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Die kontinental-westgermanischen Sprachen und Dialekte zeichnen sich durch das Vorkommen von mehrteiligen Verbformen in einem satzfinalen Verbalkomplex (im Folgenden VK) aus. Charakteristisch für diesen VK ist sein hohes Maß an Stellungsvariation, wie sie sich bei drei oder mehr Verben bereits innerhalb des Standarddeutschen zeigt (vgl. Duden 2005, 481-482, § 684). Im vorliegenden Beitrag werden Aspekte des VKs im Ostpommerschen untersucht, jenem ostniederdeutschen Dialekt, der bis 1945 östlich der Oder im heutigen Polen gesprochen wurde. Dies geschieht anhand spontansprachlicher Aufnahmen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts; der Beitrag ist also als eine sprachhistorische Untersuchung zu verstehen.
Der vorliegende Beitrag beschreibt auf der Basis authentischer Alltagsinteraktionen das Formen- und Funktionsspektrum der äußerungsmodalisierenden Kommen-tarphrase ohne Scheiß im gesprochenen Deutsch. Die Konstruktion wird von Inter-agierenden insbesondere als Ressource zur Steigerung des Geltungsanspruchs einer Bezugsäußerung genutzt, wodurch diese als wahr und/oder ernstgemeint modali-siert wird. Damit leistet ohne Scheiß einen wichtigen Beitrag zur Bearbeitung des Erwartungsmanagements durch den/die SprecherIn sowie zur Herstellung von In-tersubjektivität. Die Konstruktion ist syntaktisch variabel und kann somit Äußerun-gen sowohl prospektiv als auch retraktiv modalisieren. Zudem wird mit der Wahl des Lexem Scheiß ein nähesprachliches Register aktiviert, was in Verbindung mit weiteren (prosodischen und/oder lexikalischen) Elementen zu affektiver Aufladung führen kann. Eine abschließende Darstellung häufiger lexikalischer Kookkurrenz-partner und deren funktionaler Bedeutung sowie ein Abgleich zu intrakonstruktio-nalen Varianten wie ohne Witz/ohne Spaß zeigt die Produktivität der Konstruktion im alltäglichen Sprachgebrauch auf.
Vom 14. bis 16. März fand im Congress Center Rosengarten in Mannheim die 53. Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) statt, die sich in diesem Jahr mit dem Lexikon und dessen Komplexität und Dynamik beschäftigte. Im Mittelpunkt standen neue Perspektiven auf das Lexikon und die Lexikonforschung nach der empirischen Wende, die das Bild vom Wortschatz deutlich verändert und den Blick darauf erweitert hat. Lexikontheoretiker und Lexikografen arbeiten heute u.a. mit quantitativen korpuslinguistischen Methoden und berücksichtigen Forschungsergebnisse und -methoden angrenzender Disziplinen wie der Psycholinguistik, wodurch auch neuartige Konzepte ins Blickfeld rücken. Das Inventar lexikalischer Einheiten beschränkt sich nicht mehr nur auf Wörter, sondern wurde durch konstruktionsartige Einheiten und semiabstrakte lexikalische Muster ergänzt.
Neologismen, im Folgenden konkret die, die seit den 90er Jahren aufgekommen, in die Allgemeinsprache eingegangen und in einem Neologismenwörterbuch (www.owid.de) umfassend beschrieben sind, dienen der Anpassung des Wortschatzes an neue Gegebenheiten und Sachverhalte. Insofern lassen Neologismen in erster Linie an Wortschatzerweiterung denken. Dazu tragen auch Pseudoanglizismen bei, die scheinbar als lexikalische Einheiten aus dem Englischen entlehnt, tatsächlich im Deutschen mit Mitteln der Wortbildung entstanden sind (z.B. Beniner) oder im Deutschen eine neue Bedeutung bekommen haben (z.B. Public Viewing). Konträr zur Wortschatzerweiterung stehen die Kurzzeitwörter, das heißt Neologismen, die innerhalb des genannten relativ kurzen Erfassungszeitraums aus unterschiedlichen Gründen wieder außer Gebrauch kommen (z.B. Praxisgebühr, Gauckbehörde).
Intention des Kooperationsprojektes „Grammatische Kenntnisse in der Sekundarstufe II“ (GramKid-SII) des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) und der Ruhr-Universität Bochum ist, die deutschdidaktische Behauptung, Grammatikunterricht bis in die Sekundarstufe II führe zu besseren expliziten und nachhaltigen Grammatikkenntnissen des Deutschen, empirisch in Form einer longitudinalen Interventionsstudie mit Kontrollgruppendesign zu untersuchen.
Am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim fand vom 17. bis 19.11.2016 die sechste Tagung des Netzwerks „Diskurs – interdisziplinär“ statt, diesmal zum Thema „Diskurs – kontrastiv“. An der Tagung nahmen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Bosnien-Herzegowina, Deutschland, England, Polen, Serbien, Schweiz, Schweden, der Slowakei und Slowenien teil. Die 18 Vorträge waren fünf Sektionen zugeordnet: Prinzipien des Kontrastiven, Internationale Vergleiche, Metaphorik im internationalen Vergleich, kontrastive Semantik, Kulturen und Stereotype – transnational. Die Beiträge fokussierten dabei immer wieder folgende Fragestellungen: Wie werden gleiche Themen in unterschiedlichen Gesellschaften konstituiert und erörtert? Welche sprachlichen Auswirkungen haben die jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, unter denen formal gleichwertige Diskursbeteiligte (z. B. außerparlamentarische Opposition, Bürgerinitiativen, Interessengruppen) in Bezug auf identische Diskursgegenstände sprachlich agieren? Inwiefern lassen sich ähnliche Diskurse als je spezifische Zeitphänomene darstellen? Inwiefern besteht strukturelle Identität/Similarität bzw. Differenz z. B. hinsichtlich der Verwendung vergleichbarer bzw. abweichender Leit- und Schlüsselwörter, Metaphern, Argumentationsmuster etc.? Neben Vorträgen, die sich derlei Fragestellungen widmeten, gab es zudem Beiträge, die sich auf empirischer Basis mit Methoden kontrastiver Diskursforschung auseinandersetzten.