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Grammatische Strukturen verbinden Systeme des Denkens und Systeme des Sprechens und Zeigens, deren jeweilige Bedingungen kaum zueinander zu passen scheinen. Der Reparaturansatz betrachtet den regulären Umgang mit Übersetzungsproblemen innerhalb des grammatischen Systems und an seinen Schnittstellen als konstitutiv für Expressivität und Ökonomie der Sprache. Reparaturen sind produktive Wiedergutmachungs- und Anpassungsmechanismen, die linguistische Phänomene als Reflex der Kompensation für derivationelle oder interpretative Schäden erklären.
Die in diesem Band zusammengestellten Beiträge behandeln die Zeitlichkeit, Prozessualität und Flüchtigkeit des Gesprächs auf unterschiedlichen Beschreibungsebenen. Von der Prosodie und Syntax (Couper- Kuhlen, Auer, Günthner) über die Gestik (Streeck) bis hin zur Ebene unterschiedlicher konversationeller Aufgaben im Sinne des Formulierens (Dausendschön-Gay/Gülich/Krafft), des Fokussierens (Hausendorf), des Turn-Taking (Mondada), des Erzählens/Erklärens (Quasthoff/Kern) und des Beendens (Selting) wird gezeigt, welche Perspektiven die Prozessualitätsannahme für die Beschreibung sprachlich-kommunikativer Phänomene eröffnet und welcher Art die Ergebnisse sind, die man auf dieser Grundlage erzielen kann. Zudem wird ebenenübergreifend ein besonders eng mit der Prozessualität des Gesprächs verbundenes Merkmal in seiner methodologischen Relevanz hervorgehoben: die Flüchtigkeit gesprochener Sprache (Bergmann).
Wortbildung und Phraseologie
(1997)
Dieser Band enthält Untersuchungen zur Wortbildungs- und Phraseologismusforschung. Im Bereich der Wortbildung werden Adjektiv- und Negationsbildungen durch die Jahrhunderte verfolgt, Wortfamilienwörterbücher aufgearbeitet; semantischen Fragen in der Wortbildung wird nachgegangen und "Fremdes" in der deutschen Wortbildung untersucht. Verbunden werden beide Bereiche durch einen Beitrag zum Zusammenwirken von Wortbildung und Phraseologisierung in bezug auf den Wortschatz.
Im Bereich der Phraseologie wird, neben Fragen des Phraseologismenerwerbs bei Kindern, das Vorkommen von Phraseologismen in Kinder- und Jugendbüchern untersucht, sowie in standardisierten Texten (z. B. Todesanzeigen, Einladungen, Grußanzeigen und Dankesworten; Büttenreden; Frontberichten und -briefen). Kontrastive Untersuchungen – finnisch-deutsch und ungarisch-deutsch – runden den Phraseologiebereich ab.
Große Sprachkorpora sind als empirische Basis für die Arbeit des Linguisten zunehmend wichtig geworden. Dabei gehen die Arbeiten zum Korpusaufbau Hand in Hand mit der Entwicklung immer komfortablerer computerlinguistischer Werkzeuge zur Verwaltung und Analyse großer Datenmengen. Mit dem Fortschritt in den Möglichkeiten der Datenerschließung stellt sich die Frage, wie die Linguistik dies in Erkenntniszuwachs umsetzen kann. Diese aktuelle Frage nach dem Zusammenhang von Datenverfügbarkeit und Wissenszuwachs stand im Zentrum der Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache 2006. Das Jahrbuch Sprachkorpora - Datenmengen und Erkenntnisfortschritt stellt theoretische und methodische Fragen zu Anlage und Nutzung großer Korpora ins Zentrum und behandelt sie aus der Sicht verschiedener linguistischer Teildisziplinen wie Grammatik, Lexik/Lexikographie, Pragmatik/Soziolinguistik und Computerlinguistik/Informatik. Dabei werden anhand von Darstellungen zu aktuellen Projekten die unterschiedlichen Anforderungen an die Zusammensetzung und Aufbereitung von Sprachkorpora und an die Recherchemöglichkeiten ebenso deutlich wie Kernfragen der Methodologie, z.B. nach dem Status des linguistischen Datums selbst oder nach der Verbindung von quantitativen und qualitativen Verfahren.
Dieser Band greift erstmals das Thema ‚Intermedialität‘, das seit einigen Jahren zu einem Leitbegriff der Kulturwissenschaften geworden ist, aus Sicht der Sprachwissenschaft auf. Er zeigt auf, wie tief medienspezifische Gegebenheiten und intermediale Bezüge die Gebrauchsformen von Sprache prägen. Sprache wird in den Beiträgen des Bandes als Spannungsphänomen theoretisiert, für das sowohl die Materialität seiner Erscheinungsformen wie seine medialen und kommunikativen Bezüge auf Nichtsprachliches konstitutiv sind. Zusammenhänge und Konkurrenzen, Eigenart und Austauschbarkeit dieser Formen und Bezüge werden in drei Themenkomplexen diskutiert:
- Die Materialität von Sprache als Stimme und Schrift
- Intermediale Relationen zwischen Text, Bild und Ton in Druckmedien, Film und Internet
- Multimodale und leibvermittelte Kommunikation im Raum.
