Darstellungen, wie sie in deskriptiven Grammatiken vorliegen, als Datenbasis und Prüfstein der theoretischen Linguistik unentbehrlich.
Mit dem "Handbuch der deutschen Sprachminderheiten in Übersee" liegt nun ein komplementärer Band zum "Handbuch der deutschen Sprachminderheiten in Mittel- und Osteuropa" vor. Es bietet einen konzentrierten Überblick über die Situation der deutschsprachigen Minderheiten außerhalb Europas. Acht Länderartikel (USA, Texas, Südamerika, die Mennoniten, Namibia, Südafrika, Australien, ehemalige Kolonialgebiete in der Südsee) liefern ausführliche Informationen über die historischen Entwicklungen der jeweiligen Sprachinseln, über die politische und rechtliche Lage der Minderheiten und ihre demographische Situation. Dabei wird für jedes Land eine Dokumentation der Kompetenz- und Sprachgebrauchssituation, eine Beschreibung und Analyse der soziolinguistischen Situation mit ihren je spezifischen Standard-Substandard-Verteilungen und eine Untersuchung der Spracheinstellungen der Sprecher geboten.
Das vorliegende Buch bildet den Abschluss einer Handbuchserie zu Sprachminderheitenkonstellationen unter Beteiligung des Deutschen. Ihren Anfang nahm die Serie 1996 mit einem Band zur Situation der Sprachminderheiten in Mitteleuropa (Hinderling/Eichinger 1996b). Dieser Band, der noch vor dem Fall des Eisernen Vorhangs konzipiert worden war, war bald vergriffen. Es folgten weitere Bände zu anderen Regionen der Welt, die sich von der Struktur her an dem Mitteleuropa-Band orientierten: zunächst die Länder Mittel- und Osteuropas (Eichinger/Plewnia/Riehl 2008), sodann die deutschen Sprachminderheiten in Übersee (Plewnia/Riehl 2018). Das Handbuch des Deutschen in West-und Mitteleuropa (Beyer/Plewnia 2019) war der erste Band einer vollständigen Neufassung des Handbuchs von 1996, wo über die Dichotomie von Mehrheit und Minderheit hinaus auch weitere Ausprägungen gesellschaftlicher Mehrsprachigkeit berücksichtigt wurden.