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Es ist nicht zuletzt die Stabilitätskultur der Währung wie auch der Staatsfinanzen, die seit ihrer Gründung immer zum Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland gehört hat und gehört. (Bundesregierung 2010)
Dieser Satz stammt aus der Regierungserklärung, die Angela Merkel am 19. Mai 2010 vor dem Deutschen Bundestag abgegeben hat, um die erste ‚Griechenland- Rettung‘ zu begründen. Dass die Bundeskanzlerin die „Stabilitätskultur der Währung“ an zentraler Stelle heranzieht, um ihre Position zu untermauern, ist kein Zufall; handelt es sich dabei doch um ein Konzept, welches nicht nur, wie die Kanzlerin selbst sagt, „immer zum Selbstverständnis der Bundesrepublik Deutschland gehört hat“, sondern insbesondere auch im Vorfeld der Euro-Einführung seit Beginn der 1990er Jahre im Mittelpunkt vieler Diskussionsbeiträge stand.
Fußball wird nicht nur gespielt und geschaut. Über Fußball wird auch gesprochen und geschrieben, und zwar überaus ausdauernd und ausführlich. Um jedes Fußballspiel herum rankt sich eine Vielzahl von Kommunikationsereignissen, Gesprächen und Texten, in denen das eigentliche Spielgeschehen kommentiert, besprochen und gedeutet wird. Das beginnt beim Coaching am Spielfeldrand und in der Kabine, bei den Zurufen, Choreografien und Sprechchören der Fans auf den Tribünen und reicht über die Interviews mit Spielern, Trainern und Experten, die Spielberichte und -analysen in Fernsehen, Radio, Presse bis hin zu den unzähligen Alltagsgesprächen, in denen etwa die Ergebnisse vom Vortag diskutiert werden. In jüngerer Zeit haben sich zudem im Internet neue Formen des Redens über den Fußball etabliert. Liveticker informieren über die gerade laufenden Spiele, Taktikblogs wie <spielverlagerung.de> liefern ausführlichste Taktikanalysen, und auch in sozialen Netzwerken wie Twitter oder Facebook ist der Fußball eine schier unerschöpfliche thematische Ressource.
Die Internationale Auto-Ausstellung (IAA) wurde 2015 mit einer Enzyklopädie beworben, die genau drei Einträge bereithält: ‚Stau‘, ‚Auffahrunfall‘ und ‚Einparken‘. Die mit äußerster Beflissenheit vorgenommene Ausgestaltung dieser Einträge scheint eine Parodie authentischer Nachschlagewerke zu sein, bildet diese jedoch exakter ab, als man zu hoffen wagt.
Horst Seehofer machte nicht den Anfang; er provozierte aber in einem Interview, das er am 16. März 2018 der Bild-Zeitung gab, eine bis heute anhaltende Debatte. Seehofer hielt und hält dieses Interview für so bedeutsam, dass er es auch in den Web-Auftritt seines Ministeriums, des Bundesinnenministeriums, gestellt hat. Der Text hat als Aufhänger einen Satz, der als Äußerung des Ministers gekennzeichnet ist: „Muslime müssen mit uns leben, nicht neben uns“; danach folgt eine Unterüberschrift, die den Minister und vier Themen des Interviews nennt: „Ein Interview mit Bundesinnenminister Horst Seehofer über Abschiebung, Parallelgesellschaften, Integration und Heimat“. Es soll wohl der Eindruck erweckt werden, dass der Minister die Chance bekommt, seine neuen Aufgabenbereiche zu charakterisieren und seine Pläne vorzustellen. Allerdings, der Aufmacher tut kund, was für Seehofer das dringendste Problem ist: Das Verhalten der Muslime in Deutschland, ihr Leben „mit uns“ und nicht „neben uns“, was immer das bedeuten soll.
Am 30. Mai dieses Jahres wird in der Universitätsbibliothek Basel eine kleine Ausstellung eröffnet anlässlich des 250. Todestages von Johann Jakob Spreng (24. 5. 1768), des ersten Professors der Germanistik (deutsche Poesie und Beredtsamkeit) an der Universität. Thema der Ausstellung ist die seit zwei Jahren in Gang befindliche erstmalige Edition des Allgemeinen deutschen Glossariums von J. J. Spreng, das bis vor kurzem in den Katakomben der Universitätsbibliothek zwar wohlbehütet, aber ungedruckt, über 250 Jahre von der Wissenschaft unentdeckt geblieben ist.
