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Im Zentrum dieser Studie steht eine spezifische Spielart von Code-Switching, die beschrieben und innerhalb des Spektrums der Sprachkontaktphänomene eingeordnet wird, sowie die kommunikative Funktionalität und der interaktionale Wert des Phänomens. Dadurch gliedert sich die Arbeit in die soziopragmatische Sprachkontaktforschung und in die Interaktionslinguistik ein. Die verschiedenen Erscheinungsformen des Phänomens werden sowohl aus der Mikroperspektive, als interaktionales Ereignis, als auch aus der Makroperspektive, als Bestandteil einer kommunikativen Strategie, betrachtet. Zugleich handelt es sich um ein Phänomen, das im sprachlichen Repertoire der Deutschschweiz eine überraschende Erscheinung darstellt, da hier die beiden diglossischen Varietäten Standard und Dialekt in der Regel getrennt voneinander eingesetzt werden. Sein Vorkommen kann anhand von Daten aus verschiedenen Quellen belegt werden. Erklärungen dafür lassen sich in der Variationslinguistik, der Stilforschung und in den Auseinandersetzungen mit kultureller Hybridität finden.
In der vorliegenden Arbeit wird mit ethnografischen, gesprächsanalytischen und gesprächsrhetorischen Methoden der kommunikative Sozialstil der "emanzipatorischen Migranten" untersucht. Ein wesentliches Kennzeichen dieses Milieus von Migranten der zweiten Generation ist, dass seine Akteure offensiv und provokativ mit Rassismen umgehen und sich nicht ethnisch (als "Türken", "Italiener", "Griechen" etc.) definieren. Des Weiteren betrachten sie - neben der dominanten Verwendung des Deutschen als gruppeninterner Kommunikationssprache - (deutschtürkisches) Code-switching und Code-mixing als wichtigen Ausdruck ihrer migrantischen Identität.
Da Potenziale und Konturen von Stilen erst im Kontrast eindeutig hervortreten, werden diese Befunde mit der kommunikativen Praxis einer anderen Sozialwelt von Migranten der zweiten Generation verglichen, derjenigen der "akademischen Europatürken". Hierbei zeigt sich, dass dieses sich ethnisch und als "Elite" der türkischen Migranten definierende Milieu moderat auf Diskriminierungen reagiert und deutsch-türkische Sprachvariation als Ausdruck von "Halbsprachigkeit" ablehnt.
This is the first comprehensive volume to compare the sociolinguistic situations of minorities in Russia and in Western Europe. As such, it provides insight into language policies, the ethnolinguistic vitality and the struggle for reversal of language shift, language revitalization and empowerment of minorities in Russia and the European Union. The volume shows that, even though largely unknown to a broader English-reading audience, the linguistic composition of Russia is by no means less diverse than multilingualism in the EU. It is therefore a valuable introduction into the historical backgrounds and current linguistic, social and legal affairs with regard to Russia’s manifold ethnic and linguistic minorities, mirrored on the discussion of recent issues in a number of well-known Western European minority situations.
This edited collection provides an overview of linguistic diversity, societal discourses and interaction between majorities and minorities in the Baltic States. It presents a wide range of methods and research paradigms including folk linguistics, discourse analysis, narrative analyses, code alternation, ethnographic observations, language learning motivation, languages in education and language acquisition. Grouped thematically, its chapters examine regional varieties and minority languages (Latgalian, Võro, urban dialects in Lithuania, Polish in Lithuania); the integration of the Russian language and its speakers; and the role of international languages like English in Baltic societies. The editors’ introductory and concluding chapters provide a comparative perspective that situates these issues within the particular history of the region and broader debates on language and nationalism at a time of both increased globalization and ethno-regionalism. This book will appeal in particular to students and scholars of multilingualism, sociolinguistics, language discourses and language policy, and provide a valuable resource for researchers focusing on Baltic States, Northern Europe and the post-Soviet world in the related fields of history, political science, sociology and anthropology.
Die "türkischen Powergirls". Lebenswelt und kommunikativer Stil einer Migrantinnengruppe in Mannheim
(2008)
Die ethnografisch-soziostilistische Fallstudie bietet einen umfassenden Einblick in die Lebenswelt, die sozialen Orientierungen und das Ausdrucksverhalten junger Migrantinnen in Mannheim, die sich "türkische Powergirls" nennen.
