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Einstellungen und Meinungen prägen das menschliche Handeln; auch die Sprache, die einen zentralen Anker der menschlichen Identität bildet, ist davon betroffen. Der vorliegende Band präsentiert die Ergebnisse eines interdisziplinären Forschungsprojekts zu aktuellen Spracheinstellungen in Deutschland aus sprachwissenschaftlicher und aus sozialpsychologischer Sicht. Mentale Konzepte von Dialekten werden dabei ebenso besprochen wie Bewertungen von Deutsch und anderen Sprachen, Stereotype und Eigen- und Fremdbewertungen.
Des Weiteren wird in einer Sprachstandserhebung die Stellung der deutschen Sprache in Deutschland in der Zusammenschau mehrerer einschlägiger Daten und Statistiken, etwa zur Stellung des Deutschen an Schulen und Hochschulen oder zu deutschsprachigen Medien, dokumentiert.
Der Band bietet damit die bislang erste umfassende Darstellung von Einstellungen zum Deutschen, zu Varietäten des Deutschen, zu anderen Sprachen und zu Sprechern dieser Sprachen und Varietäten.
Vorwort
(1997)
Seit dem Anwerbestopp für ausländische Arbeitskräfte 1973 gehört die Migration in Verbindung mit einer Heirat zur wichtigsten Form der türkischen Zuwanderung. Sie kann viele unterschiedliche Gründe haben. Die vorliegende Studie ist eine ethnografisch-soziolinguistische und biografieanalytische Pilotstudie zu diesem noch wenig erforschten gesellschaftlichen Bereich, der in den letzten Jahren in den Fokus sozial- und bildungspolitischer Debatten kam. Die Autorinnen zeichnen ein differenziertes, vielgestaltiges Bild über die Lebensrealität türkischer Frauen, das in maximalem Kontrast zu gängigen Stereotypen und Vorurteilen steht und einen Beitrag zur Versachlichung der Integrationsdiskussion leisten kann.
Die Beitragenden des Bandes untersuchen, wie sich unter bestimmten gesellschaftlichen Bedingungen in vorwiegend asymmetrischen Sprachkontaktsituationen unterschiedliche mischsprachliche Verhältnisse wie Code-Switching, Code-Mixing und Code-Oszillationen herausbilden und in situierter Kommunikation, in literarischen Verarbeitungen und in Zeugnissen metasprachlicher Reflexion zeigen.
Allen Beiträgen liegt die gemeinsame Fragestellung nach den polykulturellen und/oder mehrsprachigen Selbstverständnissen zu Grunde. Diese manifestieren sich nicht nur in diskursiven Formen des Neben- und Miteinanders von Sprachen, sondern auch im hybriden Ineinander, mithin in eigenständigen Codes aus eigenem Recht heraus. Urbane, migrationsbedingte Sprachkonstellationen stehen im Vordergrund. Fallstudien exemplifizieren den deutsch-türkischen, deutsch-sizilianischen und deutsch-russischen, aber auch den deutsch-amerikanischen und englisch-französischen Sprachkontakt.
Die Autorinnen und Autoren des Bandes, die aus verschiedenen Ländern stammen und zum Teil über eigene Migrationserfahrungen verfügen, forschen seit Jahren auf dem Gebiet gesellschaftlicher Mehr- und Anderssprachigkeit. Methodologisch sind die meisten soziolinguistisch und gesprächsanalytisch ausgerichtet. So ist eine lebensnahe wissenschaftliche Reflexion aktueller Probleme von Vielsprachigkeit entstanden, die die Durchlässigkeit und interaktive Verfasstheit von sprachlichen und kulturellen Grenzen aufzeigt.
Der aus neun Aufsätzen von polnischen und deutschen Autorinnen und Autoren bestehende Band ist – in Anbetracht der politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Mittel- und Osteuropa – ein längst überfälliger wissenschaftlicher Beitrag zur Analyse deutsch-polnischer Kontakte. Die Beiträge gehen mit unterschiedlichen (Gesprächsanalyse, Biographieanalyse, linguistische Textanalyse und kulturgeschichtliche Fotoanalyse) der Frage nach, wie sich der aktuelle Kontakt zwischen Deutschen und Polen gestaltet und welche Rolle die problematische gemeinsame Geschichte dabei spielt.
Auf der Grundlage authentischer Gespräche zwischen Deutschen und Polen im Rahmen eines vierwöchigen Sommerkurses an der Universität Poznan und Interviews mit verschiedenen Teilnehmern werden die Rolle von Vorurteilen und kulturspezifischen Erwartungen für das wechselseitige Verständnis untersucht und die Möglichkeiten und Fallstricke der Kulturvermittlung beschrieben.
Biographie- und fotoanalytische Beiträge liefern Einblicke in die Probleme der biographischen Entwicklungen von Menschen, die im deutsch-polnischen Spannungsverhältnis der Kriegsjahre aufgewachsen oder durch diese geprägt worden sind. Sie liefern für das Verständnis des Verhaltens in den aktuellen Kontaktsituationen wichtige Hintergrundinformationen.
Hauptinteressenten: Sprachwissenschaftler, Kulturwissenschaftler, Politologen, Soziologen, Sozialpsychologen, Pädagogen, Sozialarbeiter im Bereich Jugendaustausch, Kulturvermittler, Historiker (bes. Zeitgeschichte), Journalisten, Lehrer der entsprechenden Fächer
Einleitung
(1997)