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Handschrift ist ein alltägliches Phänomen – sie begegnet uns in der Schule, auf Einkaufszetteln oder auch als Unterschrift. Über die grammatischen und insbesondere die graphematischen Grundlagen der Handschrift wissen wir allerdings nur wenig. Dabei bieten Handschriften mehr Variationsmöglichkeiten als etwa Druckschriften und können deshalb mehr grammatische Strukturen sichtbar machen, als dies in gedruckten Texten der Fall ist.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass strukturelle Eigenheiten einer Handschrift oft mit grammatischen Eigenheiten zusammenfallen, etwa durch die Markierung komplexer Grapheme, Silben-, Morphem- und Fußgrenzen oder auch durch die Auszeichnung bestimmter Buchstabenformen wie ‹e›, wenn es mit Schwa korrespondiert. Dazu werden Abituraufsätze untersucht, graphetisch und grammatisch annotiert und ausgewertet.
In diesem Aufsätz wird anhand von überwiegend deutschen Beispielen gezeigt, daß sich phonotaktische Beschränkungen sowohl auf die Silbe als auch auf das Morphem beziehen können. Es wird die Hypothese aufgestellt, daß nur die Beschränkungen, die das Morphem als Domäne haben, Ausnahmen zulassen können.
Im Folgenden werten wir Daten zu jeweils zehn Lexemen von mehreren hundert Sprechern aus, um die Realisierungspraxis von hiatfähigen Silbengrenzen im Gebrauchsstandard empirisch aus regionaler und sozialer Perspektive darzustellen. Wir stellen die Ergebnisse in Zusammenhang mit der Entstehung des Neuhochdeutschen unter Substratwirkung des Niederdeutschen und zeigen, was dies für die Hypothese eines typologischen Wandels des Deutschen von einer Silben- zu einer Wortsprache nach sich zieht.