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Das sprachlich-kommunikative Verhalten einer nordbayerischen kommunalpolitischen Frauengruppe ist Untersuchungsgegenstand dieser gesprächsanalytischen Studie. Ethnographien der Kommunikation zeichnen ein „Portrait“ des kommunikativen sozialen Stils einer Interaktionsgemeinschaft und bringen Erkenntnisse über Strategien der Beziehungsarbeit sowie der Selbst- und Fremddarstellung hervor. Übergreifende Konzepte wie das Face, die Modalität und die Frage nach präferierten Themen und Aktivitätstypen werden für die Analyse herangezogen. Elemente „professioneller“ Interaktion (Sitzungsleitung, Tagesordnung, Regeln der Rederechtsvergabe) mischen sich bei der untersuchten Gruppe mit einem freundschaftlich-privaten und scherzhaften „Umgangston“ sowie mit Eigenheiten weiblichen Kommunikationsverhaltens. Dabei referieren die Beteiligten auf ihre geteilte Lebenswelt, ihre gemeinsamen Werte und Ziele und entwickeln einen sozialen Stil des Sprechens, der sowohl Integrationsfaktor, als auch Strategie zur Bewältigung der spezifischen Lebensanforderungen ist.
Die Studie untersucht die Formen, Funktionalität und Relevanz von binnensprachlichen Variationsphänomenen im schwäbischen Dialektraum anhand der Sprachgebrauchspraktiken in einer neunten Klasse eines Gymnasiums in Ulm. Im Mittelpunkt stehen der Gebrauch koexistenter sprachlicher Formen mit unterschiedlicher Nähe oder Distanz zu den Polen Standard und Dialekt des sprachlichen Kontinuums und daraus ableitbare Hinweise auf die Varietätentektonik im untersuchten Sprachraum. Durch die Kombination von quantitativ und qualitativ orientierten Analyseverfahren werden die Zusammenhänge von formalen Mustern und funktionalen Möglichkeiten von Sprachvariation greifbar gemacht. Dabei wird deutlich, dass der variative Gebrauch der sprachlichen Formen bei den untersuchten Sprechern strukturiert ist und als interaktionskonstitutive linguistische Ressource in Bezug zu unterschiedlichen situativen Kommunikationsanforderungen an die Lehrer und Schüler steht.
Lexikalische Diskurspartikeln wie ‚gut‘, ‚schön‘, ‚genau‘, ‚richtig‘, ‚klar‘ etc. mit Äquivalenten in anderen Wortklassen (z.B. als Adjektive) und einem inhärenten semantischen Gehalt sind ein häufiges Phänomen in der gesprochenen Sprache. In ihrem vielfältigen, feinnuancierten Gebrauch tragen sie maßgeblich zur Organisation von Gesprächen bei. Der Fokus dieser empirischen interaktionslinguistischen Untersuchung liegt auf der detaillierten Beschreibung des Formen- und Funktionsspektrums sowie der Verwendungspraktiken von ‚gut‘ und ‚schön‘. Dabei werden funktionale, sequenzielle, prosodische und kombinatorische Regelhaftigkeiten aufgezeigt sowie das Verhältnis zwischen ‚gut/schön‘ und ihren Pendants als Adjektiven diskutiert. Die Verwendungsmerkmale und -bereiche der Diskurspartikeln werden zudem mit prädikativen Formen mit ‚gut/schön‘ verglichen, um die Spezifika und Leistungsfähigkeit von lexikalischen Diskurspartikeln aufzuzeigen und die Formate im Hinblick auf Pragmatikalisierung zu diskutieren.
Dieses Buch stellt die Gesprächsanalyse als Methodik zur Erforschung linguistischer Fragestellungen dar. Ihr Ziel ist die umfassende Analyse sprachlicher Phänomene in ihren formalen, funktionalen und kontextuellen Dimensionen. Grundlegende Eigenschaften der verbalen Interaktion werden zunächst auf ihre sprachtheoretischen Konsequenzen befragt. Sodann werden aus ihnen methodologische Prinzipien für die Erhebung und Analyse von Gesprächskorpora entwickelt. Das methodische Vorgehen wird an einer grammatischen und einer semantischen Fragestellung demonstriert. Untersucht werden freie Infinitivkonstruktionen im gesprochenen Deutsch und die Effekte von Kontrastierungsaktivitäten auf die Semantik von Ausdrücken im Gespräch. Theoretische Basis bildet hier die Integration der Gesprächsanalyse mit der construction grammar und der kognitiven Linguistik.