Die ethnografische Beschreibung des Migrantenstadtteils bildet den Rahmen für die Rekonstruktion des Entwicklungsprozesses von der ethnischen Jugendclique zu einer Gruppe sozial erfolgreicher junger Frauen. Dieser Prozess ist typisch für junge Migrantinnen in Deutschland, die in Auseinandersetzung mit relevanten Bezugswelten, der Welt der türkischen Gemeinschaft und der Welt der deutschen (Bildungs-)Institutionen, einen eigenständigen Weg zu finden versuchen. Das Selbstbild, das die Mädchen in diesem Prozess entwickeln, bildet die Bezugsgröße für ihren Kommunikationsstil.
Der zentrale Teil des Buches beschreibt diesen Stil, den derb-drastischen Umgangston, den schnellen Wechsel zwischen Deutsch und Türkisch und den virtuosen Gebrauch verschiedener Varietäten zum symbolischen Verweis auf soziale Kategorien, und zeigt, wie sich der Stil im Prozess des Erwachsenwerdens und in Reaktion auf neue Lebensumstände und (Bildungs-)Anforderungen allmählich verändert.
Die Beitragenden des Bandes untersuchen, wie sich unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen in vorwiegend asymmetrischen Sprachkontaktsituationen unterschiedliche mischsprachliche Verhältnisse wie Code-Switching, Code-Mixing und Code-Oszillationen herausbilden und in situierter Kommunikation, in literarischen Verarbeitungen und in Zeugnissen metasprachlicher Reflexion zeigen.
Allen Beiträgen liegt die gemeinsame Fragestellung nach den polykulturellen und/oder mehrsprachigen Selbstverständnissen zu Grunde. Diese manifestieren sich nicht nur in diskursiven Formen des Neben- und Miteinanders von Sprachen, sondern auch im hybriden Ineinander, mithin in eigenständigen Codes aus eigenem Recht heraus. Urbane, migrationsbedingte Sprachkonstellationen stehen im Vordergrund. Fallstudien exemplifizieren den deutsch-türkischen, deutsch-sizilianischen und deutsch-russischen, aber auch den deutsch-amerikanischen und englisch-französischen Sprachkontakt.
Die Autorinnen und Autoren des Bandes, die aus verschiedenen Ländern stammen und zum Teil über eigene Migrationserfahrungen verfügen, forschen seit Jahren auf dem Gebiet gesellschaftlicher Mehr- und Anderssprachigkeit. Methodologisch sind die meisten soziolinguistisch und gesprächsanalytisch ausgerichtet. So ist eine lebensnahe wissenschaftliche Reflexion aktueller Probleme von Vielsprachigkeit entstanden, die die Durchlässigkeit und interaktive Verfasstheit von sprachlichen und kulturellen Grenzen aufzeigt.
The book investigates the diachronic dimension of contact-induced language change based on empirical data from Pennsylvania German (PG), a variety of German in long-term contact with English. Written data published in local print media from Pennsylvania (USA) between 1868 and 1992 are analyzed with respect to semantic changes in the argument structure of verbs, the use of impersonal constructions, word order changes in subordinate clauses and in prepositional phrase constructions.
The research objective is to trace language change based on diachronic empirical data, and to assess whether existing models of language contact make provisions to cover the long-term developments found in PG. The focus of the study is thus twofold: first, it provides a detailed analysis of selected semantic and syntactic changes in Pennsylvania German, and second, it links the empirical findings to theoretical approaches to language contact.
Previous investigations of PG have drawn a more or less static, rather than dynamic, picture of this contact variety. The present study explores how the dynamics of language contact can bring about language mixing, borrowing, and, eventually, language change, taking into account psycholinguistic processes in (the head of) the bilingual speaker.
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, wie Sprachvariation in Gesprächen in sozialsymbolisierender Funktion eingesetzt wird. Sie entstand vor dem Hintergrund der ethnographisch-soziolinguistischen Stadtsprachenforschung im Rahmen des Projekts "Kommunikation in der Stadt" von Inken Keim und Werner Kallmeyer, das sich mit dem Kommunikationsverhalten von Zugehörigen unterschiedlicher sozialer Milieus der Mannheimer Bevölkerung beschäftigt und unter anderem die sozial bedeutsame Verwendung von Sprachvariation analysiert. Bei der hier betrachteten Sprachvariation handelt es sich um die Variation zwischen Standard und dem Saarlouiser Dialekt, der zu den moselfränkischen Dialekten zählt. Ziel dieser Arbeit ist es, festzustellen, ob und wie sprachliche Symbolisierungen mit Hilfe von Sprachvariation gebildet werden. Es wird untersucht, wie bestimmte soziale Kategorien in der Selbst- und Fremddarstellung der Sprecher im Erzählen oder im Gespräch durch Sprachvariation ausgedrückt werden können und wie diese bewertet werden.