Refine
Year of publication
Document Type
- Article (93) (remove)
Language
- German (93) (remove)
Has Fulltext
- yes (93)
Keywords
- Konversationsanalyse (93) (remove)
Publicationstate
- Veröffentlichungsversion (40)
- Zweitveröffentlichung (10)
- Postprint (4)
Reviewstate
- Peer-Review (32)
- (Verlags)-Lektorat (19)
- Peer-review (1)
Publisher
Fragen, meist mit systemisch-lösungsorientiertem Hintergrund, gelten im Coaching als Königsweg für den Erfolg. Entsprechend ist eine große Anzahl an Publikationen entstanden, die diese zentrale Intervention in den Blick nehmen. In dieser Praxisliteratur werden Fragen dabei oftmals rezeptartig nach Typus, Funktion und möglichen Anwendungskontexten wie etwa Phasen geordnet sowie anhand dekontextualisierter Beispiele beschrieben. Fragen, die in Praxis- und Lehrbuchsammlungen aufgenommen wurden, sind aus der Theorie hergeleitet und in der Praxis erprobt. Allerdings finden sich in dieser Literatur auch empirisch nicht haltbare Aussagen wie etwa die negative Bewertung geschlossener Fragen. Außerdem stellt ihre dekontextualisierte Darstellungsform insbesondere für unerfahrene Coaches eine Herausforderung bei der Umsetzung ins konkrete Coaching-Handeln dar: Fragen sind immer eingebettet in einen Kontext und müssen auf die Anwesenden, die jeweilige kommunikative Interaktion mit ihnen sowie die lokale sequenzielle Struktur des Gesprächs übersetzt werden. Die wissenschaftliche Überprüfung, wie diese Fragensammlungen im Coaching (erfolgreich) ein- und umgesetzt werden, ist dabei insgesamt noch ganz am Anfang. Der vorliegende Beitrag berichtet von einem aktuellen interdisziplinären Forschungsprojekt, das Fragen in den empirischen Blick nimmt und dabei einen Übergang von Eminenz zur Evidenz ermöglicht. Der Beitrag liefert auch Ideen und Anregungen für Coaches, diese Übersetzungsarbeit zu leisten.
Tollpatschig interviewen oder interviewt werden – Kurzvideos im ukrainischen und deutschen Fernsehen
(2016)
Kurzinterviews im Fernsehen stellen nicht nur für die kontrastive Medienlinguistik, sondern auch für die Gesprächsanalyse, Textsortenlinguistik und Pragmatik einen aufschlussreichen Gegenstand dar, besonders wenn es sich um kommunikative Abweichungen handelt. Der Beitrag stellt die Klassifizierung der Abweichungen bzw. der Deviationen in den Fernsehinterviews in Bezug auf die Kommunikation und die Sprache vor. Dabei werden die Kommunikationsdeviationen vom Standpunkt des Adressanten, des Kommunikationsprozesses, des gegenseitigen Verständnisses und des Adressaten sowie sprachliche Abweichungen betrachtet. Im Beitrag werden gemeinsame und unterschiedliche Merkmale der Deviationen in ukrainischen und deutschen Kurzinterviews im Fernsehen festgestellt, was zur Erarbeitung eines Modells der Deviationen und zu einer tieferen kontrastiven Untersuchung beider Sprachen verhilft.
Widerstand als psychoanalytisches Konzept beschreibt die Ambivalenz von Psychotherapiepatient*innen gegenüber dem therapeutischen Veränderungsprozess. Während der*die Patient*in sich mit dem Wunsch, bestimmte Veränderungen zu erzielen, auf die Therapie einlässt, stellen sich diesem Wunsch unbewusste Kräfte entgegen, die versuchen, den Status quo aufrechtzuerhalten. Hintergrund ist die Annahme, dass Widerstand eine Schutzfunktion darstellt, um schmerzhafte Affekte abzuwehren, die integraler Bestandteil eines psychotherapeutischen Prozesses sind. Therapeut*innen sehen sich vor der Aufgabe, Widerstandsphänomene als solche zu erkennen, deren Funktion zu verstehen und einen gemeinsamen Verstehensprozess mit dem*der Patient*in zu ermöglichen. Eine gesprächsanalytische Untersuchung von Widerstand und dessen kommunikativer Bearbeitung bietet eine wertvolle Ergänzung zur psychotherapeutischen Betrachtungsweise. Ein bislang in der Literatur wenig beachtetes Widerstandsphänomen ist Verbosität, womit gemeinhin ausufernde, unfokussierte Erzählungen gemeint sind. Aufbauend auf der bisher einzigen gesprächsanalytischen Untersuchung zu Verbosität als Widerstandsphänomen von Fenner, Spranz-Fogasy und Montan (2022) ist das Ziel der vorliegenden Arbeit, herauszuarbeiten, wie Widerstandsmanagement bei Verbosität verwendet wird. Dafür werden zwei Fallbeispiele gesprächsanalytisch untersucht. Diese stammen aus einem Korpus 34 videographierter ambulanter psychodynamischer Therapiesitzungen. Anhand des ersten Fallbeispiels wird deutlich, dass Verbosität als Widerstandsphänomen nicht nur patient*innenseitig geäußert wird, sondern gemeinsam mit dem*der Therapeut*in interaktiv hergestellt und forciert werden kann. Das zweite Beispiel zeigt, wie Widerstandsmanagement zu einer Auflösung des Widerstands führen kann. Die Analysen verdeutlichen zum einen auch, dass der psychoanalytische Widerstandsbegriff aus gesprächsanalytischer Sicht kritisch zu betrachten ist und zum anderen, dass beide Disziplinen nicht unbedingt zu den gleichen Ergebnissen kommen.