Die Beiträge des Bandes führen grundlegend in die verschiedenen Facetten der Intermedialität von Sprache ein, diskutieren deren sprachtheoretische Implikationen und präsentieren neueste Forschungsergebnisse.
Dieses Jahrbuch des Instituts für Deutsche Sprache ist dem Jahr der Geisteswissenschaften gewidmet und beleuchtet aus interdisziplinärer Perspektive das Zusammenwirken von cultural und linguistic turn. Die Beiträge aus Linguistik, Kultur- und Kognitionswissenschaft sowie Literatur- und Geschichtswissenschaft zielen darauf ab, die kulturwissenschaftlichen Traditionen der Sprachwissenschaft zu vergegenwärtigen und gleichzeitig den Anschluss der Linguistik an die modernen Forschungsrichtungen der Kulturwissenschaft zu dokumentieren: Hermeneutik, Rhetorik und Lexikographie, Kognitionstheorie und Diskursanalyse werden aus sprachwissenschaftlicher Perspektive diskutiert. Darüber hinaus beleuchten die Beiträge die Folgen des linguistic turn in den Nachbarwissenschaften exemplarisch anhand der Literaturwissenschaft und der Historiographie. Insgesamt präsentiert der Band das Spektrum von Grundlagen, Theorien und Methoden sowie anwendungsbezogene Beispiele einer kulturwissenschaftlichen Linguistik.
Die Beiträge des Bandes konzentrieren sich auf die Fragen: Was umfasst der Begriff 'Standardsprache', wie hat sich die deutsche Standardsprache seit dem 19. Jh. entwickelt, wie ist ihr gegenwärtiger Zustand sprachwissenschaftlich angemessen zu beschreiben und welche längerfristigen Entwicklungstendenzen lassen sich erkennen? Die Antworten reflektieren auch Notwendigkeit und Grenzen von Normativität.
Am 24. Oktober 2002 wurde Prof. Dr. sc. phil. Dieter Herberg, zuletzt Leiter der Arbeitsgruppe Neologismenforschung am Institut für Deutsche Sprache, 65 Jahre alt. Aus diesem Anlass wurde ihm zu Ehren am 25. und 26. Oktober 2002 im IDS ein wissenschaftliches Kolloquium veranstaltet. Unter dem Thema "Wortschatzeinheiten: Aspekte ihrer (Be)schreibung" hielten Kollegen, die Dieter Herberg während seiner Akademie-Jahre in Berlin (1961-1991) und seiner IDS-Jahre in Mannheim (1992-2002) begleitet haben, Vorträge zu verschiedenen Aspekten seiner Hauptarbeitsfelder, der Lexikologie/ Lexikografie und der Orthografie der deutschen Gegenwartssprache. Die Vorträge sind im vorliegenden Band zusammengestellt. Eingeleitet werden sie mit einer Laudatio auf den Jubilar, mit der auch das Kolloquium eröffnet wurde, beschlossen mit dem Schriftenverzeichnis von Dieter Herberg.
Phänomene im Bereich von Valenz, Argumentstruktur, Diathesen, Kollokationen und Phrasemen dienen von jeher zur Bestimmung der Schnittstelle zwischen Lexikon und Grammatik. Mittlerweile sind allerdings grundsätzliche Zweifel an der Berechtigung der sprachtheoretischen Zweiteilung in Lexikon und Grammatik aufgekommen, auch weil die Entwicklungen im Bereich empirischer Methodik einen zunehmend besseren Einblick in die differenzierte Natur sprachlichen Wissens ermöglichen und uns mit semiproduktiven Prozessen, graduellen Kategoriezuordnungen, instabilen sprachlichen Mustern und frequenzgesteuerten Usualisierungen eigentlich regelhafter Strukturen konfrontieren. Die strikte Grenze zwischen der Grammatik als dem Ort des syntaktisch-semantisch Regelhaften und dem Lexikon als dem Repositorium des syntaktisch-semantisch Idiosynkratischen ist damit in Frage gestellt. Die Beiträge des Bandes betrachten den Bereich, wo Regelhaftes und Idiosynkratisches miteinander verwoben sind, sie führen Kontroversen zum Status von Konstruktionen und dem Verhältnis zwischen Lexikon und Grammatik, und sie zeigen, wie empirische Methoden der Korpuslinguistik, Psycho- und Neurolinguistik und Spracherwerbsforschung zur Klärung dieser Kontroversen beitragen.