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Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
Der Beitrag diskutiert die Rolle von SMS-Kommunikation als Mittel der Beziehungsgestaltung am Beispiel der authentischen SMS-Kommunikation einer Kleingruppe von fünf Personen. Untersucht wird ein auf ethnografischer Basis zusammengestelltes Korpus von mehr als 700 Kurzmitteilungen. Empirische Schwerpunkte sind das Verhältnis zwischen Beziehungsart und Schreibstil, das Gruß- und Anredeverhalten der Gruppe sowie die Aushandlung von Beziehungskonflikten per SMS. Verschiedene Beziehungsarten in der Gruppe unterscheiden sich in der Häufigkeit der SMS-Kontakte, in den Themen bzw. Gesprächssorten sowie in der lexikalischen Ausgestaltung der Kurzmitteilungen, darunter auch im
Anredeverhalten. Die gruppeninternen Grüße und Anreden zeichnen sich durch geringe Häufigkeit und kontextsensitive Varianten aus. Verschiedene Formen der Sprachvariation (Dialektelemente, stilisierte Kindersprache, gebrochenes Deutsch) werden auf der Grundlage der Kontextualisierungstheorie als indirekte Mittel der Beziehungsgestaltung beschrieben.
This article presents a revised version of GAT, a transcription system first devel-oped by a group of German conversation analysts and interactional linguists in 1998. GAT tries to follow as many principles and conventions as possible of the Jefferson-style transcription used in Conversation Analysis, yet proposes some conventions which are more compatible with linguistic and phonetic analyses of spoken language, especially for the representation of prosody in talk-in-interaction. After ten years of use by researchers in conversation and discourse analysis, the original GAT has been revised, against the background of past experience and in light of new necessities for the transcription of corpora arising from technologi-cal advances and methodological developments over recent years. The present text makes GAT accessible for the English-speaking community. It presents the GAT 2 transcription system with all its conventions and gives detailed instructions on how to transcribe spoken interaction at three levels of delicacy: minimal, basic and fine. In addition, it briefly introduces some tools that may be helpful for the user: the German online tutorial GAT-TO and the transcription editing software FOLKER.
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
Der vorliegende Beitrag setzt sich mit dem computergestützten Transkriptionsverfahren arabisch-deutscher Gesprächsdaten für interaktionsbezogene Untersuchungen auseinander. Zunächst werden wesentliche methodische Herausforderungen der gesprächsanalytischen Arbeit adressiert: Hinsichtlich der derzeitigen Korpustechnologie ermöglicht die Verwendung von arabischen Schriftzeichen in einem mehrsprachigen, bidirektionalen Transkript keine analysegerechte Rekonstruktion von Reziprozität, Linearität und Simultaneität sprachlichen Handelns. Zudem ist die Verschriftung von arabischen Gesprächsdaten aufgrund der unzureichenden (gesprächsanalytischen) Beschäftigung mit den standardfernen Varietäten und gesprochensprachlichen Phänomenen erschwert. Daher widmet sich der zweite Teil des Beitrags den bisher erarbeiteten und erprobten Lösungsansätzen ̶ einem stringenten, gesprächsanalytisch fundierten Transkriptionssystem für gesprochenes Arabisch.
Zunehmend werden Videos und ihre Präsentation für die gesprächsanalytische Arbeitspraxis wichtig. Dieser Beitrag gibt praxisorientierte Hilfestellungen für die Einbettung von Audio- und Videodateien in Microsoft Powerpoint 2003 unter Windows XP, geht auf unterschiedliche Dateitypen ein und stellt Software zum Konvertieren und Editieren von Videodateien vor. Als besonders elaborierte Präsentationstechnik wird Screenrecording-Software beschrieben, mit der Bildschirmfilme von Abläufen z.B. in Transkriptionssoftware erstellt werden können, um so Video, Transkript und Analyse simultan in Powerpoint darzustellen.
This study builds on a large body of work on the use of linguistic forms for requests in social interaction. Using Conversation Analysis / Interactional Linguistics, this study explores the use of two recurrent linguistic formats for requesting in spoken German – simple interrogatives ('do you do ..?') and kannst du VP? ('can you do..?') interrogatives. Based on a corpus of video-recorded, naturally occurring data of mundane data, this study demonstrates one of the interactional factors that is relevant for the choice between alternative interrogative request formats in spoken German – recipient's embodied availability before and during the request initiation. It is shown that simple interrogatives are used to request an action from a recipient who is either available or involved in their own project, which, however, does not have to be suspended or interrupted for the compliance with the request. In contrast, kannst du VP? interrogatives occur in environments in which the recipient is already engaged in a project that must be suspended in order to grant the request.