Das Forschungs- und Lehrkorpus für GesprochenesDeutsch (FOLK) ist ein Korpus des gesprochenen Deutsch in natürlichen sozialen Interaktionen, das seit 2008 in der Abteilung Pragmatik am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim aufgebaut wird. FOLK besteht aus Audio- und Videoaufzeichnungen natürlicher Gespräche aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen (private, institutionelle und öffentliche Interaktionsdomäne), die durch Transkription, weitere Annotationen und Metadaten-Dokumentation für korpusgestützte Analysen erschlossen und zur wissenschaftlichen Nutzung bereitgestellt werden. FOLK wird auf vielfältige Weise für Untersuchungen zum gesprochenen Deutsch genutzt, insbesondere in der Gesprächsforschung, der Korpuslinguistik und anwendungsorientierten Zweigen der Linguistik.
ZuRecht steht für Zugang zur Recherche in Transkripten. Es handelt sich um eine prototypische Implementierung einer webbasierten grafischen Benutzeroberfläche, welche Zugriff auf Transkripte gesprochener Sprache aus dem Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD) des Leibniz-Instituts für Deutsche Sprache (IDS) bietet. Der Zugriff erfolgt über die neue, im Projekt „ZuMult“ entwickelte Schnittstelle zur Suche in mündlichen Korpora. ZuRecht dient einerseits der Demonstration der Möglichkeiten der neuen Schnittstelle, indem es komplexe Suchanfragen mit der speziell für die Korpusrecherche entwickelten Anfragesprache CQP auf Transkriptionen gesprochener Sprache erlaubt. Andererseits kommt ZuRecht als Erweiterung der Datenbank für Gesprochenes Deutsch (DGD) zum Einsatz und eröffnet den DGD-Nutzer:innen viele neue Forschungsmöglichkeiten, insbesondere auf den Gebieten der Gesprächsanalyse und der DaF/DaZ-bezogenen Forschung. Im Beitrag werden die Funktionalitäten von ZuRecht ausführlich vorgestellt und ihre Einsatzmöglichkeiten in den genannten Disziplinen exemplarisch vorgeführt.
Wissenschaftskommunikation gehört auch in den Sprachwissenschaften inzwischen zu den regelmäßigen Aufgaben neben Forschung und Lehre. Die Aktivitäten reichen von "kleineren Formaten" wie TikTok-Videos zu linguistischen Themen bis zum Aufbau des "Forum Deutsche Sprache" durch das IDS Mannheim als eine Art "Museum für Sprachwissenschaft". Im Rahmen des Uni.Stadt.Fests 2019, einer ganztägigen Veranstaltung anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Universität Bielefeld, haben wir – Gesprächsforschende der Universität – die Gesprächsanalyse an einem Stand als Forschungsmethode erlebbar gemacht: in einem sogenannten "Plauderlabor". Die Idee zu diesem Projekt basiert auf dem "Conversational Rollercoaster" von Albert et al. (2018), einem partizipatorischen Format zur Demonstration der konversationsanalytischen Methode, entwickelt für eine Wissenschaftsmesse in London 2016. Zur Vorbereitung des Plauderlabors organisierte sich in Bielefeld eine interdisziplinäre Gruppe mit den Lehrstuhlinhaberinnen Ruth Ayaß (Methoden der empirischen Sozialforschung mit dem Schwerpunkt qualitative Methoden, Fakultät für Soziologie), Barbara Job (Sprache und Kommunikation, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft) und Friederike Kern (Germanistik/Frühe sprachliche Bildung und frühes Lernen, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft) sowie ca. 30 wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, Doktorand*innen und studentischen Hilfskräften, teils aus dem Zentrum für Lehren und Lernen (ZLL) und der Bielefeld School of Education (BiSEd). Unsere Erfahrungen mit dem Plauderlabor wollen wir im Folgenden teilen.
This paper focuses on so called syntactic projection phenomena in the German language. This term from the German Gesprächsforschung is used to define the fact that an utterance or part of it foreshadows another one. This paper aims at pointing out how such projection phenomena are consciously exploited for rhethorical purposes. This will be observed on the basis of excerpts from the Stuttgart 21 mediation talks. The linguistic analysis carried out in this paper will focus on syntactic projection phenomena involving the use of causal adverbial connectives deshalb and deswegen.
Am 13. und 14. Mai 2022 trafen sich 26 Nachwuchswissenschaftler:innen zum 5. Treffen des Netzwerks für Doktorand:innen der Gesprächsforschung (DokGF). Die Gründung dieses Netzwerk ist auf die Initiative von Elena Becker (Halle) und Maximilian Krug (Duisburg-Essen) im Herbst 2019 zurückzuführen (vgl. Torres Cajo/Franzen 2019). Auch dieses Mal fand die Veranstaltung online statt. Das DokGF-Treffen wurde von Teresa Schirmes (Bochum), Henning Vahlenkamp (Bremen) und Svenja Heuser (Luxembourg) organisiert und moderiert. Es bot den Teilnehmer:innen die Möglichkeit sich kennenzulernen, zu vernetzen und sich über aktuelle methodische, theoretische und empirische Themen der deutschsprachigen Gesprächsforschung auszutauschen. Ebenso standen allgemeine Belange und die Selbstorganisation während der Promotion auf der Agenda. Als Keynote-Speaker waren Arnulf Deppermann (Mannheim) und Martin Hartung (Göttingen) eingeladen.