Spontan kreierte Okkasionalismen sind rekurrenter Bestandteil verbaler Interaktionen. Vor dem Hintergrund, dass die Bedeutung von Okkasionalismen nicht konventionalisiert und damit potenziell unbekannt ist, untersucht der vorliegende Beitrag aus gesprächsanalytischer Perspektive die Frage, unter welchen Bedingungen die Bedeutung okkasioneller Ausdrücke in Folgeäußerungen selbstinitiiert oder fremdinitiiert erklärt wird und wann dies nicht der Fall ist. Es zeigt sich, dass die überwältigende Mehrheit der 1.068 analysierten Okkasionalismen aus verschiedenen Gründen kein Verstehensproblem darstellt. Wird die Bedeutung eines Okkasionalismus dennoch selbstinitiiert erklärt, dient dies oft anderen Zwecken als der Verstehenssicherung. Wird dagegen die Bedeutung eines nicht problemlos erschließbaren Okkasionalismus nicht unmittelbar selbstinitiiert erläutert, dient der ‚rätselhafte‘ Ausdruck als interaktive Ressource dazu, Rezipient/-innen neugierig zu machen, Nachfragen zu elizitieren und damit Folgeäußerungen zu lizenzieren.
Dieser Beitrag analysiert, wie sich Verbosität als Widerstandsphänomen sprachlich-interaktional manifestiert. Widerstand gilt in der psychodynamischen Therapie als Schutzfunktion der Patienten vor Veränderung, die den Fortschritt der Therapie hemmt, ist aus therapeutischer Sicht jedoch ein wertvoller Indikator für dahinterliegende, bedeutungsvolle Erfahrungen der Patienten. Gegenstand der Analyse sind drei Fallbeispiele aufgezeichneter ambulanter, psychodynamischer Therapiesitzungen. Die folgenden Merkmale von Verbosität sind Ergebnisse der Untersuchung: a) eine Themenverschiebung zu Beginn der jeweiligen Erzählung; b) Erzählgegenstand sind dritte, nicht anwesende Personen und/oder alltägliche Begebenheiten; c) Emotionen werden wenig oder gar nicht thematisiert; d) die Erzählungen weisen einen hohen Detailliertheitsgrad auf. Therapeuten behandeln die Erzählungen nur implizit als verbos durch eine zunächst abwartende Haltung, wenig bis keine Nachfragen sowie die Thematisierung von Emotionen und der Bedeutung des Gesagten für die Patienten selbst. Außerdem lenken sie das Gespräch auf die Patienten bzw. auf das vorherige Gesprächsthema oder übertragen die erzählte Geschichte auf die aktuelle Gesprächssituation.
Bisherige linguistische Studien zum mündlichen Erzählen beziehen sich vornehmlich auf die Beschreibung verbaler und vokaler Verfahren. Erzählen findet jedoch häufig unter den Bedingungen der zeitlich-räumlichen Ko-Präsenz der SprecherInnen statt, die den Gebrauch von körperlichen und materiellen Ressourcen ermöglicht. Der vorliegende einleitende Beitrag des Themenheftes modelliert Erzählen daher als körpergebundene und verkörperlichte Praktik, die es im Rahmen von interaktionalen und sequenzorientierten Analyseansätzen zu beschreiben gilt. Im Anschluss an die Darstellung von Entwicklungslinien der soziolinguistischen und interaktional-gesprächsanalytischen Untersuchung konversationellen Erzählens wird ein Überblick über bisherige Befunde zur multimodalen Ausgestaltung des Erzählens in der face-to-face-Interaktion gegeben. Abschließend werden grundlegende Fragestellungen skizziert, deren Beantwortung im Rahmen einer multimodalen Erzählanalyse die tatsächliche Alltagspraxis des Erzählens umfassender zu erschließen vermag.
Soziale Ordnung wird im alltäglichen gesellschaftlichen Miteinander hergestellt, wobei Sprache und kommunikative Handlungen die zentrale Rolle spielen. Durch Rückgriff auf verfestigte Muster können Interagierende die Koordination von Gesprächssituationen erheblich entlasten. Hierbei kann im Sinne eines praxistheoretischen Ansatzes von sozialen Praktiken gesprochen werden, die im gesellschaftlichen Handeln verankert sind und durch die soziale Wirklichkeit reflexiv hergestellt wird. Die Beiträge beschreiben solche sozialen Praktiken unter gesprächs- und/oder gattungsanalytischen Gesichtspunkten anhand unterschiedlicher Interaktionssituationen: In der Face-to-Face-Interaktion werden kommunikative Muster in Yogastunden, Gassigesprächen und Alltagskommunikation in den Blick genommen. Zudem werden anhand medial vermittelter Daten Pferde-Galopprennen-Live-Kommentare und die redebegleitende Geste Air Quote, Shitstorms und Bild-Makros auf Facebook sowie die Scherzkommunikation in WhatsApp-Gruppenchats diskutiert.
Zunehmend werden Videos und ihre Präsentation für die gesprächsanalytische Arbeitspraxis wichtig. Dieser Beitrag gibt praxisorientierte Hilfestellungen für die Einbettung von Audio- und Videodateien in Microsoft Powerpoint 2003 unter Windows XP, geht auf unterschiedliche Dateitypen ein und stellt Software zum Konvertieren und Editieren von Videodateien vor. Als besonders elaborierte Präsentationstechnik wird Screenrecording-Software beschrieben, mit der Bildschirmfilme von Abläufen z.B. in Transkriptionssoftware erstellt werden können, um so Video, Transkript und Analyse simultan in Powerpoint darzustellen.