Unter Konstruktivismus – in seiner auf Sprache bezogenen Form – wird im Folgenden die Auffassung von der sprachlichen Gebundenheit des Weltzugangs und der wirklichkeitskonstituierenden Kraft der Sprache verstanden. Danach bezeichnen Wörter und Sätze nicht die Dinge an sich, sondern tun dies immer aus einer bestimmten Perspektive. Diese Perspektive ist nicht nur die des individuellen Sprechers, sondern ist auch der Sprache bereits inhärent: Wir eignen uns die Welt entlang der lexikalischen Kategorien und grammatischen Strukturen an, die wir in der Sprache vorfinden und die wir neu in ihr schaffen. Indem Sprache die Dinge der Welt nicht einfach passiv abbildet, sondern unseren geistigen Zugang zu ihnen leitet, prägt sie unser Bild von der Wirklichkeit. In der Trias von Sprache, Denken und Wirklichkeit kommt damit der Sprache das Apriori zu. Je nach Radikalität des linguistischen Konstruktivismus wird diese sprachliche Prägung des Wirklichkeitsbildes als nur in Teilen oder als absolut gegeben verstanden. Im letzteren Fall ist ein Denken‚ an der Sprache vorbei‘, ein sprachfreies Erkennen der Welt, unmöglich.
Nachhaltige Politik? Nachhaltigkeit und nachhaltig im Spiegel der Koalitionsverträge von 1998-2018
(2018)
Nachhaltigkeit und nachhaltig haben sich in den letzten zwei Jahrzehnten als Schlüsselwörter im politischen und gesellschaftlichen Diskurs etabliert. Gleichzeitig war der Versuch verschiedener gesellschaftlicher Gruppen zu registrieren, die Semantik von Nachhaltigkeit und nachhaltig in ihrem je eigenen Sinne zu modellieren. Dieser Beitrag untersucht, inwiefern sich das in den Koalitionsvereinbarungen auf Bundesebene (auch: Koalitionsverträgen) von 1998 bis 2018 spiegelt.
Die F.A.Z. hat in den letzten Monaten mehrere Beiträge von Sprachwissenschaftlern publiziert, die einen Genus-Sexus-Bezug in Abrede stellen und damit das sogenannte generische Maskulinum als geschlechtsübergreifend legitimieren möchten. Dabei wird ignoriert, dass seit den 1990er Jahren über ein Dutzend (psycho-)linguistische Perzeptionsstudien1 durchgeführt wurden, die – mit ganz unterschiedlichen Designs und Methoden – alle zu einem ähnlichen Ergebnis gelangen: Das sogenannte generische (besser: geschlechtsübergreifende) Maskulinum ist eine Fiktion, es ruft mehrheitlich männliche Vorstellungen auf. Dies erkennt man im Alltag daran, dass vermeintlich ‚generische‘ Sätze allzu oft und unauffällig in rein männliche umkippen. Oder anders gesagt: Der Unterschied zwischen sogenanntem generischem und geschlechtsspezifischem
Maskulinum wird nicht beherrscht.
Beim Lesen stolpert man über den unscheinbaren Artikel den. Muss das nicht dem heißen? Richtig. Die lokale Angabe am Stadioneingang und die temporale Angabe am Sonntag stehen im Dativ, wie sich eindeutig an dem definiten Artikel dem erkennen lässt, der hier mit der Präposition an zu am verschmolzen ist. Und der Artikel, der nach dem Komma folgt und den ‚lockere‘ oder
‚lose Apposition‘ genannten Nachtrag einleitet, bezieht sich ebenfalls auf Stadioneingang bzw. Sonntag und sollte mit diesem Bezugsnomen kongruieren, das heißt ebenfalls im Dativ – und nicht wie in den Beispielen in im Akkusativ – stehen.
Im Rahmen der politischen Aufarbeitung der Gewaltexzesse beim Hamburger G20 Gipfel Anfang Juli 2017 war im SPIEGEL online folgende Passage zu lesen:
Mehr als 20.000 Polizisten sollten den Gipfel schützen. [...] Ein Rahmenbefehl regelte ihren Einsatz. ‚Der Schutz und die Sicherheit der Gäste haben höchste Priorität‘, heißt es in dem Dokument, das dem SPIEGEL vorliegt. Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz und Polizeipräsident Ralf Martin Meyer sagen: Der Schutz der Bürger sei nicht nachrangig gewesen.
Als Staatsbürger darf man von den Sicherheitsorganen eines demokratisch verfassten Gemeinwesens wohl Schutz vor Gewaltübergriffen erwarten – ebendies versichern im obigen Zitat Bürgermeister und Polizeipräsident des Stadtstaates. Denn „nicht nachrangig“ kann ja nur bedeuten, dass es keine Entität (Ereignis oder Gegenstand) gibt, die vor dem Schutz der Bürger rangiert.